Newsletter 07 - Soziologische Begleitforschung

Liebe Leserin, lieber Leser,

Der heutige Newsletter ist der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung gewidmet. Erfahren Sie mehr über das „Was“ und „Wie“ von den Kollegen. An dieser Stelle schon einmal viel Vergnügen beim Lesen und viele Grüße bis zur nächsten Ausgabe des Newsletters Ende dieses Jahres. 

Ihr Team der Begleitforschung

Architektursoziologische Evaluierung der Modellvorhaben

Um Kenntnisse darüber zu gewinnen, welche Wohnqualitäten die Modellvorhaben im Vario-Wohnen-Programm für die Nutzer bieten und wie das gemeinschaftliche Wohnen wahrgenommen wird, hat das BBSR eine sozialwissenschaftliche Begleitforschung initiiert. Das Team der architektursoziologischen Begleitforschung besteht aus Prof. Dr. Bernd Wegener und Dipl. Soz. Moritz Fedkenheuer (Survey Research & Evaluation, Berlin, und Humboldt-Universität Berlin) sowie Dipl. Arch. Hans Drexler (DGJ Architektur GmbH, Frankfurt a. M.). Im Folgenden stellen die drei Forscher ihr Konzept zur architektursoziologischen Evaluierung vor.
 
 
Aufgabenstellung
 
Das BBSR hat die Arbeitsgemeinschaft SR&E und DGJ Architektur1 damit beauftragt, im Rahmen einer Post-Occupancy-Evaluation (POE) die Vario-Modellprojekte architektursoziologisch zu untersuchen. Die gebauten und bezogenen Gebäude sollen aus der Nutzer- und Betreiberperspektive - insbesondere bezüglich ihres Einflusses auf Wohnqualität und Gemeinschaftsentwicklung - bewertet werden. Ziel ist es, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Konzepte herauszuarbeiten und auf der Basis der Evaluation einen Leitfaden für die Entwicklung von Gemeinschaftsunterkünften zu erstellen. 

Die Arbeitsgemeinschaft SR&E und DGJ Architektur besteht aus einem interdisziplinären Forscherteam aus Architekten und Sozialwissenschaftlern. Sie führen seit vielen Jahren im Bereich nachhaltiger und nutzerorientierter Wohnarchitektur gemeinsame Projekte durch. Zugrunde liegt die Überzeugung, dass das Wohnen der Zukunft nicht nur ressourcensparend, sondern auch bewohnerfreundlich gestaltet sein muss. Dabei gewinnt gemeinschaftliches Wohnen als Wohnform Bedeutung sowohl gesellschaftspolitisch, um der Vereinzelung und schwindenden Solidarität in einer zunehmend individualisierten Welt entgegenzutreten, als auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten.2 Evaluation der realisierten Entwürfe der Vario-Projekte heißt entsprechend, dass der Einfluss der architektonischen Form auf das gemeinschaftliche Wohnen untersucht wird.
 
 
Personen-Gebäude-Interaktion
 
Anders als bei herkömmlicher Programmevaluation, bei der Effizienzgesichtspunkte im Vordergrund stehen, geht es hier also um die Wirkung auf eine bestimmte Lebensform - das Zusammenleben in Gemeinschaft - die von der gebauten Umwelt entweder begünstigt oder behindert werden kann. Die Konsequenz daraus ist, dass wir etwas über den Charakter von Wohngemeinschaften wissen müssen, um die Evaluation der Modellvorhaben in Angriff nehmen zu können. Es geht um die Präferenzen der Bewohner, ihr Wohlbefinden beim Wohnen. Für die Bewertung müssen wir diese Präferenzen im Ansatz erklären können. D. h. wir brauchen eine Theorie des gemeinschaftlichen Wohnens, aus der sich die Bedingungen für die Akzeptanz der Nutzer ableiten lassen. Die architektonische Gestalt des Gebäudes, der Raumzuschnitt, Möblierung, Vorkehrungen für Privatheit und eine große Fülle weiterer äußerer Funktionen sind kausalrelevante Determinanten im Rahmen einer solchen Theorie. Aber eben auch die „weichen“ Charakteristiken, die sozialen Merkmale der Gruppe selbst, die gemeinschaftlich zusammenlebt, sind zu berücksichtigen. Erst beides zusammen - die durch das Gebäude gegebenen Funktionen und die Gemeinschaftseigenschaften - bestimmt die Qualität des gemeinschaftlichen Wohnens.
 
 
Theorie
 
Als theoretisches Schema für die Rekonstruktion dieser doppelten Determination übernehmen wir aus der anthropologischen Kulturtheorie das sog. Grid-group-Paradigma. Begrifflich unterscheidet das Schema zwei Strukturmomente beim Wohnen (Tabelle 1): die starken oder schwachen Funktionen (starr/flexibel) und die starke und schwache Ausprägung von Gemeinschaft (privat/öffentlich). Die Kombinationen dieser Dimensionen bestimmen jeweils die Präferenzen und das gemeinschaftsbezogene Verhalten der Bewohner. Angewendet auf die Dimensionen „Funktion“ und „Gemeinschaft“ erhalten wir als grobe Typengliederung vier Varianten des gemeinschaftlichen Wohnens: traditionelles, unkonventionelles, individualistisches und isoliertes Wohnen.3 An dieser Systematik orientieren sich die Operationalisierungen für die Evaluation des gemeinschaftlichen Wohnens in unserem Projekt. Als Beispiele erwähnt das abgebildete Schema die Wohngemeinschaft für den traditionellen Fall; Cluster-Wohnung (shared space) mit großen öffentlichen und minimalen privaten Bereichen als unkonventionelle Wohnform; Flurgemeinschaften für das individualistische Wohnen; und kleine Apartments (Mikroapartments) als Ausdruck des isolierten Wohnens.

Untersuchungsgegenstände der Evaluation
 
Wir übersetzen die Logik unserer theoretischen Systematik (Tabelle 1) in die konkreten Konzepte, die die Evaluationsgegenstände der Variowohnungen bilden. Sie ergeben sich aus den Kombinationen der Ausprägungen von „Gemeinschaft“ und „Funktion“, so dass wir sie stichwortartig wie folgt gliedern: 
In Bezug auf Gemeinschaft: eine Gemeinschaftstypologie, die Entwicklung und Struktur von Wohngemeinschaften, Wohnbedürfnisse, Nutzertypen, deren Wohnzufriedenheit und das Housing Wellbeing
in Bezug auf Funktion: eine Gebäudetypologie, die materielle Umgebung, Nachhaltigkeitsbewertung, Raumnutzung, Aneignung, bauliche Flexibilität
in Bezug auf beide Bereiche: die Wechselwirkung zwischen Wohnraum und Bewohnern
Quer zu diesen drei in sich komplexen Themenblöcken stehen die beteiligten Akteursgruppen des Programms: die Nutzer, die Betreiber, die Planer. Daraus ergeben sich jeweils spezifische Sichtweisen, die im Rahmen der Analyse aufeinander bezogen werden müssen. Für die Nutzer stehen Fragen der Wohnzufriedenheit und Akzeptanz im Vordergrund. Ihre Wohnbedürfnisse richten sich auf die soziale Teilhabe an der Gemeinschaft, die räumliche Aneignung sowie insbesondere auf die Abgrenzung ihrer Privatsphäre. Für die Betreiber der Einrichtungen ist die Nutzerperspektive nur eine unter mehreren. Betreiber müssen insbesondere auch die ökonomischen und organisatorischen Erfordernisse mitberücksichtigen. In Bezug auf die Planer der Projekte schließlich kann überprüft werden, inwieweit deren ursprüngliche Absichten sich haben umsetzen lassen und ob sie von den Nutzern akzeptiert werden.
 
Merkmale der Evaluation
 
Es handelt sich um eine externe Evaluation (d. h. die Förderinstitution nimmt keinen Einfluss). Vom Ablauf her ist sie summativ, findet also nach der Produkterstellung und ersten Nutzung statt.4 Außerdem hat die Evaluation zwei formale Ziele: die Einzelbewertungen der Objekte und ihre Vergleiche und die Formulierung von Handlungsempfehlungen. Damit sind zwei Evaluationszwecke gegeben: 1. die Verbreiterung der Wissensbasis, 2. die Entwicklung von Planungsstrategien. 

Die Bewertungskriterien für die Evaluation ergeben sich aus den beiden Teilaspekten: die Qualität des Lebens in den Gemeinschaftswohnungen und der Prozess des Betriebs und der Planung der Objekte. Die entsprechenden Kriterien: Nutzerzufriedenheit beim Gemeinschaftswohnen, Funktionalität im Betrieb und Planungseffizienz, müssen diskutiert, konkretisiert und formuliert werden. Schließlich gehört zur Evaluation ein Evaluationsmodell. Wie und mit welchen Methoden werden die Daten für die Bewertung erhoben? Unser Evaluationsmodell umfasst sieben Module zur schrittweisen Abarbeitung:
- Sichtung der Roh- und Sekundärdaten
- Austausch mit den Projekten
- Klassifizierung der Planungs- und Betriebskonzepte
- Erster Besuch der Gebäude (Vollerhebung)
- Onlinebefragung
- Zweiter Besuch der Gebäude (Unterstichprobe)
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen
- Untersuchungsplan und Methoden


Die Schritte dieser Module werden durch unterschiedliche Methoden der Datenerhebung und -auswertung geprägt. Die Evaluation erfolgt schwerpunktmäßig aus der Perspektive der Nutzer. Diese werden mittels Onlinebefragung, persönlicher Interviews, Gruppendiskussionen und während Besuchen vor Ort nach ihren Erfahrungen und Einschätzungen gefragt. Außerdem werden die Merkmale der Gebäude und funktionale Aspekte erfasst und grafisch verarbeitet. Schließlich sollen auch die Betreiber und Planer in Workshops aus ihrer Perspektive berichten und ihre Expertise mit dem Evaluationsteam teilen. Dies geschieht in fokussierten Gruppendiskussionen. 

In Vorprojekten wurden für diese verschiedenen Aufgaben spezielle interdisziplinäre Wohnforschungsmethoden entwickelt.5 Zusammen erfüllen sie das wissenschaftstheoretische Kriterium der Triangulation, d. h. es handelt sich um eine Strategie, bei der ganz verschiedene Methoden zur Anwendung kommen und einen unterschiedlichen Zugang zu den zu untersuchenden Phänomenen ermöglichen - vor allem in der Kombination aus quantitativer und qualitativer Datenerfassung und Interpretation.6 Zehn verschiedene Methodenansätze kommen in unser Evaluation zum Einsatz: 

(1) Da ist zunächst die Nachhaltigkeitsbewertung, für die wir das System NaWoh des Nachhaltigkeit im Wohnungsbau e.V. verwenden.7 Auf der Basis der zur Verfügung stehenden Daten sollen wohnspezifische Auswertungen vorgenommen werden, die einen Vergleich der baulichen Voraussetzungen der Gebäude für das gemeinschaftliche Zusammenleben zulassen.

(2) Unter Suffizienzgesichtspunkten kann anhand der Planunterlagen zeichnerisch ermittelt werden, in welchen Verhältnissen die einzelnen Flächen zu einander stehen (Flächen- und Raumanalyse). Die folgenden Flächenzusammenhänge sind interessant: die Wohn- und Gemeinschaftsfläche pro Person, das Verhältnis von gemeinschaftlich genutzter Fläche zu den Individualflächen sowie die Außenflächen und Außenräume.

(3) Eine Begehung der Gebäude und ausgewählter Privaträume dient zur Erfassung der Aneignung (Raumnutzung). Dazu werden neben Fotografien vor allem Skizzen und Zeichnungen eingesetzt, die teils vor Ort und teils basierend auf den Fotografien erarbeitet werden. In Grundrissen und Innenansichten werden sämtliche Gegenstände innerhalb des Raums beschrieben - angefangen von der Struktur (Wände, Fenster, Türen), den eingebauten Möbeln (Küchen, Bäder, Einbauschränke), der beweglichen Möblierung (Sessel, Stühle, Betten, Tische) bis hin zu den persönlichen Utensilien in einem Raum (Unterlagen, Bücher, Dekoration).8

(4) Für die Zielsetzung der Evaluation und die Bewertung der realisierten Raumkonzepte ist es von entscheidender Bedeutung, wie die untersuchten Gebäude und insbesondere die Gemeinschaftsbereiche von den Bewohnern im Alltag genutzt werden. Mit einer kategorienbasierten Protokollierung durch teilnehmende Beobachtung wird die Nutzung der Gemeinschaftsräume durch die Nutzer systematisch erfasst.

(5) Darüber hinaus werden leitfaden-gestützte Interviews zu den Aktivitäten und der Aneignung der Räume durch die Nutzer und die Ausgestaltung der Gemeinschaft geführt. Auf der Basis der Daten aus den Voruntersuchungen wurde eine Systematik für die Aktivitäten- und Gemeinschaftsklassifizierung entwickelt. Sie basiert auf einem inhaltsanalytischen Schlüsselsystem für die Vercodung der Interviews nach den folgenden Bewertungsdimensionen: Vergemeinschaftung, Verräumlichung, Organisation, Bewertung/Wünsche und Handlungsbedarf.

(6) Als abhängige Variable hat das Wohlbefinden der Bewohner in dem Gebäude besondere Relevanz. Wir unterscheiden zwischen Wohnzufriedenheit und Housing-Wellbeing.9 Letzteres ist ein mehrdimensionales Konzept, das sich ableitet aus den vielfältigen Wohnbedürfnissen der Nutzer. Die Bestimmung des Housing-Wellbeing erfolgt mittels eines standardisierten Onlinefragebogens und einer anschließenden multivariaten Analyse.

(7) Ein grafische Auswertungsvariante ist beispielhaft aus Abbildung 1 ersichtlich. Hier wird ein Aktivitäten-Mapping mit verschiedenen räumlichen und sozialen Charakteristiken in Zusammenhang gebracht. Man erhält damit ein anschauliches Bild der Beziehung zwischen den Aktivitätsklassen der Bewohner und der jeweiligen Platzierung auf der Wohnfläche entweder im privat/öffentlichen, individuell/gemeinschaftlichen oder dem internen/externen Bereich. Die Bilder, die so entstehen, vermitteln einen Eindruck von den räumlich-sozialen Zusammenhängen und der Verteilung der sozialen Aktivitäten innerhalb der räumlichen Gegebenheiten.

Abbildung 1: Aktivitäten-Mapping im räumlich-sozialen Zusammenhang in drei Wohneinheiten einer Wohngemeinschaft (aus „Wohnformen. Vergleichende Untersuchung zu gemeinschaftlichen und individuellen Wohnbedürfnissen“)
 
(8) Anhand der durch die Bauaufnahme gewonnen Primär- und Sekundärdaten werden die Wohnaktivitäten dann in einer räumlich-soziale Aktivitäten-Klassifizierung farblich kodiert und in einem Diagramm dargestellt: Auf der X-Achse ordnen sich die Aktivitäten räumlich-organisatorisch nach individuell, geteilten und gemeinschaftlichen Flächen. Auf der Y-Achse wird dargestellt, ob die Aktivtäten alleine, zu zweit oder in Gemeinschaft ausgeübt werden. Abbildung 2 stellt das beispielhaft dar (für eine der Wohneinheiten von Abbildung 1 mit dem dort benutzten Farbschema).

Abbildung 2: Qualitative Auswertung der Wohn-Aktivitäten (aus „Wohnformen. Vergleichende Untersuchung zu gemeinschaftlichen und individuellen Wohnbedürfnissen“)
 
(9) Für den Erfolgt der Projekte spielen die Organisation und das Betreiberkonzept der Gebäude eine ebenso wichtige Rolle wie die Planung bzw. die räumliche Struktur. Um diesen Zusammenhang herauszuarbeiten, sollen sowohl die Sekundärdaten der Planer und Betreiber als auch Gruppendiskussionen, die mit den Planern und Betreibern unternommen werden sollen, inhaltsanalytisch ausgewertet werden.

(10) Die Variowohnungen sollen über den Bewohnungszyklus von Nutzern hinaus mit unterschiedlichen Anforderungen weitergenutzt werden. So werden die Gebäude zwar als Wohnheim für Studierende geplant, sollen aber perspektivisch z. B. auch für Senioren nutzbar gemacht werden. Im Rahmen des Evaluationsauftrags ist es deswegen notwendig, die Strategien der Flexibilisierung zu untersuchen, durch die bei der Planung die Veränderungsmöglichkeiten einbezogen wurden. Dies erfolgt in den Gruppendiskussionen mit den Betreibern und Planern.

Abbildung 3: Schematischer Untersuchungsplan der Evaluation
 
Der Ablauf und das Ineinandergreifen der zehn methodischen Schritte sind im schematischen Untersuchungsplan in Abbildung 3 zusammengefasst. Da sich viele der Projekte noch im Bau befinden, werden die nutzerbezogenen Datenerhebungen und sowie die Besuche vor Ort im 2. und 3. Quartal 2020 erfolgen. Die Diskussionen mit den Bauherren, Betreibern und Planern sollen hingegen bereits Ende 2019 abgeschlossen sein.
 
 
Ergebnistransfer und Empfehlungen
 
Im letzten Modul der Durchführung sollen die Ergebnisse der Forschung in Planungs- und Handlungsempfehlungen übersetzt werden. Auch hierfür wurde in dem Forschungsprojekt „Wohnformen“ eine Systematik entwickelt, die in Bezug auf die Variowohnungen weiterentwickelt werden kann. Die zentrale Erkenntnis der Vorläuferprojekts war, dass weder die räumlich-architektonischen noch die sozialen-organisatorischen Strukturen und Prozesse für sich genommen hinreichende Erklärungen liefern für die Ausprägung des gemeinschaftlichen Wohnalltags, die Wohnqualität und damit für den Erfolg oder Misserfolg der Projekte. Die gelungene Umsetzung eines Konzepts erfordert vielmehr die Koordination einer Vielzahl von Entscheidungen und Prozessen auf unterschiedlichen Ebenen, bei der Nutzer-, Planer- und Betreiberperspektive Berücksichtigung finden. Das Modell zur Erfassung und Steuerung dieser Zusammenhänge ist eine Matrix von Entscheidungsebenen und Parametern (räumlich, organisatorisch, sozial), mit der die Abhängigkeiten (hemmend, fördernd, neutral) dargestellt werden können. Die Matrix visualisiert eine Zeitachse von der Projektidee über die Grundstückssuche, dem Bau bis hin zu Inbetriebnahme und Betrieb.

Auf Grund der Erfahrungen aus dem Vorgängerprojekt zum gemeinschaftlichen Wohnen lassen sich stichwortartig 10 potentielle Themenschwerpunkte für die Empfehlungen formulieren:
Das Verhältnis von Individual- und Gemeinschaftsräumen
Anlass und Wirkung von Möblierung, vornehmlich in den Individualräumen
Ausmaß an geteilten Funktionen
Gemeinschaftsorganisation, Regeln, Wohnkultur
Bedeutung der Grupppenzusammensetzung (Alter, Geschlecht, sozio-ökonomischer Status, Wohndauer, Semesterzahl)
Die Rolle von Eigentum/Miete (für die Wohnkultur und ggf. für Umnutzungen relevant)
Gebäudeplatzierung, Umgebung
Interaktion mit externen Personen, Nachbarschaft
Unterschiede im Akteursverhalten (Planer, Betreiber, Nutzer)
Die Gewichtung von strukturellen (baulich-funktionalen) und sozialen Einflüssen auf das gemeinschaftliche Wohnen (als Weiterbestimmung des Theorieschemas von Tabelle 1).
 



1 Gefördert mit Mitteln der Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (SWD – 10.08.17.7-18.62). Zuwendungsempfänger: Bernd Wegener, Survey Research & Evaluation GeSK mbH, Berlin, und Humboldt-Universität Berlin, Hans Drexler, DGJ Architektur GmbH, Frankfurt a. M. 

2 Vgl. dazu das jetzt abgeschlossene, vom BBSR geförderte Projekt der Arbeitsgemeinschaft: Wegener, B., H. Drexler, M. Fedkenheuer & L. Matz 2019. Abschlussbericht. Wohnformen. Vergleichende Untersuchung zu gemeinschaftlichen und individuellen Wohnbedürfnissen (September).

3 Die Namen werden von uns eingeführt. Für den Anwendungsbereich, der hier intendiert ist, ist das die Übersetzung von hierarchistischer, egalitärer, individualistischer und fatalistischer Organisationsform des ursprünglichen Grid-group-Paradigmas der Cultural Theory. Die beiden entsprechenden Strukturdimensionen des Ursprungsschemas werden als grid und group bezeichnet (Thompson M., R. J. Ellis & A. Wildavsky 1990. Cultural Theory. Boulder, CO: Westview Press).

4 D. h. die Evaluation erfolgt nicht begleitend (formative Evaluation), sondern ex-post. Zur Einführung in die Evaluationsforschung siehe z. B. Kromrey, H. 2005. Evaluation - Ein Überblick. S. 31-85 in Schöch, H. (Hrsg.), Was ist Qualität. Die Entzauberung eines Mythos. Schriftenreihe Wandel und Kontinuität in Organisationen, Band 6. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag. 

5 Wegener, B. 2013. Die Psychophysik des Wohnens. S. 43-46 in M. Hegger, C. Fafflok, J. Hegger & I. Passing (Hrsg.), Aktivhaus. Das Grundlagenwerk: Vom Passivhaus zu Energieplushaus. München: Callwey. Fedkenheuer, M. & B. Wegener 2015. The housing wellbeing inventory. Understanding how people interact with their homes. Daylight & Architecture 23: 3-15. Fedkenheuer, M. 2018. Wohnen in CUBITY und Präsentation der Umfrageergebnisse zu den Wohnbedingungen in deutschen Studierendenwohnheimen. Vortrag auf der Wohnheimtagung des Deutschen Studentenwerks am 17.05.2018 in Hamburg.

6 Flick, U. 2008. Triangulation: Eine Einführung. 2. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.

7 www.nawoh.de; www.nawoh.de/variowohnungen.

8 Wir legen dafür das Modell der Shearing Layers of Change zugrunde. Brand, S. 1994. How Buildings Learn: What Happens After They’re Built. New York: Viking Penguin.

9 Die Unterscheidung leitet sich aus der psychologischen Differenz von unmittelbar erlebtem Wohlbefinden (wellbeing) und der bilanzierenden und normbezogenen Bewertung der spontanen Eindrücke ab (satisfaction). Vgl. dazu: Kahneman, D. 2013. Thinking, Fast and Slow. New York: Farrar, Straus and Giroux.

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