Newsletter 08 - Netzwerktreffen 4

Liebe Leserin, lieber Leser,

zum Jahresende erwartet Sie mit dem aktuellen Newsletter eine Rückschau auf das zurückliegende Netzwerktreffen in Erfurt. Es ist zwar der letzte Newsletter in diesem Jahr und auch das Netzwerktreffen wird sich wohl nicht mehr wiederholen, aber die Themen reichen noch weit in 2020 hinein, betreffen Sie doch Ihre und unsere Arbeit mit und an den Modellvorhaben. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Und da wir auf diesem Wege in diesem Jahre nichts mehr voneinander hören, an dieser Stelle auch:
Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und für's Neue Jahr alles Gute!
Mit dem Newsletter geht es dann im ersten Quartal 2020 weiter. Bis dahin: 

Ihr Team der Begleitforschung

4. Netzwerktreffen „Lessons Learnt“, 14. - 15. November 2019 in Erfurt

Das 4. Netzwerktreffen im Förderprogramm „Modellvorhaben zum nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen“ fand als zweitägige Veranstaltung in einem bereits fertig gestellten Modellvorhaben – der ehemaligen Zahnklinik in Erfurt – statt. Neben der Projekt- und der Begleitforschung waren auch viele Bauherren und Planungsbeteiligte sowie einige Gäste vertreten, sodass insgesamt knapp 90 Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Veranstaltung beteiligt waren.

Tag 1 - Donnerstag, 14. November

Eröffnet wurde der erste Veranstaltungstag durch den Geschäftsführer des Studierendenwerks Thüringen, Herrn Schmidt-Röh, als Gastgeber und von Frau Kühnhenrich als Vertreterin des Fördermittelgebers. Herr Löhnert von der Begleitforschung stellte das Programm vor.
 
 
„Wachsende und schrumpfend Wohnungsmärkte – Nachfrage und Wohnungsbau im Wandel“
Im Impulsvortrag sprach Alexander Schürt, wissenschaftlicher Mitarbeiter im BBSR, über die Notwendigkeit des bedarfsgerechten Neubaus. Als Hemmnisse für den Wohnungsbau nannte er die unzureichende Anzahl geeigneter und bezahlbarer Baugrundstücke, die angespannte Baukonjunktur, lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, die Zunahme von Bauvorschriften, steigende Baukosten und nachbarschaftliche Widerstände. Gleichzeitig bedingt die Binnenwanderung eine Veränderung der demografischen Strukturen. Gerade in schrumpfenden Regionen wird tendenziell mehr barrierefreier Wohnraum benötigt werden.
 
 
„Weniger ist anders – 10 Kriterien zum suffizienten Wohnungsbau“
Herr Steffen stellte in seinem pointierten Vortrag die Notwendigkeit des flächendeckenden Neubaus in Frage. Bauen - mit vielen negativen Umweltwirkungen - ist im Hinblick auf den Klimawandel kritisch zu hinterfragen. Alle Erfolge im Bereich der Energieeffizienz wurden in den letzten Jahren durch die Erhöhung der individuellen Wohnfläche kompensiert. Immer noch wird propagiert, auf nichts verzichten zu müssen und dennoch nachhaltig leben zu können. Dennoch gewinnt der Begriff der Suffizienz in der öffentlichen Diskussion an Bedeutung. Er trifft aber auch auf Barrieren: Verlustängste, Status- und Mehrheitsorientierung und Konsumverleitung durch den Markt.
 


Präsentation von Modellvorhaben
 
Modellvorhaben Jena
Das Modellvorhaben Jena-Spitzweidenweg wurde durch Katharina Elert, Bauhaus-Universität Weimar, vorgestellt. Eine Befragung von Studierenden zu den Nutzerbedürfnissen zeigte, dass das Projekt mit Einzel- und Zweier-Apartments den Bedarf der Studierenden trifft. Grundsätzlich wären jedoch größere Wohneinheiten hinsichtlich Umweltwirkungen und Kosten zu befürworten. Auch einer Vereinsamung könnte durch Wohngemeinschaften entgegengewirkt werden. Als Lösungsansätze wurden die Beteiligung der Studierenden bei der Auswahl der Mitbewohner und die Entschärfung des Reibungspunktes „Sauberkeit“ identifiziert.
 
Modellvorhaben Heiligenhaus
Im Modellvorhaben Heiligenhaus lag der Fokus der Projektforschung in der Untersuchung der Nachnutzungsmöglichkeiten nach Belegungsbindung aus Perspektive der Stadtstruktur und auf Entwurfsebene. Claudius Schaufler, Fraunhofer IAO, erläuterte, dass die untersuchten Nutzungsvarianten insgesamt plausibel sind. Die Höhe der notwendigen Umbaukosten ist allerdings relativ hoch und lässt eine Umnutzung nach Ende der Belegungsbindung nicht als wirtschaftlich sinnvoll erscheinen. Es wird empfohlen, Umbaumaßnahmen planerisch besser zu berücksichtigen und intensiver auf Sinnhaftigkeit zu prüfen.
 
Modellvorhaben Berlin-Grunewald
Das Modellvorhaben Berlin-Grunewald ergänzt das bereits bestehende, denkmalgeschützte Ensemble. Michael Prytula, FH Potsdam, führte aus, dass neben den denkmalschutz- und baurechtlichen Anforderungen auch die direkte Lage an der Stadtautobahn eine Herausforderung darstellte. Nicht alle Ziele konnten im Projekt erreicht werden – die angespannte Baukonjunktur war Grund für erhebliche Verzögerungen in der Projektfertigstellung. Insgesamt wurde ein Neubau in hoher Qualität erstellt, der das Ensemble folgerichtig weiterführt.
 
Modellvorhaben Meschede
Ingmar Kurtz, TU Darmstadt, stellte das Modellvorhaben Meschede vor. Für die Umnutzung und Sanierung des ehemaligen Arbeitsamtes wurden Variantenvergleiche der Konstruktion durchgeführt. Insbesondere wegen der notwendigen Arbeitsabläufe und Toleranzen in der Altbausanierung stellte sich ein konventionelles Wärmedämmverbundsystem als wirtschaftlichste und hinsichtlich der Bauzeit vorteilhafte Lösung dar. Der Umbau ist für die Zielgruppe Senioren genau definiert und mit geringen Eingriffen in die Gebäudesubstanz möglich. Die Nachnutzung wurde durch die gezielte Durchbruchsplanung und die Vorrüstung der Balkonbefestigung in der Fassade vorbereitet.
 
Modellvorhaben Hamburg-Steilshoop
Bei dem Modellvorhaben Hamburg-Steilshoop handelt es sich um einen Modulbau. Andreas Hartmann, TU Berlin, erläuterte die Bauweise, die sowohl eine schnelle Umsetzung und Montagezeit ermöglicht, und gleichzeitig durch das Stahl-Stabtragwerk eine hohe Flexibilität beinhaltet. Die innerstädtische Lage und das begrenzte Grundstück waren eine Herausforderung. Die Modulmontage erfolgte innerhalb von drei Wochen, durch Verzögerungen im Bereich des Verbaus und Kellergeschosses betrug die Gesamtbauzeit insgesamt allerdings 10,5 Monate.
 
Modellvorhaben Scheibe C in Halle
Der entkernte Rohbau des Modellvorhabens Halle Scheibe C bietet theoretisch gute Möglichkeiten für die Einbringung von vorgefertigten Raummodulen. Ein Probemodul wurde im Juli 2019 in das Gebäude eingebracht. Der dabei entstandene Kurzfilm wurde gezeigt und durch den Bauherrn, Michael Schmidt, Proversa GmbH, kommentiert.

Durch die Module, Schottwände und Wohnerweiterungsplatten soll die zuvor geringe Wohnfläche auf ein ausreichendes Maß vergrößert werden. Eine Herausforderung war die Situation vor Ort: Baumaterialien und Kräne finden durch die extreme Enge keinen Platz. Da die komplette Oberbewehrung der Decken abgesackt war, konnte ein statischer Nachweis nicht erfolgen. Diese Voraussetzungen machten Neuentwicklungen notwendig. So wurde ein System zur Installation des 14 Tonnen schweren Kran auf dem Dach realisiert. Auch zur nachträglichen Einbringung der Oberbewehrung wurde ein Verfahren entwickelt. Abgeschlossen werden soll das Bauvorhaben im November 2020.
 
Modellvorhaben ehemalige Zahnklinik Erfurt und ehemaliges Blutspendezentrum Erfurt
Die beiden Modellvorhaben am Veranstaltungsort wurden im Team von Uwe Rausch, (Bauherr), Axel Knabe (Planung), Tina Fehlhaber und Benedict Rechenberg (Forschung) und Daniel Fehlhaber (Nachhaltigkeitskoordination) präsentiert.

Für die Umnutzung der Zahnklinik war die vorhandene Stützen-Riegel-Konstruktion mit eingelegten Decken und vorgehängter Fassade besonders vorteilhaft. Um kostensparend zu bauen, wurden Materialien wie die vorhandene Treppe wiederverwendet. Die Anwendung von BIM (Building Information Modeling) im Bestand bot viele Vorteile – allerdings wurden auch Schwachstellen deutlich. Die Dokumentation von Annahmen und Informationen als Grundlage der Bestandserfassung ist wichtig. Gleichzeitig ist die Bauaufnahme als inkrementeller Prozess zu begreifen, der sich während der Planung und Ausführung fortsetzt. 

Das ehemalige Bezirksblutspendezentrum war baulich in einem wesentlich schlechteren Zustand. Der Massivbau wies statische Probleme auf, der Sanierungsaufwand war wesentlich höher. Das ursprüngliche Walmdach wurde durch ein Geschoss in Holzbauweise ersetzt. Für die Erschließung wurde in Folge eines Variantenvergleiches ein vorgestellter Laubengang gewählt. Am Beispiel des Blutspendezentrums wurde auch untersucht, inwieweit Zertifizierungssysteme für nachhaltigen Wohnungsbau anwendbar sind. Es hat sich gezeigt, das wesentliche – aber nicht alle – Anforderungen aus der Neubauzertifizierung NaWoh auch in Bestandsbauten umgesetzt werden können. Für Bestandsbauten müssen einige Anforderungen jedoch flexibel gehandhabt werden. 

Im Anschluss hatten alle Teilnehmer der Veranstaltung die Möglichkeit, die beiden Modellvorhaben in Kleingruppen zu besichtigen.

Tag 2 - Freitag, 15. November

Nach einer Begrüßung durch Helga Kühnhenrich (BBSR) stellte Günter Löhnert (sol∙id∙ar planungswerkstatt) den Tagesablauf vor. Für die geplante Umfrage zu den Forschungsfeldern mit dem Voting-Tool Slido wurden als Warm Up die ersten, allgemeinen Fragen gestellt.
 
„Ready – Vorbereitet für Altengerechtes Wohnen“
Das Erreichen des Ready-Standards war ein Förderkriterium, das die Höhe der Förderung an die Modellvorhaben mit beeinflusste. Erika Mühlthaler, die maßgeblich an der Entwicklung dieses Standards beteiligt war, erläuterte die Rahmenbedingungen der demografischen Entwicklung und die daraus resultierenden Anforderungen an den Wohnungsneubau. 

Der Anteil der alten Menschen an der Bevölkerung steigt, gleichzeitig wandelt sich aber das „Älter werden“. Immer mehr Menschen können mit entsprechenden Hilfsmitteln und geeigneten baulichen Voraussetzungen bis ins hohe Alter ein selbständiges Leben führen. 

Die Bedarfsanalyse für altengerechte Wohnungen zeigt, dass der Neubau diesen Bedarf bei weitem nicht decken kann. Zumindest dieser müsste aber bestimmten Anforderungen genügen, um mit geringem Aufwand an die Wohnbedürfnisse älterer Menschen anpassbar zu sein. Hier setzt der Ready-Standard ein, nach dem in allen Neubauten „absolute Barrieren“ vermieden werden und Wohnungen „100% besuchsgeeignet“ sein sollen.
 


„Serielles und Modulares Bauen – Bedeutung für den deutschen Wohnungsmarkt“
Michael Neitzel (INWIS) stellte die Rahmenvereinbarung des GdW für den schnellen und kostengünstigen, seriellen Bau von Wohngebäuden vor. Er führte aus, dass derzeit im Hinblick auf serielles und modulares Bauen eine „Henne-Ei“-Problematik zu erkennen ist. Die Bereitschaft der Hersteller, entsprechende Produktionslinien aufzubauen, ist abhängig von der Nachfrage. Von Bauherrenseite werden allerdings nur nachweislich funktionierende Angebote nachgefragt. Die Rahmenvereinbarung des GdW mit Baufirmen soll hier neue Impulse geben. Insgesamt 50 Teilnehmer waren beim Wettbewerb mit Konzepten vertreten. Diese wurden auf einem fiktiven Grundstück mit funktionaler Leistungsbeschreibung entworfen und die Anpassbarkeit an unterschiedliche, städtebauliche Randbedingungen dargestellt. Neun Rahmenvertragspartner wurden ausgewählt und die Entwürfe in einem Katalog gesammelt. Mitglieder des GdW können nun vergleichsweise schnell ein geeignetes Konzept auswählen und den Bau beauftragen.
 
Vorstellung der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung
Das Team der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung besteht aus Hans Drexler, dgj, Bernd Wegener, HU Berlin und Moritz Fedkenheuer, TU Darmstadt. Betrachtet werden die Auswirkungen der unterschiedlichen konzeptionellen Ansätze in den Projekten auf das anschließende Leben im Wohnheim. Gezielt untersucht wird der Betrieb hinsichtlich Wohnqualitäten, der Entwicklung von Gemeinschaften und der unterschiedlichen Intensität von Raumnutzungen. Die sozialwissenschaftliche Begleitforschung gliedert ihre Arbeit in drei Phasen: Die Hypothesenbildung erfolgt aufgrund der Sichtung von Unterlagen und dem Austausch mit den Projektbeteiligten. In der Feldphase finden Bereisungen, Treffen mit Bewohnerinnen und Bewohnern, Interviews und Gruppendiskussionen statt. Ergänzend ist eine Onlinebefragung geplant, da die Untersuchung nicht in gleicher Intensität in allen 19 Projekten erfolgen kann. Die Hypothesenprüfung ermöglicht die Ableitung von Handlungsempfehlungen.
 
 

Zwischenergebnisse der Begleitforschung

Als Vertreterin der Begleitforschung erläuterte Uta Pottgiesser, TH-OWL, die Herangehensweise und Methodik der Begleitforschung. Aufgrund des heterogenen Projektstandes muss ein Großteil der Datenerhebung parallel zur Auswertung erfolgen, sodass die Zwischenergebnisse immer nur eine Momentaufnahme darstellen können. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt ist absehbar, dass die Fertigstellung einiger Projekte erst nach Beendigung des Forschungsprojektes erfolgen wird. Die Begleitforschung ist in allen Projekten auf Zuarbeiten und qualitativ hochwertige Endberichte der Projektforschung angewiesen. 

Im Folgenden wurde der Arbeitsstand in den einzelnen Forschungsfeldern dargestellt, jeweils verbunden mit Umfragen und Bewertungen zu Fragen der Begleitforschung durch die Teilnehmer über slido.com.
 
Bauzeitverkürzung
Andreas Dalkowski, sol∙id∙ar planungswerkstatt, stellte die Herangehensweise im Forschungsfeld „Bauzeitverkürzung“ dar. Die Definition von konkreten Benchmarks hierfür ist schwierig und wurde von den Projekten individuell vorgenommen.

In allen Projekten gab es in Planung und bzw. oder Bauausführung Verzögerungen. Randbedingungen, Hemmnisse und Störungen im Bauablauf überlagern mögliche Bauzeitverkürzungen, sodass auch die absolute Bauzeit kein hinreichender Anhaltspunkt für das Potenzial einzelner Maßnahmen ist.

In der interaktiven Umfrage wurde das größte Potenzial zur Bauzeitverkürzung in der Komplexitätsreduktion und der Vereinfachung von Rahmenbedingungen gesehen. Als Probleme bei der schnellen Projektumsetzung wurden insbesondere Genehmigungsverfahren und Vergabe, der Denkmalschutz, hohe Firmenauslastungen und schwierige Grundstücke sowie mangelnde Kommunikation benannt. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer war überzeugt, dass Mehrinvestitionen in eine optimierte Planung zu einem schnelleren Bauablauf geführt hätten.
 
Bezahlbares Bauen
Auch bei dem Begriff „Bezahlbares Bauen“ fehlt eine allgemeingültige Definition. Susanne Rexroth, HTW Berlin, stellte den derzeitigen Arbeitsstand zum Thema Kosten dar. Verglichen werden derzeit Kostenkennwerte aus verschiedenen Planungs- und Ausführungszeiträumen der Modellvorhaben. Die Ergebnisse werden sich allerdings mit Fortschreibung der Kosten noch ändern. Als Strategien zur Kostensenkung werden Vereinfachungen in Kubatur und Konstruktion, Standardisierung, Modularisierung, BIM und Verbesserung von Abläufen benannt.

In der interaktiven Umfrage wurde deutlich, dass bezahlbares Bauen für fast alle Teilnehmer nicht in erster Linie an absolute Kosten gebunden ist, sondern die Kosteneffizienz im Hinblick auf Qualitäts- und Ausstattungsstandards darstellt. Als zielführende Strategie für kostensparendes Bauen wurde mit großer Mehrheit das flächensparende Bauen, als Kostentreiber die angespannte Baukonjunktur, das Grundstück und Vorschriften und Normen benannt.
 
Anpassbares Bauen
Im Bereich „Anpassbares Bauen“ werden in den Projekten sehr unterschiedliche Ansätze verfolgt – von einer sehr hohen Flexibilität durch Skelettbau bis hin zur gezielten Planung von Soll-Durchbrüchen für genau definierte Nachnutzungskonzepte. 

In der interaktiven Umfrage wurde die Anpassbarkeit in den Wohnbereichen für studentisches Wohnen als besonders wichtig erachtet. Auch mittelfristig wurden große Nutzungsänderungen in den Modellvorhaben überwiegend als eher unwahrscheinlich betrachtet. Die Nachnutzungskonzepte aus Vario werden von den meisten Teilnehmern als Grundlage für zukünftige Anpassungen gesehen.
 
Nutzungsqualität
Friedrich May, TH-OWL stellte den Themenbereich Nutzungsqualität vor. Es wird untersucht, wie sich eine hohe Nutzungsqualität in den Projekten definiert und wie stark die Förderrichtlinien Nutzungsangebote und Qualitäten beeinflussen. Betrachtet werden Flächenanteile, Außenbezüge, Innenraumqualitäten, räumliche Qualitäten durch Ready, Materialien und Flexibilität der Möblierung. Grundrissanalysen und Perspektiven ermöglichen die vergleichende Untersuchung von räumlichen Qualitäten. Die Gemeinschaftsräume werden auch hinsichtlich ihrer Ausstattung, Erreichbarkeit und Relevanz für die Kosten betrachtet.

In der interaktiven Umfrage wurden Gemeinschaftsflächen von der überwiegenden Mehrheit als unverzichtbar betrachtet. Besonders wichtig sind Angebote der Infrastruktur wie Fahrradstellplätze und Waschmaschinenraum, ebenso wie Gemeinschaftsflächen im Außenraum. Auch eine Küche als separater Raum mit Fenster und Esstisch wurde von der Mehrheit als wichtig bzw. sehr wichtig bezeichnet.
 
Nachhaltiges Bauen
Das Forschungsthema Nachhaltiges Bauen kann derzeit noch nicht auf belastbare Daten zugreifen. Bisher wurden vor allem qualitative Aussagen aus den Modellvorhaben gemacht. Demnach dient die Zertifizierung als wichtige Hilfestellung für die Identifikation und Umsetzung höherer Qualitäten. Schwierig war die aufgrund der Förderbedingungen durchweg späte Beauftragung der Nachhaltigkeitskoordination in den Modellvorhaben.

Beforscht werden soll, welche Strategien für die Realisierung besonders umweltfreundlicher und im Lebenszyklus kostengünstiger Gebäude erfolgreich sind. Hierfür wird die Nachhaltigkeitszertifizierung ausgewertet. Daneben wird untersucht, inwieweit die Zertifizierung als Instrument der Qualitätssicherung eingesetzt wurde und wirksam ist.

Neben der Luftdichtheitsmessung wurden laut Umfrage auch Messungen zur Qualität des Schallschutzes, der Schadstoffe in der Raumluft und die Thermografie angegeben. Verbesserungen durch die Zertifizierung treten vor allem bei der Gebäudedokumentation und Objektqualitäten auf. Dennoch wird die Relation von Aufwand und Nutzen eher negativ beurteilt. Dennoch haben die Teilnehmer Erkenntnisse gewonnen, die in zukünftigen Projekten relevant sind.
 
 

Podiumsdiskussion: „Anpassbarkeit ja – aber um welchen Preis?“
 
Das Thema wurde zwischen Erika Mühlthaler, Hans Drexler, Ralph Schmidt-Röh, Christian Schlüter und Uta Pottgiesser diskutiert. Die Podiumsdiskussion wurde von Michael Neitzel und Felix Lauffer moderiert.

Zunächst drehte sich die Diskussion um die Art des Wohnens. Herr Schmidt-Röh erklärte, dass sich in Erfurt bewusst für Wohngemeinschaften mit privaten Sanitärbereichen entschieden wurde. Als Begründung führte er an, dass das eigene Bad bei Studierenden einen hohen Stellenwert hat. Christian Schlüter merkte an, dass klassische Wohnformen nicht zukunftsfähig sind, sondern das Potenzial von Clusterwohnungen mit jeweils eigenem Sanitärraum, aber wohnungsnahen Gemeinschaftsflächen genutzt werden sollte.

Zum Thema Anpassbarkeit erläuterte Uta Pottgiesser, dass es hierzu sehr unterschiedliche Ansätze in den Modellvorhaben auch abhängig von den jeweiligen Randbedingungen gibt. Auch Zusatzangebote für das studentische Leben sind wichtig für die Attraktivität. Hans Drexler betonte, dass der derzeitige Fokus auf technischen Möglichkeiten liegt, das Zusammendenken mit sozialen und organisatorischen Strukturen aber ebenso wichtig ist. Die an der Diskussion Teilnehmenden waren sich im Wesentlichen einig, dass die Frage nach der Notwendigkeit einer Anpassbarkeit nur projektspezifisch sinnvoll beantwortet werden kann. Erika Mühlthaler merkte an, dass es nicht immer um „entweder – oder“, sondern im Sinne des generationenübergreifenden Zusammenlebens um „sowohl als auch“ geht. 

Die Runde schloss mit einer Diskussion über die aktuellen Trends am Wohnungsmarkt. Durch die Industrie erzeugte Bedürfnisse werden durch starkes Konsumverhalten und große Flächennutzungen gestillt. Die hohen Baupreise hingegen führen dazu, dass über Flächeneffizienz nachgedacht und das Konsumverhalten damit infrage gestellt wird. Frau Mühlthaler sprach das Thema der Fehlbelegungen an. Die Frage „Flächeneffizienz oder Anpassungsfähigkeit und Nutzung von Schalträumen“ stand im Raum. An dieser Stelle schloss Herr Neitzel die Podiumsdiskussion.

Helga Kühnhenrich, BBSR, hielt das Schlusswort der gelungenen Veranstaltung und bedankte sich beim Studierendenwerk Thüringen für die Gastfreundschaft und bei allen Beteiligten für die rege Teilnahme.

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