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Sozialwissenschaftliche Evaluation des Modellprogramms Effizienzhaus Plus Standard - Ergänzung: Mieterbefragung inclusive der Testfamilie 2014-2015 und Energiemanagement - Touchpanel- Usability Tests

Ergebnisse

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Sozialwissenschaftliche Evaluation des Modellprogramms Effizienzhaus Plus Standard - Ergänzung: Mieterbefragung inclusive der Testfamilie 2014-2015 und Energiemanagement - Touchpanel- Usability Tests


Projektnummer
10.08.18.7-12.46b
Projektbeginn
10.2014
Projektende
10.2018
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Ergebnisse

Ziel des Forschungsvorhabens war es, Effizienzhäuser Plus auf ihre Nutzerfreundlichkeit für Bewohner zu untersuchen. Die sozialwissenschaftliche Evaluation ist wesentlicher Bestandteil für eine erfolgreiche Verbreitung des Effizienzhaus Plus Standards. Da die Energiewende im Baugewerbe nicht nur von Bauherren mitgetragen wird, sondern auch von Mietern von Wohnungen von Effizienzhäusern, ist eine Untersuchung ihrer Einzugsmotive und Erfahrungen mit den Gebäuden zielführend. Erst der Nachweis einer Alltagstauglichkeit von Effizienzhäusern Plus auch für Mieter wird ihre Verbreitung fördern.

Das sozialwissenschaftliche Monitoring wurde zwischen 2015 und 2017 mit qualitativen und quantitativen Methoden durchgeführt. Es wurden drei Mehrfamilienhäuser in Frankfurt am Main und zwei in Neu-Ulm einbezogen. Außerdem zählen zu den Mietern im Netzwerk zwei Mietparteien des Modellprojektes in Bischofswiesen und das Wohngebäude für Schüler des Internats Schloss Hansenberg. Mit Ausnahme von Neu-Ulm handelt sich bei allen Gebäuden um Neubauten. Die Mieter im Netzwerk „Effizienzhaus Plus Standard“ wurden per Online-Fragebogen zwei Mal befragt: An der Erstbefragung haben sich 110 und an der Zweitbefragung 70 Bewohner von 146 vorhandenen Wohneinheiten beteiligt.
Zusätzlich zur Fragebogenerhebung wurden in den Mehrfamilienhäusern eine Gruppendiskussion und 15 qualitative Interviews durchgeführt.

Die Mieter zeigen ein verstärktes Interesse am Energiesparen sowie ein erhöhtes Energieverbauchsbewusstsein: So stand für die Mieter das Energiekonzept des Gebäudes an zweiter Stelle bei ihrer Entscheidung ein Effizienzhaus Plus zu beziehen: Die drei wichtigsten Gründe einzuziehen sind die Lage des Mietshauses, dessen energetisches Konzept und der Grundriss bzw. die Größe der Wohnung. Zwei Drittel der Mieter (63,6 %) gaben an, dass es ihnen „wichtig“ war, in ein energieeffizientes Haus zu ziehen und drei Viertel (77,4 %) sagten, dass sie sich vor Einzug über die technischen Besonderheiten des Gebäudes informiert haben. Dies spricht ebenfalls für ein Interesse am Energiekonzept unter der Mehrheit der befragten Mieter.

Die Mieter geben ebenfalls eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Wahl ihrer Wohnung an, die mit ihren Einzugsmotiven korrespondiert: So sagt die Mehrheit, dass ihre Wohnung komfortabel und tagsüber ausreichend hell sei, eine ausreichende Größe habe und dass ihnen das Wohnumfeld gefalle.

Die Bewertung der Heizungsanlage durch die Mieter zeigen, dass die komplexen Beheizungssysteme zum Teil einen erhöhten Einregulierungsbedarf der Technik und Gewöhnungsbedarf der Bewohner mit sich bringen: Zwar ist die Mehrheit mit einer leichten Bedienweise zufrieden, jedoch wird die Zuverlässigkeit als optimierungswürdig wahrgenommen. Diese Bewertung lässt sich den nicht ungewöhnlichen Instabilitäten des Heizbetriebes zu Beginn, der gewöhnungsbedürftigen Trägheit von Fußbodenheizungen und den nicht als ausreichend wahrgenommenen bereitgestellten Temperaturen der Flächenheizungen zurechnen. Die Bewertung der Lüftungsanlagen fällt hingegen positiver aus. Wie bei den Bauherren stimmen die Mehrheit der Mieter zu, dass sich die Anlage leicht bedienen lasse und zuverlässig funktioniere.

Vereinzelt geschilderte Probleme betreffen vor allem die Geräuschkulisse, die mangelnde Regulierbarkeit bei einigen sowie die Effekte des Anlagenbetriebs auf das Raumklima und die Luftqualität. Sowohl die Mehrheit der Bauherren und der Mieter geben an, dass die Lüftungsanlagen zu einer gute Luftqualität in der Wohnung beitragen.
Die Bewertung des Raumklimas fällt recht unterschiedlich aus. Insgesamt wird das Raumklima überwiegend positiv beurteilt, wobei die Bewertung der Luftfeuchtigkeit etwas schlechter ausfällt. Dabei wird das Raumklima im Wohnbereich besser bewertet als das im Schlafbereich.

Die Mehrheit der Mieter findet die Wohnung in den kalten Jahreszeiten ausreichend warm. Besonders in den Übergangsjahreszeiten sorgen die Gebäudeeigenschaften auch ohne Heizungsbetrieb für ein angenehmes Raumklima. Im Sommer sind die Befragten geteilter Meinung. Während eine Hälfte der Befragten ein schnelles Aufheizen feststellt, findet die andere Hälfte die Wärme gut draußen zu halten. Mit der Luftqualität ist knapp die Hälfte der Befragten in ihrer Wohnung zufrieden. Jeweils ein gutes Viertel findet es oft stickig oder bemüht sich die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Für das Frischluftgefühl öffnet über die Hälfte auch im Winter das Fenster.

Was den Umgang mit Energie betrifft, scheint die Zielsetzung, mit energieeffizienten Häusern Energie einzusparen, voll erreicht zu werden. Die
befragten konstatieren einen gesunkenen Energieverbrauch. Gleichzeitig scheint sich das Energiebewusstsein mit Einzug in ein Plusenergiegebäude verstärkt zu haben, welches im Umkehrschluss weitere Energieeinsparungen bzw. einen optimieren Energieverbrauch (einen erhöhten Direktverbrauch an PV-Strom) hervorbringen kann. Die meisten Befragten zeigen auch im Alltag ein energiebewusstes und -sparsames Verhalten. Empfohlene Verhaltensweisen zum Energiesparen (Lichtausschalten, kein dauerhafter Stand-by-Modus etc.) werden von
der Mehrheit aller Befragten durchgeführt.

Ingesamt lässt sich die hohe Zufriedenheit der befragten Mieter mit der Ausstattung und die prinzipiell gute Funktionsweise der Gebäudetechnik der errichteten Plusenergiegebäude festhalten. Das Wohnen in einem solchen Gebäude kann dem Energiethema einen große Präsenz im Alltag der Menschen verleihen, wodurch ein optimaler Energieverbrauch und damit eine positive Energiebilanz des Gebäudes begünstigt wird.

Wesentliches Ergebnis ist die hohe Akzeptanz und Alltagstauglichkeit der Technik in den Effizienzhäusern Plus. Komfort und Energiesparen sind
in diesen Gebäuden kein Gegensatz. Die Zufriedenheit der Mieter mit ihrer Wohnung ist insgesamt sehr hoch. Die Mehrheit würde sich wieder für eine Wohnung in einem Effizienzhaus Plus entscheiden und diese auch ihren Freunden oder Bekannten weiterempfehlen. Dies kann als positives Zeichen für die Verbreitung des Effizienzhaus Plus Standards gewertet werden.

Projektbeteiligte
Antragsteller/in :

Berliner Institut für Sozialforschung
Brandenburgische Straße 16
10707 Berlin

Federführende/r Forscher/in (alternativ Sprecher/in) :

BIS GmbH, Dr. Eva Schulze
BIS GmbH, Karoline Dietel
BIS GmbH, Anja Wilbrandt

Fachbetreuer/in im BBSR :

Dr. Michael Brüggemann, i. A. WB 3

Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Sozialwissenschaftliche Begleitforschung, Nutzerakzeptanz, Wohnzufriedenheit, Mehrfamilienhäuser im Effizienzhaus Plus Standard, Energiemanagement - Touchpanel- Usability Tests
Einordnung in Zukunft Bau : Forschungsförderung, Monitoring/ Gebäudeautomation, Energieeinsparung/ -gewinnung, Forschungsbericht
Bundesförderung in EUR : 77.711,60