Hinzunehmende Unregelmäßigkeiten, hinnehmbarer oder zu beseitigender Mangel

Streitigkeiten über kleinere Ungenauigkeiten und Abweichungen, die objektiv als bedeutungslos und bei üblicher handwerklicher Sorgfalt als unvermeidbar einzuschätzen sind, haben nach wie vor einen großen Anteil bei privaten und gerichtlichen Auseinandersetzungen im Bauwesen. Zur Vermeidung der oft unnötigen Streitigkeiten wurde im Jahr 1995 der "Leitfaden über hinzunehmende Unregelmäßigkeiten bei Neubauten" verfasst. Dieser wurde zuletzt für die 3. Auflage der anschließenden Buchveröffentlichung im Jahr 2005 überarbeitet. Die inzwischen geänderten und erweiterten Beurteilungsgrundlagen machen es dringend erforderlich, den Bericht zu aktualisieren. Neben der Berücksichtigung der zahlreichen und umfangreichen neuen Regelwerke haben Verbände Merkblätter herausgegeben, die sich mit unvermeidbaren Abweichungen befassen und Grenzwerte angeben. Auch sind die zwischenzeitlich geführten Diskussionen und die daraus folgenden Erkenntnisse einzuarbeiten. Seit der BGH Rechtsprechung vom 22.2.2018 (VII ZR 46/17) dürfen keine "fiktiven" Mangelbeseitigungskosten als Schaden geltend gemacht werden. Da Minderungen nach objektiven Maßstäben oft sehr klein sind, neigen Besteller dazu, anstelle kleinere Mängel zu akzeptieren, diese beseitigen zu lassen und damit zum Austausch fast vollständiger Bauleistungen. Die damit verbundenen unnötigen betriebs- und volkswirtschaftlichen Kosten sowie der Ressourcenverbrauch kann nur durch Entwicklung eines Minderwertverfahrens vermieden werden, das für Besteller akzeptable Minderungen zulässt.