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Kapazitätsauslastung im Baugewerbe

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Kapazitätsauslastung im Baugewerbe


Projektnummer
Projektbeginn
07.2016
Projektende
10.2017
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Daten zur Produktionskapazität und zum Auslastungsgrad im Baugewerbe sind wichtige Orientierungsgrößen für die Bauwirtschaft und die Politik. Insbesondere lassen sich mittelfristig zu erwartende Baukostensteigerungen anhand des Auslastungsgrades ermitteln. Allerdings werden von der amtlichen Statistik weder die Produktionskapazität noch der Auslastungsgrad erfasst. Ziel dieses Forschungsprojekts war es, belastbare Daten zur Kapazitätsauslastung im Baugewerbe und seinen Untergruppen zu erarbeiten.Projektlaufzeit: Juli 2016 – Dezember 2017

Ausgangslage

Daten zur Produktionskapazität der Baubranche und deren Auslastung sind wichtige Orientierungsgrößen für die Bauwirtschaft und die Politik. Insbesondere lässt sich anhand des Auslastungsgrades frühzeitig ermessen, mit welchen Steigerungen bei den Baukosten mittelfristig zu rechnen ist. Für die Bauwirtschaft ist dies eine Planungsgrundlage. Für die Politik spielt der Auslastungsgrad der Baubranche nicht zuletzt im Rahmen der Konjunktursteuerung eine Rolle, denn die konjunkturanregende Wirkung antizyklischer Ausgabenprogramm im Baubereich dürfte umso größer ausfallen, je größer die Mengen- und je geringer die Preiseffekte sind.

Ziel

Von der amtlichen Statistik werden weder die Produktionskapazität noch deren Auslastungsgrad erfasst. Für den Baubereich soll diese Lücke im Rahmen des Forschungsprojekts geschlossen werden. Konkret geht es darum, einen Ansatz zu entwickeln, mit dem sich - basierend auf existierenden amtlichen und nicht-amtlichen Daten - der Auslastungsgrad im Baugewerbe am aktuellen Rand abschätzen lässt.


Auftragnehmer des Forschungsprojektes war Kiel Economics Research & Forecasting GmbH & Co. KG, Kiel.

Konzept

Die zur Schätzung der unbeobachteten Größe "Produktionskapazität" verwendbaren Ansätze lassen sich danach unterscheiden, welches theoretische Produktionsmodell ihnen zugrunde liegt und welche Anforderungen an die Datenverfügbarkeit dieses stellt. Es lassen sich die theoretisch fundierten Ansätze, die im Kern auf einer Produktionsfunktion basieren, unterscheiden von den "direkten" Schätzansätzen, die die Produktionskapazität als statistischen Trend der Produktion oder einer ihr nahestehende Größe berechnen.

Da kein Modellansatz ohne eine statistische Trendschätzung auskommt und hierfür eine Reihe von Verfahren - teilweise mit unterschiedlichen Parametrisierungen - zur Verfügung stehen, unterscheiden sich die Ansätze zudem hinsichtlich der verwendeten Trendvariante. Verwendet wurden unter anderem die Peak-to-Peak-Methode, der Hodrick-Prescott-Filter sowie eine einfache Regression auf eine zeitliche Komponente.

Grundsätzlich werden für Schätzungen möglichst lange Zeitreihen benötigt, um die Genauigkeit der Ergebnisse zu steigern. Dies trifft vor allem auf das Baugewerbe zu, da hier die konjunkturellen Zyklen vergleichsweise lang sind. Die benötigten Zeitreihen liegen nicht vor und müssen zunächst konstruiert werden.

Häufig genutzte Datenquelle für die verschiedenen Datenquellen ist die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR); sie bildet oftmals die Basis der Zeitreihen. Im Zuge der disaggregierten Betrachtung des Baugewerbes wurden die VGR Daten mit Daten aus den Fachstatistiken ergänzt. Zudem wurde beispielsweise bei den Beschäftigtenzahlen auf die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit sowie die Umsatzsteuerstatistik zurückgegriffen. Im Falle des Bauvolumens wurde die lange Zeitreihe mit Hilfe mehrerer Publikationen, mehrheitlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), konstruiert. Am aktuellen Rand ist die Datenlage vor allem auf kurzfristiger Quartals- oder Monatsbasis mangelhaft. Hier wurde auf den kurzfristig verfügbaren Produktionsindex für das Baugewerbe der Deutschen Bundesbank zurückgegriffen.

Ergebnisse

Im Projektverlauf wurden zahlreiche Konzepte und Daten auf ihre Fähigkeit hin untersucht, den Auslastungsgrad im Baugewerbe zuverlässig abzuschätzen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Befragungen des ifo-Instituts zum Auslastungsgrad des Bauhauptgewerbes einen hohen Informationsgehalt aufweisen, der nicht durch andere Messkonzepte zu ergänzen oder gar zu schlagen ist.

Auf der Grundlage der amtlichen Daten aus Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung und Fachstatistik ist dies nach den hier vorgelegten Ergebnissen nicht möglich. Alle mit diesen Daten konstruierten alternativen Auslastungsmaße weisen gravierende Defizite auf. Selbst die besten Varianten bleiben hinsichtlich der Erklärung der Baupreise deutlich hinter dem ifo-Auslastungsgrad zurück und weisen zudem noch Instabilitäten auf. Davon abgesehen ist die Revisionsanfälligkeit der alternativen Auslastungsmaße sehr hoch, das aus ihnen abzuleitende Urteil ist am aktuellen Rand entsprechend unscharf. Hintergrund hierfür ist, dass keines der Verfahren letztlich ohne Trendschätzung auskommt, diese aber am aktuellen Rand immanent instabil ist und sich dies naturgemäß in die geschätzten Auslastungsgrade fortsetzt. Umfragebasierte Messkonzepte haben dieses Problem nicht, da sie die Kapazitäten nicht indirekt über einen statistischen Trend schätzen, sondern die Unternehmen direkt nach diesen oder deren Auslastung fragen.

Vor diesem Hintergrund wird vorgeschlagen, den regelmäßigen Umfragen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter ihren Mitgliedsunternehmen stärkere Beachtung zu schenken. In dieser Umfrage wird unter anderem erhoben, ob Unternehmen aus Gründen von Kapazitätsengpässen Investitionen beabsichtigen – was indirekt auf den Auslastungsgrad ihrer Kapazitäten schließen lässt. Der Teilnehmerkreis ist im Bauhauptgewerbe nur wenig größer als der der ifo-Umfrage, enthält aber zusätzlich die Antworten von rund 500 Unternehmen des Ausbaugewerbes und weist für das Bauhauptgewerbe einen ausgesprochen engen Gleichlauf zur den ifo-Werten auf. Nach einer einfachen Re-Skalierung lassen sich die DIHK-Antworten zur Kapazitätserweiterung als Auslastungsgrade interpretieren; sie liegen dann sowohl für das Baugewerbe insgesamt als auch getrennt nach Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe vor. Sie werden dreimal im Jahr veröffentlicht, für das fehlende Sommerquartal lassen sich die Werte über den ifo-Auslastungsgrad schätzen; als Umfragedaten werden sie nicht revidiert.

Nach dem Urteil dieser Studie können die Umfragedaten des DIHK zum Kapazitätserweiterungsmotiv im Baugewerbe mit der vorgeschlagenen Re-Skalierung und der Zuschätzung für das Sommerquartal eine wertvolle Ergänzung zur ifo-Umfrage im Bauhauptgewerbe darstellen.

Veröffentlichungen

Kapazitätsauslastung im Baugewerbe
BBSR-Online-Publikation 14/2017, Hrsg.: BBSR, August 2017
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Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Produktionskapazität, Baugewerbe, Auslastungsgrad, Kapazitätsauslastung
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/1Wertschoepfung/2016/kapazitaetsauslastung/01_start