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Hemmnisse und Potenziale der Abwasserwärmenutzung zur Gebäudeheizung – technische, wirtschaftliche, planerische und rechtliche Aspekte
Hemmnisse und Potenziale der Abwasserwärmenutzung zur Gebäudeheizung – technische, wirtschaftliche, planerische und rechtliche Aspekte
10.08.18.7-17.04
04.2017
11.2018
abgeschlossen mit Bericht
Ergebnisse
Das theoretische Abwasserwärmepotenzial liegt in Deutschland, bezogen auf die Ressource „öffentliches Abwassernetz“, einer Abwasserabkühlung um zwei Grad Kelvin und einer Jahresarbeitszahl (Elektrowärmepumpen) von vier, bei rund 29,2 Terawattstunden pro Jahr. In Deutschland existieren rund 40 Mio. Wohnungen, die zu beheizen sind. Wird je Wohnung von einem mittleren Wärmeenergiebedarf von 15.645 Kilowattstunden pro Jahr ausgegangen, ist insgesamt eine Wärmeenergiemenge von etwa 626 Terawattstunden pro Jahr für alle Wohnungen aufzubringen. Mit der Abwasserwärmenutzung könnten auf Basis des theoretischen Potenzials demnach rund 5 Prozent, also 2 Millionen Wohnungen in Deutschland beheizt werden. Darüber hinaus existiert weiterhin eine sehr große Fläche an beheizten Nichtwohngebäuden, deren Wärmeenergiebedarf prozentual zum gesamten Gebäudebestand in Deutschland mit 42,6% angegeben wird.
Es ist festzustellen, dass das Potenzial der Abwasserwärmenutzung bisher nicht in dem bestmöglichen Maße genutzt zu werden scheint, obwohl ausgereifte Technologien zur Verfügung stehen. Demnach ist der Kernfrage nachzugehen, welche Hemmnisse und Anreize im Zusammenhang bei der Abwasserwärmenutzung vorliegen und welche Strategien zur Beseitigung technischer, wirtschaftlicher, planerischer und rechtlicher Hemmnisse zur Einbeziehung der Abwasserwärmenutzung in den Wärmemarkt formuliert werden können.
Dazu waren die Akteure der Immobilienwirtschaft, des Hochbaus bzw. der Bauwirtschaft im Allgemeinen zu identifizieren, die bei der Entwicklung, der Planung, dem Bauen und Betreiben von Immobilien beteiligt sind. Um deren Erfahrungen und Standpunkte zu nutzen, kam methodisch eine thematisch strukturierte Online-Befragung mit einem Höchstmaß an Datensicherheit in Frage.
Festgestellt wurde, dass Defizite bezüglich Erfahrungen, Informationsbezug und Kenntnissen zu Investitionskosten und Wirtschaftlichkeit bestehen und ein Hindernis bei der Realisierung von Anlagen darstellen.
Daraus leiten sich die folgenden Strategien und Handlungsfelder ab. Um Bauherren oder ihre Vertreter als Entscheider zu überzeugen, sollte verdeutlicht werden, dass der technische Hintergrund der Abwasserwärmenutzung kein Hemmnis darstellt. Durch das Aufzeigen von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, den rechtlichen Regelungen zum Abbau von Hemmnissen, des Beitrags zum Klima- und Umweltschutz und des Nutzens für Immobilienmarketing sind die für die Entscheider wesentlichen Aspekte zu kommunizieren.
Um dem Abwasserwärmeangebot den Wärmebedarf gegenüber stellen zu können, sollten vorhandene Werkzeuge (z. B. Abwasserkataster, Abwärmekataster) zur Steigerung der Anwendungsfälle herangezogen und weiterentwickelt werden, um konkrete Beurteilungen für in Frage kommende Standorte oder Bereiche zu ermöglichen. Mithilfe dieses Vergleichs können relevante Immobilienstandorte erkannt und Gespräche mit Beteiligten effektiv gezielt geführt werden.
Abwasserträger und ihre Akteure (z.B. Ingenieure der Siedlungswasserwirtschaft) sind Know-How-Träger rund um die Abwassertechnik. Von den Abwasserträgern kann eine interdisziplinäre Verknüpfungsaufgabe mit Blick auf die am Bau Beteiligten ausgehen. Mithilfe ihrer Infrastrukturaufgabe für den Immobiliensektor und Hochbau bzw. Städtebau kann eine Mitwirkung bei der Wärmebedarfsdeckung von Gebäuden erfolgen.
Ein Recht auf die Nutzung der Abwasserwärme sollte formuliert werden. Für den öffentlichen und privaten Bereich sind bei Bedarf spezifische Vertragsmuster zu entwickeln. Die zu regelnden Vertragsinhalte sollen einem gegenseitigen Ausgleich von Risiken dienen. Dem Anbieter soll ein Gewinn und dem Nutzer im Gegenzug eine kalkulierbare Grundlage gewährt werden. Die Haftung für Initiatoren/Nutzer/Investoren sollte dabei eingrenzt werden.
Als Ansätze für Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen empfehlen sich die Beurteilung von Lebenszykluskosten und Nachhaltigkeitsbewertungen in Form von zusätzlichen Betrachtungen von Betriebskosten und das Aufzeigen von Jahreskosten für verschiedene technische Möglichkeiten. Dadurch wird wiederum die Anwendung von Wirtschaftlichkeitsvergleichen mit Blick auf unterschiedliche Heiztechniken und Anforderungen an die Gebäudehülle unterstützt. Auch das Potenzial der Gebäudekühlung mit Hilfe der Abwasserwärmenutzung soll hier stärker berücksichtigt werden.
Gewünscht wurden von an der Thematik interessierten Befragten stärkere Förderung, bessere Dokumentation vorhandener Anlagen und Potenzial, grundsätzlich bessere weiterführende thematische Information, Weiterentwicklung von Werkzeugen wie Abwärmekatastern, um Potenziale besser abschätzen zu können, die Zuordnung der Abwasserwärmenutzung zu erneuerbaren Energien im EEWärmeG bzw. Gebäudeenergiegesetz (GEG) und stärkere Förderung.
So¬lange keine wesentlichen Erfahrungswerte bei Planern, Immobilienwirtschaft und Kommunen vorliegen, ist wahrscheinlich ein höherer Planungs- und Koordinationsaufwand notwendig, der die Wirtschaftlichkeit der Abwasserwärmenutzung hemmt.
Von wesentlicher Bedeutung bei der Beseitigung von Hemmnissen ist daher die Verbreitung von Wissen und weiterführenden Informa¬tionen zum Thema „Abwasserwärmenutzung“ in den Bereichen Technik, Wirtschaftlichkeit, Planung und den rechtlichen Aspekten, besonders bei Planern, aber auch bei Kommunen und in der Immobilienwirtschaft.
Projektbeteiligte | |
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Antragsteller/in : |
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. |
Federführende/r Forscher/in (alternativ Sprecher/in) : |
Dipl.-Ing. Ansgar Beuth |
Fachbetreuer/in im BBSR : |
Steffen Kisseler, i. A. WB 3 |
Eckdaten | |
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Schlagworte zum Projekt : | Abwasserwärmenutzung, Nutzung von Abwasserwärme, regenerative Energien, Energieeffizienz, Energiewende, Gebäudekühlung |
Einordnung in Zukunft Bau : | Forschungsförderung, Gebäudetechnik, Energieeinsparung/ -gewinnung, Forschungsbericht |
Bundesförderung in EUR : | 39.147,00 |