Profil Zukunft Bau

Planung, Architektur und Bautechnik haben ebenso wie die Bau- und Wohnungswirtschaft maßgeblichen Einfluss auf unsere Gesellschaft, indem sie Lebensräume schaffen und prägen. Insofern sind sie nicht nur volkswirtschaftlich, sondern auch unmittelbar gesellschaftspolitisch relevant.

Das Innovationsprogramm Zukunft Bau des Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) setzt mit den Programmteilen Zukunft Bau Forschungsförderung, Zukunft Bau Ressortforschung und Zukunft Bau Modellvorhaben wichtige Impulse für das Bauwesen.

Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Erkenntniszuwachs und dem Wissenstransfer von technischen, baukulturellen und organisatorischen Innovationen. Hinter allen Maßnahmen steht der Anspruch, eine nachhaltige Entwicklung des Gebäudesektors insgesamt zu befördern.

Die Antragsforschung

Unterstützung für gute Ideen – eine Erfolgsgeschichte

[Autor: Guido Hagel, BBSR, Bonn. Der Text erschien im ersten Zukunft Bau Magazin 2009.]

Seit fast einem Jahrhundert wird in Deutschland mit öffentlichen Geldern Bauforschung betrieben. Die Ergebnisse führten zu nachhaltigen Innovationen und Veränderungen in der Baubranche, sodass Deutschland international gesehen heute einen Ruf als technischer und ökologischer Vorreiter genießt.

Die öffentlich initiierte Bauforschung hat in Deutschland eine lange Tradition, wobei die angeregten Forschungsaufgaben zu Beginn ohne öffentliche Unterstützung, sozusagen als Ehrendienst abgearbeitet wurden. Die ersten dokumentierten Untersuchungen stammen aus dem Jahre 1920, als das sächsischen Innenministerium angesichts der Energie- und Materialknappheit nach dem ersten Weltkrieg, Fachleute aus Hochschulen, Materialprüfungsstellen und Unternehmen Lehmbautechniken zur Herstellung von Wohnungen erproben ließ. Die Bauforscher kamen zwar damals zum Ergebnis, dass der Lehmbau nur sehr begrenzt zum Bau von Wohnungen geeignet sei. Man regte aber an, zukünftig gesellschaftlich relevante Fragen des Bauens kontinuierlich und strukturiert untersuchen zulassen.

Die Bedeutsamkeit der Bauforschung wurde 1927 dadurch anerkannt, dass mit einer nennenswerten öffentlichen finanziellen Unterstützung begonnen wurde. Damals hat das Deutsch Reich auf Betreiben der Reichstagsabgeordneten Dr. Marie-Elisabeth Lüders 10 Mio. RM für Forschungen im Bau- und Wohnungswesen bereitgestellt, womit die Bauforschung ausdrücklich als Faktor der Bau- und Wohnungspolitik anerkannt wurde. Die Arbeitsfelder wurden zwar vorgegeben – zur Bestimmung relevanter Themen setzte man aber schon damals auf die Ideen und die Kreativität der Wissenschaftsgemeinde. So wurde erstmalig ein Projektträger, die Reichsforschungsgesellschaft  für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen (Rfg), beauftragt, ein Antragsverfahren zur Auswahl guter Projektideen durchzuführen.
Die Rfg hatte zwar bereits nach wenigen Jahren, als die Mittel aufgebraucht waren, die Arbeit eingestellt. Doch auch in den 30er Jahren wurden Innovationen und moderne Bauverfahren mit dem Instrument der Antragsforschung durch verschiedene Ministerien gezielt unterstützt.

Die Wohnungsnot nach dem zweiten Weltkrieg verschärfte die Notwendigkeit, besseres und billigeres Bauen durch Forschung zu unterstützen. Ab 1950 stellte das damalige Ministerium für den Wohnungsbau dafür erhebliche Mittel zur Verfügung. Mit der Verabschiedung des zweiten Wohnungsbaugesetzes im Jahr 1956 wurde eine verlässliche gesetzliche Basis für eine kontinuierliche öffentliche Förderung wissenschaftlicher Forschungen auf den Gebieten des Bau- und Wohnungswesens geschaffen. Das war die Grundlage der Bauforschungsförderung, die bis zur Einstellung des Programms im Jahr 2006 (50 Jahre nach Programmstart!) rund 2.500 Forschungsprojekte ermöglichte.

Im Jahr 2006 startete das BMVBS die Forschungsinitiative Zukunft Bau mit einer stark verbesserten Mittelausstattung und dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Bauwesens im europäischen Binnenmarkt zu stärken und bestehende Defizite, insbesondere im Bereich technischer, baukultureller und organisatorischer Innovationen, zu beseitigen.
Für dieses Programm werden jährlich rund 200 Anträge gestellt, von denen 40-45 Vorschläge eine Förderung zugesprochen bekommen. Zum Nachweis der Relevanz des Themas und zum Beleg der Umsetzbarkeit der Ergebnisse werden Drittbeteiligungen eingefordert.

Der Fokus und somit auch die Zielsetzungen der Bauforschungen veränderten sich im Laufe der Zeit. Oftmals wurden mit den Antragsprojekten im Lande selbst entscheidende Weichenstellungen vollzogen. Die heutigen, im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau geförderten Bauforschungsprojekte, dienen dazu, Deutschlands Rolle als internationaler Vorreiter auf dem Gebiet des Bauens auszuweiten. Die ersten Ergebnisse abgeschlossener Projekte werden auf den folgenden Seiten vorgestellt.