Rückblick auf das Fachsymposium Lowtech im Gebäudebereich 2022

Die komplexe Wechselwirkung zwischen Mensch, Technik und Umwelt wird im fachlichen Diskurs zum energieeffizienten Bauen in der Regel nachrangig betrachtet. Die Komfort- und Technikansprüche der Gebäudenutzerinnen und -nutzer sowie die gängigen Effizienzstrategien scheinen die Technikabhängigkeit von Gebäuden weiterhin zu begünstigen, ohne dass der Energie- und Ressourcenverbrauch signifikant reduziert wird.

Auf dem zweiten Lowtech-Symposium an der TU Berlin wurden einfache, robuste und technikreduzierte Strategien für einen klimaneutralen Gebäudebestand im Kontext einer suffizienzorientierten Postwachstumsgesellschaft diskutiert.


Videomitschnitte des Symposiums

Teil I – Postwachstum

  • Niko Paech, apl. Professur für Plurale Ökonomik an der Universität Siegen
  • Andrea Vetter, Transformationsforscherin und Vertreterin einer Professur im Studiengang „Transformation Design“ an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig

Teil II – Zukunft Bau Forschung

  • Thomas Zelger, Daniel Bell und Lukas Lauss, Partnerprojekt der TU München und des IBO - Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie zusammen mit dem Technikum Wien und dem Wohnbund Wien
  • Florian Nagler, Florian Nagler Architekten und Professur für Entwerfen und Konstruieren an der TU München

Teil III – Komfortstandards

  • Stefan Simon, Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin
  • Ingo Malter, STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH

Teil IV – Umweltwirkung und Transformationsstrategien

  • Rolf Frischknecht, treeze Ltd und Dozent an der ETH Zürich
  • Julia Halbauer, Architektur & partizipative Planungsprozesse, Wien

Teil V – Impulsvorträge & Diskussion

  • Robert Kaltenbrunner, Leiter der Abteilung Wohnungs- und Bauwesen im BBSR
  • Sabine Erber, Energieinstitut Vorarlberg
  • André Hempel, BMWSB
  • Robert Kaltenbrunner, BBSR
  • Christian Kühn, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
  • Niko Paech, Universität Siegen

Lowtech Symposium 2022 – Das gesamte Event im Youtube Stream

Moderation: Helmut Krapmeier, Architekt, Universität Wuppertal/Solar Decathlon Europe 21/22, FH Salzburg/Smart Building



Die Präsentationen vom Symposium zum Nachlesen


Referentinnen und Referenten auf dem Fachsymposium Lowtech im Gebäudebereich 2022

Helmut Krapmeier, Moderation

Studien der Architektur in Wien, Ökologie in Tübingen, Energietechnik und Umweltmanagement in Berlin; Arbeit als Architekt bis 1990 in München und Wien, danach als Bereichsleiter für energieeffizientes Bauen im Energieinstitut Vorarlberg: nationale und EU Forschungsprojekte, Juror bei Architekturwettbewerben, Organisation und Moderation von Seminaren und Kongressen, seit 2019 competition manager beim Solar Decathlon Europe 21/22 der Universität Wuppertal, lehrend an der Fachhochschule Salzburg.


Niko Paech

apl. Prof. Dr. Niko Paech studierte Volkswirtschaftslehre, promovierte 1993, habilitierte sich 2005 und vertrat den Lehrstuhl für Produktion und Umwelt an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg von 2008 bis 2016. Derzeit forscht und lehrt er an der Universität Siegen im Masterstudiengang Plurale Ökonomik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Postwachstumsökonomik, Klimaschutz, nachhaltiger Konsum, Sustainable Supply Chain Management, Nachhaltigkeitskommunikation und Innovationsmanagement. Er ist in diversen nachhaltigkeitsorientierten Forschungsprojekten, Netzwerken, Initiativen sowie Genossenschaften tätig.


Andrea Vetter

Andrea Vetter ist Transformationsforscherin. Sie ist Gründerin und Mitgestalterin des 3000m2 großen Kultur- und Lernortes „Haus des Wandels“ in Ostbrandenburg. Derzeit lehrt sie als Vertreterin einer Professur im M.A. Studiengang „Transformation Design“ an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Sie ist Redakteurin der Zeitschrift „Oya: enkeltauglich leben“ und assoziiert mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie (Leipzig). Mitgründerin und Aufsichtsrätin der Bürgerenergiegenossenschaft Oder Spree. Mitglied u.a. im Netzwerk Ökonomischer Wandel (NOW) und dem Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften. Autorin von u.a. „Konviviale Technik. Eine empirische Technikethik für eine Postwachstumsgesellschaft“ (Transcript, 2022) und  „Degrowth/Postwachstum zur Einführung“ (mit M.Schmelzer, Junius, 2019).


Bernhard Lipp

Studium der Technischen Physik an der TU Wien, 1998 Dissertation am Atominstitut auf dem Gebiet der Biophysik (Nichtlineare Analyse von Zeitreihen mit Schnell-Langsam-Dynamik auf Beispiel von EKG-Daten), seit 1997 Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für Bauen und Ökologie (IBO), Unterrichtstätigkeiten (HTL Hollabrunn, FH Campus Wien), Gründungsmitglied der ÖGNB, Mitglied des klimaaktiv-Leitungsgremiums, Behaglichkeits- und Stressforschung, Entwicklung von Qualitätssicherungskonzepten für Gebäude und Ökokriterien für die Wohnbauförderung


Daniel Bell

Von 2003 bis 2009 Studium der Soziologie (rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Studienrichtung) an der Universität Wien. 2009 Sponsion zum Magister der Soziologie. Von 2009 bis 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter bei FACTUM OG im Themenbereich Mobilitäts- Verkehrs- und Stadtforschung. Seit 2019 Senior Lecturer/Researcher an der Fachhochschule Technikum Wien; Leitung des Forschungsschwerpunkts Renewable Energy Systems und Leitung des Kompetenzteams zur Erforschung sozialer- und umweltwissenschaftlicher Aspekte urbaner Klimaadaptionsmaßnahmen. Der aktuelle inhaltliche und methodische Fokus liegt auf der Ausarbeitung und Anwendung sozialwissenschaftlicher Methoden im Kontext der aktiven Nutzer*inneneinbindung in Planungs- und Evaluierungsprozessen auf Quartiersebene zur Erhöhung von Lebensqualität, Nutzer*innenkomfort und Nachhaltigkeit.


Lukas Lauss

Lukas Lauss absolvierte ein Studium zum technischen Zeichner und ist seit März 2017 an der Technischen Universität München am Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Seine Forschungsthematiken liegen im Bereich: Energieeffizientes Bauen, Gebäudebetriebsoptimierung, Robustheit in der technischen Gebäudeausrüstung und Energieplanung.


Thomas Zelger

DI Thomas Zelger, Physiker TU Wien, seit 2016 Stadt Wien Stiftungsprofessor für energieeffiziente und nutzer*innenfreundliche Gebäude und Quartiere am Forschungsfeld Renewable Energy Systems an der FH Technikum Wien. Davor über 20 Jahre Forschung und Umsetzung im Bereich Passivhaus- und Plusenergiebauweise, Bauökologie, Bauphysik, Dynamische Gebäude- und Anlagensimulation und Komfortforschung am IBO (Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie). Publikationen im Bereich Komfort, Bauökologie, Plusenergiequartiere, ökologische Passivhausbauteilkataloge


Florian Nagler

Der gelehrte Zimmermann arbeitet nach seinem Studium der Architektur als freier Architekt. Gründung eines eigenen Architekturbüros, seit 2001 gemeinsam mit Barbara Nagler. Er hält zudem eine Professur für Entwerfen und Konstruieren an der TU München.

„Die Frage, wie wir das Bauen wieder entkomplizieren und weniger auf den Einsatz von Technik, als wieder mehr auf die ureigenen Leistungen der Architektur setzen können, beschäftigt mich seit Jahren intensiv. Unser Forschungsprojekt „einfach bauen“ an der TU München hat uns hier eine Tür geöffnet zu einer Vielzahl von Möglichkeiten, wie wir in Zukunft verantwortungsvoll bauen und darüber hinaus vielleicht auch eine neue Architektursprache entwickeln können."


Stefan Simon

Stefan Simon ist Direktor des Rathgen-Forschungslabors der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Ausgebildet als Konservierungswissenschaftler, hat Stefan Simon in Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München über die Verwitterung und Konservierung von Marmor promoviert. Als Gründungsdirektor des Institute for the Preservation of Cultural Heritage (IPCH) an der Yale University, New Haven, CT hat Stefan Simon ab 2014 vor allem die Entwicklung nachhaltiger Konservierungsstrategien priorisiert, angetrieben von der Debatte zum Klimawandel und dem „Grünen Museum“. Er ist seit 2010 Mit-Initiator einer gleichnamigen Veranstaltungsreihe in Deutschland.


Ingo Malter

Ingo Malter verantwortet in seiner Funktion als Geschäftsführer der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH, einem der sechs kommunalen Wohnungsbaugesellschaften des Landes Berlin, die Bereiche Bestandsmanagement, Personalwesen und Organisationsentwicklung, Bauen sowie die Stabsstellen Unternehmenskommunikation und Strategischer Einkauf. Seine berufliche Laufbahn startete der Diplom-Ingenieur nach einem Studium der Landschaftspflege an der Technischen Fachhochschule Berlin zunächst in den Bauämtern der Bezirksämter Kreuzberg und Reinickendorf. Danach arbeitete er mehrere Jahre in führenden Positionen bei der GSW Immobilien AG. Nach einem nebenberuflichen MBM Studium an der FU Berlin war er als Senior Asset Manager bei einem Tochterunternehmen von Goldman Sachs tätig, bevor er 2010 als Geschäftsführer der STADT UND LAND bestellt wurde.


Rolf Frischknecht

Dr. Rolf Frischknecht ist diplomierter Bauingenieur und prägt seit bald 30 Jahren die Entwicklung der Ökobilanzierung in Europa und weltweit. Seine Tätigkeiten reichen von der umfassenden elektronisch und online verfügbaren Ökobilanzdatenbank ecoinvent bis zur Weiterentwicklung von Umweltindikatoren und Bewertungsmethoden, etwa der Methode der ökologischen Knappheit. Er leitet das auf Ökobilanz-Beratung und -Forschung spezialisierte Unternehmen treeze und unterrichtet Ökobilanzen an der ETH Zürich. Er lebt mit seiner Familie in Uster, Schweiz. 2020 wurde er für sein Lebenswerk mit dem SETAC-edana Preis der Ökobilanzierung ausgezeichnet.


Julia Halbauer

Julia Halbauer studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit den räumlichen Bezügen von Degrowth/Postwachstum als Vision für Gesellschaftstransformationen. Während dem Studium war sie in Architekturbüros sowie als Studienassistentin am Forschungsbereich für Landschaftsarchitektur und Gartenkunst am Institut für Städtebau der TU Wien tätig. Julia engagierte sich im Vereinsvorstand des Projekts „Zukunftshof“ in Wien – ein inmitten eines Wiener Stadtteilentwicklungsgebiets liegender und ehemals leerstehender Bauernhof, der sich zum Stadtteilzentrum für urbane Landwirtschaft und Ko-Kreation entwickelt hat. Seit 2021 ist Julia bei nonconform in Wien tätig und dabei in unterschiedlichste Planungsaufgaben und räumliche Beteiligungsprozesse involviert.


Sabine Erber

Sabine Erber ist Projektleiterin für internationale und nationale Forschungsprojekte im Energieinstitut Vorarlberg. Sie ist stellvertretende Bereichsleiterin des Bereichs energieeffizientes Bauen. Sabine Erber hat Architektur und Siedlungsplanung an der TU Berlin studiert und in mehreren Büros vor allem im Bereich Architektur- und Städtebauwettbewerbe gearbeitet. Sie hat 20 Jahre Erfahrung in ihrem Schwerpunkt energieeffizientes Bauen. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind notwendige Prozesse zu Entstehung von Niedrigstenergiegebäuden mit wenig Technik, energieeffiziente Sanierungen, sanfte Verdichtung und die Begleitung von Kommunen bei der Entwicklung von öffentlichen Gebäuden. Seit 15 Jahren leitet sie das Servicepaket „Nachhaltiges Bauen in der Gemeinde“ im Energieinstitut Vorarlberg.


André Hempel

André Hempel machte 2003 seinen Abschluss als Dipl.-Ing. im Fach Bauingenieurwesen an der TU Cottbus. Mit seiner Spezialisierung auf die Bereiche Stahlbau, Baubetrieb/Bauwirtschaft und Bautechnikgeschichte arbeitete er zunächst beim Wasser- und Schiffahrtsamt des Bundes, wechselte dann jedoch als Referent an das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Nachdem er auch im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie als Referent arbeitete, fand er seinen Weg ins Bauministerium, wo er seit 2021 nun als Referatsleiter des Referats BWI5 (Bauingenieurwesen, nachhaltiges Bauen und Bauforschung) tätig ist.


Robert Kaltenbrunner

Robert Kaltenbrunner, geboren 1960, ist gelernter Architekt und Stadtplaner, war von 1990 bis 1999 bei der Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr in Berlin als Projektgruppenleiter für städtebauliche Großvorhaben tätig, und leitet seit 2000 die Abteilung Bau- und Wohnungswesen‘ im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Bonn u. Berlin). Er ist u.a. Mitglied im Wissenschaftlichen Kuratorium von FORUM STADT (Esslingen) sowie im ‚Scientific Panel‘ von CSE – City Safety Energy (Neapel/Italien) und hat zahlreiche Beiträge zu verschiedenen urbanistischen Themen veröffentlicht.


Christian Kühn

Christian Kühn wurde 1979 in Tübingen geboren. Dort absolvierte er auch sein Studium der Politikwissenschaft und Soziologie. Währenddessen war er Studentischer Mitarbeiter des Tübinger Bundestagsabgeordneten Winfried Hermann. 

Er war bis zur Bundestagswahl 2021 Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und vertrat seine Fraktion als ordentliches Mitglied und Obmann im Ausschuss für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen. Außerdem war Christian Kühn stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, im Haushaltsausschuss sowie im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz. Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP war Christian Kühn als Leiter der AG 11 (Bauen und Wohnen) von grüner Seite aus engagiert.

Am 09. Dezember 2021 wurde Christian Kühn von Umweltministerin Steffi Lemke zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ernannt.