Zukunft Bau Kongress 2019 – JETZT! Bauen im Wandel

Wie zukunftsfähig ist das Bauen? An welchem Wendepunkt steht das Bauen und was sollte sich wandeln? Welchen Einfluss haben Klimawandel und Digitalisierung? Wie kann Forschung zum Wandel beitragen und einfacher in die Praxis einfließen?
 
Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Zukunft Bau Kongress 2019 am 03. und 04. Dezember 2019. Im ehemaligen Bonner Plenarsaal luden das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ein, gemeinsam mit hochkarätigen Podien diesen Fragen nachzugehen und neue Lösungsansätze zu diskutieren. Über 400 Architekt*innen, Ingenieur*innen, Forschende und Studierende nahmen an dem Kongress teil und beteiligten sich am fachlichen Austausch.

Der erste Kongresstag am 03. Dezember startete mit einem Vortragsblock über aktuell relevante Themen des Bauens. Stephan Petermann (MANN / OMA/AMO) hob die notwendige Wertschätzung von guter, gebauter Architektur und adäquaten Umgangsstrategien mit Bestandsbauten hervor, Prof. Linda Hildebrand und Prof. Sigrid Brell-Cokcan (beide RWTH Aachen) stellten innovative Ansätze für das zirkuläre und digitale Planen und Bauen vor. Der Vortragsblock wurde abgerundet durch das Fazit von Prof. Thomas Auer (TU München), dass sich eine nachhaltige Transformation der gebauten Umwelt wieder stärker an der Natur und am Menschen orientieren müsse, sowie durch Luisa Ropelato, die im Namen der „Architects for Future“ dazu aufrief, für eine lebenswerte Zukunft die Baubranche von innen heraus zu verändern. Die anschließende Podiumsdiskussion zeigte trotz der Vielfalt der vorgestellten Themen einen hohen Konsens darin, dass die am Bau Beteiligten stärker auf den aktuellen Wandel reagieren sollten.

In einem zweiten Vortragsblock ging es um die Frage, welche Freiräume in der Baupraxis für Experimente und Innovationen bleiben. Hier zeigte Torben Østergaard (3XN/GXN) auf, wie das Bauen und Forschen im Architekturbüro ineinander greifen und Synergien erzeugen können. Prof. Dirk Hebel (KIT Karlsruhe) berichtete über die Forschungsplattform NEST und neue Strategien für Kreislaufsysteme, die bis ins kleinste Detail beim Bauen greifen. Daniel Hoheneder (flissade GmbH) gab Einblicke in die Etablierung eines Startups in der Baupraxis, und Prof. Philipp Bouteiller (Tegel Projekt GmbH) präsentierte seine Visionen für das Tegel Projekt als größtes Smart City Projekt Europas. Das Schlusswort hatte Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), der in seinem Vortrag folgerte, dass Innovation und Baukultur sich nicht per se widersprächen, sondern sich im besten Fall ergänzten. In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, kam der Wunsch auf, Experimente und Innovationen am Bau stärker zu fördern. Es wurde die Erwartung formuliert, dass der öffentliche Hochbau auch in diesem Bereich eine Vorreiterrolle übernehmen solle.

Im Rahmen des Abendvortrags erweiterte Dr. Insa Thiele-Eich (Stiftung erste deutsche Astronautin gGmbH) den räumlichen Maßstab von Gebäuden, Stadt und Raum um den Einblick in das Bauen und Forschen im Weltraum. Frau Dr. Thiele-Eich stellte mögliche Strategien für das Bauen auf dem Mond und Mars vor, um zu resümieren, dass der Lebensraum Erde einzigartig bleibe und es keinen Planeten B gäbe.

Was kann Forschung leisten? Wie können wir relevante Forschungsergebnisse in der Praxis umsetzen und wie fließen wichtige Fragestellungen und Erkenntnisse aus der Praxis in die Forschung?

Der zweite Kongresstag widmete sich der Frage, was die aktuellen und zukünftigen Themen des Bauens für die Forschung und übergeordnete Betrachtungsweisen bedeuten. Dr. Hanno Rauterberg (DIE ZEIT) schilderte eindrücklich seine Forderung, Architektur als sozialwissenschaftlichen Forschungsbereich zu betrachten und bei allem Streben nach Neuerungen mehr das Ankommen im Jetzt mit den heutigen Herausforderungen in den Blick zu nehmen als in Zukunftsabsichten aufzubrechen. Im Anschluss reflektierten Prof. Achim Menges und Prof. Jan Knippers (beide Universität Stuttgart) die Frage nach adäquaten Forschungsstrategien des 21. Jahrhunderts mit der Forderung, digitale Technologien als Hilfswerkzeug zu verstehen und zu nutzen, um einen durchgehend integrativen und interdisziplinären Planungs- und Bauprozess zu schaffen.

In drei parallelen Zukunftsforen beleuchteten weitere Referenten Themen des Zirkulären Bauens, der Digitalen Methoden sowie der Architektur und Bauforschung und diskutierten diese gemeinsam mit den Teilnehmenden. Abgerundet wurde der Zukunft Bau Kongress durch einen kurzen Einblick in Forschungsprojekte aus der Zukunft Bau Forschungsförderung. Die Projekte zeigten die vielseitige Bandbreite an Themen auf, die beispielhaft für Zukunft Bau ist, aber auch für die Komplexität der Bauwelt allgemein.

Die große Teilnehmerresonanz und die regen Diskussionen während des Kongresses belegten, dass die Themen des Kongresses den Zeitgeist getroffen haben und für die aktuelle fachliche Diskussion wertvoll sind. Es ist zu hoffen, dass der interdisziplinäre und generationenübergreifende Input und Austausch während des Kongresses zu neuen Impulsen für das Bauen und Forschen anregt. Um die Themen des Zukunft Bau Kongresses in die weitere Fachwelt zu tragen, ist eine Publikation des Kongresses erschienen.