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Evaluierung des Nachhaltigkeitsaspektes bei Planung und Vergabe im Rahmen öffentlicher Bauaufträge

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Evaluierung des Nachhaltigkeitsaspektes bei Planung und Vergabe im Rahmen öffentlicher Bauaufträge


Projektnummer
Projektbeginn
11.2015
Projektende
12.2016
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Grundlage der Einbeziehung von nachhaltigen und umwelttechnischen Fragestellungen bei Bundesbaumaßnahmen ist der Leitfaden Nachhaltiges Bauen mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen sowie die nationale Rechtsgrundlage für Umweltaspekte in Vergabeverfahren, geregelt in der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen. Im Moment scheint es jedoch fraglich, ob und wie diese Richtlinien in der Praxis Anwendung finden. Das Projekt beschäftigte sich deshalb mit der Frage, wie derzeit bei der Planung Nachhaltigkeitsaspekte und bei der Vergabe Umweltaspekte zur Steuerung eingesetzt werden.Projektlaufzeit: November 2015 – August 2016

Ausgangslage

Grundsätzlich gibt es derzeit eine Verpflichtung, das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) für Büro- und Verwaltungsbauten des Bundes sowohl bei Neubauten als auch bei Komplettmodernisierungen anzuwenden. Weiter gilt dies auch für Unterrichtsgebäude und Außenanlagen. Seit 2014 liegen auch Neubauten von Forschungs- und Laborgebäuden in diesem Geltungsbereich. Umwelteigenschaften - nicht nur als Eignungs- sondern als Zuschlagskriterium - können seit 2012 bei der Auftragsvergabe von öffentlichen Bauprojekten gewertet werden.

Die beiden genannten Untersuchungsparameter können die Projektlaufzeit und -kosten erheblich beeinflussen, welche unter anderem die wesentlichen Schwerpunkte bei einem Planungs- und Vergabeverfahren der öffentlichen Hand sind. Letztendlich geht es zum einen um den nachhaltigen Einsatz von finanziellen Mitteln und zum anderen um die Bereitstellung eines praxistauglichen und zielsicheren "Werkzeugkastens" für die Planung und die Vergabe.

Ziel

Untersuchungsgegenstand des Projekts war, inwiefern die beschriebenen Problempunkte des aktuell gängigen Einsatzes von Nachhaltigkeits- und Umweltkriterien bei Planung und Auftragsvergabe durch eine Bestandsaufnahme, wissenschaftliche Überprüfung und Weiterentwicklung abgebaut werden können. Dabei wurde die aktuelle Vorgehensweise keinesfalls vollends in Frage gestellt, da sie die Referenz sowohl für die zurückliegenden, als auch die zukünftigen Verfahrensweisen mit Nachhaltigkeitsgrundsätzen bei der Planung und Umwelteigenschaften als Zuschlagskriterium bei der Vergabe von öffentlichen Bauprojekten darstellt.

Mit dem Projekt wurde die aktuelle Verfahrensweise hinsichtlich ihrer Umsetzung validiert und im Kontext hinterfragt. Die Schlussfolgerungen erlauben gegebenenfalls auch direkte Vorschläge zu alternativen und ergänzenden Möglichkeiten. Vor diesem Hintergrund wurden die folgenden Fragestellungen erörtert:

  • Wie beeinflussen Nachhaltigkeitsaspekte die Planung von öffentlichen Bauvorhaben?
  • Welche Rolle spielen Umwelteigenschaften bei der Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen?

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war das TGZ Bauökonomie, Stuttgart.

Konzept

Um die für das Projekt erforderlichen Daten und Informationen zu erhalten, wurden die öffentlichen Bauauftraggeber mit Hilfe von Fragebögen zu den relevanten Fragestellungen interviewt.

Im ersten Schritt wurde ein Konzept zur Durchführung und zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Forschungsvorhabens erarbeitet. Ebenso wurden in dieser Projektphase die Fragebögen für die spätere Befragung entwickelt und abgestimmt. Dabei handelte es sich einerseits um einen Online-Fragebogen mit dem Fokus auf der Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Vergabe. Andererseits wurde ein Fragebogen im Sinne eines Interviewleitfadens zur Betrachtung von konkreten Projekten und der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Planung entwickelt.

Im zweiten Schritt wurde bei Bund, Ländern und Kommunen die Art und Weise erhoben, wie öffentliche Auftraggeber Nachhaltigkeits- und Umweltaspekte in der Praxis mit einbeziehen. Dabei wurden die wesentlichen Informationen, die zur Prüfung erforderlich sind, per Online-Befragung hinsichtlich der Vergabe und per Telefon hinsichtlich der Planung mit Nachhaltigkeitsaspekten bei den Bauauftraggebern eingeholt. Bei der Beurteilung des Einsatzes von Nachhaltigkeitsaspekten wurde insbesondere der Leitfaden Nachhaltiges Bauen und das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) berücksichtigt. Die Fragen hierzu betrafen vor allem die Umsetzung bei Neubauten und Komplettmodernisierungen für Büro- und Verwaltungsgebäude, den Neubau von Unterrichtsgebäuden, die Errichtung von Außenanlagen sowie bei Neubauten von Forschungs- und Laborgebäuden. Im Wesentlichen wurde dabei beachtet, ob es sich um neue Aspekte im Planungsprozess (z.B. Lebenszykluskosten oder Ökobilanzierung) oder um Nachhaltigkeitsaspekte des typischen Planungsprozesses (Schallschutznachweis und Schallschutzqualität) handelt. Bei der Ausarbeitung der Fragen wurde vor allem auf eine Differenzierungstiefe bei den Themen Planungsteam/Planungsaufgabe, Struktur der Berücksichtigung, Kostenbeeinflussung und allgemeine Fragen geachtet.

Als Grundlage der Befragung zur Nachhaltigkeit diente folgende Struktur:

  • Welche Beschaffungsform wurde gewählt und welche Rückschlüsse sind somit auf die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten zu ziehen?
  • Wurden mit der Planungsaufgabe konkrete Nachhaltigkeitsanforderungen vereinbart?
  • Wurde das Planungsteam durch Nachhaltigkeitskoordinatoren oder vergleichbare Fachpersonen unterstützt?
  • War ein Planungswettbewerb Bestandteil der Planungsleistung und wenn ja, wurden Nachhaltigkeitsaspekte adressiert?
  • Struktur der Berücksichtigung
  • Art und Weise der Adressierung
  • Zuordnung zur verantwortlichen Fachdisziplin
  • Entscheidungshierarchien
  • Evolutionsstufen
  • Konfliktsituationen
  • Kostenbeeinflussung
  • Hatte die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Planung finanzielle Auswirkungen auf Produktebene?
  • Hatte die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten finanzielle Auswirkungen auf Gewerkeebene?
  • Hatte die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten finanzielle Auswirkungen auf Gebäudeebene?
  • Hatte die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten finanzielle Auswirkungen auf die Planungskosten?
  • Wo werden die Stellschrauben für eine optimierte Berücksichtigung gesehen?
  • Wurde die finale geplante Qualität mit der frühen Planungsphase validiert?

Für die Differenzierungstiefe bezüglich der Berücksichtigung von Umweltaspekten waren mindestens folgende Punkte zu zeigen:

  • Haben Umweltaspekte bei der Zuschlagserteilung eine Rolle gespielt?
    - wenn ja, welcher Art?
    - wenn nein, warum nicht?
  • Hatte die Berücksichtigung von Umweltaspekten finanzielle Auswirkungen; wenn ja, in welcher Höhe (oder: zu welchem Anteil)?
  • Hatte die Berücksichtigung der Umweltaspekte zu Schwierigkeiten bei der Wertung der Angebote geführt; wenn ja, zu welchen?

Auf Grundlage der Erhebung wurde dann in einem weiteren Schritt das recherchierte Datenmaterial ausgewertet und analysiert. Im Wesentlichen wurde ermittelt, welche Rückschlüsse sich aus den derzeitig dazulegenden Informationen auf den Einsatz der Nachhaltigkeits- und Umweltaspekte bei der Planung und Vergabe von öffentlichen Bauprojekten gezogen werden können. Darüber hinaus sollte geklärt werden, welche aktuell angewendeten Methoden in der Praxis optimal eingesetzt werden bzw. welche aufgrund der Auswertung und Befragung am besten für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Praxis geeignet sind.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Befragung lassen sich anhand der nachfolgenden Punkte zusammenfassen. Die insgesamt 106 Antworten der öffentlichen Bauauftraggeber zu den Forschungsfragen zeigen hinsichtlich der beiden Themengebiete:

Planung mit Nachhaltigkeitsaspekten

  • Bei der Beschaffung von Planungsleistungen werden Nachhaltigkeitsaspekte bei mehr als 50% der Befragten adressiert.
  • Innerhalb der Planerverträge werden Nachhaltigkeitsaspekte nur in untergeordneter Weise vereinbart. Lediglich 11% der Befragten nehmen diese Aspekte in die Verträge auf.
  • In gleicher Weise nehmen auch nur eine geringere Anzahl der Befragten (9%) eine übergeordnete Nachhaltigkeitskoordination vor.
  • Mehr als 56% aller Befragten sieht durch die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten unter anderem Auswirkungen in Form von erhöhten Baukosten. Innerhalb der Gruppe von öffentlichen Bauauftraggebern, die bereits Erfahrung mit der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten haben, sehen sogar 73% der Befragten entsprechende Kostenauswirkungen.

Umweltaspekte bei der Bauleistungsvergabe

  • Umweltaspekte werden bei der Mehrheit der Befragten (66%) nicht als Eignungskriterium angewendet.
  • Auch als Zuschlagskriterium werden Umweltaspekte bei der Mehrheit der Befragten (73%) nicht angewendet.
  • Trotz der aktuell geringen Erfahrungen sind jedoch immerhin 25% aller Befragten der Meinung, dass die Integration von Umweltaspekten zu Schwierigkeiten bei der Wertung von Angeboten führt. Bei Befragten, die bereits Erfahrungen im Umgang mit Umweltaspekten haben, werden jedoch wesentlich weniger Schwierigkeiten gesehen.

Sowohl im Bereich der Planung als auch der Bauleistungsvergabe sprechen sich die Befragten mehrfach dafür aus, durch Schulungen und Informationsmaterial wie einen entsprechenden Leitfaden den Umgang mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten zu erleichtern.

Veröffentlichungen

Endbericht:
Evaluierung des Nachhaltigkeitsaspektes bei Planung und Vergabe im Rahmen öffentlicher Bauaufträge
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Anhang zum Endbericht:
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Evaluierung, Projektsteuerer, Bundesbaumaßnahmen, Große Baumaßnahmen, Projektmanagement, Projektleiter, Baudienststellen
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/3Rahmenbedingungen/2016/evaluierung-nachhaltigkeit/01-start