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Unterstützung von Suffizienzansätzen im Gebäudebereich

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Unterstützung von Suffizienzansätzen im Gebäudebereich


Projektnummer
Projektbeginn
09.2021
Projektende
04.2023
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Um Klima- und Nachhaltigkeitsziele im Gebäudebereich einzuhalten, bedarf es einer stärkeren und komplementären Verankerung der Suffizienz als dritte Nachhaltigkeitsstrategie neben Effizienz und Konsistenz. In diesem Projekt wurden aus Sicht des Forschungsnehmers dafür mögliche Ansätze identifiziert, Einsparpotenziale für Energie und Treibhausgase quantifiziert und Vorschläge zur politischen und rechtlichen Verankerung erarbeitet.

Ausgangslage

Der Gebäudebereich steht aufgrund seiner großen Umweltwirkungen sowie der mit langen Lebens- und Nutzungsdauern von Gebäuden einhergehenden Investitionszyklen bei der Einhaltung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele vor großen Herausforderungen. Bisherige politische und planerische Maßnahmen werden hauptsächlich im Rahmen von Effizienzstrategien (Wie werden die Ressourcen effizient genutzt?) und Konsistenzstrategien (Werden Ressourcen naturverträglich genutzt?) zur Reduktion der Umweltwirkungen entwickelt und umgesetzt. Die Suffizienz (Wieviel Konsum erlauben die planetaren Grenzen und globale Gerechtigkeit?) erfährt im Vergleich dazu eine deutlich geringere Aufmerksamkeit.

Ziel

Ziel dieses Vorhabens war es, Suffizienz für den Gebäudebereich zu definieren und geeignete technische und organisatorische Ansätze zu ihrer Unterstützung zu identifizieren. Darüber hinaus wurden Vorschläge erarbeitet, wie diese Suffizienzansätze in politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und Instrumenten verankert werden könnten.

Auftragnehmende waren das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH und die BTU Cottbus-Senftenberg.

Konzept

Forschungsleitfragen

Die Ziele des Projekts wurden anhand der folgenden Fragestellungen konkretisiert:

  • Wie lässt sich der Suffizienzbegriff auf den Gebäudebereich übertragen?
  • Welche Einsparpotenziale bezüglich der negativen Umweltauswirkungen lassen sich durch Suffizienzmaßnahmen erzielen?
  • Wie lassen sich Suffizienzansätze in politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen verankern?

Forschungskonzeption, -ansatz und -methodik

Zur Schärfung des Suffizienzbegriffs für den Gebäudebereich fand eine umfangreiche Literaturrecherche mit anschließender Systematisierung statt.

Auch bei der Entwicklung von Vorschlägen für Politikinstrumente fand zunächst eine breite Literaturrecherche statt, wobei rund 300 einzelne Einträge mit Vorschlägen zu Politikinstrumenten und -maßnahmen tabellarisch erfasst wurden. Anschließend wurden gleiche bzw. ähnliche Einträge zusammengeführt und sortiert bzw. priorisiert. Die Priorisierung fand dabei unter anderem anhand der in der Literatur am häufigsten genannten Aspekte, der Anknüpfbarkeit an aktuelle (politische) Anlässe und Prozesse, der Beeinflussbarkeit durch den Bund und der hohen Relevanz gemäß der ersten Potenzialabschätzungen statt.

Für die Bestimmung der Einsparpotenziale wurden zunächst Vergleichswerte aus der Literatur ermittelt. Anschließend wurde mit dem Gebäude-Modellierungs-Tool GEMOD des ifeu; dem Gebäude-Modell des Wuppertal Instituts sowie auf Basis weiterer Studien und statistischer Kennwerte verschiedene Varianten auf Ebene einzelner Gebäude und des gesamten Gebäudebestandes berechnet. Dabei wurden die Entwicklung der Wohnflächenbedarfe, die Treibhausgasemissionen, der Endenergie- und Ressourcenbedarf sowie die Flächeninanspruchnahme quantifiziert.

Ergebnisse

Für den Gebäudebereich kann der Suffizienzbegriff wie folgt definiert werden:

Nutzungs- und Konsummuster, die eine ausreichende Bedürfnisbefriedigung für alle ermöglichen und dabei gewährleisten, dass Ressourcenverbrauch und Umweltwirkungen innerhalb der ökologischen Tragfähigkeit der Erde bleiben.

Der Suffizienzbegriff kann unterteilt werden in

bauliche Suffizienz, d. h. Suffizienzaspekte im Zusammenhang mit der Planung und Errichtung von Gebäuden, Nutzungseinheiten und Räumen; solche Treibhausgas-Reduktionen werden überwiegend im Industrie-Sektor (insbesondere Baustoffindustrie) und in der Baubranche, d. h. im Bauprozess, realisiert; dazu zählen u. a. der Fokus auf Bestandserhalt, -erneuerung und -erweiterung, die Reduktion der Pro-Kopf-Wohnfläche (Raum- oder Flächensuffizienz) sowie geringe Ausbaustandards, und

Energiesuffizienz, d. h. Suffizienzaspekte im Zusammenhang mit dem (energie- und ressourcenrelevanten) Betrieb bzw. der Nutzung von Gebäuden; solche Treibhausgas-Reduktionen werden dem Gebäude- und Energiesektor zugeordnet. Dazu zählt die technische Gebäudeausrüstung und die Ausstattung mit Haushalts- und Elektrogeräten (suffiziente Ausstattung) sowie das Nutzungsverhalten (suffiziente Nutzung).

Der Begriff kann mit Hilfe von fünf übergeordneten Zielen weiter konkretisiert werden:

  • Bestandsentwicklung vor Neubau
  • Reduktion des Pro-Kopf-Flächenbedarfs
  • Anpassbarkeit hinsichtlich Nutzungsänderungen und Raumaufteilungen
  • Lowtech-Ansatz durch einfach(es) (Um-)Bauen sowohl auf baustofflich/ baukonstruktiver als auch auf gebäudetechnischer Ebene
  • Energiesparendes Nutzungsverhalten

Zahlreiche Leuchtturmprojekte sowie Vorschläge von Unterstützerinnen und Unterstützern bzw. Initiativen verdeutlichen die Umsetzbarkeit und Akzeptanz von Suffizienzmaßnahmen. Allerdings bestehen durch wirtschaftliche Normen, mangelnde Kapazitäten, Pfadabhängigkeiten und individuelle Belange auch diverse Hemmnisse.

Das Projekt liefert erste Quantifizierungen für Suffizienzpotenziale im Gebäudebereich sowie Vorschläge für Politikinstrumente zur Ausschöpfung dieser Potenziale. Die Berechnungen zeigen, dass sich vor allem durch eine Verringerung der durchschnittlichen Pro-Kopf-Wohnfläche die Energie- und Ressourcenverbräuche sowie negativer Umweltwirkungen signifikant reduziert werden können. Im besten Fall sinken die jährlichen Treibhausgas-Emissionen im Gebäudebetrieb um rund 11 Mio. Tonnen und die grauen Emissionen um rund 9 Mio. Tonnen.

Die Forschenden erarbeiteten acht Steckbriefe zu wirksamen Politikansätzen und -instrumenten, mit denen sich die quantifizierten Potenziale adressieren und ausschöpfen lassen:

  • Nationale Effizienz- und Suffizienzstrategie

  • Suffizienzorientierte Öffentlichkeitsarbeit und bundesweite Kampagne

  • Suffizienz in Bundesgebäuden

  • Integration von Suffizienz in kommunale Planungsprozesse

  • Integration von suffizienzorientierten Inhalten in Beratungsangebote

  • Suffizienz-gewichtete Förderlandschaft

  • Anpassungen im Bau- und Planungsrecht

  • Weiterentwicklung Gebäudeenergiegesetz (GEG)

Für eine bestmögliche Wirksamkeit sollten aus Sicht der Forschenden einzelne Instrumente, die sich gegenseitig verstärken bzw. bedingen oder aufeinander aufbauen, in Maßnahmenpaketen kombiniert werden. Durch komplementäres Zusammenwirken lässt sich so eine maximale Potenzialausschöpfung erreichen.

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Klimaschutz, Treibhausgas, Suffizienz, Suffizienzmaßnahmen, Suffizienzansätze, Gebäude, Ressourcen, Wohnflächen, Politikinstrumente, Umwelt, Pro-Kopf-Fläche, Nachhaltigkeit, energiesparend, Flächenbedarf
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2021/suffizienzansaetze/01-start