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Online-Workshop für Hersteller „Serielles und modulares Bauen in der Praxis“

Quelle: BMI / Vagedes & Schmidt

In den letzten Jahren hat das serielle und modulare Bauen an Fahrt aufgenommen. Dazu haben verschiedene Fachveranstaltungen und Initiativen beigetragen. Insbesondere herauszustellen ist dabei das Ausschreibungsverfahren zur Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen, das der GdW 2017 gemeinsam mit dem Bundesbauministerium, dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der Bundesarchitektenkammer ins Leben gerufen hat. Doch es gibt noch viel zu tun. Die Wohnraum-Offensive von Bund, Ländern und Kommunen hat es sich daher zum Ziel gesetzt, serielle und modulare Bauweisen weiter voranzutreiben.

Diese Bauweisen waren Thema beim Workshop „Serielles und modulares Bauen in der Praxis: Potenziale und Grenzen – Erfordernisse für die Erschließung des Marktes“ am 21. September, an dem sich online bis zu über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten. Im Mittelpunkt standen dabei die Hersteller serieller und modularer Wohngebäude.

Staatssekretärin Anne Katrin Bohle (BMI) und MinDirig Lothar Fehn Krestas (BMI) wiesen in ihren Beiträgen auf die zentrale Rolle von Herstellern serieller und modularer Baukomponenten hin, um das Ziel der Bundesregierung, angespannte Wohnungsmärkte zu entlasten, zu erreichen. Mit der Veranstaltung wurde den Herstellern in vier Workshop-Sessions die Möglichkeit geboten, ihre spezifischen Sichtweisen einzubringen, um die Rahmenbedingungen zur Umsetzung serieller und modularer Bauweisen weiter zu verbessern.

 

Lebendige Diskussion in vier Workshop-Sessions

Die Workshop-Sessions wurden durch Impulsbeiträge aus Wissenschaft und Praxis eingeleitet. Im Anschluss wurde den Herstellern sowie Akteuren aus branchennahen Verbänden, Forschung und weiteren Planungsbeteiligten unter Zuhilfenahme eines sog. Digital Whiteboards eine Plattform geboten, um die Hemmnisse bei der Umsetzung von Bauvorhaben in serieller und modularer Bauweise zu diskutieren.

 

Der Workshop „Building Information Modeling (BIM) und Automatisierung im Bauwesen“ widmete sich der Frage, inwieweit durch den Einsatz von BIM und Automatisierungsprozessen Planungs- und Bauabläufe optimierbar sind und inwiefern diese Techniken zu größeren Kostensicherheiten und einer höheren Qualität führen. In ihren Impulsbeiträgen sprach Prof. Dr.-Ing. Thomas Bock (TU München) über Hemmnisse für serielle und modulare Bauweisen in Deutschland, während Jun. Prof. Dr.-Ing. Jutta Albus (TU Dortmund) einen Einblick in die Forschung zu Produktionsprozessen mit Fokus auf Potentiale von Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen gab.

Die Diskussion zeigte, dass BIM in der Anwendung noch stärker zum Durchbruch verholfen werden sollte. Zur Erreichung dieses Ziels wurde von den Workshop-Teilnehmern gefordert, dass die Verknüpfung digitaler Planung und Herstellung weiter optimiert wird. Zudem wurde im Hinblick auf eine Prozessoptimierung angeregt, das BIM-Modell in Anlehnung an die Automobilbranche hin zu einem Prozessmodell zu entwickeln. Um die Akzeptanz von BIM zu stärken, wurde es zudem für notwendig erachtet, Effizienzvorteile von BIM stärker zu belegen, indem u. a. den Lebenszykluskosten eines Gebäudes eine stärkere Bedeutung zugemessen wird.

 

Vielfältige Handlungsvorschläge zur Verbesserung der Situation von Herstellern

Zentrales Thema der Workshop-Session „Gestaltung von Genehmigungsverfahren“ waren mögliche Vereinfachungen von Genehmigungsverfahren für serielle und modulare Bauweisen. Wie sollten Genehmigungsverfahren für diese idealtypisch gestaltet sein? Welchen speziellen Anforderungen unterliegen diese Bauweisen im Genehmigungsprozess? Franziska Schlüßel (RWTH Aachen) ging in ihrem Impulsbeitrag auf ein Forschungsvorhaben ein, dass sich mit der Entwicklung einer Richtlinie zur Regelung und Erleichterung des Raummodulbaus als ergänzendes bauordnungsrechtliches Element befasst.

Eine zentrale Forderung wurde in Bezug auf eine stärkere Digitalisierung des Genehmigungsverfahrens formuliert. Es gelte zudem, das Verständnis für Modulbauweisen in den Bauämtern zu verbessern, um schnellere Genehmigungen von seriellen und modularen Bauweisen zu ermöglichen. Hierzu wurde eine Unterstützung der unteren Bauaufsichtsbehörden, z. B. in Form einer Erarbeitung von Prüfhilfen oder Mustertypengenehmigungen, als notwendig erachtet. In diesem Zuge wurde vielfach auch für eine Vereinheitlichung der länderspezifischen Richtlinien in der öffentlichen Wohnraumförderung plädiert.

In der Workshop-Session „Zukunftschancen und Rahmenbedingungen“ wurde diskutiert, wie die Rahmenbedingungen für serielle und modulare Bauweisen idealtypisch ausgestaltet sein sollten. Einerseits ging es um alle Aspekte, die für diese Bauweisen von Bedeutung sind, andererseits aber auch um mögliche zukünftige Ausbildungsberufe mit Bezug zu seriellen und modularen Bauweisen. Eingeleitet wurde der Workshop durch Impulsbeiträge von Michael Lauer (ALHO Systembau), Rudolf Krehan (maxmodul) und Jörg Bauer (VARIAHOME Bauer Holzbausysteme). Sie repräsentieren Unternehmen, die jeweils mit unterschiedlichen Materialien und Bauweisen in der Produktion von seriellen und modularen Baukomponenten tätig sind.

In der Diskussion wurde die Bedeutung guter Architektur beim seriellen und modularen Bauen genauso betont wie die Notwendigkeit, die Bauprozesse durchgängig zu optimieren und digitalisieren. Es bedürfe einer verstärkten Nachwuchsförderung, der Etablierung neuer Ausbildungsberufe (bspw. Modulbauer) und weiterer Qualifizierungen. Auch in der Hochschulausbildung sollten sich Architekturstudiengänge mit seriellen und modularen Bauweisen auseinandersetzen. Handlungsbedarf bestünde zudem bezüglich länderübergreifend einheitlicher Transportbedingungen sowie hinsichtlich der Einführung eines Qualitätssiegels bzw. Gütezeichens. Um all diese Punkte in die Wege zu leiten, wird die Verstärkung von Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit als erforderlich erachtet.

In der Workshop-Session „Praxisgerechte Gestaltung von Vergabeverfahren“ wurde der Frage nachgegangen wie Vergabeverfahren praxisgerecht gestaltet werden könnten, damit serielle und modulare Bauweisen zum Zuge kommen. Welche Vergabeverfahren sind geeignet und wie sollten Ausschreibungen idealtypisch ausgestaltet sein, damit serielle oder modulare Bauweisen auch zum Zuge kommen können und u. a. Nachhaltigkeitsaspekte in den Qualitäts- und Wertungskriterien stärker zur Geltung kommen. MinR Reinhard Janssen (BMI) und Ingo Malter vom landeseigenen Berliner Wohnungsunternehmen STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH, welche schon frühzeitig ein eigenes Typenhaus-Konzept entwickelte, leiteten mit Impulsbeiträgen in die Diskussion ein.

Aus den Schilderungen von Herrn Malter wurde deutlich, dass das öffentliche Vergaberecht alle Möglichkeiten für Ausschreibung und Vergabe bereithält, weshalb diese Regelungen von den Workshop-Teilnehmenden grundsätzlich positiv bewertet werden. Durch die Mitwirkung der Teilnehmenden im digitalen Whiteboard konnten allerdings auch mehrere Vorschläge identifiziert werden, um serielle und modulare Bauweisen in Vergabeverfahren stärker zur Geltung zu bringen. Dabei wurden u. a. Vorgaben im Vergaberecht, wie bspw. die Notwendigkeit von EU-weiten Ausschreibungen und das Erfordernis von Miniwettbewerben, kritisch eingeschätzt. Auch die Ermöglichung von standardisierten Baugenehmigungen wurde gefordert, um schnellere und damit kostengünstigere Verfahren zu ermöglichen.

MinR'n Christine Neuhoff (BMI) dankte in ihrem Resümee den Teilnehmern für deren konstruktive Vorschläge und Ausführungen, die Eingang in die Evaluation sowie die weiteren Überlegungen des BMI finden werden. Die Durchführung der Veranstaltung in einem digitalen Format inklusive der Nutzung von digitalen Whiteboards wurde von den Beteiligten als gelungen wahrgenommen.

 

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Kontakt fachliche und organisatorische Fragen
Maximilian Borchardt, M. Sc. Raumplanung
InWIS Forschung & Beratung GmbH
InWIS - Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und
Regionalentwicklung an der EBZ Business School und der Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: maximilian.borchardt@inwis.de

 

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