18. Netzwerktreffen der BauherrInnen und NutzerInnen der Effizienzhaus Plus-Bildungsgebäude

Am 10. Juni 2021 trafen sich in virtueller Runde etwa 40 TeilnehmerInnen zum internen 18. Netzwerktreffen der Effizienzhaus Plus-Initiative. Ziel des internen Netzwerktreffens war die Darstellung von Potentialen und Hemmnissen über den gegenseitigen Wissenstransfer von Forschung, Planern und Nutzern zur Weiterentwicklung des klimaneutralen, nachhaltigen Bauens. Im Vordergrund der Veranstaltung standen die Erfahrungsberichte der BauherrInnen und NutzerInnen der sieben geförderten Bildungsbauten im Effizienzhaus Plus-Standard.

Petra Alten, Referentin und Projektleiterin der Effizienzhaus Plus-Initiative im Bundesbauministerium (BMI), und Miriam Hohfeld, Referentin im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), begrüßten die TeilnehmerInnen des Netzwerktreffens. Sie leiteten die Veranstaltung ein, indem sie betonten, dass die vertretenen Projekte Vorreiter im Bereich der hoch energieeffizienten Nichtwohngebäude seien. Die Teilnehmer wurden aufgerufen, den direkten Dialog für einen offenen Austausch zu nutzen.

Heike Erhorn-Kluttig vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik führte durch den Vormittag, der mit drei Impulsvorträgen startete. Der Hauptteil der Veranstaltung bestand aus Erfahrungsberichten, die aus Sicht der BauherrInnen und NutzerInnen der Bildungsgebäude geschildert wurden. In einer kurzen Vorstellungsrunde stellten sich die Vertreter der sieben Modellprojekte vor. Zu den Bildungsgebäuden im Effizienzhaus Plus-Standard gehören: die Louise-Otto-Peters Schule in Hockenheim, das Gymnasium Neutraubling im Landkreis Regensburg, das Berufliche Schulzentrum in Mühldorf am Inn, das Jakob-Brucker-Gymnasium in Kaufbeuren, die Forschungshalle der Hochschule Ansbach in Feuchtwangen, der Ersatzneubau der Hochschule Ulm und das Erweiterungsgebäude der Grundschule in Giebelstadt.

Frau Hohfeld hielt den ersten Impulsvortrag mit dem Titel „Unterschiedliche Perspektiven zählen – Erfahrungen teilen und gemeinsam diskutieren“. Sie gab einen kurzen Rückblick zu den bisherigen Arbeiten und stellte aktuelle Aktivitäten der Initiative vor. Im zweiten Teil ihres Vortrags präsentierte Frau Hohfeld die Ergebnisse einer Umfrage, die im Vorfeld des Netzwerktreffens an die BauherrInnen gerichtet worden war. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichten u.a., dass unterschiedliche Ansätze hinsichtlich der Außendarstellung (z. B. Einweihungsfeiern, Internetbeiträge, etc.) unter den Modellprojekten gewählt werden.

Thomas Quast von com.X stellte die Aufgaben und Ziele der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung vor. Interviews und Befragungen der Projektakteure und NutzerInnen sowie Begehungen der Schulgebäude seien im Rahmen der Projektbearbeitung geplant bzw. teilweise bereits durchgeführt worden. Herr Quast hob hervor, dass die sozialwissenschaftliche Auswertung der Bildungsbauten vom Austausch mit den Projektpartnern lebe und, dass weitere Ideen der Zielgruppen zum Thema sehr willkommen seien. Jessica Preuss vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik stellte aktuelle Ergebnisse der technischen Begleitforschung vor. Neben einer Querauswertung zu den Photovoltaik- und Lüftungsanlagen der sieben Bildungsgebäude zeigte sie erste Monitoring-Daten von drei Modellprojekten. Alle drei Projekte erzielten in ihren ersten Betriebsjahren einen Endenergieüberschuss. Die Ergebnisse können auf der Internetseite der Initiative sowie in der aktuellen Broschüre zu den sieben Bildungsgebäuden nachgelesen werden.

Im Anschluss an die Präsentationen der Begleitforschungs-Teams wurden die sieben Bildungsbauten von Vertretern der jeweiligen Projekte vorgestellt. Die Vorträge verdeutlichten, welche Chancen und Herausforderungen höchste Effizienzstandards im Bereich der Nichtwohngebäude für unterschiedliche Interessengruppen mit sich bringen. Da die geförderten Bildungsbauten eine große Bandbreite an Projekten (Grundschulgebäude, Gymnasien, berufliche Schulzentren und Hochschulgebäude) sowie an BauherrInnen, BetreiberInnen und NutzerInnen abdecken, konnten Erfahrungen aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln gesammelt, ausgetauscht und diskutiert werden. VertreterInnen der folgenden Bauherrschaften nahmen am internen Netzwerktreffen teil: Bau, Vermögen und Informationstechnik im Rhein-Neckar-Kreis, Landkreis Regensburg, Landratsamt Mühldorf am Inn, Stadt Kaufbeuren, Stadt Feuchtwangen, Vermögen und Bau Baden-Württemberg und der Markt Giebelstadt. Das Amt Ulm der Vermögen und Bau Baden-Württemberg betreibt beispielsweise über 500 Gebäude, während der Markt Giebelstadt, mit knapp 5500 Einwohnern, nur ein einziges Bildungsgebäude betreut. So vielfältig die vertretenen Bauherrschaften waren, so unterschiedlich fiel auch die Antwort auf die Frage aus, ob der Effizienzhaus Plus-Standard in zukünftigen Projekten vervielfältigt werden solle. Manche BauherrInnen erläuterten, dass höchste Effizienzstandards für sie bereits eine feste Vorgabe seien und erwähnten, dass die Erfahrungen aus dem geförderten Bildungsbau nun auf weitere Projekte übertragen werden könnten. Andere BauherrInnen meldeten hingegen zurück, dass es aufgrund von investiven Mehrkosten bei ihrem Projekt, sowie der hohen Anzahl an sanierungsbedürftigen Bildungsgebäuden in ihrem Zuständigkeitsgebiet, ohne weitere Förderprogramme zunächst bei diesem einen Projekt im Effizienzhaus Plus-Niveau bleiben solle.

Auch einige NutzerInnen der bereits fertiggestellten und bezogenen Projekte beteiligten sich am Netzwerktreffen und erzählten, wie sie das Gebäude im Alltag wahrnehmen. Viele NutzerInnen hoben die hohe gestalterische Qualität ihrer Bildungsbauten hervor. Für die meisten Schulen spielte das hohe energetische Niveau ihres Bildungsgebäudes im alltäglichen Unterricht eine eher untergeordnete Rolle. Bei den Hochschulprojekten dagegen, die von fachspezifischen Instituten bezogen wurden, konnten die Gebäude von den Lehrenden und Studierenden auch als Studienobjekt und Reallabor genutzt werden. Die Vertreter der bereits fertiggestellten Projekte berichteten, dass es teilweise hinsichtlich des Gebäudebetriebs gewisse Anlaufschwierigkeiten gab. Die komplexe Gebäudetechnik setze bei den Gebäudebetreibern Fachwissen sowie eine gute Einregulierung und Abstimmung auf die Nutzung voraus. Defizite in diesen Bereichen machten sich insbesondere am Anfang des Gebäudebetriebs bemerkbar. Eine Bauherrenvertretung berichtete von ihrem bereits bewährten Lösungsansatz, die Planer mit einer zusätzlichen Leistungsphase zu beauftragen, um insbesondere in der Einregulierungsphase auftretende Probleme schnell lösen und das Fachwissen an die Hausmeister weitertragen zu können. Die vertretenen BauherrInnen teilten die Meinung, dass es insbesondere im öffentlichen Bereich zunehmend schwierig sei, fachgeschultes Personal für den Betrieb komplexer Anlagentechnik zu gewinnen. Auch wenn teilweise von Herausforderungen hinsichtlich des Gebäudebetriebs berichtet wurde, waren sich die Projektvertreter einig, dass die Gebäude und ihre Architektur von den NutzerInnen grundsätzlich sehr positiv wahrgenommen werden. Einige Projektpartner berichteten, dass sich die hohe Nutzerzufriedenheit beispielsweise im geringen Vandalismus in diesen Gebäuden wiederspiegele.

Aus den Berichten der BauherrInnen, BetreiberInnen und NutzerInnen des 18. internen Netzwerktreffens konnten einige verallgemeinerungsfähige Erkenntnisse festgehalten werden. Für die Vorhaben ist eine enge Zusammenarbeit mit und Rücksicht auf die NutzerInnen eine wichtige Voraussetzung. Insbesondere der laufende Betrieb der Schulen während der Neu- und Umbaumaßnahmen wurde als herausfordernd bezeichnet. Wichtig sei zudem eine ausreichende Schulung der Betreiber und Nutzer, um das Verständnis für die Funktionsweise der Gebäude zu erhöhen. Ein regelmäßiger Austausch der BauherrInnen, BetreiberInnen bzw. NutzerInnen mit den Monitoring-Teams nach der Inbetriebnahme der Gebäude wurde als hilfreich bezeichnet. Ein solcher Austausch biete die Möglichkeit, Störungen der Anlagentechnik oder etwaiges Fehlverhalten der Nutzer zeitnah anhand der Messdaten zu besprechen und zu lösen. Als Nachteil wurde jedoch angemerkt, dass solche Treffen für die beteiligten Parteien einen zusätzlichen Zeitaufwand darstellten.

Während der Veranstaltung wurden viele wichtige Diskussionspunkte von den Projektteilnehmern angesprochen, aufgrund des engen Zeitrahmens konnte die abschließende Diskussion nicht ausführlich geführt werden. Es wurde gemeinsam vereinbart, in einem weiteren internen Netzwerktreffen eine ausführliche Diskussionsrunde mit den BauherrInnen und NutzerInnen nachzuholen. Zum Abschluss der Veranstaltung fasste Hans Erhorn, Principal Advisor am Fraunhofer-Institut für Bauphysik, die zentralen Diskussionspunkte und Fragestellungen des Tages zusammen. Im Vordergrund des nächsten Treffens solle u.a. die Frage stehen, wie das Effizienzhaus Plus-Niveau im Bereich der Nichtwohngebäude eine hohe Marktdurchdringung erreichen könne. Ziel des Treffens werde es sein, gemeinsame Handlungsempfehlungen aus den Erfahrungen der BauherrInnen und NutzerInnen abzuleiten und diese weiterzutragen.

Alle Beteiligten wurden vorab zur Beteiligung an der digitalen Jubiläumsfeier der Initiative Effizienzhaus Plus am 7. Dezember 2021 eingeladen.

 

Broschüren zum Effizienzhaus Plus:

5 Jahre Bildungsgebäude im Effizienzhaus Plus-Standard

Wege zum Effizienzhaus Plus

Effizienzhaus Plus - Planungsempfehlungen