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Sozialwissenschaftliche Evaluation des Modellprogramms Effizienzhaus Plus Standard - Nutzerfreundlichkeit, Akzeptanz und Beeinflussbarkeit des Energieverbrauchs

Ergebnisse

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Sozialwissenschaftliche Evaluation des Modellprogramms Effizienzhaus Plus Standard - Nutzerfreundlichkeit, Akzeptanz und Beeinflussbarkeit des Energieverbrauchs


Projektnummer
10.08.18.7-12.46
Projektbeginn
11.2012
Projektende
09.2018
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Ergebnisse

Das Netzwerk „Effizienzhaus Plus Standard“ umfasst 36 Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie ein Projekt in der Altbausanierung. Mit dieser Initiative des BMUB (ehemals BVMVBS) soll dieser neue Gebäudestandard erprobt und gefördert werden. Die Akzeptanz der Bewohner von Effizienzhäusern Plus ist ein wichtiger Indikator für die Chancen des „Effizienzhaus Plus Standards“ sich weiter auf dem Markt zu etablieren. Ziel der Begleitforschung war es herauszufinden, warum Bauherren ein Effizienzhaus Plus bauen und bewohnen, welche Erwartungen und Befürchtungen sie in Bezug darauf haben, wie sie das Funktionieren und die Steuerung der Haustechnik bewerten und welche Erfahrungen sie
während der Umsetzung ihrer Gebäude gesammelt haben. Darüber hinaus sollte herausgefunden werden, was Bauherren für eine soziale Gruppe sind und wie sich nach dem Einzug in ein Effizienzhaus Plus alltägliche Gewohnheiten im Hinblick auf die Energienutzung verändern.
Die Einschätzungen und Erfahrungen der Bauherren wurden von 2013 bis 2015 mittels Fragebögen (16 bzw. 14 Gebäude) und qualitativer
Interviews (elf) erhoben.

Die Idee ein Effizienzhaus Plus zu bauen, hat sich bei nahezu allen Bauherren erst im Planungsprozess ergeben: Die meisten planten ihr Haus so energieeffizient wie möglich und erweiterten den Standard nachträglich noch um das „Plus“. Die Anregung dafür gaben häufig Architekten, Energieberater oder Fertighausanbieter, wenn die planerische Expertise nicht bei den Bauherren selbst lag. Auch die Teilnahme am Förderprogramm „Effizienzhaus Plus Standard“ hat die Erhöhung des Energieeffizienzstandards ermöglicht. Bei den Motiven, ein Effizienzhaus Plus zu bauen stehen ökologisch-ökonomische Gründe wie „Energie sparen“, einen „Beitrag zum Umweltschutz leisten“ und „von der (öffentlichen) Energieversorgung (weitgehend) unabhängig zu sein“ im Vordergrund Retrospektiv nach ihren Erwartungen und Befürchtungen sowie deren Eintreten gefragt, zeigt sich, dass ein geringerer Energieverbrauch so-wie reduzierte Heizkosten und der Stolz auf das eigene Haus bei (beinahe) allen, die diese Erwartungen hatten, eingetreten sind.
Bezüglich des Raumklimas konnten in Einzelfällen nicht alle Erwartungen erfüllt werden. Eine Minderheit der Bauherren hatte befürchtet, dass die Lüftungsanlage störende Geräusche produzieren würde, die Technik störanfällig sei und es Schwierigkeiten geben könne, kompetente Fachleute für die Umsetzung zu finden. Bei dieser Minderheit sind die Befürchtungen (Ausnahme ist die erwartete Geräuschkulisse durch die Lüftungsanlage) dann auch eingetreten Im Planung- und Umsetzungsprozess sowie bei der Einregulierung der Haustechnik gilt es für Bauherren aktuell noch einige Hürden zu neh-men, die in den kommenden Jahren durch die wachsende Erfahrung mit dieser Bauweise im Handwerk und
der Bündelung des Wissens sowie breitere Vernetzung auf planerischer Ebene weniger werden dürften.

Die Bewertung der Gebäude und der eingesetzten Technik fällt bei den Bauherren recht positiv aus: Der von den Bauherren gewählte Grundriss und die Größe des Hauses erweisen sich offenbar auch in der Pra-xis als tauglich und das Wohnen wird von allen als komfortabel bewertet. Die Gestaltung der Lichterverhältnisse und die Wahl des Wohnumfeldes werden ebenfalls als gelungen angesehen.

Die Regulierungsmöglichkeiten für Heizung und Lüftungsanlage wer-den positiv beurteilt, sowohl was die Funktionsfähigkeit als auch die Zuverlässigkeit betrifft. Dabei wird die Lüftungsanlage gegenüber der Heizung in ihrer Funktionsweise als noch zuverlässiger angesehen.
Trotz der angenehmen, konstanten Raumtemperaturen kam vereinzelt zur Sprache, dass man die Strahlungswärme eines Ofens oder Kamins vermisse.
Die Luftfeuchtigkeit wurde insbesondere kurz nach Einzug als geringer wahrgenommen. Im Laufe der Zeit wurde aber zum einen die richtige Einstellung der Lüftungsanlage gefunden und zum anderen wurden Befeuchtungsmaßnahmen ergriffen oder hat einfach eine Gewöhnung stattgefunden.
Beim Umgang mit Energie wurde deutlich, dass das Prinzip eines Effi-zienzhaus‘ Plus dazu anregt, Haushaltsgeräte vor allem dann zu betreiben, wenn der Energieertrag des Hauses besonders hoch ist. Das Kalkulieren mit der produzierten Energie sowie die Visualisierung von Energieertrag und –verbrauch des Hauses scheint ein großes Energiebewusstsein zu schaffen, einen effizienten Verbrauch zu fördern und den Ehrgeiz zu wecken, nur mit der vom Haus produzierten Energie auszukommen.

Über die Analyse von Einzugsgründen, Erwartungen und Befürchtun-gen sowie der Alltagstauglichkeit des Gebäudes hinaus war ein weiteres Ziel, die Einstellungen der Bauherren, insbesondere deren Techni-kaffinität und ihr Energie- und Umweltverhalten zu erfahren.
Die Gruppe der Bauherren setzt sich überwiegend aus formal Hochge-bildeten in guten beruflichen Positionen, die über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen. Hinsichtlich allgemeiner Einstellungen zu Technik, ökologischen Prinzipien und Energiesparverhalten, zeigte sich, dass es sich bei den Bauherren, um eine prinzipiell technikaffine und besonders ökologisch- und energiebewusste Gruppe handelt.

Allerdings gibt es bei aller Aufgeschlossenheit gegenüber Technik durchaus Unterschiede. Manche Bauherren wollen nur die grundlegenden Funktionen der von ihnen benutzten Technik verstehen, andere haben den Anspruch diese Technik nicht nur bedienen zu können, sondern auch in ihrer Funktionsweise zu verstehen.
Für das Umweltbewusstsein und Energienutzungsverhalten bleibt festzuhalten, dass die befragten Bauherren vor allem über ein ausgeprägtes Bewusstsein für und Wissen über ihren eigenen Energieverbrauch haben. Damit einher geht ein sehr sparsamer Umgang mit Energie. Auf Komfort wollen sie zugunsten von Energieeinsparung dennoch nicht verzichten
Insgesamt zeigen die kontinuierliche Evaluation des Berliner Effizienzhaus‘ Plus und die Ergebnisse aus den Befragungen des Netzwerks, dass das Wohnen in einem solchen Haus höchst komfortabel sein kann und keine Einbußen mit sich bringt. Das Leben in einem solchen Haus verschafft dem Energiethema große Präsenz im Alltag und kann den Ehrgeiz eines möglichst effizienten Ressourceneinsatz‘ im Haushalt fördern. Damit erweist sich dieses Energiekonzept für die Bauherren als alltagstaugliche Realisierung ihrer Hauptmotive: Energie einsparen, zum Umweltschutz beitragen und unabhängig von fossilen Energieträgern und ihrer Preisgestaltung sein.

Projektbeteiligte
Antragsteller/in :

Berliner Institut für Sozialforschung
Brandenburgische Straße 16
10707 Berlin

Federführende/r Forscher/in (alternativ Sprecher/in) :

BIS GmbH, Dr. Eva Schulze
BIS GmbH, Karoline Dietel
BIS GmbH, Anja Wilbrandt

Fachbetreuer/in im BBSR :

Dr. Michael Brüggemann, i. A. WB 3

Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Sozialwissenschaftliche Begleitforschung, Nutzerakzeptanz, Wohnzufriedenheit, Mehrfamilienhäuser im Effizienzhaus PlusStandard, Energiemanagement - Touchpanel- Usability Tests
Bundesförderung in EUR : 100.506,00