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Zukunft Bau Pop-up Campus Projekt // Stampflehm-Mauerwerk und Erosion

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Zukunft Bau Pop-up Campus Projekt // Stampflehm-Mauerwerk und Erosion


Projektnummer
10.08.18.3-22.20
Projektbeginn
05.2022
Projektende
11.2022
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Ergebnisse

Ansicht eines von zwei im Projekt realisierten Demonstratoren, Quelle: Philipp Hoppe

Lehm ist ein Baustoff der Bauwende: Er ist nahezu überall verfügbar, bedarf geringer Herstellungsenergie, ist auf vielfältige Weise zu verarbeiten und idealtypisch wiederverwendbar. In der Erforschung der Stampflehmbautechnik wurden jedoch zwei Aspekte bislang kaum berücksichtigt: die Verwendung kleinformatiger, vorgefertigter Elemente sowie der frei bewitterte Einsatz des Baustoffs. Beide Themen nahm das Projekt „Stampflehm-Mauerwerk und Erosion“ in den Fokus und erprobte die Ergebnisse einer zuvor am Lehrstuhl entstandenen Dissertation erstmalig in der Praxis.

Heute werden Stampflehmwände in aller Regel monolithisch oder unter Verwendung großformatiger Blöcke hergestellt. Das Bauen mit kleinformatigen, standardisierten Elementen hingegen stellt einen neuartigen Einsatz des Materials dar. Gerade vor dem Hintergrund der Modularisierung sowie automatisierten Herstellung von Elementen, für die existierende Maschinentechnik adaptiert werden könnte, zeigt eine Stampflehm-Mauerwerksbauweise großes Potenzial und könnte den Gebrauch des Baustoffs in Richtung einer Breitenanwendung fördern. Im Projekt wurden daher verschiedene Aspekte der Bauweise wie Vorfertigung, Versatz oder Fügung untersucht, erprobt und exemplarisch gezeigt.
Eine Besonderheit von Stampflehm ist zudem die Möglichkeit des bewitterten Einsatzes. Als grundsätzlich wasserlöslicher Baustoff weist Stampflehm eine relativ hohe Beständigkeit gegenüber Erosion auf, wodurch auf eine äußere Bekleidungsschicht verzichtet werden kann und ein besonders „einfaches“ Bauen ermöglicht wird. Darüber hinaus bietet der Erosionsprozess ästhetische Qualitäten: im Laufe der Zeit wird eine Stampflehmfassade zunehmend rauer, da Feinanteile an der Oberfläche durch Regen ausgewaschen werden. Dieses kalkulierbare, für die Dauerhaftigkeit des Wandbauteils unschädliche Maß an Erosion verleiht der Fassade eine besondere Anmutung und lässt sie ansprechend altern. Die konkrete Erosionsbeanspruchung hängt jedoch stark vom Ort sowie der Fassaden-Ausrichtung ab und kann in Einzelfällen auch zu Schäden führen.

Das Projekt ging daher der Frage nach, wie bei Stampflehmfassaden mithilfe einfacher konstruktiver Strategien und Techniken ein flexibel wählbarer Grad des Erosionsschutzes umsetzbar ist, und wie dabei ebenso das gestaltbildende Potenzial des Erosionsprozesses genutzt werden kann. So sollten Erfahrungswerte gesammelt werden, welche imstande sind, das Vertrauen in den Baustoff zu stärken und seine Akzeptanz auch in ästhetischer Hinsicht weiter zu fördern.
Zusammen mit Studierenden der RWTH Aachen University wurden im Projekt zwei Forschungsdemonstratoren realisiert. Hierzu wurde zunächst eine „Pop-up-Fabrik“ errichtet, in welcher die benötigten Lehmblöcke gestampft wurden. Die Vorfertigung fand per Hand statt, erfolgte jedoch vor dem Hintergrund einer möglichen automatisierten Herstellung. Anschließend wurden die Blöcke für etwa sechs Wochen vor Ort zum Trocknen gelagert und schließlich zu zwei Wandstücken gefügt. Zur Untersuchung von Möglichkeiten der Erosionskontrolle wurden verschiedene „Manipulatoren“ in die horizontalen Mauerwerksfugen integriert. Die funktionalen wie auch gestalterischen Auswirkungen der Leisten und Platten aus Holz bzw. Kalkmörtel, die das Regenwasser von der Oberfläche abhalten, ableiten oder ablaufendes Wasser abbremsen, werden in einer Langzeitbeobachtung untersucht.

Auf die Ziele des Pop-up Campus nahm das Projekt in verschiedener Hinsicht Bezug. So thematisierte es Entwicklungspotenziale des Baustoffs Stampflehm und demonstrierte eine Alternative zum Gebrauch herkömmlicher mineralischer Baustoffe wie Kalksandstein oder Porenbeton. Dabei wiesen die behandelten Strategien im Umgang mit Erosion über das Material Lehm hinaus und leisteten einen Beitrag zur dringend notwendigen Diskussion über das Alterungsverhalten von Baustoffen.

Projektbeteiligte
Antragsteller/in :

RWTH Aachen University
Fakultät für Architektur
Lehrstuhl Baukonstruktion
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig Schneider
Schinkelstr. 1
52062 Aachen

 

Projektleiter: Dr. Philipp Hoppe

Federführende/r Forscher/in (alternativ Sprecher/in) :

Prof. Hartwig Schneider
Dr. Philipp Hoppe
RWTH Aachen University,
Lehrstuhl Baukonstruktion

 

Studierende:
Simon Arlt
Theresa Bandmann
Lila Castellón Lima
Jermaine Fuchs
Nicole Hassenrik
Marlene Koßmann
Marius Manthei
Awungjia Morfaw
Britta Schebesta

Praxispartner/innen :

CLAYTEC Lehmbaustoffe
DOKA Schalungstechnik

Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Stampflehm, Lehm, Vorfertigung, Mauerwerk, Kreislaufgerechtes Bauen, Zirkularität, Erosion, Erosionskontrolle, Bewitterung, Demonstrator
Einordnung in Zukunft Bau : Forschungsförderung, Pop-up Campus, Forschungsbericht
Bundesförderung in EUR : 3.600,00