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Unternehmensnachfolge im Baugewerbe

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Unternehmensnachfolge im Baugewerbe


Projektnummer
Projektbeginn
10.2020
Projektende
05.2022
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Schätzungen zufolge stehen zwischen 2022 und 2026 in rund 190.000 Familienunternehmen in Deutschland Übergaben an. Unbekannt war bisher, wie viele der knapp 389.000 Unternehmen aus dem Baugewerbe in den kommenden Jahren vor der Regelung ihrer Nachfolge stehen. Ziel des Forschungsprojekts war es daher, das Nachfolgegeschehen im Baugewerbe im Allgemeinen und dem Bauhaupt- sowie dem Ausbaugewerbe im Besonderen zu untersuchen.

Ausgangslage

Das Baugewerbe ist sowohl als Arbeitgeber als auch im Hinblick auf seinen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt eine wichtige Stütze der deutschen Volkswirtschaft. Der zu beobachtende Anstieg des Alters von Unternehmensinhaberinnen und Unternehmensinhabern weist darauf hin, dass zunehmend mehr Unternehmen des Baugewerbes vor der Regelung ihrer Nachfolge stehen.

Damit verbunden ist die Frage, ob eine ausreichende Anzahl an übernahmewilligen und -fähigen Personen für die anstehenden Übernahmen zur Verfügung steht, da andernfalls eine Stilllegung dieser Unternehmen nicht auszuschließen ist. Werden diese Unternehmen nicht kurzfristig durch Neugründungen ersetzt, könnte sich dies auf Bauvorhaben im gesamten Bundesgebiet auswirken.

Ziel

Die Studie zielte darauf ab, das derzeitige und künftige Nachfolgegeschehen im Baugewerbe abzubilden und daraus Schlussfolgerungen für zukünftige Entwicklungen abzuleiten. Das Forschungsvorhaben umfasste dabei eine Literaturanalyse, Expertengespräche sowie eine repräsentative Befragung von Unternehmen aus dem Baugewerbe. Mittels differenzierter Analysen und Schätzungen wurde die Entwicklung des Baugewerbes in die Zukunft projiziert. Zudem wurden Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Akteursgruppen abgeleitet.

Auftragnehmer waren das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn und DIW Econ GmbH, Berlin.

Konzept

Im ersten Projektschritt wurden aktuelle wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Themenfeld analysiert. Darauf aufbauend leiteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Hypothesen ab, die unter anderem in Expertengesprächen verifiziert und diskutiert wurden. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurde ein Fragebogen entwickelt, um das Ausmaß und die Besonderheiten des Nachfolgegeschehens im Baugewerbe zu erfassen.

An der deutschlandweiten Online-Befragung nahmen insgesamt 2.608 Bauunternehmerinnen und Bauunternehmer teil. Sie diente dazu, belastbare Daten zu erhalten, wie viele Unternehmen im Baugewerbe in den kommenden zehn Jahren ihre Übergabe planen – und in wie vielen Fällen mit einer Geschäftsaufgabe zu rechnen ist. Mittels einer volkswirtschaftlichen Analyse wurden die volkswirtschaftliche Relevanz der Branche und ihrer Teilbereiche sowie die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Nachfolgegeschehens bestimmt.

Aus diesen Erkenntnissen wurden Zukunftsoptionen für das Baugewerbe und Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Interessengruppen abgeleitet.

Die zentralen Fragestellungen dabei waren:

  • Was könnte Nachfolgeregelungen im Baugewerbe künftig erleichtern?
  • Wie können sich eigentümer- und familiengeführte Unternehmen frühzeitig auf die Übergabe vorbereiten?
  • Wie könnten die Multiplikatoren/Verbände die Unternehmen des Baugewerbes bei diesen Entwicklungen (besser) unterstützen?
  • Inwieweit könnte die Politik durch Real-, Beratungs-, oder Finanzierungshilfen (besser) unterstützen?

Ergebnisse

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass in den kommenden zehn Jahren in jedem zweiten Unternehmen im Baugewerbe der Rückzug der Inhaberin bzw. des Inhabers ansteht. Das sind in absoluten Zahlen 163.000 Unternehmen.

Schätzungsweise nur 12.000 bis 15.000 dieser 163.000 Unternehmen wird fortgeführt. Das Gros der Unternehmen wird vermutlich stillgelegt – nicht zuletzt, weil für diese zumeist kleinen Unternehmen keine Nachfolgenden gefunden werden können. Trotz dieser hohen Zahl an Stilllegungen ist nicht von gravierenden negativen volkswirtschaftlichen Effekten auf die Bauentwicklung im Bundesgebiet auszugehen: Der Großteil der durch Stilllegungen gefährdeten Arbeitsplätze bzw. Aufträge wird durch andere Unternehmen aus dem Baugewerbe selbst oder aus anderen Branchen sowie teils aus dem Ausland aufgefangen. Dennoch wird erwartet, dass unplanmäßige Stilllegungen einen Arbeitsplatz- und Wertschöpfungsverlust von rund 6 % im Baugewerbe ausmachen.

Neben Informationen zu den zukünftigen Übergaben lieferte die Befragung auch Informationen zu den erfolgten Nachfolgen der vergangenen zehn Jahre: Demnach beschäftigten die Unternehmen zum Zeitpunkt der Übernahme im Durchschnitt etwa acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Generell wird eine familieninterne Nachfolge präferiert – und häufig auch umgesetzt: Fast die Hälfte aller übergebenen Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren blieb in der Familie, wobei dies im Bauhauptgewerbe deutlich häufiger gelang als im Ausbaugewerbe.

Das Gros aller Nachfolgerinnen und Nachfolger im Baugewerbe entschied sich aufgrund des guten Namens für die Übernahme. Die überwiegende Mehrheit der Übernahmen im Baugewerbe (80 %) wurde innerhalb von zwei Jahren realisiert. Als größte Herausforderung bezeichneten die Nachfolgenden die steuerlichen Belastungen, wobei Nachfolgende im Ausbaugewerbe diese Belastung besonders häufig als (große) Herausforderung bezeichneten.

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Bauvolumen, Bauvolumenrechnung, Preisindizes, Bauleistungen, Neubau, Bestand, Neubautätigkeit
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/1Wertschoepfung/2020/unternehmensnachfolge/01-start