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Sondierungsstudie zur Quantifizierung von Rebound-Effekten bei der energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden/ Bundesliegenschaften

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Sondierungsstudie zur Quantifizierung von Rebound-Effekten bei der energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden/ Bundesliegenschaften


Projektnummer
Projektbeginn
10.2013
Projektende
02.2015
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Das Vorhaben ging den Fragen nach, welche Rebound-Effekte bei der Sanierung von Büro- und Verwaltungsgebäuden zu erwarten sind, was die Ursachen hierfür sind und wie diese Effekte möglicherweise reduziert werden können. Hierfür wurde eine Methodik entwickelt und in Fallstudien in vier Liegenschaften erprobt. Die Fallstudien umfassten neben der Ermittlung von Gebäudedaten und Energiekennwerten auch eine Befragung der Nutzer/innen der Gebäude.Projektlaufzeit: Oktober 2013 - September 2014

Ausgangslage

Der Bund hat sich im Sinne der Vorbildwirkung der öffentlichen Hand vorgenommen, bis 2020 den Wärmebedarf der Bundesbauten um 20% zu reduzieren. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verwaltet im Rahmen eines einheitlichen Liegenschaftsmanagements rund 4.700 Dienstliegenschaften des Bundes. Für diese Liegenschaften wurde im Auftrag des Bundes ein Sanierungsfahrplan erstellt. Zur Erreichung des 2020-Ziels sollen zunächst insbesondere Liegenschaften mit hohen Einsparpotenzialen identifiziert und in den nächsten Jahren saniert werden. Für den Sanierungsfahrplan wurden bisher die energierelevanten Daten der Liegenschaften zusammengestellt.

Sanierungsplanungen basieren in der Regel auf Bedarfswerten. Werden im Rahmen des Sanierungsfahrplans die Einsparpotenziale darüber abgeschätzt, könnte es zu einer deutlichen Überschätzung kommen, denn zumindest für Wohngebäude ist bekannt, dass aufgrund von Rebound-Effekten die berechneten Energieeinsparungen in der Praxis meist nicht erreicht werden. Um die tatsächlichen Einsparpotenziale besser abschätzen zu können, ist deshalb ein Abgleich zwischen Verbrauchs- und Bedarfswerten auf der Basis bereits erfolgter energetischer Sanierungen notwendig.

Ziel

Das Forschungsvorhaben sollte ermitteln, welche direkten Rebound-Effekte bei der Sanierung von Büro- und Verwaltungsgebäuden zu erwarten sind, was die Ursachen hierfür sind und wie diese Effekte ggf. reduziert werden können. Anders als für Wohngebäude lagen für Nichtwohngebäude bisher keine Untersuchungen zu Rebound-Effekten nach einer energetischen Sanierung vor. Die bekannten Ergebnisse für Wohngebäude können nicht direkt auf Nichtwohngebäude übertragen werden.

Bei Wohngebäuden, bei denen die Nutzer/innen in der Regel die Energiekosten tragen, wird die Reduzierung dieser Kosten als wichtiger Faktor für die auftretenden Effekte benannt. Dieser Faktor hat bei den im Projekt untersuchten Büro- und Verwaltungsgebäuden jedoch kaum Relevanz. Hinzu kommt, dass der Energieverbrauch am Arbeitsplatz aus anderen Verhaltensweisen und Routinen resultiert als zu Hause. Gleichzeitig haben in den Büro- und Verwaltungsgebäuden professionell im Bereich Haustechnik und Gebäudebetreuung tätige Akteure (z.B. Gebäudetechniker, Facility Manager/in, Hausmeister) vermutlich eine wichtigere Rolle als bei Wohngebäuden.

Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des Forschungsvorhabens ein methodischer Ansatz zur Untersuchung von Rebound-Effekten in Nichtwohngebäuden entwickelt und bei vier Fallstudienobjekten eingesetzt.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Berlin, sowie im Unterauftrag das Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior (FCN) der RWTH-Aachen University und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg..

Konzept

Methodik

Um die Höhe des Rebound-Effekts zu ermitteln, erfolgte im Vorhaben zunächst eine Definition der unterschiedlichen Indikatoren für den Rebound-Effekt. Favorisiert wurde hierbei die Definition des Rebound-Effekts als Elastizität, da dieses Maß mit Verbrauch und Bedarf vor und nach Sanierung alle für den Rebound-Effekt relevanten Größen in die Berechnung mit einbezieht und robuste Ergebnisse liefert. Daneben wurden im Vorhaben zwei weitere Definitionen des Rebound-Effekts, die Energie-Performance-Lücke (EPL) sowie das Energieeinspardefizit (EED), untersucht.

Zur empirischen Untersuchung der Fragestellung wurden Fallstudien in zwei Gebäuden des Bundes (Zollamt Bremen und Zollverwaltung Flensburg) sowie zwei Einzelobjekten des Landes Sachsen (Polizeirevier Dresden und Hochschule für Musik Dresden) durchgeführt. Die Fallstudien umfassten die Ermittlung und Überprüfung der Energiebedarfs- und -verbrauchswerte, eine Begehung des Objekts und Interviews mit dem Fachpersonal sowie Nutzer/innen. Ergänzend wurden weitere Datensätze von Nichtwohngebäuden ausgewertet, um die Erkenntnisse zu den Fallstudienobjekten einordnen zu können.

Forschungsfragen

Auf der Basis der Fallstudien wurde folgenden Forschungsfragen nachgegangen:

  • Treten Rebound-Effekte grundsätzlich auch bei der energetischen Sanierung von Büro- und Verwaltungsgebäuden auf?

  • In welcher Größenordnung treten Rebound-Effekte bei der energetischen Sanierung von Büro- und Verwaltungsgebäuden auf?

  • Welche Ursachen für Rebound-Effekte sind bei der energetischen Sanierung von Büro- und Verwaltungsgebäuden zu identifizieren?

  • Wie lässt sich zukünftig die Wirkung von Rebound-Effekten bei der energetischen Sanierung von Büro- und Verwaltungsgebäuden detaillierter untersuchen?

  • Wie lassen sich die Rebound-Effekte in ihrer Wirkung eindämmen?

  • Inwiefern lassen sich die Ergebnisse der Untersuchungen auf andere Nichtwohngebäude übertragen?

Ergebnisse

Rebound

Eine erste Erkenntnis des Projekts war es, dass häufig keine Energiebedarfs- und -verbrauchswerte für den Zeitraum vor und nach einer energetischen Sanierung in Bundes- und Landesliegenschaften vorliegen bzw. zugänglich sind. Selbst wenn diese Daten vorliegen enthalten sie teilweise Fehler, so dass in den Fallstudien umfangreiche Überprüfungen der Energiekennwerte vorgenommen wurden. Nach erfolgreicher Ermittlung der Energiekennwerte wurden für die vier Fallstudienobjekte die Rebound-Effekte durch die Sanierung ermittelt. In drei der Fallstudienobjekte traten keine (Elastizitäts-)Rebound-Effekte auf bzw. waren diese Effekte so gering, dass sie im Rahmen der zu erwartenden Schwankungsbreite der Energiekennwerte lagen. In einem Gebäude trat sogar ein deutlich negativer Rebound-Effekt auf, wobei es sich hier um einen Sonderfall handelt.

Die Ergebnisse der Interviews zeigten, dass sich das Lüftungs- und Heizungsverhalten der Nutzer/innen im Vergleich zu vor der Sanierung kaum geändert hat. Es gab nur sehr vereinzelt Hinweise auf Verhalten, das zu Rebound-Effekten führen kann. Deutlich zeigte sich dagegen, dass viele Befragte an ihrem Arbeitsplatz weniger auf einen sparsamen Umgang mit Energie achten als zuhause. Dies betrifft sowohl das Lüftungs- als auch das Heizungsverhalten. Am Arbeitsplatz wird häufiger mittels Kippstellung der Fenster gelüftet, die Heizung bei Abwesenheit seltener abgeschaltet und die Raumtemperatur ist eher höher als zuhause. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass gebäudeexterne Faktoren auch Einfluss auf das Verhalten haben: So wird das Lüftungsverhalten beispielsweise aufgrund von Umweltlärm eingeschränkt.

Einordnung der Ergebnisse auf Basis von Vergleichsdatensätzen

Neben den Fallstudien erfolgte eine Auswertung von Datensätzen zum thermischen Verbrauchs- und Bedarfswerten von Nichtwohngebäuden. Auch wenn die Daten nicht repräsentativ sind deuten die Ergebnisse dieser Auswertung darauf hin, dass auch bei Nichtwohngebäuden direkte Rebound-Effekte in relevanter Höhe auftreten – diese aber deutlich niedriger sind als bei Wohngebäuden. Der Vergleich der Fallstudienobjekte mit diesen Datensätzen ergab, dass die untersuchten Gebäude vor allem vor der Sanierung vergleichsweise hohe Verbräuche aufwiesen. Dies passt gut zu dem Befund, dass die Nutzer/innen sowohl vor als auch nach Sanierung wenig auf ein energiesparendes Verhalten achten.

Auf Basis der kleinen Vergleichsdatensätze lässt sich kaum abschätzen, inwieweit die Ergebnisse der Fallstudien auf andere Nichtwohngebäude übertragen werden können. Die hohe Übereinstimmung zwischen den Fallstudienergebnissen in den drei Liegenschaften mit sehr ähnlicher Nutzung und Sanierungsmaßnahmen spricht für eine gute Übertragbarkeit auf Gebäude mit ähnlicher Nutzung (Bürogebäude mit hohem Anteil an Nutzer/innen im Außendienst).

Handlungsempfehlungen

Im Rahmen der Fallstudien konnten in den untersuchten Gebäuden eine Reihe von nicht-technischen Einsparpotenzialen identifiziert werden, insbesondere das Verhalten der Nutzer/innen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat mit der Durchführung der Kampagne "mission E" in zahlreichen Bundesliegenschaften begonnen, diese Potenziale gezielt zu adressieren. Sinnvoll wäre die Ausweitung dieser Maßnahmen auf alle Bundesliegenschaften sowie die Nutzung von energetischen Sanierungen als Anlass für die Adressierung der nicht-technischen Einsparpotenziale. Darüber hinaus haben die Interviews ergeben, dass sich eine Reihe von Nutzer/innen Anreize für energiesparendes Verhalten wünschen, bspw. indem Teile der eingesparten Energiekosten der Behörde oder dem Team zur Verfügung gestellt würden. Dies wäre möglicherweise ein weiterer Ansatzpunkt für die Senkung des Energieverbrauchs in den Liegenschaften.

Mittels der Fallstudien konnten erste Erkenntnisse zu Rebound-Effekten in Nichtwohngebäuden gewonnen werden. Für ein vertieftes Verständnis dieser Effekte und ihrer Ursachen wäre es sinnvoll, eine umfangreichere Studie mit mehr Gebäuden durchzuführen. Die entwickelte Methodik hat sich in der Praxis grundsätzlich bewährt und sollte weiterverwendet werden. Um die gewonnenen Ergebnisse zu Rebound-Effekten in Nichtwohngebäuden besser einordnen zu können, wäre es außerdem wichtig, eine große Anzahl von Datensätzen mit Verbrauchs- und Bedarfswerten zur Verfügung zu haben, im Idealfall vor und nach der Sanierung.

Veröffentlichungen

BBSR (Hrsg.): Sondierungsstudie zur Quantifizierung von Rebound-Effekten bei der energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden/ Bundesliegenschaften.
BBSR-Online-Publikation 01/2015, Februar 2015.
>> weitere Informationen

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Nichtwohngebäude, Energieausweise, Rebund-Effekt, energetische Sanierung
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2014/Rebound/01_start