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Relevanz internationaler Entwicklungen in Architektur und Immobilieninvestment für Bauwirtschaft und Baukultur in Deutschland

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Relevanz internationaler Entwicklungen in Architektur und Immobilieninvestment für Bauwirtschaft und Baukultur in Deutschland


Projektnummer
Projektbeginn
12.2006
Projektende
05.2007
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Die voranschreitende Globalisierung und Internationalisierung hinterlässt ihre Spuren auch im Bereich der Bau- und Immobilienwirtschaft. Internationale Trends nehmen verstärkt Einfluss auf die Qualität des Planens und Bauens und damit auch auf die Baukultur in Deutschland.Projektlaufzeit: Dezember 2006 - Dezember 2007

Ausgangslage

Die Öffnung ehemals unzugänglicher Märkte, die kontinuierliche Deregulierung Europas sowie die sich intensivierende globale Vernetzung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche durch die Einführung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien bedingen einen stetig wachsenden Einfluss internationaler Entwicklungen auch auf die traditionell eher abgeschotteten Märkte des Planungs- und Bauwesens in Deutschland. Die Folgen hieraus sind ein sich verstärkender Wettbewerb um Aufträge und Investitionen und eine wachsende Bedeutung des internationalen Kapitalmarktes für die Initiierung von Immobilienprojekten. Somit haben die internationalen Transaktionen von Immobilien und Unternehmen sowie der Einfluss internationaler Akteure in der Bau- und Immobilienwirtschaft in den letzten Jahren stetig zugenommen. Damit einher geht eine Angleichung internationaler Standards wie zum Beispiel die Harmonisierung der europäischen Ausschreibungspraxis bei Planungs- und Bauprojekten und der Hochschulausbildung von Architekten und Bauingenieuren.

Ziel

Ziel des Projektes war es, innerhalb ausgewählter Beobachtungsfelder relevante internationale Entwicklungen für die Planungs- und Bauwirtschaft Deutschlands aufzuzeigen. Hierbei galt es, die Vielzahl der vorhandenen Einflüsse auf Bauwirtschaft und Baukultur zu systematisieren, deren Ursache-Wirkungszusammenhänge zu analysieren und die Interdependenzen zwischen nationalen und internationalen Entwicklungen aufzuzeigen, um darauf aufbauend die für zukünftige Entwicklungen relevanten "Stellschrauben" zu identifizieren. Anhand dessen wurden diese Auswirkungen bewertet und daraus konkrete Handlungsempfehlungen für Bund, Länder, Kommunen und insbesondere für die Bundesstiftung Baukultur abgeleitet.


Auftragnehmer des Projektes waren die Bergische Universität Wuppertal, Fachbereich Architektur, und die Technische Universität Dortmund, Fachgebiet Städtebau und Bauleitplanung.

Konzept

Um dem explorativen Charakter des Forschungsprojektes gerecht zu werden, wurde ein Mix unterschiedlicher Methoden der empirischen Sozialforschung eingesetzt.

Zentraler Bestandteil des Projektes war die Konzeption und Durchführung eines Szenarioworkshops unter Beteiligung eines fachlich breit gefächerten Expertenkreises. Für den Szenarioprozess galt es zunächst, den Begriff der Baukultur zu definieren und zu systematisieren. Im Anschluss an die Definition wurde eine umfangreiche Trendanalyse durchgeführt, um die wesentlichen Trends der Internationalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft in Deutschland zu erfassen. Dabei wurden 26 Trends in den Feldern

  • Globalisierung der Kapital- und Immobilienmärkte,

  • Internationaler Wettbewerb,

  • Human Ressources sowie

  • (administrative) Rahmenbedingungen

identifiziert und beschrieben, die mit Hilfe einer Trendlandkarte systematisiert wurden. Der Ablauf des Szenarioworkshops folgte im Wesentlichen den erprobten Arbeitsschritten der Szenarioentwicklung: Erstellung bzw. Überprüfung von Trendannahmen, Ermittlung von Schlüsselfaktoren, Szenarioerstellung sowie Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Fachpolitiken des Bundes, der Länder und den Kommunen sowie die Bundesstiftung Baukultur.

Ein zweiter Expertenworkshop diente dazu, die Chancen der Beeinflussung von Baukultur zu diskutieren und Instrumente und weitere Handlungsempfehlungen für die Förderung der Baukultur zu erarbeiten. Dabei standen drei Fragestellungen im Mittelpunkt:

  • Wie können die Schlüsselfaktoren durch die Politik beeinflusst werden?

  • Welche vorhandenen und neuen Instrumente können in Politik und Verwaltung auf den unterschiedlichen politischen Ebenen implementiert werden, um positive Effekte für den Umgang mit Baukultur zu erreichen?

  • Welche Handlungsempfehlungen lassen sich geben und wer sind die zentralen Akteure bei der Implementierung?

Die Teilnehmer des Workshops waren Experten aus Politik und Verwaltung unterschiedlicher räumlicher Bezugsebenen sowie Vertreter von Verbänden, Kammern, der Baukultur und der Immobilienwirtschaft.

Ergebnisse

Als bedeutende Faktoren für den Einfluss auf die Baukultur im Kontext der Internationalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft wurden die Zyklik des internationalen Kapitalmarktes, das Verhalten internationaler Investoren, die Profilierung der Städte im Standortwettbewerb sowie die politische Kultur des Bauens identifiziert.

Der Schlüsselfaktor "Zyklik des internationalen Kapitalmarktes" beschreibt die Entwicklung zukünftiger Kauf- und Investitionsvolumina ausländischer (und inländischer) Investoren auf dem deutschen Immobilieninvestmentmarkt. Der Schlüsselfaktor "Verhalten internationaler Investoren" bezeichnet die Interessen und Verhaltensweisen der Investoren im Umgang mit Prozessen und Produkten der "gebauten Umwelt". Der Schlüsselfaktor "Profilierung der Städte im Standortwettbewerb" greift die Stellung der Kommunen im Wettbewerb um Investitionen auf und zeigt an, ob die Kommunen sich in einer eher starken oder schwachen Position gegenüber den internationalen Investoren befinden. Nicht zuletzt zeigt der Schlüsselfaktor "Politische Kultur des Bauens", welchen Stellenwert das Thema Baukultur in einer Stadt spielt.

Bild

Das Projekt hat gezeigt, dass die Schlüsselfaktoren (bis auf die Zyklik des internationalen Kapitalmarktes) im Sinne der Baukultur durch die öffentliche Hand positiv beeinflussbar sind.

Es wurde deutlich, dass sich baukulturelle Qualitäten in der Auseinandersetzung mit internationalen Investoren dann durchsetzen lassen, wenn es den Städten gelingt, eine gute Ausgangsposition im Wettbewerb um internationale Investitionen einzunehmen. Daneben gilt es, eine Kultur des Bauens zu etablieren, die sowohl Politik und Verwaltung als auch die Bürgerschaft für das Thema Baukultur sensibilisiert. Dies kann auch in Städten gelingen, die nicht zur ersten Liga des Standortwettbewerbs gehören. Zwar haben wirtschaftlich schwächere Kommunen im Wettbewerb mit prosperierenden Kommunen geringere Chancen bei der Akquisition von Immobilieninvestitionen. Dennoch können auch sie die planerischen Prozesse so gestalten, dass es zu baukulturell wertvollen Immobilieninvestitionen kommt.

Vorläufige Handlungsempfehlungen

Im Mittelpunkt der Umsetzung baukultureller Ziele steht die kommunale Ebene, da hier die maßgeblichen Planungsprozesse zwischen Investor, öffentlicher Hand und Bürgerschaft stattfinden und Immobilieninvestitionen in gebauten Raum umgewandelt werden. Der Bund, die Länder und die supranationale Ebene (EU) setzen durch gesetzliche Regelungen und durch die Gestaltung von Förderprogrammen den Rahmen innerhalb dessen sich dann die lokalen Investitionsbedingungen durch (kommunale) Akteure gestalten lassen.

Dementsprechend sind zwei strategische Ansätze im Umgang mit internationalen Investoren zu empfehlen:

  1. Lokal sollten nachvollziehbare und überprüfbare Standards und Regeln zur Umsetzung der Baukultur in Immobilienentwicklungsprozess und -produkt gesetzt und kommuniziert werden.
  2. Gleichzeitig sollte eine "Kultur des Förderns" gepflegt werden, die über die lokale Baukultur aufklärt und in einer frühen Phase der Investition dem Immobilieninvestor Hilfestellungen und Kommunikationsangebote offeriert.

Darüber hinaus sollte eine Politik verfolgt werden, die über eine baukulturelle Vision und Strategie verfügt sowie einzelne Maßnahmen und Instrumente (Wettbewerbe, kooperative Beteiligungsverfahren etc.) konsequent einsetzt

Im Vergleich mit den Kommunen können die Länder mit Hilfe ihrer Gesetzgebungskompetenz oder durch die Gestaltung von Förderprogrammen die Ziele der Baukultur durchsetzen. Beispielhaft sei hier auf die Landesinitiative "StadtBauKultur" des Landes Nordrhein-Westfalen hingewiesen, die öffentlichkeitswirksam das Thema Baukultur vertritt. Auch sollten die Länder verstärkt prüfen, inwieweit baukulturelle Aktivitäten auf regionaler und kommunaler Ebene aufeinander abgestimmt werden und den baukulturellen Zielsetzungen entsprechen.

Der Dokumentation und Verbreitung von guten Beispielen der Realisierung von Bauten und der Gestaltung von Prozessen wird eine große Bedeutung beigemessen. Bisherige Ansätze hierzu sind daher weiter zu verstärken. Die Bandbreite der Beispielprojekte sollte jedoch weiter erhöht werden; beispielsweise könnte das aktuelle Thema der energetischen Gebäudesanierung mit der Baukulturthematik verknüpft werden.

Der Bundesstiftung Baukultur wird empfohlen, als Anwalt und Werber für baukulturelle Belange - insbesondere auch auf internationaler Bühne - aufzutreten und bestehende Aktivitäten in diesem Bereich zu bündeln. Sie sollte als Anlaufstelle für alle Fragen zur Baukultur fungieren, die Best-Practice-Beispiele vermittelt, Akteure miteinander ins Gespräch bringt und Initiativen vernetzt.

Dem Bund wird empfohlen, den Dialog zwischen Experten der Baukultur und (internationalen) Experten der Immobilienwirtschaft fortzuführen. Geeignete Plattformen dafür sind zum Beispiel die EXPO REAL oder eigene Formate wie Werkstattgespräche. Darüber hinaus scheint es notwendig, die Zusammenhänge zwischen der Wirtschaftlichkeit von Immobilienprojekten und deren baukulturellen Wert stärker zu beleuchten. 

Nicht zuletzt wird dem Bund empfohlen, im Rahmen seiner Politiken und Forschung das Feld Baukultur und Immobilienwirtschaft im Hinblick auf seine Gesetzgebung untersuchen zu lassen.

Projektbeteiligte
Eckdaten
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2008/Baukultur/01_start