Zurück

Inhalte

Potenziale zur Gewinnung von Erkenntnissen über die energetische Qualität des Gebäudebestands aus Energieausweisen

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Potenziale zur Gewinnung von Erkenntnissen über die energetische Qualität des Gebäudebestands aus Energieausweisen

Potenziale zur Gewinnung von Erkenntnissen über die energetische Qualität des Gebäudebestands aus Energieausweisen


Projektnummer
Projektbeginn
02.2020
Projektende
05.2022
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Zur Konzeption und Ausgestaltung sowie für das Monitoring von Instrumenten der Klimapolitik für den Gebäudebereich ist eine fundierte Kenntnis über die Bausubstanz und die energetische Qualität des Gebäudebestands in Deutschland notwendig. Da die Datenlage zum Wohngebäude- und insbesondere zum Nichtwohngebäudebestand noch sehr gering ist, hat das Forschungsprojekt untersucht, welche nutzbringenden Informationen hierzu aus Energieausweisen gewonnen werden könnten.

Ausgangslage

Daten zum Mengengerüst, zur Gebäudetypologie und zum energetischen Gebäudezustand sowie zum Energiebedarf bzw. -verbrauch und den damit verbundenen Emissionen sind eine wichtige Planungsgrundlage für Behörden und die politische Entscheidungsfindung. Diese Daten liegen jedoch für den Wohn- und insbesondere den Nichtwohngebäudebestand teilweise nur sehr unvollständig vor.

Zur Schließung bestehender Datenlücken werden Energieausweise für Gebäude häufig als mögliche Datenquelle vorgeschlagen, um Erkenntnisse über die energetische Qualität des Gebäudebestands zu gewinnen. Die Energieausweise wurden mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2002 eingeführt und liegen mittlerweile für viele Gebäude vor.

Bislang existieren jedoch keine wissenschaftlichen Untersuchungen dazu, welche konkreten Informationen aus vorhandenen Energieausweisen tatsächlich gewonnen werden könnten und wie belastbar und geeignet diese sind, um daraus Erkenntnisse zum Gebäudebestand in Deutschland abzuleiten.

Ziel

Das Projekt hat untersucht, welche Erkenntnisse aus der Nutzung von Energieausweisdaten (EA-Daten) potenziell gewonnen werden könnten, um belastbare Aussagen über die energetische Qualität des deutschen Gebäudebestands zu treffen. Betrachtet wurden Energieausweise sowohl für Wohngebäude als auch für Nichtwohngebäude. Im Projektverlauf wurden Vorschläge erarbeitet, wie die wesentlichen Inhalte von Energieausweisen gewinnbringend genutzt werden könnten, gegebenenfalls unter Einbezug weiterer Datenquellen.

Auftragnehmer war Energy System Analysis Associates – ESA² GmbH, Dresden.

Konzept

Forschungsleitfragen

Die Ziele des Projekts wurden anhand der folgenden Fragestellungen konkretisiert:

  • Wie können aus EA-Daten valide Erkenntnisse über den aktuellen energetischen Zustand des Gebäudebestands in Deutschland abgeleitet bzw. wie können bestehende Aussagen und Ansätze zur Charakterisierung des energetischen Gebäudezustand auf Basis von EA-Daten verbessert werden?
  • Welche Aussagekraft haben die EA-Daten?
  • Wie ist eine Datenbasis (Datenpool) erstellt aus EA-Daten in Bezug auf Datenqualität und Repräsentativität zu beurteilen?
  • Ergeben sich aus dem Umstand, dass es verschiedene EA-Generationen (EnEV 2002/2004, EnEV 2007, EnEV 2009, EnEV 2013) sowie unterschiedliche EA-Arten und EA-Ausstellungsanlässe gibt (und damit einhergehend auch verschiedene Ausweisinhalte) besondere Erkenntnisse oder Einschränkungen?
  • Wie müsste eine Auswertung bzw. eine Nutzung von EA-Daten aussehen, um einen spezifischen Erkenntnisgewinn aus den verschiedenen Energieausweisen zu ziehen?
  • Wie sind mögliche Erkenntnisgewinne aus Energieausweisen hinsichtlich ihrer Nutzbarkeit für die Gestaltung bzw. Weiterentwicklung von Politikinstrumenten und deren Monitoring zu bewerten?


Die Erfassung, Beschreibung und Beurteilung der energetischen Qualität von Gebäuden bzw. des gesamten Gebäudebestands kann mit unterschiedlichen Konzepten und Methoden erfolgen, wobei verschiedene Indikatoren und Kennzahlen zur Anwendung kommen.

Mit Bezug auf Energieausweise wurden im Projekt die folgenden drei Konzepte zur Beschreibung der energetischen Qualität eines Gebäudebestands betrachtet:

Konzept K1: Energetische Kennzahlen zur Inanspruchnahme von End- oder Primärenergie pro Bezugsgröße (z. B. pro Flächeneinheit) des Gebäudes (kWh/) – als berechneter/modellierter Energiebedarf oder als gemessener (witterungsbereinigter) Energieverbrauch.

Konzept K2: Energietechnische Kennwerte einzelner Gebäudeelemente wie der Gebäudehülle als Ganzes oder in Teilen und der energetischen Anlagen etc. (z. B. U-Werte, spezifischer Transmissionswärmeverlust, Luftwechselraten, verwendete Energieträger, Nutzungsgrade)

Konzept K3: Bautechnische Beschreibung des Zustands des Gebäudes oder einzelner Gebäudeelemente durch Typologisieren des ursprünglichen Originalzustands zum Zeitpunkt der Erstellung und der nachträglich durchgeführten Modernisierungen und der damit verbundenen Veränderungen.

Als Methoden zur Erfassung bzw. Bestimmung der energetischen Qualität des Gebäudebestandes können Vollerhebungen, Stichprobenerhebungen inklusive Hochrechnung sowie modellgestützte Verfahren zur Anwendung kommen.

Mit dem Projekt wurden die folgenden Arbeitspakete bearbeitet:

  • Analyse zum Status quo bereits verfügbarer Daten und Informationen zum Mengengerüst und zur energetischen Qualität des deutschen Gebäudebestands sowie der Energieausweise hinsichtlich ihrer potenziellen Inhalte und Verfügbarkeit im Gebäudebestand, differenziert nach den verschiedenen Ausweisarten und -generationen.
  • Analyse der Nutzbarkeit und des potenziellen Mehrwertes von Energieausweisdaten zur Verbesserung der Datenlage zum deutschen Gebäudebestand sowie zum Monitoring und zur Weiterentwicklung des politischen Instrumentariums. Hierfür wurde der Datenbedarf der Beschreibungskonzepte dem aktuell verfügbaren Datenbestand sowie den potenziell erschließbaren Daten aus Energieausweisen vergleichend gegenübergestellt.

  • Ausarbeitung methodischer Ansätze zur Schaffung einer besseren Datengrundlage zum Gebäudebestand in Deutschland auf der Basis von Erkenntnissen aus Energieausweisen.

Das Projekt hatte hauptsächlich einen methodischen Charakter, d. h. es wurden weder konkrete Energieausweisdaten erhoben bzw. Datensammlungen ausgewertet oder erstellt noch Berechnungen durchgeführt. Gleichwohl wuerden verfügbare Datenquellen eruiert und in die Überlegungen einbezogen.

Ergebnisse

Status quo der Datenlage zum deutschen Gebäudebestand

Bereits verfügbare Mengengerüstdaten zu Wohngebäuden in Deutschland decken den Gebäudebestand gut ab und beinhalten Angaben zur Anzahl der Gebäude, Anzahl Wohnungen und Angaben zu den Wohnflächen. Hinsichtlich ihrer Genauigkeit sind insbesondere die großen Stichproben für den Mikrozensus und Zensus hervorzuheben. Für den Bestand der Nichtwohngebäude in Deutschland sind bislang nur grobe Abschätzungen vorhanden. Durch das Projekt „Forschungsdatenbank Nichtwohngebäude “ sind diese Datenlücken (teilweise) geschlossen worden und gleichzeitig ist eine Typologie für Nichtwohngebäude entwickelt worden.

Verfügbare Daten zur energetischen Qualität des Gebäudebestandes in Deutschland betreffen unter anderem Werte zum Energiebedarf oder -verbrauch, zu Transmissionswärmeverlusten, zum Sanierungsgrad sowie Informationen zu den eingesetzten Energieträgern und zu den Wärmeerzeugern. In amtlichen Statistiken liegen nur sehr wenige Informationen zur energetischen Qualität des Gebäudebestandes vor. Vorhandene Studien liefern vor allem Angaben zu den eingesetzten Energieträgern. Daten bzw. Kennzahlen zum Energieverbrauch oder -bedarf wurden dagegen bislang nur in sehr wenigen Vorhaben erhoben. Bezüglich der Vollständigkeit ist eine sehr dünne Datenlage für den Bereich der Nichtwohngebäude festzustellen. Sowohl für Wohngebäude als auch für Nichtwohngebäude ist die Aktualität der Daten bestenfalls als mittelmäßig zu beurteilen.

Potenzieller Mehrwert von Energieausweisdaten zur Verbesserung der Datenlage zum deutschen Gebäudebestand

Hinsichtlich der Verbesserung der Datenlage zum Mengengerüst des deutschen Gebäudebestandes lässt sich durch eine Erhebung von Energieausweisen kaum ein Mehrwert generieren. Wesentliches Hindernis ist die mutmaßlich mangelhafte Repräsentativität der generierten Daten. Die tatsächliche Abdeckung des deutschen Gebäudebestands mit Energieausweisen ist unbekannt, da nicht für jedes Gebäude ein Ausweis erstellt sein muss. Eine Ausnahme bilden die Segmente „Neubauten“ und „öffentliche Gebäude mit Publikumsverkehr“, für die eine sehr hohe Abdeckung und Aktualität der Ausweise anzunehmen ist. Diese Segmente umfassen jedoch nur einen sehr kleinen Teil des gesamten Gebäudebestandes.

Deutlich höher ist dagegen der potenzielle Mehrwert von Energieausweisdaten zur Verbesserung der Datenlage zur energetischen Qualität von einzelnen Gebäuden zu beurteilen. Mehrwerte gegenüber den bereits verfügbaren Datenbeständen bieten sich insbesondere hinsichtlich:

  • Wohngebäuden: Verifizierung der Datenlage zu den eingesetzten Energieträgern,

  • Nichtwohngebäuden: Verbesserung der Datenlage zu den eingesetzten Energieträgern,
  • Nichtwohngebäuden: Verbesserung der Datenlage und Schließung von Datenlücken bei flächenspezifischen Kenngrößen zum Energieverbrauch- bzw. zum Energiebedarf und zum Transmissionswärmeverlust.

Methoden zur Nutzung von Energieausweisdaten für die Charakterisierung des energetischen Gebäudezustands

Aus der Analyse der Datenlage und des potenziellen Mehrwerts von Energieausweisdaten ergibt sich, dass Energieausweise bzw. deren Inhalte bezüglich Gebäudesegment (nach Ausstellungsanlass) sowie energetischer Qualität und Energieträger im Vergleich zum gesamten Gebäudebestand mutmaßlich verzerrt sind, nicht alle Segmente des Gebäudeparks abdecken und dass für aggregierte Aussagen zur energetischen Gebäudequalität Stichprobenerhebungen regelmäßige Zensus, Panels und/oder Modellierungen erforderlich sind.

Vor diesem Hintergrund werden die möglichen Zielsetzungen und der Nutzen sowie die Vor- und Nachteile für die folgenden vier methodischen Konzepte zur Nutzung von Energieausweisdaten skizziert:

  • Methodisches Konzept 0: Alleinige Nutzung von Energieausweisen

  • Methodisches Konzept 1: Stichprobenerhebung, statistische Auswertung und Hochrechnung

  • Methodisches Konzept 2: Statistische Auswertung kombiniert mit Modellierung

  • Methodisches Konzept 3: Stichprobenerhebung, statistische Auswertung und Modellierung

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Energieausweis, Gebäude, Treibhausgasemission, klimaneutral, Gebäudebestand, Datengrundlage, Energieausweisdaten, Datenlücken, Energiebedarf, Energieverbrauch, Vollerhebung, Stichprobenerhebung, Mengengerüst, ESA, ESA², TEP Energy
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2020/informationen-energieausweise/01-start