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Optimierung der BNB-Kriteriensteckbriefe Schallschutz und Akustischer Komfort

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Optimierung der BNB-Kriteriensteckbriefe Schallschutz und Akustischer Komfort


Projektnummer
Projektbeginn
10.2015
Projektende
02.2017
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Im Rahmen des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen wurden die vorhandenen Kriteriensteckbriefe für Schallschutz und akustischen Komfort für Büro-, Unterrichts- und Laborgebäude auf Basis der normativen und arbeitsschutzrechtlichen Festlegungen und Empfehlungen inhaltlich aktualisiert werden. Bei der Bestimmung der Bewertungsanforderungen erfolgte eine Abwägung zwischen Komfort- und Gesundheit, anerkannten Regeln der Technik und ökonomischer Umsetzbarkeit. Projektlaufzeit: Oktober 2015 – Februar 2017

Ausgangslage

Das Bundesbauministerium hat für Bundesgebäude verbindliche Qualitätsvorgaben an ganzheitlich optimierte Gebäude im Leitfaden Nachhaltiges Bauen und im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) festgelegt. Seit Oktober 2013 ist das BNB verpflichtend für die Planung und Realisierung von Gebäuden des Bundes anzuwenden. Im Bewertungssystem wurden auch konkrete Ansätze zum Schallschutz und raumakustischen Komfort formuliert.

Im Zuge der kürzlich abgeschlossenen Evaluierung und Harmonisierung des Bewertungssystems (BNB Version 2015) wurden die Anforderungen an den Schallschutz und den raumakustischen Komfort an die zwischenzeitlich gewonnenen Erkenntnisse im Hinblick auf weiterentwickelte Normen und Richtlinien angepasst. Diese Anpassung ist jedoch noch nicht vollständig erfolgt, da beispielweise die Fortschreibung der DIN 4109 und der VDI 2569 noch nicht abgeschlossen war.

Ziel

Ziel des Projektes war die inhaltliche Aktualisierung der BNB Kriteriensteckbriefe für Schallschutz und akustischen Komfort bei Büro-, Unterrichts- und Laborgebäuden unter Einbeziehung der fortgeschriebenen DIN 4109 und VDI 2569. Es wurde ein realistisches und praktikables Bewertungssystem erarbeitet, mit dem die Einhaltung von Mindestanforderungen nach aktuell gültigen gesetzlichen Regeln bzw. allgemein anerkannten Regeln der Technik geprüft werden kann. Weiterhin war eine abgestufte Bewertung höherer Qualitätsanforderungen vorgesehen, bei der eine Abwägung zwischen Komfort und Gesundheit, Regeln der Technik sowie ökonomischer Umsetzbarkeit zu treffen ist. Darüber hinaus erfolgte ein Vergleich zwischen nationalen und internationalen Vorgaben bzw. Bewertungsansätzen für Bau- und Raumakustik.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war Schall und Raum Consulting GmbH, Oldenburg.

Konzept

Die Bearbeitung erfolgt in folgenden Schritten:


1. Fachliche Analyse der bestehenden Kriteriensteckbriefe

Prüfung der Kriteriensteckbriefe

  • BNB_BN_314 V2015 Akustischer Komfort (Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Unterrichtsgebäude - Neubau)
  • BNB_LN_314 V2013_4 Akustischer Komfort (Laborgebäude - Neubau)
  • BNB_BN_411 V2015 Schallschutz (Unterrichtsgebäude - Neubau)
  • BNB_UN_411 V2015-Entwurf Schallschutz (Büro- und Verwaltungsgebäude - Neubau)
  • BNB_LN_411 V2013_4 Schallschutz (Laborgebäude - Neubau)


hinsichtlich folgender Aspekte:

  • Inhaltlicher Abgleich mit den aktuellen Normen und Richtlinien (z.B. Endfassung DIN 18041, DIN 4109, VDI2569)
  • Fachliche Beurteilung der bestehenden Bewertungsstufen für höhere Qualitätsanforderungen. Bewertung der bestehenden Gewichtungen der Teilkriterien
  • Inhaltlicher Abgleich und fachliche Beurteilung der aktuellen Steckbriefe der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.) SOC1.3 und TEC1.2 Version 2015 vor dem Hintergrund einer Harmonisierung der Bewertungssysteme von BNB und DGNB


2. Analyse internationaler Standards und Bewertungsrichtlinien

Zur Einordnung der Bewertungsrichtlinien für nachhaltiges Bauen wurden diese mit folgenden internationalen Normen und Bewertungsrichtlinien verglichen:

  • DIN EN ISO 717-1/2: Akustik – Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –Teil 1 und Teil 2
  • SIA 181: Schallschutz im Hochbau
  • ÖNORM B 8115-2: Schallschutz und Raumakustik im Hochbau – Teil 2: Anforderungen an den Schallschutz
  • ÖNORM B 8115-3: Schallschutz und Raumakustik im Hochbau – Teil 3: Raumakustik
  • BREEAM (BRE Environmental Assessment Method)
  • ÖGNB (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)
  • SNBS (Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz)


3. Kostenanalyse

Zur Bewertung der ökonomischen Umsetzbarkeit wurden die Kosten für bauakustische und raumakustische Maßnahmen analysiert.

  • Akustischer Komfort/Raumakustik: Für verschiedene Raumarten (z.B. Einzelbüro, Mehrpersonenbüro, Besprechungsraum, Labor, Kantine) wurden unter Annahme typischer Raumgrößen die Kosten für raumakustische Maßnahmen (z.B. Einbau einer Akustikdecke) ermittelt. Die Kostenermittlung erfolgt dabei für verschiedene Bewertungsstufen, also z.B. "Kosten Mindestanforderung" und "Kosten erhöhtes Anforderungsniveau"


  • Schallschutz/Bauakustik: Für verschiedene Bewertungsstufen wurden die Kosten für schallschutztechnische Maßnahmen zum Erreichen höherer Schalldämmwerte ermittelt. Hierbei wurde sowohl der Luftschallschutz gegenüber Außenlärm für verschiedene Außenwandkonstruktionen als auch der Luft- und Trittschallschutz zwischen eigenen/fremden Arbeitsräumen bzw. Klassenräumen/Hörsälen betrachtet.

4. Aktualisierung der Kriteriensteckbriefe

Ausarbeitung der Bewertungsansätze unter Abwägung von Komfort- und Gesundheitsaspekten, den anerkannten Regeln der Technik sowie der ökonomischen Umsetzbarkeit.

Ergebnisse

Im Projektverlauf wurden die beiden Kriteriensteckbriefe Schallschutz und Akustischer Komfort aus schalltechnischer Sicht analysiert und kommentiert. Hierbei wurden Vergleiche mit einschlägigen deutschen Normen und Richtlinien, aber auch europäischen Regelwerken zur Bau- und Raumakustik durchgeführt. Weiterhin wurde ein Abgleich mit den entsprechenden DGNB-Steckbriefen vorgenommen.

Ausgehend von dieser mehrschichtigen Analyse wurde ein Expertenworkshop durchgeführt. Auf planungsrechtliche Aspekte wurde bei der Analyse der Steckbriefe ebenfalls kurz eingegangen. Die Ergebnisse der fachlichen Analyse sowie die Hinweise aus dem Expertenkreis bilden die Grundlagen der Anpassung und Fortschreibung der Kriteriensteckbriefe in der nun vorliegenden und dem Abschlussbericht beigefügten Fassung. Die Fortschreibung und Analyse berücksichtigt den aktuellen Stand der Technik im Bereich der Bau- und Raumakustik.

Während der Projektlaufzeit ist im März 2016 das maßgebliche Regelwerk für die Raumakustik, DIN 18041 "Hörsamkeit in Räumen" in einer neuen Fassung erschienen. Diese Norm ist – anders als Normen aus dem Bereich des Schallschutzes – nicht baurechtlich verpflichtend eingeführt, wird in Fachkreisen aber als anerkannte Regel der Technik eingestuft. Andere Regelwerke wie DIN 4109 "Schallschutz im Hochbau" wurden zwar neu herausgegeben (Ausgabe Juli 2016), haben aber baurechtlich die Vorgängerversion (Ausgabe November 1989) noch nicht abgelöst. Wann und in welchem Umfang diese öffentlich-rechtliche Einführung erfolgen wird, ist momentan nicht absehbar. Für die im Rahmen des Bewertungssystems betrachteten Gebäudetypen besteht, anders als im Wohnungsbau, in Fachkreisen weitgehend Konsens zu den anerkannten Regeln der Technik. DIN 4109 gibt im Bereich des Wohnungsbaus nach vielfacher Rechtsprechung und Einschätzung von Fachkreisen nicht die anerkannten Regeln der Technik wieder.

Die rechtlich geprägte Diskussion um das notwendige Schallschutzniveau im Wohnungsbau ist zumindest aus fachlicher Sicht auch auf andere Bereiche wie den Bau von Verwaltungs- und Bürogebäuden, Unterrichtsgebäuden sowie Laborgebäuden in dem Sinne übertragbar, da in diesen Gebäuden die gleichen oder ähnlichen Konstruktionen zum Einsatz kommen.
Beim Schallschutz beruht die Bewertung im Rahmen des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen nach wie vor auf der Betrachtung von Bauteilen. Diese Bauteile trennen jeweils zwei Räume in einem Gebäude. Anders als beim Wohnungsbau wurde der Schallschutz nicht raumbezogen betrachtet, sondern in Kongruenz mit der einschlägigen DIN 4109 das bauteilbezogene Vorgehen gewählt. Ausgehend von dem für viele Gebäude und Nutzungen öffentlich-rechtlich vorgegebenen Mindestschallschutz wurden zwei höherwertige Schallschutzniveaus definiert und entsprechend bewertet. Diese Schallschutzniveaus wurden in Anlehnung an bestehende Regelwerke definiert und stellen eine wahrnehmbare Änderung des Schallschutzes dar.

Der Akustische Komfort beschreibt und bewertet die raumakustischen Bedingungen in verschiedenen Räumen. Die Bewertung erfolgt eng angelehnt an die Vorgaben aus DIN 18041:2016-03. Dies hat aus planerischer Sicht den Vorteil, dass die Bewertung unmittelbar anhand der Vorgaben nach DIN 18041 erfolgen kann. Die Anforderungen von DIN 18041 für Räume der Gruppe A können als anerkannte Regel der Technik angesehen werden. Dies wurde für das Bewertungssystem auch für die Empfehlung der Räume der Gruppe B angenommen. Ausgehend von diesen Vorgaben erfolgen Abschläge bei der Bewertung, wenn die durch DIN 18041 beschriebene Qualität nicht erreicht wird. Anders als beim Schallschutz wird ausgehend von einer optimalen raumakustischen Situation bei den Räumen der Gruppe A nur eine Abschwächung der Vorgaben zugelassen. Bei den Räumen der Gruppe B werden zwei weitere (noch erträgliche) Qualitätsstufen verwendet. Hierbei wurden die Vorgaben des aktuellen Entwurfs zur Neufassung der Richtlinie VDI 2569 bei Büroräumen berücksichtigt.

Inwieweit durch die Einführung und Änderung der aktuell als Entwurf vorliegenden Regelwerke oder aber auch neuer Regelwerke wie einer arbeitsschutzrechtlichen Regelung (z.B. ASR 3.7) weitere Aspekte beim Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen bzw. eine weitere Optimierung erforderlich machen könnte, ist derzeit nicht absehbar. Seitens der Autoren besteht die berechtigte Hoffnung, dass die Bewertungskriterien des BNB in der vorliegenden Fassung bei der Planung und Anwendung auch zukünftig die Arbeit aller am Bau Beteiligten erleichtern und unterstützen wird.

Veröffentlichungen

Optimierung der BNB-Kriteriensteckbriefe Schallschutz und Akustischer Komfort - Endbericht
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Bewertungssystem, Akustik, Steckbriefe
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2015/bnb-schallschutz/01_start