Nutzenergiebedarf für Warmwasser in Wohngebäuden

Bei energetischen Berechnungen nach der Energieeinsparverordnung ist für den Nutzenergiebedarf für Warmwasser in Wohngebäuden je Quadratmeter ein seit 2002 unveränderter Wert festgelegt, der auf empirischen Untersuchungen von Abrechnungsunternehmen aus 1996 beruht. Inzwischen hat sich sowohl die Wohnfläche pro Kopf als auch das durchschnittliche Wasserverbrauchsverhalten in Deutschland deutlich geändert. Da künftig bei der Bewertung von "Niedrigstenergiegebäuden" dem Warmwasserbedarf eine Schlüsselrolle zukommt, werden entsprechende empirische Erkenntnisse benötigt, die in diesem Vorhaben gewonnen und analysiert wurden. Auf dieser Basis war eine Neukonzeption der Berechnungsrandbedingung für den Nutzenergiebedarf Warmwasser nach Fortschreibung der energiesparrechtlichen Vorgaben zu entwickeln.Projektlaufzeit: September 2013 bis Februar 2015

Ebenfalls Gegenstand des Projekts war ein Konzept, wie diesbezüglich neue Nutzungsrandbedingungen eingeführt werden können, ohne dass die Transparenz bei den Energieausweisen darunter leidet. Zu untersuchen war dazu generell die Auswirkung der vorgeschlagenen Änderungen – auch mit Hinblick auf die gesetzlich vorgeschriebenen Quoten erneuerbarer Energien.

Konzept

Um die Kennwerte zum Warmwasser-Nutzenergiebedarf anhand möglichst belastbarer Daten zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren, wurden unterschiedliche Datenquellen herangezogen:

1. Relevante Veröffentlichungen
2. Daten zu Mehrfamilienhäusern in Form von über zwei Millionen abrechnungsrelevanten Messwerten des Projektpartners ista (Abrechnungsdienstleister)
3. Daten zu Ein- und Zweifamilienhäusern aus Programmen des Projektpartners co2online
4. Daten, die im Rahmen einer eigens für das Projekt durchgeführten Onlinebefragung erhoben wurden.

Darüber hinaus wurde eine Marktrecherche zu relevanten Technologien und deren Einfluss auf den Warmwasserbedarf durchgeführt.

Nach einer umfassenden Analyse und Plausibilitätsprüfung der oben genannten Daten konnte eine neue Rechenvorschrift zur Bestimmung des nutzflächenbezogenen Trinkwarmwasserwärmebedarfs für Ein- Zwei- und Mehrfamilienhäuser abgeleitet werden.

In einem weiteren Bearbeitungsschritt wurde die neue Rechenvorschrift hinsichtlich der zu erwartenden Wirkungen auf die Gesetzgebung qualitativ und quantitativ überprüft. Für die quantitativen Prüfungen wurden Berechnungen anhand der gültigen Rechenverfahren nach DIN V 4701 bzw. DIN V 18599 für ausgewählte relevante Referenzgebäude durchgeführt. Unter Berücksichtigung der Prüfungsergebnisse wurde abschließend ein Anpassungsvorschlag für die Berechnungsregeln vorgestellt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl der Median als auch der Mittelwert des Warmwasser-Nutzenergiebedarf etwas über den derzeit gültigen Pauschalwerten liegt. Im Rahmen der Untersuchung konnte außerdem eine gute Korrelation zwischen dem eigentlich höchst individuellen personenbezogenen Warmwasserbedarf und der Wohnfläche je Wohneinheit nachgewiesen werden. Dieser konnte durch eine neue Rechenvorschrift ausgedrückt werden, die insbesondere bei großen Wohneinheitsgrößen zu deutlich niedrigeren Bedarfswerten als die bisherigen Pauschalwerte führt. Abschließend wurde ein Vorschlag für die Implementierung der im Rahmen des Projektes neu entwickelten Rechenvorschrift in die Berechnungsregeln unterbreitet. Die Vorschläge wurden in die Neufassung 2016-10 der DIN V 18599 eingebracht.

Die durchgeführte Wirkungsanalyse zeigte außerdem, dass eine entsprechende Anpassung der Vorschriften über Mindestanteile erneuerbarer Energien (siehe EEWärmeG) nicht zwingend notwendig ist.

Veröffentlichungen

Nutzenergiebedarf für Warmwasser in Wohngebäuden
Hrsg.: BBSR, BBSR-Online Publikation 17/2017, Bonn, September 2017
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