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Normungsbegleitung zum Nachhaltigen Bauen

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Normungsbegleitung zum Nachhaltigen Bauen


Projektnummer
Projektbeginn
11.2014
Projektende
02.2016
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Eine Maßnahme zur Umsetzung der Strategie "Klimafreundliches Bauen und Wohnen" ist die Anforderung an Bundesbauten, bei Bau oder Renovierung mindestens ein Silberprädikat im Zertifizierungssystem "Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen" zu erlangen. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit ohne Handelsbarrieren müssen auf einheitlichen Mess- und Rechenverfahren beruhen. Das Projekt sollte die deutschen Erfahrungen in die Normung zum nachhaltigen Bauen einbringen und dabei gleichzeitig die eigenen Interessen wahren. Projektlaufzeit: November 2014 – November 2015

Ausgangslage

Das Projekt "Nachhaltiges Bauen" des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) ist Teil der deutschen Klimapolitik mit dem Ziel, bis 2020 die Emissionen von Treibhausgasen um mindestens 40% gegenüber dem Stand von 1990 und bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95% zu senken. Der Bausektor verursacht einen Großteil der Treibhausgase im Land, vornehmlich durch Heizung und Kühlung. Ein effizientes Bauen und Wohnen nutzt alle Einsparpotenziale über den gesamten Lebensweg eines Gebäudes. Gleichzeitig muss nachhaltig gedacht werden, d.h. Risiken und Nebenwirkungen der Energieeinsparung durch Kosten, für die Gesundheit und den Naturschutz sollen ebenso berücksichtigt werden. Außerdem bewegt der Bausektor nahezu das gesamte Industriesystem und agiert europa- bzw. weltweit. Deshalb müssen Maßnahmen zur Nachhaltigkeit ohne Handelsbarrieren auf einheitlichen Mess- und Rechenverfahren beruhen. Das ist Thema der europäischen Normung (CEN) und internationalen Normung (ISO) für nachhaltiges Bauen.

Eine Maßnahme zur Umsetzung der Strategie "Klimafreundliches Bauen und Wohnen" ist die Anforderung an Bundesbauten, bei Bau oder Renovierung mindestens ein Silberprädikat im Zertifizierungssystem "Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen" (BNB) zu erlangen. Die Bundesbauten sollen praktische Beispiele für die Machbarkeit der Anforderungen sein, die den Umwelt- und Naturschutz, Komfort, Barrierefreiheit und Funktionalität betreffen. Auf dem freien Markt werden Gebäude nach dem privaten System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) auf sehr ähnliche Weise zertifiziert.

Beide Systeme bedienen sich der europäischen und internationalen Normung. Diese und vereinfachte Zertifizierungssysteme werden freiwillig auch bei kommunalen Bauten, d.h. in größerer Breite genutzt. In anderen europäischen Ländern passen sich die Zertifizierungssysteme ebenfalls an die einschlägigen Normen an. Die Bauproduktenverordnung, die den freien Binnenmarkt für Bauprodukte schützen soll, bezieht sich ebenfalls mit dem „new approach“ auf die europäsiche Normung. Für den Bauproduktesektor ist die Normung “sustainability of construction works“ ein Schlüsselinstrument für einen fairen Wettbewerb. 2004 wurde das Mandat M350 an CEN TC 350 vergeben, CEN-Normen für eine einheitliche Erfassung der Nachhaltigkeit von Gebäuden zu erarbeiten. Es steht jetzt zur Revision an. Im Prinzip ähnliche Ziele verfolgt das Projekt Product Environmental Footprint (PEF). Beide Ansätze sollen mit Hilfe des neuen Mandats zusammengeführt werden.

Ziel

Ziel des Projekts war einerseits, deutsche Erfahrungen mit nachhaltigem Bauen in die Normung einzubringen, und andererseits die Aufstellung von Anforderungen zu vermeiden, die den deutschen Möglichkeiten nicht gerecht werden. Weiterhin sollte das BBSR auch zu zukünftigen Entwicklungen informiert werden und andere europäische oder internationale Erfahrungen nutzbar gemacht werden.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren Dr. E. Schmincke, Thinkstep, Tübingen sowie Prof. Dr. Th. Lützkendorf, Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Konzept

Mit dem Forschungsprojekt wurde die fachlichen Begleitung der Normung im Themenbereich des nachhaltigen Planens, Bauens und Betreibens von Bauwerken (Hoch- und Tiefbau) dargestellt und interpretiert. Die Arbeiten konzentrierten sich auf Normen im Rahmen von ISOTC59/SC17 „Sustainability in buildings and civil engineering works“ und CENTC350 „Sustainability of construction works“.

Im Rahmen der Normungsbegleitung von 2013 bis 2015 wurden Sitzungen einzelner Arbeitsgruppen besucht, Stellungnahmen erarbeitet, nationale Positionen entwickelt und abgestimmt sowie entscheidende, inhaltliche Zuarbeiten zu diversen Projekten geleistet. Unter vielen Arbeitsprojekten wählten die Auftragnehmer relevante aus und begleiteten sie inhaltlich. In der Regel erfordert dies nicht nur die die Teilnahme an den Sitzungen sondern auch schriftliche Beiträge zu den Arbeiten in Form von Kommentaren, Vorschlägen oder Recherchen. Ein positiver Einfluss auf die Normung lässt sich nur mit Kontinuität bei den Sitzungen und mit konkreten ausformulierten Vorschlägen erzielen.

Forschungsleitfragen des Projekts waren:

  • Welche Themen für die Weiterentwicklung des BNB/DGNB-Gebäudezertifizierungs-systems sind für eine Einbindung oder Antwort aus der Normung relevant?
  • Wie lassen sich die europäische und die internationale Normung sinnvoll aufeinander abstimmen?
  • Welche Aspekte des Systems des CENTC 350 sind nicht verhandelbar?
  • Auf welchem Weg lassen sich die Anforderungen der EN 15804 (EPD für Bauprodukte) und die des PEF-Projekts angleichen angesichts der unterschiedlichen Anwendungen? Was kann man aus dem PEF-Projekt lernen/übernehmen?

Ergebnisse

Als Ergebnis kann zusammengefasst werden, dass das System von BNB und DGNB sowie die Umweltproduktdeklarationen (environmental product declaration - EPD) aus dem EPD-Programm des Instituts Bauen und Umwelt (IBU) den verpflichtenden Kernanforderungen der Normen - methodisch gänzlich und im Detail weitgehend - entsprechen. Durch die deutsche Mitarbeit wurden in umgekehrter Richtung die Anforderungen an die Gebäudeerfassung und Umweltproduktdeklarationen entscheidend mitgestaltet.

So wurde zum Beispiel durch die aktive Mitarbeit und Kommunikation mit Vertretern aus anderen Ländern sichergestellt, dass die europäischen Normen Ausgangspunkt für die Revision der ISO 21930, jetzt mit dem Titel „Sustainability in buildings and civil engineering works - Core rules for environmental declaration of construction products and services used in any type of construction works“ wurde.

Weiterhin wurde im Projektverlauf ein Workshop initiiert und wesentlich mitgestaltet, der die Diskussion zu den potenziellen neuen Indikatoren für die Darstellung der Umweltauswirkungen in Bezug auf Human- und Öko-Toxizität, Biodiversität, Feinstaubbelastung und radioaktive Strahlung fachlich unterfütterte.

Das BNB/DGNB und die EPD bauen, wie die moderne Normung, auf einem Performanceansatz auf. Performanceansatz bedeutet, keine Maßnahmen vorzuschreiben, sondern den Erfolg lediglich an den erreichten Zielen zu messen. Das ist ein Vorteil, der diese Systeme als zweite Generation von Zertifizie-rungssystemen im Dienst des Nachhaltigen Bauens vor anderen, älteren Systemen ausweist. Ein Baustein für diese Performanceorientierung ist die Ökobilanz. Hier kann auch als Ergebnis gewertet werden, dass die Anforderungen der europäischen Normung an die Qualität der Bilanzen verständlich kommuniziert wurden und nun europaweit durch die Arbeit der ECO Platform und durch das Projekt InData in die Praxis umgesetzt werden und dies teilweise auch über Europa hinaus (USA, Canada).

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Stoffkreislauf, Ressourcen, Rohstoffe, Rohstoffverfügbarkeit, Ressourceneffizienz, Bauwesen, nachhaltiges Bauen
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2014/normungsbegleitung2014/01_start