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Monetäre Bewertung der Risikoübernahme durch private Energiedienstleister im Energiespar-Contracting

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Monetäre Bewertung der Risikoübernahme durch private Energiedienstleister im Energiespar-Contracting


Projektnummer
Projektbeginn
08.2012
Projektende
07.2013
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Zur Erreichung der gesetzten, ambitionierten Einsparziele sind entsprechend hohe Sanierungsfallzahlen erforderlich. Contracting kann einen relevanten Beitrag leisten, da die Investitionskraft der Auftraggeber durch das eigene Budget und Personalkapazität beschränkt ist. Bei Wirtschaftlichkeitsvergleichen mit der Eigenrealisierung wurde der Aspekt der Risikoübernahme bisher noch nicht mit einbezogen.Projektlaufzeit: August 2012 - April 2013

Der Vergleich von Contracting-Angeboten mit Kalkulationen von Eigenrealisierungen wird regelmäßig kontrovers diskutiert, vor allem in Bezug auf die Höhe der erreichbaren Einsparmengen beim Energiespar-Contracting (ESC) sowie eine vergleichende, monetäre Bewertung. Ein zentraler Aspekt ist, dass die Risikoübernahmen bei der Gegenüberstellung der Wirtschaftlichkeit beider Lösungsoptionen derzeit noch nicht enthalten sind.

Deshalb waren die Ziele dieses Projekts,

  • bereits vorliegenden Datengrundlagen und Erkenntnisse aus dem Leitfaden Energiespar-Contracting der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem dazugehörigen Berechnungstool sowie weiteren Datenquellen zu analysieren und zusammenzufassen,
  • alle monetären und nichtmonetären Risiken, die vom Contractor übernommen werden, zu identifizieren und zu benennen,
  • einen rechnerischen Ansatz zu entwickeln, der geeignet ist, die Risikoübernahme als monetäres Bewertungskriterium in die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Contracting-Angeboten nach der Kapitalwertmethode einzubeziehen,
  • auf den Ergebnissen aufbauend Vorschläge für eine Ergänzung des Berechnungstools zu entwickeln und die resultierenden Effekte zu bewerten.

Auftragnehmer des Forschungsvorhabens waren das Bremer Energie Institut (Projektleitung) und die Berliner Energieagentur GmbH.

Konzept

Eine anfängliche Literaturrecherche, insbesondere die Auswertung von Contracting-Leitfäden, diente dazu, bestehende Ansätze zur Risikobewertung vergleichend zu erfassen und methodische Vorschläge aufzugreifen.

Anschließend erfolgte eine Beschreibung aller Risiken, die bei ESC-Projekten auftreten können. Es wurden insgesamt fünfzehn Risiken identifiziert und dargestellt, wovon später zehn als relevant für die weitere Berücksichtigung erachtet wurden. Alle Risiken wurden nach Risikotyp, Eintrittszeitpunkt, Eintrittswahrscheinlichkeit und Ursache-Folge-Beziehung gegliedert und anschließend qualitativ bewertet.

Um die Selektion der zehn relevanten Risiken durch praktische Erfahrungen zu belegen, wurde eine Befragung von acht Contractoren durchgeführt. Dabei fand eine Berücksichtigung aller aktuell am Markt tätigen Anbieter für Energiespar-Contracting statt, die aus Sicht der Autoren über eine entsprechende Projekterfahrung verfügen. Die Befragung der Contractoren umfasste sieben Fragen, welche unter anderem nach der (finanziellen) Relevanz, Eintrittswahrscheinlichkeit und der Versicherung der relevanten Risiken fragten.

Aufgrund der vielfältigen Ursache-Folge-Wechselwirkungen war es zielführend, die zehn Einzelrisiken durch eine integrale Betrachtung zu drei Kernrisiken zusammenzufassen. Dies erfolgte in sehr großer Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Contractor-Befragung. Erst die Reduktion auf diese drei Kernrisiken ermöglichte eine praktikable und praxisgerechte Implementierung in das dena-Rechentool zum Wirtschaftlichkeitsvergleich. In einem nächsten Schritt wurden alle Kernrisiken monetisiert.

Zur Implementierung der Risikozuschläge im Wirtschaftlichkeitsvergleich wurde abschließend ein konkreter, leicht umsetzbarer Vorschlag erarbeitet. Hinzu kommt eine Verringerung der Anzahl der weichen, d. h. nicht-monetären bewertbaren Kriterien in der Nutzwertanalyse.

Ergebnisse

Die Contractoren-Befragung ergab, dass das Risiko der (Nicht-)Erreichung der Einspargarantie als am relevantesten eingestuft wurde, gefolgt von den Risiken Zeitverzug bei der Maßnahmenumsetzung, Überschreitung der Investitionssumme sowie dem Instandhaltungsrisiko. Die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit haben nach mehrheitlicher Sicht der Contractoren der Zeitverzug bei der Maßnahmenumsetzung sowie das Risiko der (Nicht-)Erreichung der Einspargarantie. Das Risiko mit der geschätzten höchsten finanziellen Relevanz war das ebenfalls das Risiko der (Nicht-) Erreichung der Einspargarantie.

Diese Antworten zeigen eine hohe Übereinstimmung mit der vorgenommenen Zusammenfassung der Risiken zu drei Kernrisiken:

  • Überschreitung des Investitionsbudgets
  • Nichterfüllung der Einspargarantie
  • Unterschätzung des Aufwands für laufende Kosten

Alle Kernrisiken lassen sich monetarisieren. Dabei gibt es verschiedene Betrachtungsperspektiven und Optionen, das dena-Tool zu modifizieren. Empfohlen wird die so genannte Malus-Variante mit einer Risikobewertung aus der Sicht des AGs. Dabei erfolgt die Integration bislang nicht berücksichtigter Risikokosten durch die Hinzunahme auf Seiten der Eigenrealisierungsvariante. Aus diesem Vorschlag resultieren keine zusätzlichen Anforderungen an die ESC-Angebotsgestaltung von Contractoren; auch die Verwendung der Angebote im dena-Tool bleibt unverändert.

Für das Risiko "Überschreitung des Investitionsbudgets" ergab sich ein Zuschlag in Höhe von 10% auf die Investitionssumme. Das Risiko der "Nichterfüllung der Einspargarantie" wird durch die im dena-Tool enthaltene Formel (Berechnung einer reduzierten Einsparung der Eigenrealisierung gegenüber der ESC-Einspargarantie) bereits abgebildet, so dass in Bezug auf dieses Risiko keine Ergänzung des Tools erforderlich ist.

Die laufenden Kosten werden von den Instandhaltungskosten dominiert. Die Instandhaltungskosten werden durch einen prozentualen Bezug aus der Investitionssumme berechnet, so dass der dort ergänzte zehnprozentige Risikozuschlag bei den laufenden Kosten gleichermaßen zu einer risikoinduzierten Erhöhung um 10% führt. Auch andere Bestandteile der laufenden Kosten wie die Höhe der Betriebskosten sind durch die Wechselwirkungen mit dem Risiko "Nichterfüllung der Einspargarantie" schon berücksichtigt, so dass keine Überarbeitung des Tools erforderlich ist. Zur Implementierung der Risikozuschläge im Wirtschaftlichkeitsvergleich wird ein konkreter, leicht umsetzbarer Vorschlag dargestellt.

Bei der darauf folgenden Nutzwertanalyse kam es zu einer Reduktion auf drei Kriterien:

  • den Kapitalwert
  • das technisch organisatorische Konzept
  • das Finanzierungskonzept

Als Fazit bleibt festzustellen, dass die vorgeschlagene Berücksichtigung der Risikoübernahme des Contractors zu einem angemesseneren Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen ESC (Bestanbieter) und der Eigenrealisierung führt. Hinzu kommt eine Verringerung der Anzahl der weichen, d.h. nicht-monetären bewertbaren Kriterien in der Nutzwertanalyse.

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Energiespar-Contracting, Energiekosten, Klimaschutz, Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Wirtschaftlichkeit
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2013/RisikobewertungESC/01_start