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Marktentwicklung bei der Ausstellung von Energieausweisen im Gebäudebestand

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Marktentwicklung bei der Ausstellung von Energieausweisen im Gebäudebestand


Projektnummer
Projektbeginn
08.2008
Projektende
04.2010
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Anbieter, Leistungen und Nachfrage bei der Ausstellung von Energieausweisen für Wohngebäude sind heterogen. Mit dem Forschungsprojekt wurden die Marktentwicklungen sowohl auf der Anbieter- als auch auf der Nachfrageseite empirisch untersucht.Projektlaufzeit: August 2008 - November 2009

Schrittweise ist es in Deutschland zur Pflicht geworden, bei der Vermietung und dem Verkauf von Wohnungen und Wohngebäuden auf Verlangen des Interessenten einen Energieausweis vorzulegen. Der Markt für Energieausweise ist heterogen.

Das Spektrum auf der Anbieterseite ist groß, es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Aussteller, die Energieausweise anbieten. Die EnEV 2007 lässt zudem verschiedene Verfahren bei der Erstellung des Energieausweises zu. Der grundsätzliche Unterschied ist, ob dem Ausweis die energetischen Eigenschaften des Gebäudes und der berechnete Bedarf (Bedarfsausweis) oder der Energieverbrauch (Verbrauchsausweis) zu Grunde gelegt werden. Abhängig vom Leistungsaufwand bei der Erstellung werden Energieausweise zu sehr unterschiedlichen Preisen angeboten.

Auf der Nachfrageseite gibt es die professionellen und privaten Wohnungseigentümer, die aktuell für Verkauf oder Vermietung einen Ausweis brauchen und solche, die freiwillig oder "auf Vorrat" für künftige Schritte einen Ausweis in Auftrag geben. Mit der Empirie sowohl auf der Anbieter- als auch auf der Nachfrageseite wurde ein systematischer Überblick über das Marktgeschehen bei der Anfertigung der Ausweise für den Wohnungsbestand gewonnen. Damit liegen wertvolle Strukturdaten zur Funktionsweise und Akzeptanz der Energieausweise vor.

Auftragnehmer des Forschungsprojekts waren Weeber+Partner, Institut für Stadtplanung und Sozialforschung, Stuttgart/Berlin, G.A.S. planen - bauen - forschen, Stuttgart und Energie.Effizienz.Design E2D, Hochschule Augsburg.

Konzept

Methodik der Untersuchung

Um einen systematischen Überblick über das Marktgeschehen zu erhalten, war die Repräsentativität der Befragungsergebnisse besonders wichtig.

Interviews mit Ausstellern von Energieausweisen

Auf der Anbieterseite wurde aus den umfassenden öffentlich zugänglichen Internet-Datenbanken mit Adressen von Ausstellern eine repräsentative Stichprobe nach dem Zufallsprinzip gezogen. Aussteller, die bereits viele und die erst wenige Ausweise gemacht haben, hatten die gleiche Chance, in die Stichprobe zu kommen. Von Mitte Januar bis Anfang Mai 2009 wurden 790 Aussteller persönlich telefonisch befragt.

Interviews mit Auftraggebern von Energieausweisen

Auf der Nachfrageseite wurden Wohnungsunternehmen und private Eigentümer, die im Befragungszeitraum Wohnungen zur Vermietung oder zum Verkauf angeboten haben, kontaktiert. Die Stichprobe wurde nach dem Quotenverfahren entsprechend der Verteilung des Wohnungsbestandes nach Bundesländern gezogen. Von Mitte Februar bis Ende Juni 2009 wurden 688 private Eigentümer und 121 Wohnungsunternehmen persönlich telefonisch befragt.

Ergebnisse

Marktsituation

Qualifikation der Aussteller

Ein großer Teil der Energieausweise wird von sehr gut qualifizierten Fachkräften ausgestellt. Der Anteil der Aussteller, die einen Hochschulabschluss haben, ist mit 71% hoch. 62% der befragten Aussteller sind Architekten und Ingenieure, sie haben 67% aller Ausweise der befragten Aussteller ausgestellt.

Marktanteile

Es sind sehr viele Aussteller am Markt, das Massengeschäft machen nur wenige. Der Marktanteil der durch die wenigen Großaussteller ausgestellten Ausweise ist sehr hoch. Der Großteil der Aussteller erstellt nur hin und wieder einen Energieausweis, kleine Anbieter sind überdurchschnittlich vertreten.

Insgesamt haben die befragten Aussteller bisher über 99.000 Energieausweise ausgestellt, davon knapp 62.000 Verbrauchsausweise und über 37.000 Bedarfsausweise. Die Hochrechnung bezogen auf alle in umfassenden, öffentlich zugänglichen Aussteller-Datenbanken eingetragenen Aussteller ergibt bis Mai 2009 eine Gesamtzahl von rund 1,87 Millionen bisher ausgestellter Energieausweise, davon etwa 1,17 Millionen Verbrauchsausweise und etwa 700.000 Bedarfsausweise. Damit gibt es bereits für ca. 10% der Wohngebäude in Deutschland einen Energieausweis. Hinzu kommen die von Wohnungsunternehmen für ihren Bestand selbst ausgestellten Ausweise.

Verbrauchs- und Bedarfsausweis

Der Marktanteil des Verbrauchsausweises ist hoch. Für die privaten Eigentümer wie für die professionellen Vermieter ist der deutlich günstigere Preis der Hauptgrund, sich für einen Verbrauchsausweis zu entscheiden. Sie haben im Durchschnitt zu drei Viertel Verbrauchsausweise und zu einem Viertel Bedarfsausweise in Auftrag gegeben.

Die Aussagekraft der beiden Ausweisarten hinsichtlich der energetischen Qualität des Gebäudes wird unterschiedlich eingeschätzt. Aussteller, private Auftraggeber und Wohnungsunternehmen bewerten den Bedarfsausweis im Durchschnitt gut. Der Verbrauchsausweis wird anders beurteilt: Die Fachleute finden, dass er schlecht über die energetische Qualität der Gebäude informiert, private Auftraggeber und Wohnungsunternehmen sind geteilter Meinung.

Preise von Energieausweisen

Die Energieausweise sind eher billig und die Aussteller brauchen relativ wenig Zeit für die Ausstellung. Die befragten Aussteller bieten einen Verbrauchsausweis im Durchschnitt ab 83 Euro an, einen Bedarfsausweis im Durchschnitt ab 352 Euro. Der Preis spielt bei der Beauftragung eines Energieausweises eine wichtige Rolle. Die Auftraggeber nutzen die etwas günstigeren Angebote.

Online

Online-Angebote dominieren den Markt nicht. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten im Internet, bei denen man einen Energieausweis direkt online - ohne persönlichen Kontakt mit dem Aussteller - bestellen kann. Aber nur ein geringer Teil der Eigentümer nutzt solche Angebote. Auch bei der Suche nach einem geeigneten Aussteller nutzen die Eigentümer kaum das Internet, sie wenden sich vor allem an Aussteller, mit denen sie durch frühere Aufträge bereits persönlich bekannt sind.

Modernisierungsempfehlungen

Zum Energieausweis dazugehörende Modernisierungsempfehlungen können einen Anstoß für nächste Schritte geben. Wie sinnvoll sie sind, ist davon abhängig, auf welcher Basis sie gegeben werden. Pauschale Modernisierungsvorschläge - ohne dass der Aussteller das Gebäude besichtigt oder ohne dass ihm detaillierte Informationen zu den Bauteilen vorliegen - sind nicht objektbezogen und damit unzulässig, davon abgesehen bringen sie einem Eigentümer wenig. Als Grundlage für die Durchführung von Maßnahmen ist neben dem Energieausweis eine ausführliche (Energie-)Beratung notwendig, Modernisierungsempfehlungen sollen eine Energieberatung nicht ersetzen.

Marktpotenzial

87% der Wohnungsunternehmen haben bereits für 90 bis 100% ihrer Gebäude Energieausweise. Während der Markt bei Wohnungsunternehmen weitgehend gesättigt ist, hat ein hoher Anteil potenzieller Auftraggeber unter den privaten Eigentümern noch keinen Energieausweis - hier gibt es noch Marktpotenzial.

Bekanntheit und Akzeptanz des Energieausweises

Dem Instrument Energieausweis fehlt es noch an Bekanntheit und Akzeptanz. Bei potenziellen privaten Auftraggebern von Energieausweisen gibt es noch ein Informationsdefizit. Bisher spielt der Energieausweis bei Vermietung und Verkauf eher selten eine entscheidende Rolle. Zur besseren Information und Aufklärung von privaten Eigentümern, Mietern und Käufern ist eine intensive Öffentlichkeitsarbeit notwendig.

Veröffentlichungen

Marktentwicklung bei der Ausstellung von Energieausweisen im Gebäudebestand - Feldstudie auf Anbieter- und Nachfrageseite.
BMVBS-Online-Publikation 06/10, Hrsg.: BMVBS, Februar 2010
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Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : EnEV, Energieeinsparverordnung, Energieausweis, Ausstellung, Wohngebäude, Bedarfsausweis, Verbrauchsausweis
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2010/Marktentwicklung/01_start