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Marktdesign für den Bereich öffentlicher Bauvergaben – Machbarkeitsstudie
Marktdesign für den Bereich öffentlicher Bauvergaben – Machbarkeitsstudie
08.2018
03.2019
abgeschlossen ohne Bericht
Konzept
Die Anwendbarkeit von Marktdesign für den Bereich öffentlicher Bauvergaben wurde auf Basis von sechs Arbeitsschritten untersucht:
- Überblick zum aktuellen Forschungsstand anhand eines umfassenden Literaturüberblicks mit Fokus auf unvorhergesehenen Kostensteigerungen nach Vertragsabschluss
- Sichtung der für das Bauwesen einschlägigen nationalen und europäischen Vergaberechtsnormen mit Schwerpunkt auf den Vorschriften, die im Zusammenhang mit unvorhergesehenen Kostensteigerungen relevant sind (v.a. die Regeln zum Wettbewerblichen Dialog)
Analyse verschiedener Aspekte der Eignungsprüfung und der Zuschlagskriterien hinsichtlich ihres Einflusses auf die Vergabe und beispielhafte Untersuchung der Anwendbarkeit der Methoden des
Marktdesigns auf den wettbewerblichen Dialog, um unvorhergesehene Kostensteigerungen zu verhindern
- Prüfung der Datenverfügbarkeit in Deutschland und Bestimmung von Anforderungen zur empirischen Analyse an die Daten
Untersuchung der Eignung der
Marktdesign-Methodik zur Verhinderung nachvertraglicher Kostensteigerungen basierend auf den verfügbaren Vergabepraktiken und dem rechtlichen Rahmen
Konzeption eines Forschungsvorhabens mit Anwendung der
Marktdesign-Methodik auf den Bereich öffentlicher Bauvorhaben
Ergebnisse
Die Machbarkeitsstudie identifiziert Nachverhandlungen als eines der größten Probleme bei öffentlichen Bauvergaben. Nachverhandlungen führen nicht nur zu erheblichen und nicht geplanten Mehrausgaben, sondern bedingen auch substantielle Ineffizienzen. Zum einen verzerren sie das Marktergebnis, da sie Anbietern einen Anreiz für strategisches Bieterverhalten liefern. Zum anderen bedingen sie unnötige Verzögerungen.
So kann die Möglichkeit von Nachverhandlungen beispielsweise dafür sorgen, dass Anbieter Preise unterhalb ihrer Kosten anbieten. Das lohnt sich für Anbieter etwa, falls sie antizipieren, dass sie die Rentabilität des Projektes durch Preisaufschläge während der Nachverhandlungen sicherstellen können. Dies gefährdet eine effiziente Anbieterauswahl. Zudem sorgen solche Verzerrungen dafür, dass Projekte nicht auf Basis ihrer Vergabepreise beurteilt werden sollten, sondern nachvertragliche Preisanpassungen berücksichtigt werden müssen.
Darauf aufbauend zeigt die Studie, dass die Komplexität eines zu vergebenen Projektes über die Eignung der verschiedenen Vergabeformen entscheidet. Je komplexer ein Projekt ist, umso schwieriger ist, es einen vollständigen Vertrag zu erstellen, der alle Eventualitäten berücksichtigt. Bei komplexen Projekten mit entsprechend höherem Nachverhandlungsrisiko bieten Verhandlungen Vorteile. Bei weniger komplexen Projekten, für die nahezu vollständige Verträge geschrieben werden können, erzielen hingegen Auktionen bessere Ergebnisse. Grund hierfür ist, dass es sich für Anbieter in Auktionen oftmals lohnt, Informationen zurückzuhalten, um somit spätere Nachverhandlungen zu provozieren. Es wird ein in der akademischen Literatur diskutierter Mechanismus vorgestellt, der eine solche Informationszurückhaltung vermeiden soll.
Die Untersuchung des rechtlichen Rahmens und dem damit verbundenen Handlungsspielraum bei der Vergabegestaltung zeigt: Es gibt durchaus Spielräume, jedoch erhöht eine Abweichung von der gängigen Vergabepraxis womöglich das Risiko von Verfahrensfehlern und damit verbunden von Klagen.
In Deutschland werden Daten bis zur Auftragserteilung oftmals systematisch erfasst. Auch der Zeitraum nach der Auftragserteilung wird dokumentiert; dies erfolgt meist jedoch dezentral, die Informationen werden nicht in Datenbanken eingepflegt. Würden Datenbanken mit Vergabedaten und Datenbanken mit abgeschlossenen Projekten miteinander verknüpft, wäre eine erfolgsversprechende Anwendung der Marktdesign-Methodik im Bereich öffentlicher Bauvergaben möglich.
Projektbeteiligte |
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Eckdaten | |
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Schlagworte zum Projekt : | Marktdesign, Bauvergaben |