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Kunst am Bau im internationalen Vergleich

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Kunst am Bau im internationalen Vergleich


Projektnummer
Projektbeginn
07.2010
Projektende
06.2013
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Ziel des Forschungsprojektes war es, die Praxis der Kunst am Bau des Bundes den vergleichbaren Aktivitäten öffentlicher Bauherren im europäischen Ausland gegenüberzustellen. Dabei war ein grober Überblick über die Praxis der Kunst am Bau in den öffentlichen Verwaltungen in Europa zu geben und das Engagement von fünf europäischen Ländern vertieft zu untersuchen und an konkreten Beispielen zu veranschaulichen.Projektlaufzeit: Juli 2010 - Dezember 2010

Ziel des Forschungsprojektes war es, die Praxis der Kunst am Bau des Bundes den vergleichbaren Aktivitäten öffentlicher Bauherren im europäischen Ausland gegenüberzustellen. Dabei war ein grober Überblick über die Praxis der Kunst am Bau (beziehungsweise der "Prozentkunst") in den öffentlichen Verwaltungen in Europa zu geben und das Engagement von fünf europäischen Ländern vertieft zu untersuchen und an konkreten Beispielen zu veranschaulichen.

Zudem war im Rahmen der Studie ein Konzept für die Durchführung eines Expertengesprächs mit Vertretern aus den vertieft untersuchten Ländern zu erstellen. Dieser Teil sollte ein Verzeichnis mit möglichen Netzwerkpartnern enthalten sowie eine Liste mit relevanten Internet-Links. Für das Expertengespräch waren ein Programm zu entwickeln, ein Verteiler zu erstellen sowie Referenten zu benennen. Die Vorstellung der Ergebnisse des Analyseteils der Studie auf dem Expertengespräch waren Teil des Auftrags.

Auftragnehmer des Forschungsprojekts war Dr. Martin Seidel, Bonn.

Konzept

Die Studie "Kunst am Bau im internationalen Vergleich" gliedert sich in drei Abschnitte.

Der erste, analytische Teil widmet sich der vergleichenden Darstellung der Kunst-am-Bau-Praxis des Bundes und der entsprechenden Kunst-am-Bau-Regelungen im europäischen Ausland.

Der zweite, dokumentarische Teil der Studie enthält eine qualifizierte Auswahl von fünf Referenzländern mit einer für die Studienzwecke relevanten beziehungsweise aufschlussreichen Kunst-am-Bau-Praxis. Als Vergleichsländer wurden ausgewählt: Frankreich, Norwegen, die Niederlande, Österreich und die Schweiz.

Der dritte Teil dokumentiert aus diesen Beispielländern jeweils drei realisierte bauprojektbezogene Kunstwerke.

Für die Recherche und vergleichende Analyse der bestehenden Verfahren und Programme und die monographischen Länderbeispiele wurden vorhandene Quellen, Studien, Dokumente, Formulare und sonstiges Informations- und Bildmaterial ausgewertet und Interviews durchgeführt.

Ergebnisse

Die Wichtigkeit der europäischen Prozentkunst zeigt sich darin, dass nicht nur Deutschland, sondern auch Frankreich und die Niederlande kürzlich das 60-jährige Jubiläum ihrer Prozentkunst feierten. Zudem ist in Ländern wie Norwegen oder den Niederlanden der Staat dank der Förderungsprogramme der wichtigste Auftraggeber von Kunst. Aktuell hat Slowenien Prozentkunst eingeführt, während Ungarn an ihrer Einführung arbeitet.

Dennoch haben nicht alle europäischen Länder Prozentkunst beziehungsweise bauprojektbezogene Kunst. In Ländern des ehemaligen Ostblocks sind entsprechende Programme selten, gar nicht oder auch nicht mehr vorhanden. In Großbritannien gibt es keine verbindliche Prozentkunstregel. Im Unterschied zu Deutschland und anderen Ländern (Irland, Finnland, Schweden), wo "Kunst am Bau" eine Selbstverpflichtung ist, fördern die meisten europäischen Länder (Belgien, Dänemark, Niederlande, Norwegen, Österreich) ihre Prozentkunst auf der Basis von gesetzlichen Regelungen.

Organisation und Zuständigkeiten

Nationale Unterschiede zeigen sich bezüglich der Instanzen (Gremien, Personen und Jurys), denen die Umsetzung der bauprojektbezogenen Kunstvorhaben anvertraut ist. In Deutschland entscheidet über Grundsatzfragen der Kunst am Bau die Bauverwaltung, die darin vom Sachverständigenkreis Kunst am Bau beraten wird. Für konkrete Kunst-am-Bau-Projekte sind die Bauverwaltung und Ad-hoc-Gremien zuständig. Im Unterschied dazu sind in mehreren europäischen Ländern für Prozentkunst spezialisierte Gremien als feste und direkt an den Projekten beteiligte Einrichtungen der staatlichen Kunstförderung aktiv. Entsprechende Verwaltungs- und Organisationsstrukturen sollen eine programmatische Planung, Umsetzung und grundsätzliche Stärkung, Entwicklung und Qualitätssicherung der bauprojektbezogenen Kunst begünstigen und darüber hinaus helfen, dieser Kunst ein wiedererkennbares Profil zu verleihen.

Höhe und Herkunft der Baukostenanteile für bauprojektbezogene Kunst

Viele Länder mit einer bauprojektbezogenen Kunst staffeln - ähnlich wie Deutschland - die Prozentsätze für Kunst zwischen 0,5 und 1,5 oder 2 Prozent relativ zur Höhe der Bauinvestition. Frankreich oder Schweden legen den Betrag auf 1 Prozent der Bausumme fest. Für die Bewertung der Kunstförderungswürdigkeit einzelner Gebäudetypen gibt es unterschiedlich differenzierte Schlüssel. Neben der Prozentregelung gibt es auch feste Jahresetats (Österreich) und Fonds - etwa für den Fall, dass die Akzeptanz der Kunst bei einem Bauprojekt voraussehbar gering ist.

Geförderte Baumaßnahmen, Bauten und Baugruppen

Die europäischen bauprojektbezogenen Kunstanstrengungen beziehen sich in der Regel sowohl auf den Neubau als auch auf die Renovierung oder den Kauf von Gebäuden und auf unterschiedliche Baugruppen. Viele Länder haben auch Regelungen getroffen, wie mit Kunst bei Zuwendungsbauten, öffentlich-privaten Partnerschaftsprojekten oder vom Staat angemieteten oder vermieteten Immobilien umzugehen ist.

Auswahl der Kunst und Künstler: Wettbewerbe, Direktvergaben, Ankaufverfahren

Bauprojektbezogene Kunstaufträge werden im europäischen Ausland wie in Deutschland nach (a) offenen Wettbewerben, (b) nichtoffenen Wettbewerben oder (c) im direkten Auftrag vergeben. Bei den staatlichen Kunstunternehmungen insgesamt kommen am häufigsten nichtoffene einstufige Wettbewerbe vor. Bei kleinen Projekten werden Künstler manchmal auch direkt beauftragt oder es kommt zum Ankauf von Atelierskunst.

Erscheinungsweisen und Arten der bauprojektbezogenen Kunst

In manchen Ländern können bestimmte künstlerische Haltungen vorherrschen. Die Niederlande, Dänemark, Schweden, Irland und andere zeigen - und formulieren in ihren diesbezüglichen Verlautbarungen auch - gewisse Bestrebungen grundsätzlicher Art, Kunst in soziale Zusammenhänge einzubinden. Das schlägt sich nieder in der gelegentlichen Bevorzugung bestimmter Gebäudetypen (Schulen, Ausbildungsstätten, Sozialeinrichtungen oder Gefängnisse). Grundsätzlich ist an bauprojektbezogener Kunst fast alles erlaubt und möglich. In Norwegen zum Beispiel wird auch Arbeitskleidung aus dem Baukredit für Kunst finanziert. In Frankreich sind Möbel zugelassen. In den Niederlanden zeigt der Justizpalast von Arnhem eine Fenstergestaltung im Comic-Stil. In Norwegen gibt es - wie etwa bei der Oper Oslo (2008) - einige integrale Gestaltungen mit einem Gestaltungsanspruch, der den Rahmen der Prozentfinanzierung sprengt und auf Sponsorengelder angewiesen ist. Während temporäre Kunst auf internationaler Ebene eine geringe Rolle spielt, widmet ihr »Big Art« in Österreich sogar eine eigene Projektreihe.

Begrifflichkeit

Für die gebäudebezogene Staatskunst werden entweder Abkürzungen als Eigennamen und Marke (KORO in Norwegen, BIG Art in Österreich) oder aber beschreibende Bezeichnungen wie "Kunst und Bau" (Österreich, Schweiz) verwendet. Im nicht deutschsprachigen Ausland wird häufig der Begriff "Prozentkunst" ("Percent for Art", "Percentageregeling", »"%-artistique" etc.) gebraucht.

Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit

Die Vermittlung der bauprojektbezogenen Kunst geschieht vor allem durch Print- und Internetpublikationen. Wie das BMVBS in Deutschland sind die Verantwortlichen in Österreich, der Schweiz und Frankreich dabei, komplexe Datenbank zu erstellen. "BIG Art" in Österreich setzt zur Vermittlung der Kunst-und-Bau-Aktivitäten auch Videos ein. Der schweizerische Künstlerverband entwickelt derzeit ein Konzept für eine Auszeichnung von bemerkenswerten Kunst-und-Bau-Projekten. Der "Statens Kunstfond" in Dänemark führt Nutzerumfragen zur Akzeptanz durch.
Zum besonderen Interesse der Studie gehören auch Fragen nach dem Verkauf, Abriss und Umplatzierung von Kunstwerken, der Kunst am Baudenkmal sowie Fragen und Problemen der Pflege, des Erhalts und der Sanierung.


Weitere Informationen und Veröffentlichungen zum Thema "Kunst am Bau" erhalten Sie auf den Internetseiten des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung
LINK

Veröffentlichungen

BMVBS (Hrsg.): Kunst am Bau im internationalen Vergleich.
BMVBS-Online-Publikation 15/2012, Bonn 2012.
>> weitere Informationen

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Kunst am Bau, international, öffentliche Bauherren
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2010/KaBInternatVergleich/01_start