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Kostensenkungspotenziale bei Personenaufzügen

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Kostensenkungspotenziale bei Personenaufzügen


Projektnummer
Projektbeginn
04.2017
Projektende
02.2018
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Aufzüge sind in der Diskussion um altersgerechtes, komfortables und sozialverträgliches Wohnen ein wichtiges Element, allerdings oft auch ein nicht unerheblichen Kostenfaktor für die Bewohner. Ziel der Studie war es, mögliche Ansatzpunkte für Senkungen der Lebenszykluskosten durch Änderungen bei rechtlichen und normativen Rahmendokumenten zu beleuchten.

Ausgangslage

Verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen die Ausgestaltung des künftigen Wohnraums. Erstens verändern sich infolge des demografischen Wandels die Anforderungen an die Zugänglichkeit von Wohnraum. Zwar besteht ein erheblicher Bedarf an barrierefreien und altersgerechten Wohnungen, allerdings gelten derzeit nur 1 bis 2 % der Wohnungen als alten- bzw. altersgerecht. Zweitens haben sich in den letzten Jahren die Anforderungen an die Qualität der Ausstattung von Wohnungen erhöht. Drittens gehen die höheren Anforderungen mit einem Anstieg der Baukosten bzw. Mieten einher, was der Verfügbarkeit sozialverträglichen Wohnraums entgegensteht.

Anlagen für den vertikalen Personentransport in Wohngebäuden wie Aufzüge sind in der Diskussion um altersgerechtes, komfortables und sozialverträgliches Wohnen ein wichtiges Element. In Deutschland sind rund 670.000 Aufzüge vorhanden, davon rund die Hälfte in Wohngebäuden. Einerseits sind diese Anlagen häufig die Voraussetzung für den altersgerechten und komfortablen Zugang zu Wohnungen in mehrstöckigen Gebäuden. Andererseits stellen sie aber auch einen nicht unerheblichen Kostenfaktor beispielsweise bei der barrierearmen Modernisierung von Gebäuden dar.

Das rechtliche und normative Regelwerk für die Anlagen beeinflusst einen Teil ihrer Lebenszykluskosten, beispielsweise indem es direkt und mittelbar bestimmte Auflagen an die Ausstattung der Anlagen, die Prüfungen, Sicherheitseinrichtungen und Ähnliches stellt. Es setzt sich aus diversen Gesetzen, Verordnungen, technischen Richtlinien, Normen und verwandten Dokumenten zusammen und wurde im Verlauf der letzten Jahrzehnte intensiv weiterentwickelt. Besonders soll die Sicherheit und Gesundheit von Personen geschützt werden, die mit der Anlage in Berührung kommen bzw. sie nutzen. Allerdings wurden im Verlauf der Zeit auch neue organisatorische und technologische Lösungen entwickelt, deren stärkere Verankerung und intensivere Nutzung möglicherweise zu Kostensenkungen bei Aufzugsanlagen beitragen könnte. Die grundlegende Problemstellung besteht in einer Unklarheit darüber, ob durch Anpassungen bestehender Vorgaben und Regelungen Kosten von Anlagen für den vertikalen Personentransport substantiell reduziert werden könnten.

Ziel

Vor diesem Hintergrund war es das Ziel der Studie, Ansatzpunkte für Senkungen der Lebenszykluskosten bei Anlagen für den vertikalen Personentransport im Bereich von Wohngebäuden durch Änderungen bei rechtlichen und normativen Rahmendokumenten zu erarbeiten. Die Studie hatte dabei einen explorativen und darstellenden Charakter, mit dem das Handlungsfeld für mögliche Kostensenkungspotenziale aufgezeigt werden sollte. Entsprechend wurden Vorschläge im Überblick zusammengestellt und hinsichtlich möglicher Vor- und Nachteile charakterisiert, es fand jedoch keine tiefergehende Ausarbeitung, Begutachtung oder Bewertung der verschiedenen Optionen statt.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe, unterstützt durch das Öko-Institut e.V., Institut für angewandte Ökologie in Freiburg.

Konzept

Um der Zielsetzung des Projekts nachzugehen, wurde eine Kombination aus Daten- und Literaturrecherche im Wechsel mit einem Austausch mit Fach- bzw. Branchenexperten durchgeführt. Der Austausch mit den Experten umfasste ein dreistündiges Fachgespräch im Juli 2017, bei dem vorläufige Erkenntnisse diskutiert und verschiedene Ansatzpunkte zur Senkung von Kosten mit den Teilnehmern erarbeitet wurden. Weiterhin wurde eine Reihe persönlicher und telefonischer Gespräche mit Einzelpersonen im Sommer 2017 mit einer typischen Dauer von etwa 1 bis 1,5 Stunden durchgeführt, um Ergebnisse der Recherchearbeiten zu validieren, bestehende Vorschläge näher zu beleuchten und um weitere Ideen zu generieren.

Im Rahmen des Projekts wurden folgende Forschungsleitfragen thematisiert:

  • Welche Wohngebäudekategorien sind mit Blick auf ihren Anteil am gesamten Wohngebäudebestand besonders relevant und welche Lösungen für den vertikalen Personentransport können eingesetzt werden?
  • Welche Lebenszykluskosten ergeben sich für die Lösungen typischerweise für die zuvor identifizierten Gebäudekategorien?
  • Welche Hemmnisse stehen in rechtlicher und normativer Hinsicht unter Wahrung der Betriebssicherheit einer Reduzierung von Kosten entgegen und durch welche Ansatzpunkte könnten die Kosten abgesenkt werden?

Ergebnisse

Als übergreifendes Ergebnis der Untersuchung zeigte sich, dass zwar mehrere Ansatzpunkte zur Senkung der Lebenszykluskosten prinzipiell verfolgbar sind, allerdings keine Einzelmaßnahmen identifiziert wurden, die kurzfristig in der Breite substantielle Kostensenkungen für den vertikalen Personentransport im Wohngebäudebereich versprechen, d.h. die Minderungen der Lebenszykluskosten im mehrstelligen Prozentbereich durch Änderungen rechtlicher und normativer Rahmendokumente in Aussicht stellen.

Anhand der Leitfragen lassen sich die zentralen Erkenntnisse der Studie wie folgt weiter differenzieren und zusammenfassen:

Welche Wohngebäudekategorien sind mit Blick auf ihren Anteil am gesamten Wohngebäudebestand besonders relevant und welche Lösungen für den vertikalen Personentransport können eingesetzt werden?

Aus der Betrachtung des Wohnungsbestands geht hervor, dass Einfamilienhäuser knapp die Hälfte der Wohnungen in Deutschland ausmachen und mit Mehrfamilienhäusern mit drei bis vier Etagen die größten Wohngebäudekategorien stellen. Demnach entfallen weniger als 5% aller Wohnungen auf höhere Gebäude. Vergleicht man die Anzahl der Wohngebäude in Deutschland mit den heute installierten Aufzugsanlagen unter Berücksichtigung aktueller Zahlen für Neu- und Ersatzanlagen, so würde es bei Fortschreibung der derzeitigen Produktion mehrere Generationen dauern, bis ein erheblicher Teil der Gebäude mit Aufzügen ausgestattet wäre.

Für Wohngebäude werden neben Aufzügen nach Aufzugsrichtlinie auch technisch vereinfachte und in der Anschaffung geringfügig günstigere Liftsysteme angeboten. Letztere unterliegen Abstrichen bei Geschwindigkeit und häufig auch bei der Sicherheits- und Komfortausstattung. Insbesondere ihre gesetzlich vorgegebene niedrigere Maximalgeschwindigkeit von 0,15 m/s wirkt sich limitierend auf ihren Einsatz in höheren oder größeren Gebäuden besonders bei zahlreichen Nutzern aus: Aufzüge fahren häufig drei- bis sechsmal schneller. Neben Homeliften nach Maschinenrichtlinie mit geschlossener Kabine und automatischer Steuerung können in Wohngebäuden auch andere Lösungen für den vertikalen Personentransport wie Treppensitzlifte, Plattformlifte oder Deckenlifte zum Einsatz kommen. Je nach Anwendungsfall kann dies insbesondere in privat genutzten Wohngebäuden eine sinnvolle Lösung darstellen, beispielsweise, wenn sich aus baulichen Gründen ohne größeren Umbauaufwand keine anderen Lösungen unterbringen lassen. Jedoch unterliegen diese Anlagen Einschränkungen bei Komfort, erreichbaren Förderhöhen, mit Blick auf die Mitnahme von zusätzlichen Lasten und je nach Ausführung auch hinsichtlich des Sicherheitsniveaus.

Welche Lebenszykluskosten ergeben sich für die Lösungen typischerweise für die zuvor identifizierten Gebäudekategorien?

Generell verdeutlicht die Untersuchung, dass Angaben zu den Kosten stark mit der Ausstattung der Anlagen variieren. Sie können daher nur schwierig pauschalisierend abgeschätzt werden, auch da kaum umfangreichere öffentlich zugängliche Daten zu den Kosten der Anlagen und den jährlichen Betriebskosten vorliegen.

Die in der Studie vorgenommenen Betrachtungen verdeutlichen dennoch mehrere wichtige Punkte: Erstens erweist sich gerade der nachträgliche Einbau insbesondere von Aufzugsanlagen im Bestand häufig als schwierig, da bauliche Anpassungen vorgenommen werden müssen und die Kosten dadurch je nach Erfordernis deutlich steigen können. Auch infolge der hohen Nachrüstkosten werden nur in sehr begrenztem Umfang Aufzüge in Bestandsgebäuden nachgerüstet. Dies gilt insbesondere für kleinere Gebäude, in denen die Kosten auf wenige oder einzelne Parteien entfallen.

Zweitens stellen Homelifte und ähnliche Systeme gerade im Bestandsbau aufgrund ihrer geringeren Anforderungen an die Schachtausgestaltung hinsichtlich der Umbaukosten eine etwaig günstige Alternative zu Aufzügen dar. Auch wenn belastbares Material kaum verfügbar ist, so legen die Expertenaussagen nahe, dass geschlossene Homelifte nach Maschinenrichtlinie an sich geringfügig günstiger als vergleichbare Aufzüge sind, dass aber bei Einhaltung gewisser Mindestqualitäten keine sehr substantiellen Unterschiede in den Kosten für die reinen Anlagen zu erwarten sind. Dem stehen Abstriche bei der Geschwindigkeit gegenüber, sodass entsprechende Anlagen zwar bei überschaubarem Nutzerkreis in kleineren Wohngebäuden eine mögliche Alternative zu Aufzügen darstellen, aber für größere Wohnanlagen mit höherer Frequentierung nur bedingt geeignet erscheinen. Einfachere Varianten wie Plattform- oder Treppenlifte sind mit Aufzügen aufgrund der Einschränkungen bei Sicherheits- und Komfortausstattung nicht unmittelbar vergleichbar.

Drittens entsprechen die Kosten für Betrieb und Unterhalt bei einer Lebensdauer von 15 Jahren ungefähr den ursprünglichen Anschaffungskosten. Die Anteile der Kosten für Energie und Entsorgung spielen eine nachgeordnete Rolle. Entsprechend ist es wichtig, bei der Betrachtung von Kostensenkungspotenzialen nicht allein die Anschaffung, sondern auch die Wartung der Anlagen in die Betrachtung einzubeziehen.

Welche Hemmnisse stehen in rechtlicher und normativer Hinsicht unter Wahrung der Betriebssicherheit einer Reduzierung von Kosten entgegen und durch welche Ansatzpunkte könnten die Kosten abgesenkt werden?

Insgesamt unterliegen Aufzüge und andere Lösungen zum vertikalen Personentransport einem sehr umfangreichen Regelwerk. Im Rahmen der Analyse konnten keine grundlegenden Einzelmaßnahmen für erhebliche Senkungen der Lebenszykluskosten aus Betreibersicht identifiziert werden, aber eine Reihe von Ansatzpunkten sowohl für Neu- als auch Bestandsbauten, mit denen Kostensenkungen möglich sein könnten.

Unter den Ansatzpunkten besonders hervorzuheben sind Überlegungen, Einbaumöglichkeiten für Aufzüge beim Bau neuer Gebäude zumindest mitzudenken, um spätere bauliche Änderungen möglichst günstig realisieren zu können. Gleichzeitig könnte durch eine Reduzierung des physischen Schutzraums eine Vereinfachung der Anforderungen an Aufzüge erreicht werden und dadurch könnten Baumaßnahmen ebenfalls günstiger ausfallen. Vertiefend scheint es sich auch anzubieten, gerade wiederkehrende Kosten für Prüfungen und Wartung in die Überlegungen zu Kostensenkungen stärker einzubeziehen.

Inwieweit Anlagen durch eine noch stärkere Standardisierung bei Aufzügen und Gebäuden als weitere Option vergünstigt werden könnten, ist schwer einzuschätzen. Bei einer auf rechtlich-normativen Rahmenbedingungen fokussierten Betrachtung sollte allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass darüber hinaus auch andere Ansatzpunkte bestehen, um die Kosten von Anlagen zu reduzieren. Neben Maßnahmen wie einer bedarfsgerechten Planung können Informationen zu den Lebenszykluskosten oder Hilfestellungen zu Wartungsverträgen Betreibern helfen, unterschiedliche Angebote besser zu vergleichen.

Veröffentlichungen

Endbericht:
Kostensenkungspotenziale bei Personenaufzügen
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Kostensenkungspotenziale, Personenaufzüge
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/3Rahmenbedingungen/2017/personenaufzüge/01-start