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Initiativen auf nationaler Ebene im Bereich des Nachhaltigen Bauens

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Initiativen auf nationaler Ebene im Bereich des Nachhaltigen Bauens


Projektnummer
Projektbeginn
12.2009
Projektende
01.2011
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Die Studie hat die rechtlichen, strukturellen und ökonomischen Rahmenbedingungen und Initiativen zum Nachhaltige Bauen untersucht und Maßnahmen identifiziert, wie der Leitmarkt Nachhaltiges Bauen ausgebaut werden kann.Projektlaufzeit: Dezember 2009 - Dezember 2010

Ausgangslage

Um die Ziele der Lissabon-Strategie zu erreichen, das heißt den Wohlstand und die Wirtschaftskraft Europas zu stärken und zu fördern, hat die Europäische Kommission im Rahmen der Leitmarktinitiative sechs Marktbereiche mit großem Wachstums- und Innovationspotenzial als Leitmärkte ausgemacht. Da der Bausektor mit seiner ökologischen, ökonomischen und sozialen Relevanz eine entscheidende Rolle spielt, wurde das Nachhaltige Bauen als einer der sechs Leitmärkte identifiziert. Mit der Absicht, das Marktvolumen der Leitmärkte bis 2020 zu verdoppeln, wurden unterstützende Aktionspläne entwickelt, die die Leitmärkte unter anderem durch die Schaffung geeigneter rechtlicher Rahmenbedingungen und durch die Festlegung entsprechender Standards auf europäischer und nationaler Ebene fördern sollen.

Die Aktionspläne für den Leitmarkt Nachhaltiges Bauen werden innerhalb von zwei Arbeitsgruppen umgesetzt. Insbesondere die Arbeitsgruppe 1 "Regulatory and Standardisation Framework" befasst sich mit dem Thema der rechtlichen Rahmenbedingungen, Normen und Initiativen zum Nachhaltigen Bauen mit dem Ziel, die wesentlichen Anforderungen in Form von Handlungsempfehlungen für die einzelnen Mitgliedstaaten zu erarbeiten.

Ziel

Der in der Arbeitsgruppe 1 "Regulatory and Standardisation Framework" fokussierte Themenbereich war Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt. Es hatte das Ziel, auf Basis von Dokumentenrecherchen und Expertenbefragungen eine systematische Analyse der aktuellen nationalen Rahmenbedingungen für das Nachhaltige Bauen und deren Einbettung auf Europäischer Ebene durchzuführen und geeignet darzustellen. Darauf aufbauend wurden effektive Maßnahmen zur Förderung der zukünftigen Entwicklung des Nachhaltigen Bauens in Deutschland identifiziert und entsprechende Handlungsempfehlungen formuliert.

Die Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren das Deutsch-Französisches Institut für Umweltforschung (DFIU) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sowie in beratender Unterstützung der Lehrstuhl Ökonomie und Ökologie des Wohnungsbaus (ÖÖW) des KIT.

Konzept

In Ergänzung zu der im Zusammenhang mit der Leitmarktinitiative für Europa und dem Leitmarkt Nachhaltiges Bauen bereits durchgeführten Top-Down-Befragung der Baubehörden aller EU-Mitgliedstaaten erfolgte die Umfrage im Rahmen dieses Projekts unter Verwendung eines Bottom-Up-Ansatzes, bei der ausgewählte Akteure der Bauindustrie innerhalb Deutschlands interviewt wurden.

Der Interviewleitfaden wurde zur Durchführung einer qualitativen Analyse mit 11 Themenschwerpunkten und vorwiegend offenen Fragen ausgestaltet, im Rahmen derer die Befragten direkt einer von 11 identifizierten Akteursgruppen des Bausektors zugeordnet wurden. Von 58 Anfragen haben sich 24 Experten an der Umfrage beteiligt, die die wesentlichen Akteursgruppen des Bausektors abdecken.

Ergebnisse

Internationale und Europäische regulierende Rahmenbedingungen

In der Analyse wurden zunächst die internationalen und europäischen Abkommen, Strategien, Richtlinien, Verordnungen und Normungsaktivitäten mit Relevanz für das Nachhaltige Bauen untersucht. Diese bilden den internationalen Rahmen für nationale Aktivitäten in diesem Bereich. Aus der Analyse wird deutlich, dass insbesondere die ökologische Qualität bei gesetzlichen Rahmenbedingungen auf der internationalen und europäischen Ebene thematisiert wird. Etwas anders sieht es bei internationalen und europäischen, vorerst nicht rechtsverbindlichen Standards aus. Internationale Normungsaktivitäten unmittelbar zum Thema der Nachhaltigkeit im Bauwesen mit freiwilligem Charakter im deutschen Normenwesen finden innerhalb der Internationalen Organisation für Normung (ISO) im Technischen Komitee (TC) 59 und hier vorwiegend im Gremium ISO TC 59/SC 17 statt. Einige ISO-Normen zu bestimmten Nachhaltigkeitsaspekten des Bauens, insbesondere zum wärme- und feuchteschutztechnischen Verhalten von baulichen Strukturen, wurden auch in das europäische Normenwesen übernommen und sind, wenn auf europäischer Ebene beschlossen auch auf nationaler Ebene verpflichtend zu implementieren. Auf europäischer Ebene befasst sich speziell das Technische Komitee (TC) 350 des Comité Européen de Normalisation (CEN) mit der Nachhaltigkeit von neuen und bestehenden Gebäuden sowie mit umweltfreundlichen Bauprodukten. Darüber hinaus wurde in Verbindung mit der Leitmarktinitiative der Technische Ausschuss CEN/BT WG 206 zur Prüfung, Anpassung und Weiterentwicklung des vorhandenen Europäischen Normenbestandes unter dem Aspekt des Nachhaltigen Bauens gegründet.

Nationale regulierende Rahmenbedingungen

Neben internationalen und europäischen Regulierungen, die auf nationaler Ebene Gültigkeit haben, wurde durch nationale und regionale Gesetze, Verordnungen, Normen und Richtlinien ein detaillierter und auf nationale Bedürfnisse zugeschnittener Rahmen für das Nachhaltige Bauen in Deutschland geschaffen. Nationale Gesetze setzen darüber hinaus Europäische Richtlinien in nationales Recht um. Die Analyse zeigt, dass nationale Gesetze und Verordnungen mit Bezug zum Nachhaltigen Bauen vor allem ökologische Aspekte und hier insbesondere energetische adressieren, wie etwa das Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die rechtliche Basis der Energieeinsparverordnung (EnEV), das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG). Darüber hinaus liegt der Fokus auf der Designphase und der planerischen Qualität als Aspekt der Nachhaltigkeit.

Die Normungsaktivitäten zu diversen Themen zur Nachhaltigkeit von Bauwerken finden in Deutschland vorwiegend im Normenausschuss Bauwesen (NABau, NA 005) des Deutschen Instituts für Normung (DIN) statt. Die Umfrageergebnisse im Rahmen des Forschungsprojekts zeigen, dass unter den befragten Akteuren der Bauindustrie die relevanten Gesetze besser bekannt sind als die Normen zum Nachhaltigen Bauen und bei den gesetzlichen Regelungen vor allem die EnEV und das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Die EnEV wird jedoch auch vermehrt im Zusammenhang mit Widersprüchen auf Basis der gesetzlichen Regelungen genannt. Lücken bei rechtlichen Rahmenbedingungen sehen die Befragten beim Gebäudebestand, in der Nutzungsphase und bei sozialen Aspekten, was auch durch die Dokumentenrecherche bestätigt wird. Aus der Auswertung werden auch gesetzliche Lücken in den Bereichen technische Qualität und Prozessqualität sowie in der Abriss-/Entsorgungsphase und der Bauproduktenherstellung deutlich.

Nationale Maßnahmen und Initiativen

Die Auswertung zeigt weiterhin, dass bei den identifizierten Maßnahmen und Initiativen mit direktem und indirektem Bezug zum Nachhaltigen Bauen neben einem starken Fokus auf ökologischen Aspekten insbesondere auch der globalen Betrachtungsweise, über alle Nachhaltigkeitsdimensionen hinweg, große Bedeutung zukommt. Von den Befragten wurde als wichtiger Bestandteil einer nationalen Strategie die Vorreiterrolle der öffentlichen Hand bei der Einführung eines bundesweit einheitlichen Gebäudezertifizierungssystems und der Anwendung des damit verbundenen Leitfadens für Nachhaltiges Bauen identifiziert. Ebenso sind das zentrale und umfangreiche Informationsportal Nachhaltiges Bauen, der Runde Tisch Nachhaltiges Bauen, der als offene Diskussionsplattform den Austausch zwischen privaten und öffentlichen Akteuren der Bauindustrie zum Thema Nachhaltiges Bauen unterstützt, und die finanziellen Fördermaßnahmen, beispielsweise die bundesweite Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), bedeutende Bestandteile einer nationalen Strategie.

Fazit

Die Studie zeigt die Vielschichtigkeit von Nachhaltigem Bauen verbunden mit einer großen Anzahl verschiedenster Aktivitäten diverser Akteure auf den unterschiedlichsten Ebenen. Das Zusammenführen dieser Aktivitäten auf nationaler Ebene im Rahmen eines Gesamtkonzeptes/Masterplanes wäre ein erster Schritt hin zu einer auf lange Sicht hin effektiven Förderung der Entwicklung des Nachhaltigen Bauens. Darüber hinaus ergaben sich aus der Befragung Anregungen, die zahlreichen vorhandenen Rahmenbedingungen und Maßnahmen weiterzuentwickeln und zu ergänzen.

So wird etwa die Stärkung der Vorbildfunktion der öffentlichen Hand und deren Ausweitung bis auf die kommunale Ebene als sehr wichtig erachtet. Nach Meinung der meisten Befragten ist eine umfassende und eindeutige Begriffsbestimmung für Nachhaltiges Bauen auf nationaler Ebene wie auch europaweit sehr bedeutend. Eine umfassende Definition ist auf nationaler Ebene durch die umfangreichen und unter einem hohen Level angesetzten Kriterien des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB), welche den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigen, bereits gegeben. Jedoch herrschen in Deutschland unterschiedliche Meinungen bezüglich der Eindeutigkeit und Transparenz dieser Definition. Die Interviewpartner messen einem einheitlichen nationalen Gebäudebewertungssystem große Bedeutung zu. Dies ist in Deutschland derzeitig durch die Existenz von zwei Zertifizierungssystemen und die Möglichkeit der Anerkennung von weiteren Systemen darüber hinaus nicht gegeben. Darüber hinaus wird von den Befragten der Wunsch nach mehr Objektivität bezüglich der Erreichung von Unterzielen und der gegenseitigen Beeinflussung zwischen Kriterien, einer größeren Unterstützung von Bauproduktherstellern und einer Anwendung im Facility Management hervorgebracht.

Eine weitere Maßnahme zur Unterstützung des Nachhaltigen Bauens auf nationaler Ebene und zur weiteren Zentralisierung von Informationen zum Nachhaltigen Bauen wäre ferner die Ausweitung der vorhandenen zentralen Informationsplattform, Informationsportal Nachhaltiges Bauen. Beispielsweise durch die Integration der Übersicht über nationale und länderspezifische finanziellen Unterstützungen zu energetischen Maßnahmen an Gebäuden des BINE Informationsdienstes und der Deutschen Energie-Agentur (dena) in das Portal sowie die Erweiterung dieser Übersicht auf die anderen Nachhaltigkeitsdimensionen.

Bei der Interpretation der Ergebnisse der Befragung ist zu berücksichtigen, dass die Anzahl der interviewten Experten mit 24 eher gering ist.

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Wecobis, Planen, Bauen, Betreiben, Baustoffinformationssystem
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2010/InitiativenNachBauen/01_start