Handlungsempfehlungen für den Effizienzhaus Plus Standard - Expertenbefragung und Best-Practice Beispiele

Der Effizienzhaus Plus Standard kann auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand in Deutschland einen wichtigen Beitrag leisten. Effizienzhaus Plus Gebäude produzieren mehr Energie aus erneuerbaren Quellen, als sie für ihren Betrieb benötigen. Ein innerhalb des Projektes erarbeiteter Planungsleitfaden gibt Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche Umsetzung des Effizienzhaus Plus Standards in Wohngebäuden.Projektlaufzeit: Januar 2017 – April 2019

Ausgangslage

In Deutschland wird bis zum Jahr 2050 ein weitgehend klimaneutraler Gebäudebestand angestrebt. Der Effizienzhaus Plus Standard kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten, weil die Gebäude mehr Energie aus erneuerbaren Quellen produzieren, als sie für ihren Betrieb benötigen.

Die Erfahrungen aus dem Effizienzhaus Plus Netzwerk zeigen, dass es häufig Hemmnisse und Probleme bei der baulichen und technischen Umsetzung von Gebäuden im Effizienzhaus Plus Standard gibt. Auf Bauherrenseite wird neben einer mangelnden Information über den Effizienzhaus Plus Standard zum Beispiel auch die Schwierigkeit genannt, kompetente Handwerker für die Umsetzung energieeffizienter Gebäude zu finden. Architekten und Ingenieure bemängeln die komplexen Technikentwicklungen bzw. rechtlichen Anforderungen. Kommunale Wohnungsbaugesellschaften suchen geeigneter Betreibermodelle für den Umgang mit Energieerträgen.

Um eine fundierte Analyse der Hemmnisse bei der Umsetzung des Effizienzhaus Plus Standards zu ermöglichen, wurde eine breit angelegte standardisierte Befragung unter privaten und institutionellen Bauherren, Nutzern, Architekten, Ingenieuren, Handwerkern, Energieberatern, Betreibern und Produktherstellern durchgeführt. In zwei darauffolgenden Werkstätten mit Planern und Forschenden u.a. aus dem Effizienzhaus Plus Netzwerk sowie Vertretern aus dem Handwerk und der Bauindustrie wurden die Ergebnisse der Befragung diskutiert und Lösungsansätze erarbeitet.

Ziel des Projektes war die Erstellung eines Planungsleitfadens mit Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche Umsetzung des Effizienzhaus Plus Standards in Wohngebäuden. Vorbildliche Bauten sollen zeigen, wie der Effizienzhaus Plus Standard erreicht werden kann.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren das BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH in Kooperation mit dem Steinbeis-Transferzentrum EGS, Stuttgart und der HHS Planer + Architekten AG, Kassel.

Konzept

Arbeitsschritte

1. Einarbeitung und Erstellung der Fragebögen
2. Pretest, Überarbeitung und Versand der Fragebögen
3. Auswertung der Online-Befragung
4. Erste Werkstatt: Effizienzhaus Plus - Empfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung
5. Zweite Werkstatt: Aufbereitung der Ergebnisse für den Planungsleitfaden
6. Dokumentation der Ergebnisse

Forschungsleitfragen

1. Worin bestehen die größten Hemmnisse und die größten Vorteile und Chancen bei der Planung und Umsetzung von Effizienzhaus Plus Projekten?
2. Wie können die bestehenden Hemmnisse abgebaut und die Vorteile besser vermittelt werden?
3. Wie können die Prinzipien des Effizienzhaus Plus Standards Architekten, Planern, Handwerkern und interessierten Bauherren einfach vermittelt werden?
4. Welche Haustechnikkonzepte haben sich bei den Effizienzhaus Plus Modellvorhaben bewährt?
5. Wie kann ich mit volatilen, vor Ort verfügbaren, erneuerbaren Energien planen?
6. Wie kann ich die Eigennutzungsrate des vor Ort produzierten Photovoltaikstroms sinnvoll steigern?
7. Wo bekomme ich Fördermittel für energieeffiziente Neubauten und Sanierungen?

Ergebnisse

1. 40 konkrete Planungsempfehlungen wurden erarbeitet und in der BBSR-Broschüre "Effizienzhaus Plus – Planungsempfehlungen" veröffentlicht (>> Veröffentlichungen).
2. Eine Zusammenstellung vorbildlicher Bauten von Ein- und Mehrfamilienhäusern zeigt die erfolgreiche Umsetzung des Effizienzhaus Plus Standards im Neubau und in der Bestandssanierung.
3. Gebäude im Effizienzhaus Plus Standard erfordern die integrale Planung alle Beteiligter.
4. Der Fokus der Planung liegt in der Reduzierung der Bedarfe sowie der Analyse vor Ort vorhandener Potenziale zur Nutzung regenerativer Energien. Ein Patentrezept für die Planung von Gebäuden im Effizienzhaus Plus Standard gibt es nicht.
5. Photovoltaikanlagen (PV) werden für die Erreichung der angestrebten bilanziellen Energieüberschüsse benötigt. Die technische und architektonische Integration der PV-Anlagen ist zentrale Planungsaufgabe.
6. Wärmepumpen ermöglichen eine Versorgung (Heizung und Warmwasser) mit einem hohen Anteil lokal nutzbar gemachter Umweltwärme. Niedertemperaturheizsysteme steigern dabei die Effizienz.
7. Durch die intelligente Kombination von PV, Wärmepumpen und Speichertechnologien (Wärme und Strom) kann ein Großteil des Energiebedarfs bei Wohngebäuden durch lokale, regenerative Energien gedeckt werden.
8. In der Bestandssanierung sind signifikante Reduzierungen der Betriebskosten erzielbar. Dies kann ein wesentlicher Bestandteil zum sozialgerechten Umbau des Gebäudebestands sein.
9. Durch eine Sektorkopplung (z.B. Gebäude und Mobilität) lässt sich der Eigennutzungsgrad des selbst produzierten PV-Stroms steigern.
10. Ein technisches und sozialwissenschaftliches Monitoring helfen die energetische Performance und den Nutzerkomfort zu erfassen und Optimierungspotenziale im Betrieb zu identifizieren.
11. Der Effizienzhaus Plus Standard ist wichtiger Baustein für die Erreichung der nationalen Klimaschutzziele. Die breite Umsetzung im Bestand unter zusätzlicher Berücksichtigung der grauen Energie sollte angestrebt werden.

Veröffentlichungen

Effizienzhaus Plus – Planungsempfehlungen
Hrsg.: BBSR, Zukunft Bauen: Forschung für die Praxis, Band 15, Bonn 2019
>> weitere Informationen

Handlungsempfehlungen für den Effizienzhaus Plus Standard - Expertenbefragung und Best-Practice Beispiele
Endbericht
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Anhang I: Expertenbefragung
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