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Grenzen der Harmonisierung nationaler Nachweisverfahren für die Bauwerke

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Grenzen der Harmonisierung nationaler Nachweisverfahren für die Bauwerke


Projektnummer
Projektbeginn
10.2008
Projektende
11.2009
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Die europäische Harmonisierung der technischen Regelwerke für Bauprodukte und Bauwerke für einen gemeinsamen Markt von Bauprodukten und Dienstleistungen könnte als das Ende nationaler Initiativen verstanden werden. Das Forschungsprojekt hat die derzeitige Situation der Europäischen Harmonisierung technischer Regelwerke für Bauprodukte und Bauwerke untersucht.Projektlaufzeit: Oktober 2008 - März 2009

Ausgangslage

Die europäische Harmonisierung der technischen Regelwerke für Bauprodukte und Bauwerke für einen gemeinsamen Markt von Bauprodukten und Dienstleistungen könnte als das Ende nationaler Initiativen verstanden werden. Die Unvollkommenheit dieses Regelwerks im Hinblick auf die Konsistenz und die Schwerfälligkeit bei der kontinuierlichen Anpassung der vorhandenen Regeln an die technische Weiterentwicklung zeigt, dass nationale Initiativen weiterhin erforderlich sind, um Europäische Entwicklungen einzuleiten. Die Erfahrungen mit den Eurocodes machen deutlich, wo eine Erweiterung des technischen Regelwerks im Hinblick auf eine Europäische Normenfamilie für alle sieben wesentlichen Anforderungen ansetzen muss.

Zielsetzung

Das Forschungsprojekt hat die derzeitige Situation der Europäischen Harmonisierung technischer Regelwerke für Bauprodukte und Bauwerke, die in voneinander unabhängigen technischen Komitees von CEN und EOTA vor sich geht, beleuchtet. Dabei ging es nicht nur um die Eurocodes, die im Hinblick auf die grundlegenden Anforderungen nach mechanischer Festigkeit und Stabilität, baulichem Brandschutz und zum Teil Nutzungssicherheit zusammen mit den zugehörigen Standards für Bauprodukte und vorgefertigte Baukomponenten mehr oder weniger konsistent entwickelt wurden, sondern auch um die Europäischen Standards für die übrigen wesentlichen Anforderungen, die unabhängig von dem System der Eurocodes ausgearbeitet wurden oder in Bearbeitung sind.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war der Lehrstuhl für Stahlbau und Leichtmetallbau der RWTH Aachen.

Konzept

Die Gruppe von technischen Regelungen, die mit den Eurocodes und den diese unterstützenden Produkt- und Test-Standards zusammenhängt, hat bereits einen gewissen Reifegrad erreicht, der im Wesentlichen durch die Konsistenz von Produkt- und Bemessungsnormen bestimmt ist. Obwohl eine solche Konsistenz als wesentliches Ordnungsmerkmal für die Harmonisierung in der Bauproduktenrichtlinie nicht gefordert wurde, haben sich alle an der Normung beteiligten Parteien an dieser "natürlichen" Anforderung orientiert und diese auch im Leitpapier L "Anwendung der Eurocodes" in Ergänzung zur Bauproduktenrichtlinie vereinbart.

Das Vorbild "Eurocodes" soll auch der weiteren Planung der Erweiterung der Regelwerke für alle sieben grundlegenden Anforderungen zugrunde liegen. Dieses verlangt:

  1. Europäische Bemessungsregeln sind im Wesentlichen Europäisch harmonisierte Nachweismethoden für eine numerische Bilanz zwischen dem aus Bauwerken und Produkten herrührenden Leistungsdargebot und den Leistungsanforderungen, die, soweit sie in der Zuständigkeit der Mitgliedsländer liegen, von diesen festgelegt werden (z.B. als nationale Mindestwerte, im Rahmen der Wahl von Klassen mit europäisch vereinbarten Werten etc.).
  2. Die verwendeten Begriffe und Zahlenwerte müssen reproduzierbar durch Prüfnormen mit standardisierten statistischen Auswerteverfahren für die Prüfergebnisse abgedeckt sein, da nur so die Eindeutigkeit und Reproduzierbarkeit der "Bemessungswerte" möglich ist.
  3. Das System muss so transparent sein, dass innovative Kräfte und Bauaufsicht sich einfach verständigen können und gemeinsamer Fortschritt bei innovativen Produkten und Bauweisen im bauaufsichtlichen Zustimmungsverfahren, bei Zulassungen und Normen schnell genug möglich ist, damit nationale Initiativen nicht in einem Rückschritt zu verschiedenen nationalen Normenwerken führen.

Ergebnisse

Das Vorbild "Eurocodes" wurde benutzt, um in mehreren Berichten auf die Erweiterung der europäischen Regelungsfamilie für alle sieben grundsätzlichen Anforderungen einzugehen. Die Erweiterung der europäischen Regelungsfamilie insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit führt dazu, dass auf der anderen Seite eine darauf abgestimmte weitere Überarbeitung und Ausweitung der Eurocodes notwendig ist.

Im engeren Gebiet der "Eurocodes" gibt es immer noch erheblichen Handlungsbedarf, der mit der noch nicht vollständig gelösten Konsistenzfrage von Bemessungsnormen und Produktnormen und der Anpassung an neuere technische Entwicklungen zusammenhängt.

Als Beispiel für Konsistenzprobleme wird der Eurocode 3 für den Stahlbau herangezogen. Hierbei zeigt sich, wie schwer es ist, zwei Industriezweige wie die Stahlerzeugung und die Stahlanwendung im Bauwesen an einen Tisch zu bringen. Die Stahlerzeuger entwickeln ihre Produktregeln in eigener Zuständigkeit und liefern sie an ihre Abnehmer. Die Stahlanwendung muss sehen, wie sie damit technisch und wirtschaftlich zurechtkommt. Der Dialog ist im kleinen Kreis möglich, wird jedoch auf europäischer Ebene wegen der Vielstimmigkeit schwierig. Einige dieser Konsistenzprobleme werden dargestellt.

Ein weiteres Beispiel fehlender Konsistenz und der Notwendigkeit der Anpassung an neuere technische Entwicklungen ist das Beispiel des Feuerverzinkens von vorgefertigten Stahlbauteilen. Hier existierten Sicherheitsgefährdungen durch fehlende oder unvollständige Regeln, die solange nicht auffielen, wie an den Randbedingungen erprobten Handelns nicht geändert wurde. Typisch ist, dass die Initiative zur technischen Regelung national, hier von Deutschland mit der Entwicklung der DASt-Richtlinie 022 ausging und von daher erst der Anstoß zu einer europäischen Regelung kommt. Das neue Instrument, der "JCR-Scientific and Technical Report", das möglichst schnell die Grundlagen für europäische Initiativen und eine weitere europäische Harmonisierung technischer Regeln bekannt geben soll und vor den damit verbundenen europäischen Arbeiten auch von anderen Ländern für eigene nationale Regelungen aufgegriffen werden kann, bietet die Möglichkeit schnellerer gegenseitiger Information und Abstimmung.

Schließlich wird am Beispiel des Eurocode 3 auf die Inkonsistenz vorhandener Regelungen im Bereich der Stabilitätsnachweise für das Biegedrillknicken hingewiesen, die durch eine geeignete Erweiterung des "Allgemeinen" Verfahrens und die Streichung konkurrierender Alternativverfahren aus früheren nationalen Regelwerken beseitigt werden könnte. Auch hier kann eine nationale Initiative, zum Beispiel in Form der DASt-Richtlinie 023 in Ergänzung zu dem in Eurocode 3 angegebenen "Allgemeinen Verfahren", eine weitere konsistente Harmonisierung bewirken.

Fazit

Zusammenfassend kann europäische Harmonisierung technischer Regelwerke nicht nur für Bauprodukte, sondern auch für Bauwerke als ein Ergebnis und Abschluss nationaler Initiativen verstanden werden. Die Initiativen gehen aber immer vom Markt aus und entstehen aus dem Zusammenspiel zwischen globalem wirtschaftlichem Streben der Industrie nach größerer Aktionsfreiheit und nationalen Ordnungsinteressen der Bauaufsichten, um öffentliche Sicherheit durch Beschränkungen der Aktionsfreiheit aufrecht zu erhalten.

Wesentliche Merkmale einer erfolgreichen Regelung in diesem Spannungsfeld sind die Konsistenz von Bemessungs- und Produktregeln als Garant für die Erfüllung der erforderlichen Zuverlässigkeit, wie aufgetretene Probleme auch bei den als Vorbild geltenden Eurocodes zeigen, und eine schnelle Umsetzung innovativer Regelungen, die auf nationaler Ebene, zum Beispiel als DASt-Richtlinien, vorformuliert und vorerprobt als Muster für eine europäische Regelung verwendet werden können.

Veröffentlichungen

BMVBS/BBSR (Hrsg.): Grenzen der Harmonisierung nationaler Nachweisverfahren für die Bauwerke. BBSR-Online-Publikation 30/2009, Bonn 2009
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Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Nachweisverfahren, Bauwerke, Eurocodes
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/3Rahmenbedingungen/2009/GrenzenHarmonisierung/01_start