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Evaluierung der Deutschlandtour des BMVBS-Plus-Energie-Hauses

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Evaluierung der Deutschlandtour des BMVBS-Plus-Energie-Hauses


Projektnummer
Projektbeginn
09.2010
Projektende
08.2012
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Auf Basis eines speziell zugeschnittenen Evaluationsdesigns wurden Daten zu Aktivitäten und Output dieses Modellprojekts erhoben sowie ein differenziertes Feedback von Initiatoren, Durchführenden und Partnern eingeholt. Auf deren Analyse basieren fundierte Aussagen zum Erreichen der intendierten Effekte und Wirkungen der Deutschlandtour des BMVBS-Plus-Energie-Hauses sowie die abgeleiteten Empfehlungen für die Entwicklung, Durchführung und öffentlichkeitswirksame Präsentation weiterer Modellvorhaben.Projektlaufzeit: September 2010 - Juni 2011

Ziel des Projekts war es, die Deutschlandtour des BMVBS-Plus-Energie-Hauses (PEH) zu evaluieren. In diesem Rahmen wurden unter anderem Besucherinnen und Besucher befragt sowie Interviews mit Betreuenden, Sponsoren und Kooperationspartnern durchgeführt.

Die Evaluation begleitete zum einen die letzten zwei Stationen der Deutschlandtour 2010 in Düsseldorf und insbesondere Hannover. Zum anderen wurden rückblickend die Erfahrungen an den vier übrigen Standorten (chronologisch München, Berlin, Hamburg und Frankfurt) seit Ende 2009 einbezogen. Am Standort Hannover lag der Schwerpunkt der Evaluation vor allem auf den Besuchenden des Plus-Energie-Hauses bzw. der Ausstellung. Mittels Beobachtungen und Befragungen wurden Daten zum Outcome, das heißt den intendierten Effekten bzw. Wirkungen bei den Besuchenden des Projekts ermittelt.

Die Ermittlung des Outputs, das heißt gemachte und genutzte Angebote (der Besuch des Plus-Energie-Hauses selbst, Vortrags- oder Führungsbesuche, Medienresonanz etc.) erfolgten unter anderem über die Auswertung bisheriger Standortprojektberichte und mittels Intensivinterviews mit den jeweiligen Standortbetreuern unter Einbeziehung der Sponsoren und Kooperationspartner der Deutschlandtour. Darüber hinaus analysierte das Bearbeiterteam die projektbegleitende Kommunikation.

Auf Basis der Evaluationsergebnisse wurden Empfehlungen für die Entwicklung, Durchführung und die öffentlichkeitswirksame Präsentation weiterer Modellvorhaben des BMVBS entwickelt.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war com.X Institut für Kommunikations-Analyse & Evaluation, Bochum.

Konzept

Zielgruppen der Evaluation

  • Vertreterinnen und Vertreter der betreuenden Institutionen an den Standorten
  • Sponsoren der Tour und Kooperationspartner an den Standorten
  • Besuchende (fachorientiert und breite Öffentlichkeit) am Standort Hannover

Methoden der Evaluation

  • Intensiv-Interviews mit 14 Standortbetreuenden sowie 13 Sponsoren und Kooperationspartnern (persönlich und telefonisch)
  • Besucherkurzbefragung in Hannover durch Interviewer und Touchscreenbefragung (n = 166/54)
  • Telefonische Nachbefragung von Besuchenden des Standort Hannover (n = 64)
  • Begehung in Düsseldorf und Darmstadt (original PEH TU Darmstadt) sowie teilnehmende Beobachtung an zwei Terminen in Hannover
  • (Meta-)Analyse der Projektdokumentation (insbesondere die sechs Standortberichte) und Projektkommunikation
  • Analyse der (vorhandenen) Medienresonanz (n = 181 Beiträge)

Leitfragen der Evaluation

Übergeordnete Frage:

Welchen Beitrag leistet das Modellprojekt zur (künftigen) Steigerung der Energieeffizienz im Baubereich und damit zur Erreichung wichtiger energie- und klimapolitischer Ziele der Bundesregierung?

Auf das Projekt-

Inwieweit …

  • steigert die Ausstellung Kenntnisse und Bewusstsein in der breiten Bevölkerung und der Fachwelt über und für neueste und bereits verfügbare technische Lösungen auf dem Gebiet des energieeffizienten Bauens?
  • gelingt es dem Projekt, für Maßnahmen des Energie sparenden Bauens zu werben und innovative zukunftsorientierte Lösungen sowie Fördermöglichkeiten aufzuzeigen?
  • kann eine beispielhafte Plattform für den gesellschaftlichen Forschungsdialog und für qualifizierte, individuelle Information und Beratung über die Möglichkeiten des nachhaltigen energieeffizienten Bauens zur Verfügung gestellt werden?

Ergebnisse

Ermittelter Output des Projekts (Aktivitäten, Angebote, erreichtes Publikum)

  • Konzeption und Bau eines Plus-Energie-Hauses (PEH) als (mobiler) Ausstellungspavillon, durch Erweiterung zweckorientierte Anpassung des Siegergebäudes des Solar-Decathlon 2007 der TU Darmstadt

  • Entwicklung einer umfassenden Präsentation zum energieeffizienten Bauen

  • Einsatz dieses Gebäudes als Wanderausstellung in sechs Städten (München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Hannover) zwischen Januar 2009 und März 2011

Besucher

Insgesamt 83.665 Besucher an 654 Standtagen.

  • mit ca. 50% Fachpublikum (je nach Standort laut Auskunft der Betreuenden höher)
  • und Nicht-Fachpublikum; darunter ein hoher Anteil von Personen, die Immobilen besitzen (61%) und/oder (um)bauen (37%) wollen.

Veranstaltungen

Insgesamt 1.128 Veranstaltungen mit ca. 30.145 Teilnehmenden.

Themen der Veranstaltungen:

  • 78% technische Lösungen + Technik
  • 18% Fördermöglichkeiten + Finanzierung
  • 17% Politikansätze + gesetzliche Vorgaben

Veranstaltungsformate:

  • 390 Basis-Führungen mit Vortrag (fast täglich) mit 4.129 Teilnehmenden
  • 285 Basis-Führungen für spezielle Gruppen (Schulklassen, Fachleute, weitere geschlossene Führungen) mit 3.783 Teilnehmenden
  • 162 Sondervorträge mit 1.573 Teilnehmenden
  • 171 Buchungen (Unternehmen, öffentlichen Institutionen, NGOs, Sponsoren, Kooperationspartner) und gelegentliche Sondernutzungen mit 2.999 Teilnehmenden
  • 78 Beratungen (Energieberatungen, Finanzberatungen, Gebäudesanierung und Photovoltaik) mit 780 Teilnehmenden
  • 30 Workshops (für Kinder, Schulen, Studenten, Forschungskolloqium etc.) mit 493 Teilnehmenden (4%)
  • 12 Sonderausstellungen (Wohnraumförderung , Mitmachausstellung Klimagourmet, zu Themenwochen) mit 16.361 Teilnehmenden.

Medienresonanz

Insgesamt 181 (gefundene) Medienbeiträge (keine systematische Medienresonanz-Erfassung durch Projektakteure)

  • 91% der Beiträge gehen auf die Pressearbeit der Standortbetreuung zurück.

  • 56% erschienen in Tages- und Publikumsmedien und 44% in Fachmedien (54% Online-Medien).
  • 93% der Beiträge beschäftigen sich ausschließlich oder primär mit dem PEH bzw. der Ausstellung, 94% thematisieren Technik oder Architektur.
  • 76% berichten zur bzw. um die Eröffnung.
  • Nur je 3% der Beiträge haben latent negative Tendenzen oder sind ambivalent.

Ziel- und Zielgruppenerreichung

Die Deutschlandtour des PEH erreichte ihre inhaltlichen Ziele: Sie …

  • weckt und steigert in hohem Maße Interesse für zukunftsorientierte Lösungen des energieeffizienten Bauens.
  • macht aktuelle technische Möglichkeiten für die breite Öffentlichkeit - Laien und Fachleute gleichermaßen - unmittelbar physisch erleb- und begreifbar.
  • baut Skepsis gegenüber Passivhäusern und eingesetzter Technik ab.
  • informiert und vernetzt Fachleute als wichtige Mittler.
  • überzeugt die Besuchenden inhaltlich (ohne Hinweise auf gesetzliche Vorgaben) davon, dass PEH eine neue, zukunftsweisende Gebäudegeneration sind und die eingesetzten Technologien wichtige und realistische Alternativen beim Bauen und Modernisieren.

Zentrale Zielgruppen wurden, wie intendiert und mit einer guten Kostenrelation, erreicht:

  • die breite Öffentlichkeit, verstärkt Immobilienbesitzende und (zukünftig) Bauende/Umbauende sowie interessierte Laien
  • Fachleute und Multiplikatoren (Architekten, Bauingenieure, Handwerker etc.) 

Der Dialog mit der Gesellschaft ist gelungen: Ca. 83.665 Besuchende an 654 Ausstellungstagen (durchschnittlich 128 Besuchende je Tag) wurden mit einem großen Angebot an Informations- und Erlebnisformaten erreicht. Dabei fand die Ausstellung eine sehr hohe Akzeptanz und regte in hohem Maße zu Folgehandlungen an:

  • 87% der Besuchenden hat der Ausstellungsbesuch sehr gut oder gut gefallen.
  • 94% würden die Ausstellung weiterempfehlen.
  • Nahezu alle Besuchenden halten eine Ausstellung mit einem Realgebäude für notwendig und sinnvoll, um über energieeffizientes Bauen zu informieren.
  • 52% der Besuchenden schätzen den Nutzwert erhaltener Informationen als sehr hoch oder hoch ein, weitere 29% sind damit zufrieden.
  • 89% wurden angeregt oder bestärkt, bei Bau- oder Modernisierungsmaßnahmen Prinzipien und Techniken energieeffizienten Bauens stärker zu berücksichtigen.

Analyse des Konzepts des Modellvorhabens

Die zentralen Akteure der Wanderausstellung geben kein detailliertes, festgefügtes und verbindliches Konzept für alle Standorte vor, sondern eher ein konzeptionelles Gerüst. Dieses wird vor allem durch den vertraglichen Rahmen für die Standortbetreuung vermittelt. Zudem setzt man auf eine sich kontinuierlich im Laufe der Wandertour weiterentwickelnde eigendynamische Ausgestaltung und Fortentwicklung durch die jeweilige Standortbetreuung.

Das konzeptionelle Gerüst funktioniert, weist aber auch Risiken und Optimierungspotenziale auf:

  • Zentrale Vorgaben für Besucherbetreuung und Kommunikation entwickeln sich insgesamt zielführend weiter und erfahren je nach Schwerpunkten (Stärken) der jeweiligen Standortbetreuung sowie der örtlichen Gegebenheiten standortindividuelle Zuschnitte.
  • Weiterentwickelt bzw. ergänzt werden unter anderem:
    -  Ausstellungsprogramme und -inhalte (Führungen, Themenwochen, Energieberatungen, Sonderausstellungen etc.); der Standort Hannover z.B. gleicht die nicht optimale "Lauflage" des PEH durch Ausweitung des Veranstaltungsangebots aus
    - detaillierte Broschüre zum PEH, Anschauungsmaterialien und Modelle
    - Informationsstelen und Außenbeleuchtung im unmittelbaren Standortumfeld
    - stärkerer Zuschnitt des Angebots auch auf ein Fachpublikum
    - Herausbildung von Betreuungsstandards und eines Schulungskonzepts für die Betreuenden im PEH ab dem dritten Standort Hamburg.

Einerseits schätzten die verantwortlichen Betreuenden die gestalterische Freiheit, die das Konzept bot, hätten andererseits aber klarere und verbindlichere Vorgaben zur Betreuungsarbeit des PEH begrüßt. Die eigendynamische konzeptionelle Fortentwicklung gelang hinsichtlich vieler Aspekte aufgrund des hohen persönlichen Engagements der Beteiligten, jedoch ist dies nicht selbstverständlich und birgt immer das Risiko des Scheiterns.

Nicht optimal war dabei, dass …

  • sich ein differenziertes Ausstellungs- und Programmkonzept erst ab dem dritten Standort herausbildete.
  • es mehr oder weniger starke Anlaufprobleme an neuen Standorten gab und diese dann gerade in die virulenten Eröffnungsphasen mit hohem Besucheraufkommen fielen.
  • manche Besuchende (Teile der) Basisinformationen zum PEH nicht erhielten.
  • Standardfragen nach Kosten und Verfügbarkeit der technischen Lösungen zum Teil unzureichend beantwortet wurden.
  • Besuchende mit Fragen und Wünschen, die sich aus dem Besuch ergaben eher zufällig, oft gar nicht an regionale Institutionen weiter verwiesen wurden.
  • oft nachgefragte alternative Baukonzepte oder Techniken ebenso wie individuelle Nutzungsoptionen und -varianten nicht ausreichend vermittelt wurden und auch die "Wohnqualität" zu wenig dargestellt wurde - Besuchende nahmen PEH als "Zweckbau" wahr.
  • das Problem der "Unsichtbarkeit" vieler technischer Lösungen durch die Verbauung im realen Gebäude nur zum Teil durch zusätzliche Anschauungsmaterialien und Modelle gelöst wurde, die zudem ebenfalls erst an späteren Standorten verfügbar waren.
  • die Ansprache von Fachleuten als Ausstellungsbesucher sich erst standortabhängig (z.B. aus Kooperationen vor Ort) entwickelte.
  • Möglichkeiten der Begleitkommunikation nicht überall optimal ausgeschöpft wurden.

Als Folge der unvollständigen konzeptionellen Ausgestaltung des Projekts wurde das BMVBS-PEH mit der notwendigen und sinnvollen Doppelfunktion als Exponat und Ausstellungs-Pavillon insgesamt zu sehr selbst als die eigentliche Ausstellung verstanden. Unklar blieb der zentrale Vermittlungsgegenstand: Ein konkretes architektonisches Konzept oder allgemeine Themen (Technik, Fördermöglichkeiten, gesetzliche Vorgaben) rund um energieeffizientes Bauen?

Empfehlungen

Zum Konzept und seiner Ausgestaltung:

Eigendynamik und konzeptionelle Weiterentwicklung sollten prinzipiell zugelassen werden, da so Anpassungen an Standortbedingungen und kreative Fortentwicklungen möglich sind.

Dennoch wäre eine stärkere konzeptionelle Rahmung ratsam:

  • Insgesamt sollte ein stärkerer Fokus auf die Kommunikationsfunktion der Ausstellung gelegt werden. Dazu sollten von Beginn an gehören:
    - verbindliche Ziele und Standards der Besucherkommunikation und -betreuung
    - stärkere Nutzung vorhandener Beratungs- und Vermittlungskompetenz im Partnernetzwerk
    - Ergänzung vorhandener Fachkompetenz durch die Expertise von Personen oder Dienstleistern mit spezieller Ausstellungskompetenz schon in der Konzeptionsphase
  • Etablierung einer projektträgerartigen, übergreifenden Betreuung inklusive Standortpräsenz für die technische Betreuung, die Einhaltung der kommunikativen und Betreuungs-Standards inklusive Personalauswahl und -schulung, die Qualitätssteigerung und -sicherung durch fortgesetzte Integration von Standorterfahrungen in die Ausstellungskonzeption sowie die systematische und koordinierte Medienkommunikation und PR vor Ort und bundesweit.

Zur Optimierung der Besucherinformation:

Basis-Informationen für alle Besuchenden ständig verfügbar machen. Dazu leicht zugängliche und "offensichtliche" Alternativen zur persönlichen Betreuung (die insbesondere in hochfrequenten Zeiten nicht garantiert werden kann) anbieten, etwa:

  • Bedienbarkeit des Touchscreens stark vereinfachen und allgemeinverständliche Erläuterungen zum PEH priorisieren, d.h. "nach vorne holen" und auf dem Startbildschirm präsentieren.
  • Handzettel mit Basisinformationen als Begleiter durch die Ausstellung griffbereit auslegen.
  • Evtl. auch Audioguides oder Smartphone-Apps mit den Basisinfos verfügbar machen.
  • Angebot standardisierter Informationen und Beratung zur (lokalen) Verfügbarkeit der technischen Lösungen, zu Kosten und Fördermöglichkeiten.
  • Konkretisierung zentraler Informationen an aktuellen marktgerechten (regionalen) Beispielen.

Zur Optimierung der Zielgruppenausrichtung:

  • Den Fokus auf Fachpublikum bereits stärker im konzeptionellen Gerüst verankern, denn es zeigt sich ein starker Informationsbedarf zum Thema auch bei Fachleuten (insbesondere Handwerkern, aber auch Architekten). Bessere Kenntnis hier hätte erheblichen Einfluss auf das (Realisierungs-)Potenzial beim Bau.
  • Die Fachleute noch systematischer als Multiplikatoren und Gatekeeper ("Informationsschleuser") ansprechen indem es noch mehr (Vernetzungs-)Angebote gibt oder auf den spezifischen Informationsbedarf einzelner Fachgruppen noch stärker eingegangen wird.

Zur Optimierung des Aufzeigens von tatsächlicher Bewohnbarkeit/Wohnbehaglichkeit:

Möglichkeiten bieten, die konkrete Bewohnbarkeit des PEH in der Ausstellung zu erleben:

  • Die im Ausgangsgebäude von 2007 ursprünglich vorhandene und prinzipiell ja auch beim BMVBS-PEH mögliche Wohnnutzung stärker kommunizieren und visualisieren, also weniger architektonisch-planerischen Purismus und mehr Wohnqualität präsentieren.
  • Das wäre z.B. unaufwendig möglich mit lebensnahen Fotoimpressionen wie im ausgelegten Buch zum PEH "Sonnige Zeiten", welche die Bewohnbarkeit des PEH (z.B. nicht sichtbare versenkte Wohnlandschaft oder Küchenblock) aufzeigen.
  • Zudem sollten auch weitere Beispiele für Wohn- und Arbeitsnutzung sowie alternative (auch konventionellere) Bauweisen prominent und nachvollziehbar präsentiert werden.
Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : EnEV, Plus-Energie-Haus, Energiesparen
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2010/PlusEnergieHaus/01_start