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Evaluation der Umsetzung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB)

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Evaluation der Umsetzung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB)


Projektnummer
Projektbeginn
09.2020
Projektende
12.2022
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Nachhaltiges Bauen ist als wichtiger Bestandteil der 2017 aktualisierten nationalen Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie auf Bundesebene seit vielen Jahren etabliert. Zur Umsetzung und Quantifizierung der Anforderungen an das nachhaltige Bauen wurde das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) in Ergänzung zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen des Bundesbauministeriums für die ganzheitliche Bewertung von Bundesgebäuden erarbeitet. In einem Vorgängerprojekt wurde ein Evaluationskonzept zur Untersuchung der Wirksamkeit, Zielerreichung und weiterer Optimierungspotenziale des BNB erarbeitet. Das aktuelle Forschungsprojekt hat dieses Evaluationskonzept umgesetzt und entsprechende Evaluationsergebnisse zur gezielten Weiterentwicklung des BNB zur Verfügung gestellt.

Ausgangslage

Angesichts seiner volkswirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Bedeutung ist das Bauen und Betreiben von Gebäuden ein wichtiger Bestandteil der bundesdeutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Mit dem Leitfaden Nachhaltiges Bauen (LFNB) und dem flankierenden Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) liegen seit 2011 zwei essentielle Werkzeuge vor, um das Leitbild der Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu verankern.

Das BNB wurde mittlerweile bei einer Vielzahl von Bauvorhaben angewendet, sodass eine breite Erfahrungsbasis bei allen in diese Bauvorhaben und die BNB-Anwendung eingebundenen Akteursgruppen vorliegt. Diese Basis ist eine gute Voraussetzung, die Wirksamkeit des BNB als politisches Rahmenwerk und Zielwertsystem, als Steuerungs- und Optimierungstool sowie als Qualitätssicherungs- und Bewertungsinstrument zu überprüfen, d. h. zu evaluieren. Die tatsächlichen (Aus-)Wirkungen dieser Mechanismen sind jedoch nicht ohne weiteres messbar: Um die Wirksamkeit zu prüfen, bedarf es der Identifikation und Definition von Indikatoren mit unterschiedlicher Ausprägung und insofern einer Konzeptionierung der oben skizzierten Evaluation.

Im Rahmen des vorangegangenen Forschungsprojekts „Erstellung eines Evaluationskonzeptes für das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ wurde diese notwendige Konzeptionierung als Vorbereitung zur Wirksamkeitsüberprüfung des BNB bereits erfolgreich realisiert.

Ziel

Ziel des Folgeprojekts war es, anhand empirischer Kennzahlen alle im Evaluationskonzept gestellten Fragen bezüglich der BNB-Wirksamkeit zu beantworten.

Dies betraf zum einen die Durchführung der bereits konzeptionierten Datenerhebungen anhand quantitativer und qualitativer Forschungsmodule, eine zielführende Datenaufbereitung und -auswertung sowie eine zweckmäßige Darstellung der Ergebnisse. Ein Prozess der Valorisierung zur Verbreitung, Nutzung und Verwertung der zentralen Projektergebnisse war ebenfalls Teil des Konzeptes.

Ausgehend von der vorliegenden Konzeption wurden für die Umsetzung des Evaluationsprojektes die im Musterpflichtenheft beschriebenen Prozesse sowie Methoden angepasst, verfeinert und konkretisiert. Dies umfasste auch die Planung der Datenerhebung oder auch die Spezifikation und Entwicklung von Fragebögen.

Auftragnehmer des Projekts waren Life Cycle Engineering Experts GmbH, Darmstadt und imug Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen mbH, Hannover.

Konzept

Der erste Schritt zur Realisierung der Evaluation der BNB-Anwendung sah vor, das zu verfeinern und zu konkretisieren (Arbeitspaket 1).

Das sich anschließende Arbeitspaket 2 beinhaltete eine Dokumentenanalyse, eine statistische Analyse, die Vorbereitung der eigentlichen Evaluation, die Entwicklung der Erhebungsinstrumente sowie die Organisation potenzieller Adressatinnen und Adressaten. Bei der Dokumentenanalyse wurde die politische Nachhaltigkeitsagenda (SDGs, Rat für Nachhaltige Entwicklung, Deutscher Nachhaltigkeitskodex, Green Cabinet, EU-Taxonomie) mit Inhalten des LFNB/BNB gegenübergestellt. Die statistische Analyse schloss die Umsetzung von im LFNB/BNB abgebildeten politischen Zielen in BNB-Projekten zur Erreichung der (grundsätzlich vorgegebenen) Zertifikats- bzw. Bewertungsstufe auf Projekt- und Gebäudeebene ein. Die Vorbereitung der eigentlichen Evaluation bestand aus der Entwicklung der qualitativ-explorativen und der quantitativen Erhebungsinstrumente (Fragebögen, Diskussionsrunden, Interviews mit Expertinnen und Experten) sowie die Organisation potenzieller Adressatinnen und Adressaten bzw. tatsächlich Teilnehmenden.

Kern des Forschungsvorhabens war die Durchführung der Evaluation mittels Fragebogen-gestützter Online-Befragungen, Diskussionsrunden und Einzelinterviews. Die Ergebnisse wurden in einem ersten Schritt zielführend dokumentiert (Arbeitspaket 3), instrumentenübergreifend ausgewertet und in einem zweiten Schritt auf wesentliche Aussagen reduziert und generalisiert (Arbeitspaket 4).

Den Projektabschluss bildete die sogenannte Valorisierung im Sinne einer Nutzbarmachung der Evaluationsergebnisse und in Gestalt verschiedener Diskussionsrunden mit beteiligten Akteurinnen und Akteuren sowie die Erstellung eines nutzerorientierten Endberichts (Arbeitspaket 5).

Ergebnisse

Die Dokumentenanalyse hat gezeigt, dass die Kombination aus Leitfaden Nachhaltiges Bauen und BNB-System eine Nachhaltigkeitswirkung im Bauwesen erzielt – sowohl strategisch-konzeptionell als auch strukturell-inhaltlich. Allerdings wurde auch festgestellt, dass qua rechtlicher Vorgaben für das (öffentliche) Bauen in Deutschland bereits ein Teil des Gesamtkanons an BNB-Anforderungen und -Qualitäten automatisch umgesetzt werden, unabhängig von besonderen Nachhaltigkeitsüberlegungen.

Die statistische Auswertung abgeschlossener BNB-Projekte ermöglichte eine Wirksamkeitskontrolle im Sinne eines Steuerungs- und Qualitätssicherungsinstruments. Es wurde gezeigt, dass sich mit dem BNB-System die zum Projektstart gesetzten Nachhaltigkeitsziele für Bauvorhaben in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle tatsächlich realisieren lassen. Dabei lagen Mehrwerte vor allem in den verschiedenen Bereichen soziokultureller Komfortthemen vor, die direkt Einfluss auf die Zufriedenheit der Gebäudenutzenden haben.

Kernelement des Evaluationsprojekts bildeten die intensiv mit dem BBSR und dem zuständigen Ministerium erarbeiteten Onlinebefragungen sowie Diskussionsrunden respektive Einzelinterviews mit den gemäß Evaluationskonzept identifizierten Ziel- bzw. Fokusgruppen. Insgesamt wurden über diese Ziel- bzw. Fokusgruppen hinweg fast 13.000 Personen für die Onlinebefragungen kontaktiert. Die Rücklaufquoten betrugen zwischen 21 und 62 % für „interne“ (Ziel- bzw. Fokusgruppen der Bauverwaltung sowie Nutzende und Betreibende) und zwischen 1 und 6 % für „externe“ Gruppen (externe Planerinnen und Planer/Koordinatorinnen und Koordinatoren, bauausführende Unternehmen, Produkthersteller).

Bestimmte Themenfelder der Onlinebefragungen wurden mit ausgewählten Akteuren der Ziel- bzw. Fokusgruppen in insgesamt sechs Diskussionsrunden und 38 Einzelinterviews aus dem Kreis der der Gebäudenutzenden und -betreibenden vertieft.

Die Ergebnisse der Onlinebefragungen und Diskussionsrunden sowie Einzelinterviews sind in verschiedenen Aggregations- bzw. Komprimierungsgraden in den folgenden Dokumentationsunterlagen zusammengefasst:

  • vollständige Präsentationen der Onlinebefragungen je Ziel- bzw. Fokusgruppe
  • vollständige Präsentation der Ergebnisse der Diskussionsrunden und Einzelinterviews je relevanter Ziel- bzw. Fokusgruppe
  • komprimierte Gesamtauswertung zu allen Evaluationsmodulen
  • höchstkomprimierte Schlussfolgerungen zu den Evaluationsmodulen

Ausgewählte zentrale Ergebnisse sind:

  • Die Evaluation, insbesondere die zentralen Module Diskussionsrunden und Einzelinterviews, erfolgte mit überwiegend (eher) erfahrenen Teilnehmenden.
  • Die grundlegende Eignung von Zertifizierungssystemen zur Umsetzung politischer Ziele wurde von allen Ziel- bzw. Fokusgruppen bejaht.
  • Die Informationsvermittlung zum BNB-System wurde insbesondere qualitativ als verbesserungsbedürftig eingeschätzt. Diese sei bis dato deutlich zu wenig angepasst und spezifiziert für einzelne Ziel- bzw. Akteursgruppen.
  • Die verbesserungsbedürftige Informationsvermittlung wirkt sich negativ auf die Systemakzeptanz, die Mehrwert-Kommunikation sowie die Aufwandswahrnehmung aus.
  • Eine weitere Aufwandsreduktion durch eine Reduzierung der Komplexität des Systems wird erwünscht (Stichworte Arbeitshilfen, Dokumentationsbeispiele, Tools, Weiterentwicklung der Kriterien).
  • Die BNB-Tauglichkeit als Qualitätsmanagement- und Steuerungsinstrument wurde eindeutig bestätigt; Nachhaltigkeitsaspekte werden grundsätzlich ausreichend abgedeckt und Mehrwerte entstehen bereits durch die Anwendung der Checkliste bzw. des Leitfadens.
  • Bereits BNB-Silber-zertifizierte Gebäude erzeugen einen eindeutigen grundlegenden Mehrwert gegenüber dem durchschnittlichen Standard im (öffentlichen) Bauen.
  • Trotz der bestätigten Eignung, der Systemtauglichkeit und der Systemvollständigkeit wurden zielführende Vorschläge für die Themenerweiterung, Themenadjustierung und Qualitätsverbesserungen erschlossen (u.a. Integration Quartiersbetrachtung, Fokussierung Klimaschutzziele etc.).
  • Die befragten Nutzenden bescheinigten eine eher hohe bzw. überdurchschnittliche „Alles in allem“-Zufriedenheit mit ihren jeweiligen Gebäuden. Zwei Problemfelder wurden jedoch herausgearbeitet: Temperaturanpassungen im Sommer sowie unzureichend zur Verfügung stehende Kommunikationszonen.
  • Die Bandbreite an Systemvarianten wurde als grundsätzlich ausreichend beurteilt, insbesondere in Verbindung mit der sinngemäßen Anwendung.
  • Die Umsetzung der sinngemäßen Anwendung im Projekteinzelfall sei jedoch stark kritikwürdig.
  • Die häufigsten Anwendungsprobleme des BNB-Systems wurden im Bereich der Materialqualitäten ausgemacht.
  • Zu den Themen Nachvollziehbarkeit, Prozessabläufe, Praxisnähe wurden ambivalente Einschätzungen gegeben. Die unzureichende Zielgruppen-spezifische Kommunikation und Information (s. o.) wurde jedoch auch bei diesen Themen als Ursache der Problematik genannt.
  • Es wurden keine BNB-spezifischen Hintergründe von regelmäßigen Überschreitungen planerisch ermittelter Kosten zu abgerechneten Kosten attestiert.
  • Hohe BNB-Qualitätsniveaus verringern die tatsächlichen Lebenszykluskosten von Gebäuden.

 

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Nachhaltiges Bauen, BNB, Evaluierung
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2020/bnb-evaluierung/01-start