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Erprobung der Systemvariante „BNB für Überbetriebliche Berufsbildungsstätten“

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Erprobung der Systemvariante „BNB für Überbetriebliche Berufsbildungsstätten“


Projektnummer
Projektbeginn
07.2013
Projektende
01.2013
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Vor der Einführung der 2012 als Entwurf erstellten BNB-Systemvariante „Überbetriebliche Berufsbildungsstätten Neubau (BNB_ÜN)“ wurde eine Systemerprobung an drei fertiggestellten Objekten durchgeführt. Damit sollte die grundsätzliche Praxistauglichkeit überprüft werden. Aus den BNB-Bewertungen der Pilotobjekte wurde der Anpassungsbedarf der Steckbriefe ermittelt und im Projekt umgesetzt.Projektlaufzeit: Juli 2013 - Dezember 2013

Ausgangslage

Das vom BMVBS eingeführte „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)“ ist ein ganzheitliches quantitatives Bewertungssystem für Bauvorhaben. Das BNB betrachtet den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden und ermöglicht eine ausgewogene Bewertung verschiedener Gebäudequalitäten.
Die Ziele, Rahmenbedingungen und Bewertungsgrundsätze des BNB sind im Leitfaden Nachhaltiges Bauen beschrieben und bilden zusammen mit der konkreten Beschreibung der Bewertungskriterien in Form von Steckbriefen das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude.

Auf der Grundlage der BNB-Systemvarianten für den Neubau von Büro- und Verwaltungsgebäuden, Unterrichtsgebäuden und Laborgebäuden wurde 2012 die BNB-Systemvariante „Überbetriebliche Berufsbildungsstätten Neubau“ entwickelt. Zur Überprüfung der Praxistauglichkeit wurden drei in 2012 und 2013 fertiggestellte Überbetriebliche Berufsbildungsstätten (ÜBS) für eine Systemerprobung ausgewählt und nach den Kriterien des BNB_ÜN (Entwurf 2012) bewertet. Die Objekte in Dresden, Koblenz und Singen unterscheiden sich wesentlich in der Nutzung (Ausbildungsrichtungen), der Bauweise und den Standortbedingungen, sodass ein breiter Anwendungsbereich untersucht wurde.

Aufgabenstellung

Mit Hilfe der BNB-Bewertungen sollte der Anpassungsbedarf der Steckbriefe ermittelt und umgesetzt werden. Dazu waren folgende Überprüfungen einschließlich notwendiger Änderungen durchzuführen:

1. Eignung von Indikatoren für die Bewertung einzelner Nachhaltigkeitsziele
2. Verwendbarkeit von Daten aus Planung und Ausführung für die Nachweisführung
3. Anspruch und Verhältnismäßigkeit der Bewertungsmaßstäbe
4. Ausgewogenheit der Gewichtungsanteile von Teilkriterien und Kriterien

Ziel

Das Projektergebnis sollte die Bereitstellung anwendbarer Steckbriefe für die BNB-Bewertung Überbetrieblicher Berufsbildungsstätten (ÜBS) unter Berücksichtigung der besonderen Rahmenbedingungen und Verfahrensabläufe im Zuwendungsbau sein.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren die Steinbeis-Hochschule-Berlin GmbH und das Steinbeis-Transfer-Institut Bau- und Immobilienwirtschaft.

Konzept

Methodik

Zur Systemerprobung wurden drei ÜBS-Neubauten ausgewählt, die in 2012/2013 fertiggestellt und in Betrieb genommen wurden. Die Objekte unterscheiden sich in den Ausbildungsrichtungen und der Bauweise stark voneinander. Die Auswahl dieser Objekte hat den Vorteil, dass erprobt wurde, ob sehr verschiedene Nutzungsanforderungen und daraus resultierende Bauweisen im Bewertungssystem adäquat abgebildet sind. Ein wesentlicher Nachteil besteht in der geringen Objektanzahl, sodass allgemeingültige Bewertungsmaßstäbe nur bedingt festgelegt werden konnten.

Die Bewertungsergebnisse der drei Pilotobjekte wurden gegenübergestellt sowie signifikante Unterschiede analysiert. Für nicht oder nur bedingt geeignete Kriterien (z.B. Umnutzungsfähigkeit) wurden alternative Kriterien entwickelt und mit dem Begleitkreis diskutiert. Für die grundsätzlich geeigneten, aber nicht in allen Details für ÜBS passenden Kriterien, wurde der Anpassungsbedarf der Bewertungsgrößen und/oder der Bewertungsmaßstäbe abgeleitet.

Für Teilkriterien und Kriterien, für die keine Bewertungsgrundlage (Konzepte, Berechnungen, Messungen, Protokolle u.a.) vorlag, wurde geprüft, ob das Fehlen der Bewertungsgrundlage bei einer BNB-Neubaubegleitung vermeidbar wäre. Für diesen Fall war die Änderung der betreffenden Steckbriefe nicht zwingend notwendig. Die Ergebnisse wurden in drei Begleitkreissitzungen vorgestellt und erörtert.

Arbeitsschritte

Zu Projektbeginn besichtigte das Projektteam die drei Pilotobjekte und befragte die ÜBS-Träger zu den Gebäudekonzepten, Gebäude- und Nutzungsbesonderheiten sowie zu Planungsleistungen und Nachweisen. Bei der Objektbesichtigung wurden bewertungsrelevante Gebäudeteile und bauliche Details fotografisch erfasst. Weiterhin wurden die für eine BNB-Bewertung notwendigen Gebäude- und Prozessunterlagen in gedruckter und digitaler Form gesichtet und als Bewertungsgrundlage ausgewählt.

Für die Beurteilung, ob die Indikatoren, die Nachweisformen und der Bewertungsmaßstab im jeweiligen Steckbrief geeignet ist, wurde eine zweite Bewertung vorgenommen. Diese sogenannte „ZIEL-Bewertung“ bildet ab, welches Bewertungsergebnis bei einer projektbegleitenden BNB-Bewertung erreichbar wäre. Damit konnte die grundsätzliche Umsetzbarkeit der Nachhaltigkeitsanforderungen abgeschätzt werden.

Aufgrund der Verschiedenheit von ÜBS bedurfte es einer Beschreibung des Anwendungsbereiches und der Anwendungsgrenzen für das BNB_ÜN. Dafür wurde der Steckbrief „0.1.0 Allgemeine Grundlagen“ erarbeitet. Im 3. Workshop wurden die Änderungsvorschläge und der Steckbrief 0.1.0 mit dem Begleitkreis diskutiert und weitere Anpassungen vorgenommen.

Ergebnisse

Das wesentliche Ergebnis der Systemerprobung sind die 46 Kriterien des BNB_ÜN. Das neue Kriterium „0.1.0 Allgemeine Grundlagen“ definiert die Rahmenbedingungen für eine BNB-Bewertung von ÜBS. Es ist kein Bewertungskriterium.
Die Kriterien verteilen sich auf die Hauptkriterien wie folgt:

• 2.1.2 Wirtschaftlichkeitsanalysen
• 2.1.3 Optimierung des Raumprogramms
• 2.3.1 Flexibilität in der Ausbildung
• 2.3.2 Änderungsfähigkeit der Raumaufteilung und Raumnutzung
• 3.1.9 Innenraumqualität

Gegenüber dem BNB_BN wurden folgende 6 Kriterien gestrichen:

• 2.2.1 Drittverwendungsfähigkeit
• 3.1.8 Sicherheit und Störfallrisiken
• 3.2.2 Flächeneffizienz
• 3.2.3 Umnutzungsfähigkeit
• 3.2.4 Zugänglichkeit
• 6.1.5 Nähe zu nutzungsrelevanten Einrichtungen

Aus dem BNB_BN wurden 40 Kriterien übernommen und davon 31 Kriterien inhaltlich angepasst. Damit ergibt sich eine Verteilung der Kriterien auf die Hauptkriterien wie folgt:

• Ökologische Qualität (11 Kriterien)
• Ökonomische Qualität (5 Kriterien)
• Soziokulturelle und funktionale Qualität (12 Kriterien)
• Technische Qualität (4 Kriterien)
• Prozessqualität (8 Kriterien)
• Standortmerkmale (5 Kriterien)

Einige Unterlagen lagen nicht in der notwendigen Nachweisform vor. Das liegt einerseits an der Bewertung nach Gebäudefertigstellung, sodass nicht alle Planungsaktivitäten, Baumaßnahmen und Ausführungsqualitäten BNB-konform dokumentiert wurden. Andererseits wurde offenbar, dass die Dokumentation der Bauabläufe und der fertiggestellten Gebäude unabhängig von der Nachhaltigkeitsbetrachtung Schwächen hat.

Mit den vorgenommenen Kriterien-Anpassungen stellt das BNB_ÜN vergleichbare Nachhaltigkeitsanforderungen an Überbetriebliche Berufsbildungsstätten wie das BNB_BN an Büro- und Verwaltungsgebäude des Bundes. Gleichzeitig werden im BNB_ÜN die spezifischen Besonderheiten von ÜBS und von Z-Bau-Maßnahmen entsprechend der konstruktiven Rückmeldungen des Begleitkreises berücksichtigt.

Aus den Bewertungen der drei Projekte lässt sich ableiten, dass im Bereich der ÜBS bereits ein hohes Qualitätsniveau umgesetzt wird. Gleichzeitig wird deutlich, dass zur Erfüllung eines BNB-Silber-Standards noch weitere Gebäude- und Prozessqualitäten zu optimieren wären. Ein Großteil dieser Anforderungen sollte bei einer Umsetzung des BNB_ÜN von Beginn an bezüglich der Herstellungskosten (KG 300 und 400) kostenneutral möglich sein. Das BNB_ÜN kann hierzu als Orientierungs- bzw. Planungshilfe dienen.

Empfehlungen

Die Prozessqualität ist der entscheidende Hebel für die Sicherstellung von Gebäude- und Nutzungsqualitäten bei gleichzeitiger Kostensenkung. Bei den drei Pilotobjekten wurde deutlich, dass die systematische und prozessbegleitende Erstellung der Bau- und Gebäudedokumentation ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist bzw. gewesen wäre. Die Formen der Dokumentationen sind mit Ausnahme einiger baurechtlich geforderter Nachweise sehr verschieden, weil nicht definiert. Für alle Projektbeteiligten wäre eine Definition der Dokumentationsanforderungen von Projektbeginn an die Voraussetzung für eine optimale Projektumsetzung und letztendlich auch für eine nachhaltige Gebäudequalität.

Das BNB_ÜN könnte auch für andere Gebäude mit Werkstattbereichen sinnvoll angewendet werden und so die Lücke zwischen dem BNB für Büro- und Verwaltungsgebäude auf der einen und dem BNB für Labor- und Forschungsgebäude auf der anderen Seite schließen.

Für die reale Praxiserprobung empfehlen die Forschungsnehmer drei zukünftige ÜBS-Neubauprojekte für eine projektbegleitende BNB-Anwendung auszuwählen und forschungsbegleitend zu bewerten.

Veröffentlichungen

Erprobung der Systemvariante „BNB für Überbetriebliche Berufsbildungsstätten“ - Endbericht
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Bewertungssystem, Erprobung, Berufsbildungsstätten, BNB
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2013/BNBBerufsbildungErprobung/01_start