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Folgen des Klimawandels: Gebäude und Baupraxis in Deutschland

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Folgen des Klimawandels: Gebäude und Baupraxis in Deutschland


Projektnummer
Projektbeginn
08.2007
Projektende
05.2008
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

In Deutschland stehen Adaptationsstrategien und Vorsorgemaßnahmen zur Reduzierung von negativen Folgen des Klimawandels im Bereich Bauen erst am Anfang. Die vorgelegte Studie versucht, einen ersten Überblick über den Stand des Wissens und Bedarfe für Anpassungsstrategien im Bereich Bauen zu geben.Projektlaufzeit: August 2007 - Dezember 2007

Mit dem Anfang 2007 vorgestellten 4. Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Chance sind sowohl die wissenschaftlichen Kenntnisse als auch die Folgen der bevorstehenden klimatischen Änderungen aktuell und umfassend dargestellt und der politischen Diskussion ausgesetzt worden. Die Bundesregierung hat auf Grundlage dieser Berichte und während der EU-Präsidentschaft in der ersten Hälfte des Jahres 2007 deutlich gemacht, dass zum einen weiterhin intensiv Maßnahmen zur Reduktion der klimawirksamen Emissionen anzustreben und umzusetzen sind, dass aber zum anderen Anpassungsstrategien entwickelt werden müssen, um den Folgen des Klimawandels begegnen zu können. Letzterem wird mit der Ausarbeitung einer nationalen Anpassungsstrategie Rechnung getragen. Dabei zeigt sich, dass in Deutschland Adaptationsstrategien und Vorsorgemaßnahmen zur Reduzierung von negativen Folgewirkungen des Klimawandels im Bereich Bauen erst am Anfang stehen.

Ziel der Studie war es, die Betroffenheit des Gebäudebereichs und der Baupraxis in Deutschland zu analysieren und einen ersten diesbezüglichen Beitrag zur nationalen Anpassungsstrategie zu leisten. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Klimaprognosen werden die Probleme im Bereich Bauen einer vorläufigen Bewertung unterzogen. Die Studie ist somit der Versuch, eine erste Übersicht über die derzeitig abbildbaren Problemlagen und über den Stand des Wissens im Bereich Bauen zu geben. Die Darstellung der Problemlagen wird durch eine Aufstellung von prioritären Handlungsfeldern ergänzt.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war die Institut Wohnen und Umwelt GmbH, Darmstadt. 

Konzept

Zur Ausarbeitung der Überblicksstudie wurden nationale und internationale Publikationen und Forschungsergebnisse ausgewertet sowie systematische Recherchen im Internet und zahlreiche Interviews mit Fachpersonen, wie Bauphysikern, Architekten, Planern, Baustatikern, Ingenieuren, Bauhandwerkern, Versicherungen, Bauproduktherstellern und Verbandsvertretern, durchgeführt.

Die Arbeitsschritte im Einzelnen waren:

  • Erstellung und Ausfüllung einer Arbeitsmatrix als Such- und Bewertungsraster zur Identifizierung der wesentlichen Problemfelder
  • Literatur- und Onlinerecherchen und deren Auswertung
  • Durchführung von Fachinterviews und deren Auswertung
  • Bewertung der Ergebnisse in interdisziplinären hausinternen Diskussionsrunden
  • Zusammenstellung und Ausarbeitung von Handlungserfordernissen
  • Berichterstellung

Die Untersuchung orientierte sich an der zentralen Leitfrage, welche klimabedingten Betroffenheiten sich für den Gebäudebereich und die Baupraxis in Deutschland erkennen lassen und welche weitergehenden Schritte zur Feststellung der Betroffenheit möglicherweise eingeleitet werden müssen.

Ergebnisse

Bauplanung, -technik und -ausführung haben in Deutschland einen hohen Standard und sind für unterschiedlichste Klimabeanspruchungen ausgelegt. Viele Effekte des bereits aktuell stattfindenden und auch des bevorstehenden Klimawandels auf den Bereich Bauen lassen sich innerhalb dieses Standards bewältigen. Dennoch besteht besonders für die Zunahme von heute noch als Extremereignissen angesehenen Klimafolgen Anpassungsbedarf. Zu diesen heute noch besonderen und in Zukunft wahrscheinlich regulären Ereignissen gehören:

  • ausgeprägte Hitzewellen im Sommer
  • Starkniederschläge im Winterhalbjahr
  • Zunahme von Winterstürmen
  • die letzten beiden mit Begleiterscheinungen wie extremem Schlagregen, Hagel und ungewöhnlichen Windböenstärken

Die Studie benennt zu den einzelnen Problembereichen verschiedene mögliche Handlungsmaßnahmen:

Sofern ein guter Wärmeschutz, Einplanung von Verschattungselementen, ggf. Anpassung der Gebäudeausrichtung, Einsatz massiver Bauteile bzw. Speichermassen, Reduzierung innerer Wärmequellen und bedachtsamerer Umgang mit großen Glasflächen vorliegen, werden Überwärmungsprobleme in Gebäuden weitgehend vermieden und Anlagen zur Klimatisierung, vor allem im Wohnungsbau, nicht benötigt. Kontrollierte Lüftungssysteme werden neben der Sicherstellung einer ausreichenden Luftwechselrate in Zukunft eine doppelte Funktion übernehmen müssen, nämlich dass die Frischluft (z. B. über Erdwärmetauscher) im Winterhalbjahr nicht nur erwärmt, sondern im Sommer bei Hitzeperioden herabgekühlt werden kann.

Die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit von Baustoffen gegenüber extremeren Witterungsbedingungen wird vermutlich in Zukunft stärker zur Entscheidung für oder gegen bestimmte Konstruktionen und Materialien beitragen. Beim Neubau sind zukunftsorientierte Planungen mit neuen Materialien und Konstruktionen umsetzbar; beim Bestand ist dieses nicht so ohne Weiteres möglich. Der Bestand ist sehr heterogen und die Bewältigung der klimabedingten Probleme komplexer. Historische Gebäude stellen dabei ein besonders schwieriges Problemfeld dar.

Allerdings werden auch im Bestand die meisten klimabedingten Probleme mit Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen bewältigt werden können. Die Dynamik des Klimawandels verstärkt die Notwendigkeit, vorsorgend Prognosen in Normungen einzubeziehen, denn Gebäude werden nicht für wenige Jahre, sondern für Jahrzehnte geplant, gebaut und erneuert. Durch die Häufung von Extremereignissen kommt der erhaltenden Bauvorsorge ein hoher Stellenwert zu. Regelmäßige Kontrollen und sachgerechte Wartung insbesondere der Außenhülle erweisen sich als dringend erforderlich, um unverhältnismäßige Gebäudeschäden und Gefährdungen abzuwenden. Dies gilt auch für Standorte, an denen durch Klimaänderungen stärkere Beeinflussungen der Bodenverhältnisse zu erwarten sind.

Bestimmte Gebäudebestände können sich für einzelne Klimafolgen als besonders sensibel herausstellen, zum Beispiel Fachwerkgebäude im Zusammenhang mit anhaltender Durchfeuchtung im Winterhalbjahr oder das Verhalten des Baustoffs Holz unter sich verändernden Bedingungen. Dies ist näher zu beobachten und zu untersuchen.

Prognosesicherheit und Bereitschaft zur Vorsorge gehen Hand in Hand. Hohe Unsicherheiten erhöhen das Risiko, dass Vorsorgekosten getätigt werden, die sich als unnötig oder als nicht zielführend erweisen. Widersprechende oder offensichtlich unsichere Aussagen erschweren die Situation, vorausschauende Vorsorge zu betreiben. Eine ausreichende Vorsorge kann sich im Augenblick an Extremereignissen orientieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zukunft regelmäßiger auftreten werden (z. B. Hitzewellen), oder es werden Gebäude geplant, die im Zyklus von ca. 20 Jahren an weitere potenzielle Klimaveränderungen anpassungsfähig sind.

Kleinräumige regionale und lokale Gegebenheiten sind bei diesen dynamischen Klimaänderungen besonders zu beachten. Das Informationswesen für Investoren, Bauherren, Planer, Architekten, Ingenieure und Fachhandwerk ist darauf auszurichten. Kommunale Planungen und Aktivitäten (z. B. Ausweisung von Bauland), Kenntnisse aus Ergebnissen laufender Umweltbeobachtung und ökologischer Risikoanalyse sowie Planungen bzw. Bauaktivitäten von Bauherren sind aufeinander abzustimmen.

Veröffentlichungen

BMVBS/BBR (Hrsg.): Folgen des Klimawandels: Gebäude und Baupraxis in Deutschland. BBR-Online-Publikation 10/2008
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Projektbeteiligte
Eckdaten
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2008/FolgenKlimawandel/01_start