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Fertigstellung des nationalen Zertifizierungssystems für nachhaltiges Bauen - Kriteriensteckbriefe zur Beurteilung der Backupfähigkeit, der Bedienfreundlichkeit und der Ausstattungsqualität der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA)

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Fertigstellung des nationalen Zertifizierungssystems für nachhaltiges Bauen - Kriteriensteckbriefe zur Beurteilung der Backupfähigkeit, der Bedienfreundlichkeit und der Ausstattungsqualität der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA)


Projektnummer
Projektbeginn
07.2008
Projektende
04.2010
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Ziel des Forschungsprojektes war es, das nationale Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen des BMVBS um Kriteriensteckbriefe zu ergänzen. Diese umfassen die Beurteilung der Backupfähigkeit, der Bedienfreundlichkeit und der Ausstattungsqualität der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA).Projektlaufzeit: Juli 2008 - Oktober 2009

Die Nachhaltigkeitsbeurteilung von Gebäuden ist seit mehreren Jahren Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Im Rahmen vorangehender Forschungsvorhaben hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die Grundlagen für ein handhabbares und transparentes nationales Zertifizierungssystem gelegt. Das Zertifizierungssystem liegt in seiner aktuellen Version für Büro- und Verwaltungsgebäude vor.

Einige der als relevant erachteten Kriterien zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Gebäuden in den Kategorien Ökologische Qualität, Ökonomische Qualität, Soziale und funktionale Qualität, Technische Qualität sowie Prozessqualität mussten in der ersten Entwicklungsstufe noch zurückgestellt werden. Hierzu zählen auch die Kriterien Backupfähigkeit der Technischen Gebäudeausstattung, Bedienbarkeit der Technischen Gebäudeausstattung und Ausstattungsqualität der Technischen Gebäudeausstattung. Für diese galt es, ein geeignetes, praxisgerechtes Bewertungsverfahren zu entwickeln und in einen Kriteriensteckbrief nach dem Muster des nationalen Zertifizierungssystems zu überführen.

Auftragnehmer des Forschungsvorhabens war das Fachgebiet Massivbau der Technischen Universität Darmstadt, Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner.

Konzept

Nachhaltig konzipierte Gebäude sind an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert und so geplant und umgesetzt, dass sie an veränderte Anforderungen angepasst werden können. Mit der Anpassungsfähigkeit wird die Grundlage für zukunftsfähige Gebäude und lange Nutzungsdauern geschaffen. Unter Backupfähigkeit wird die Möglichkeit verstanden, die Anlagentechnik flexibel an neue Anforderungen anpassen zu können. Solche neuen Anforderungen ergeben sich typischerweise durch einen Mieter- oder Nutzerwechsel bzw. durch Umstrukturierungen bei gleichbleibenden Nutzern. Die neuen Anforderungen können jedoch auch durch den technischen Fortschritt, Gesetzesänderungen oder Technologiewechsel hervorgerufen werden. Die Backupfähigkeit der Gebäudetechnik gewährleistet bei Nutzungsänderungen eine hohe Flexibilität des Gebäudes unter möglichst geringem Aufwand für Umrüstungen oder Erweiterungen. Sie zeichnet ein nachhaltiges Gebäude aus.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens stellten die Bearbeiter denkbare und plausible nachträgliche Änderungen an der Gebäudetechnik für alle Gewerke zusammen und arbeiteten diejenigen Punkte heraus, die eine Änderung vereinfachen oder erschweren. Die gewonnenen Ergebnisse wurden unter Konzentration auf die wesentlichen Punkte in einer Checkliste zusammengefasst. Dies sind im Einzelnen

  • die Umsetzungsmöglichkeit für künftige Steuerungskonzepte,
  • Zugänglichkeit und Platzreserven in den Technikzentralen,
  • die Anpassbarkeit von Leitungen,
  • die Anpassbarkeit der Sanitärinstallationen,
  • die Flexibilität von Lüftung und Kühlung,
  • die Möglichkeiten des Umstiegs auf regenerative Energieträger und
  • die Universalität der Aufzugsanlage.

Die Wartungs- und Bedienungsfreundlichkeit der Gebäudetechnik hat durch einfache Einstellungsmöglichkeiten und die Vermeidung von Fehlbedienung maßgeblichen Einfluss auf den effizienten Betrieb. Die Aspekte der anwendungsfreundlichen Bedienung müssen aus diesem Grund in der Nachhaltigkeitszertifizierung berücksichtigt werden. Mit dem Kriterium Wartungs- und Bedienungsfreundlichkeit der TGA soll beurteilt werden, ob die technischen Anlagen einfach, sicher und ohne die Gefahr einer Fehlbedienung zu warten und zu bedienen sind. Die Wartung und Bedienung im Sinne dieses Steckbriefs umfasst Maßnahmen wie das Einstellen von Anlagen, die funktionserhaltende Reinigung, den Austausch von Verschleißteilen und die Überprüfung des ordnungsgemäßen Zustandes. Sie beschränkt sich auf die Bedienung der Anlagen durch den Gebäudebetreiber bzw. die von ihm beauftragte Fachleute. Alle Aspekte, die die Bedienung durch die Nutzer betreffen, sind im Zertifizierungssystem bereits in einem anderen Steckbrief aus der Kategorie der Funktionalen Qualität, im Kriterium Einflussnahme des Nutzers, enthalten und werden zur Vermeidung der Doppelzählung ausgeklammert. Folgende Themen wurden als relevant identifiziert, für die Gewerke im Einzelnen betrachtet und in eine Checkliste überführt:

  • zentrale Bedienung von Anlagen,
  • minimierter Wartungsaufwand,
  • erleichterte Arbeitsbedingungen vor Ort und
  • Verfügbarkeit von Informationen.

Die Ausstattungsqualität der Gebäudetechnik resultiert aus der Summe der Qualitäten der Planung und Ausführung und der eingesetzten Produkte. Die gute Qualität der Planung und Ausführung wird im nationalen Zertifizierungssystem durch die Kriteriengruppe Prozessqualität und Kriterien wie Systematische Inbetriebnahme abgebildet. Die Produktqualität kann sich erst im Laufe des Lebenszyklus zeigen. Gute Qualität zeigt sich in Langlebigkeit und Robustheit, schlechte in Defektanfälligkeit und häufigen Instandsetzungen. Zum Zeitpunkt der Bewertung liegen hierüber jedoch noch keine Erfahrungen vor. Die Bewertung muss stattdessen anhand von herstellerneutralen, nachprüfbaren und für Nicht-Fachleute erkennbaren Merkmalen erfolgen. Als solche Merkmale wurden die Dauer der Herstellergarantie, Gütesiegel von unabhängigen Stellen und gleichwertige Auszeichnungen identifiziert. Im Steckbrief beschränken sich die Abfragen damit auf

  • die Vollständigkeit der Dokumentation für die Gebäudetechnik und
  • Belege für ausgezeichnete technische Produktqualität.

Für die vorgestellten Checklisten wurden ferner Ziel-, Referenz- und Grenzwerte erarbeitet sowie ein Vorschlag für die Bedeutungsfaktoren angegeben und an einem Gebäude aus der Pilotzertifizierung, dem Institutsgebäude Petersenstraße in Darmstadt, getestet. Die Ergebnisse wurden in übersichtlicher und verständlicher Form in den Kriteriensteckbriefen zusammengefasst.

Ergebnisse

Mit den Kriteriensteckbriefen "Backupfähigkeit der Technischen Gebäudeausstattung", "Wartungs- und Bedienungsfreundlichkeit der Technischen Gebäudeausstattung" sowie "Ausstattungsqualität der Technischen Gebäudeausstattung" liegen nun drei Steckbrief-Entwürfe vor, die für die Bewertung der Gebäudetechnik im Rahmen der technischen Qualität eines Gebäudes herangezogen werden können.


Für die Steckbriefe wurden für die drei Einzelkriterien folgende Aspekte konkret definiert:

  • Definition des Kriteriums und Abgrenzung gegenüber anderen Kriteriensteckbriefen
  • Ziel, Bewertungsaspekte
  • Messgrößen und Bewertungsmethode
  • Bewertungsmaßstab mit Ziel-, Referenz- und Grenzwert
  • Bedeutungsfaktor zur Gewichtung des Einzelkriteriums im Gesamtsystem

Die Kriteriensteckbriefe wurden an einem konkreten Beispielgebäude auf die Anwendbarkeit überprüft. Dies führte aus Sicht des Forschungsnehmers zu stimmigen Ergebnissen. Vor einer Einführung der Steckbrief-Entwürfe in das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen sollten die Kriteriensteckbriefe hinsichtlich Anwendungsfähigkeit und Praxistauglichkeit im Rahmen einer größeren Stichprobe überprüft werden.

Nach dieser Überprüfung können die Steckbriefe eine praktikable Ergänzung des nationalen Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen darstellen.

Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse finden Sie im Endbericht.

Veröffentlichungen

Endbericht
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : zertifizierungssystem, nachhaltiges bauen, kriteriensteckbriefe, ökologische qualität, ökonomische qualität, soziale qualität, technische qualität, prozessqualität, technische gebäudeausstattung
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2009/NatZertsystem/01_start