Zurück

Inhalte

Entwicklung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen für Überbetriebliche Berufsbildungsstätten (BNB_ÜN)

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Entwicklung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen für Überbetriebliche Berufsbildungsstätten (BNB_ÜN)


Projektnummer
Projektbeginn
08.2012
Projektende
01.2013
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Ziel des Forschungsprojektes war es, eine neue Systemvariante des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) für die Gebäudekategorie "Überbetriebliche Berufsbildungsstätten" zu entwickeln. Die Forschungsergebnisse liegen in Form von 43 Entwürfen zu BNB-Kriterien sowie den entsprechenden Prüfformularen vor.Projektlaufzeit: August 2012 - Dezember 2012

Auf der Grundlage der in Anwendung oder Erprobung befindlichen BNB-Systemvarianten für den Neubau von Büro- und Verwaltungsgebäuden, Unterrichtsgebäuden und Laborgebäuden sollte die BNB-Systemvariante "Überbetriebliche Berufsbildungsstätten Neubau" entwickelt werden.

Die Steckbriefe sollten unter Verwendung der vom Auftraggeber bereitgestellten System- und Formatvorlagen sowie der Bewertungskonventionen erarbeitet werden.

Die Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) sind dem Zuwendungsbau zugeordnet und die Finanzierung erfolgt zum größeren Teil durch Mittel des Bundes. Daher sollte am Beispiel der ÜBS geprüft werden, ob das BNB analog zum Bundesbau auch auf den Zuwendungsbau angewendet werden kann.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren die Steinbeis-Hochschule-Berlin GmbH, das Steinbeis-Transfer-Institut Bau- und Immobilienwirtschaft sowie GPAC Gerd Priebe Architects & Consultants, Dresden.

Konzept

Die Steckbriefe für Unterrichtsgebäude bildeten die Ausgangsbasis. Sie wurden auf eine Verwendung im Bereich der Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten überprüft und für diese Gebäudeart angepasst. Bei nachweislich fehlender Relevanz wurden Steckbriefe nicht in das BNB_ÜN übernommen. Die beim Entfernen von Steckbriefen entstehenden Ungleichgewichte zwischen Kriterien und Kriteriengruppen wurden durch Anpassung der Gewichtungstabelle ausgeglichen.

Zu Beginn des Forschungsvorhabens war eine Objektanalyse durch Vorortbesichtigung und Auswertung von Bestandsdokumentationen beabsichtigt. Auf dieser Grundlage sollten objektübergreifende Gemeinsamkeiten wie z.B. Gebäudegeometrien, Raumtypologien, Funktionsmerkmale und nutzungsspezifische Merkmale analysiert werden. Die Objektunterschiede sollten ebenfalls qualitativ erfasst und bezüglich ihrer Relevanz für die Nachhaltigkeit beschrieben werden.

Für die Überprüfung oder Neubildung von Bewertungsmaßstäben sind in der Regel statistische Auswertungen notwendig. Dazu bedarf es paralleler Untersuchungen und einer Zuarbeit von den Zuwendungsgebern.

Bei der Anfangsrecherche stellte sich heraus, dass aussagefähige und verwertbare Unterlagen nicht zeitnah für das Forschungsvorhaben zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund wurde auf eine Ortsbegehung verzichtet, die sich somit auf rein visuelle Eindrücke beschränkt und keine verwertbaren Grundlagen für das Forschungsvorhaben geliefert hätte. Die Forschungsnehmer entschieden mit der Projektleitung eine alternative Methode zur Umsetzung des Forschungsvorhabens, das "Screening-Verfahren" (Durchsicht und Abgleich der Bewertungskriterien der bestehenden Systemvarianten).

Dazu wurden die bestehenden Bewertungssysteme BNB_BN, BNB_UN und BNB_LN analysiert und ein erster Basisentwurf zum BNB_ÜN entwickelt. Hierzu wurden drei Relevanz-Gruppen gebildet:

  • allgemein zutreffend
  • möglicherweise zutreffend
  • nicht zutreffend oder möglicherweise nicht zutreffend

Mit dem Screening wurden die Steckbriefe der drei Systemvarianten den zuvor genannten Relevanz-Gruppen zugeordnet und in drei aufeinanderfolgenden Selektionsphasen in die folgenden Gruppen eingeordnet:

  • zur Übernahme geeignet
  • zur Übernahme oder Weiterentwicklung geeignet
  • zur Übernahme nicht oder möglicherweise nicht geeignet

Die Ergebnisse wurden in zwei Begleitkreissitzungen vorgestellt und erörtert.

Anwendungsbereich

Die typische Überbetriebliche Berufsbildungsstätte gibt es nicht. Sowohl monofunktionale als auch multifunktionale ÜBS sind vorhanden und werden zukünftig gebaut. Aufgrund von schwer prognostizierbaren Bedarfsänderungen liegt die Orientierung auf multifunktionalen ÜBS. Ein konkreter Neubaubedarf in Abhängigkeit von Branchenentwicklungen kann nicht verlässlich abgeleitet werden, da hierfür keine ausreichende Datenbasis vorliegt und eine direkte Abhängigkeit zwischen regionaler Wirtschaftsentwicklung und Platzbedarf in einem ÜBS nicht gegeben ist.

Auch der Berufsgruppen-Mix in Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten kann nicht sicher prognostiziert werden. Das machte eine eindeutige Typisierung für die Festlegung des Anwendungsbereiches schwer.

Die Zuwendungsgeber und Gutachter im Prüfverfahren von Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten gliedern die ÜBS in die vier Typen-Gruppen:

  1. ALL - Bildungsstätten allgemeiner Art
  2. BAU - Lehrbauhöfe der Bauwirtschaft
  3. IND - Bildungsstätten in der Trägerschaft der Industrie mit Schwerpunkt in den Berufsfeldern Metall/Elektro
  4. SON - Sonderfälle und monostrukturierte Bildungsstätten

Diese Typisierung wird der Bestimmung des Anwendungsbereichs des BNB_ÜN zugrunde gelegt und die Typen-Gruppen 1 bis 3 und die monostrukturierten Bildungsstätten dafür ausgewählt.

Die berufsspezifischen Besonderheiten der ÜBS beziehen sich vorrangig auf Einbauten (z.B. Krananlagen, Maschinenfundamente), Medien (z.B. Druckluft, Hydraulik, Abluft) und Ausstattungen (z.B. Lehrküchen, Hubbühnen) der praktischen Unterrichtsräume/Werkstätten. Die Büro-, Unterrichts- und Kantinenräume unterschieden sich nicht von denen in reinen Büro- und Unterrichtsgebäuden.

Im Unterschied zu Laborgebäuden haben die Werkstätten in Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten keine einheitliche Nutzungsstruktur und sind damit wesentlich heterogener. Daher können die berufsspezifischen Besonderheiten im BNB nicht abgebildet werden. Dazu wären genaue Angaben zum Berufsgruppen-Mix und den jeweiligen Ausstattungen notwendig. Außerdem würden Teilsysteme des BNB_ÜN oder Fallunterscheidungen innerhalb der Steckbriefe entstehen, die nicht praktikabel in der Anwendung wären.

Im Rahmen der Pilotphase muss geprüft werden, ob die genannten vier Typen-Gruppen einheitlich mit einem BNB_ÜN bewertet werden können oder ob der Anwendungsbereich verändert oder Fallunterscheidungen in den Steckbriefen vorgenommen werden müssen.

Ergebnisse

Aus den bestehenden Systemvarianten BNB_BN, BNB_UN und BNB_LN wurden

  • 18 Steckbriefe ohne inhaltliche Änderungen in das BNB_ÜN übernommen,
  • 34 Steckbriefe inhaltlich weiterentwickelt und in das BNB_ÜN übernommen sowie
  • 9 Steckbriefe nicht in das BNB_ÜN übernommen.

Insgesamt umfasst die Entwurfsfassung 43 Steckbriefe. Diese verteilen sich wie folgt auf die Hauptkriteriengruppen:

  • Ökologische Qualität (11 Steckbriefe)
  • Ökonomische Qualität (2 Steckbriefe)
  • Soziokulturelle und funktionale Qualität (13 Steckbriefe)
  • Technische Qualität (4 Steckbriefe)
  • Prozessqualität (8 Steckbriefe)
  • Standortmerkmale (5 Steckbriefe)

Nicht übernommene Steckbriefe

  • 2.1.2 Vandalismusschutz
  • 2.2.1 Drittverwendungsfähigkeit
  • 3.1.10 Nutzungsflexibilität und Aneignung durch die Nutzer
  • 3.2.1 Flächeneffizienz
  • 3.2.4 Zugänglichkeit
  • 4.1.5 Flexibilität der Technischen Gebäudeausrüstung
  • 4.1.6 Wartungs- und Bedienungsfreundlichkeit der TGA
  • 4.1.7 Systemqualität de TGA
  • 6.1.5 Nähe zu nutzungsrelevanten Einrichtungen

Übernommene Steckbriefe

  • 1.1.1 Treibhauspotenzial (GWP)
  • 1.1.2 Ozonschichtabbaupotenzial (ODP)
  • 1.1.3 Ozonbildungspotenzial (POCP)
  • 1.1.4 Versauerungspotenzial (AP)
  • 1.1.5 Überdüngungspotenzial (EP)
  • 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt
  • 1.1.7 Nachhaltige Materialgewinnung / Holz
  • 1.2.1 Primärenergiebedarf nicht erneuerbar (PEne)
  • 1.2.2 Gesamtprimärenergiebedarf (PEges) und Anteil erneuerbare Primärenergie (PEe)
  • 1.2.4 Flächeninanspruchnahme
  • 3.3.1 Gestalterische und städtebauliche Qualität
  • 3.3.2 Kunst am Bau
  • 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung
  • 5.1.4 Ausschreibung und Vergabe
  • 5.1.5 Voraussetzung für eine optimale Bewirtschaftung
  • 5.2.2 Qualitätssicherung der Bauausführung
  • 6.1.1 Risiken am Mikrostandort
  • 6.1.2 Verhältnisse am Mikrostandort
  • 6.1.3 Quartiersmerkmale
  • 6.1.4 Verkehrsanbindung
  • 6.1.6 Anliegende Medien/Erschließung

Weiterentwickelte Steckbriefe

  • 1.2.3 Trinkwasserbedarf und Abwasseraufkommen
  • 2.1.1 Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus
  • 2.2.1 Umnutzungsfähigkeit (vorher "Drittverwendungsfähigkeit")
  • 3.1.1 Thermischer Komfort im Winter
  • 3.1.2 Thermischer Komfort im Sommer
  • 3.1.3 Innenraumlufthygiene
  • 3.1.4 Akustischer Komfort
  • 3.1.5 Visueller Komfort
  • 3.1.6 Einflussnahme des Nutzers
  • 3.1.7 Außenraumqualität
  • 3.1.8 Sicherheit und Störfallrisiko
  • 3.1.9 Innenraumqualität
  • 3.2.1 Barrierefreiheit
  • 3.2.5 Fahrradkomfort
  • 4.1.1 Schallschutz
  • 4.1.2 Wärme- und Tauwasserschutz
  • 4.1.3 Reinigung und Instandhaltung
  • 5.1.1 Projektvorbereitung
  • 5.1.2 Integrale Planung
  • 5.1.3 Optimierung der Planung
  • 5.2.1 Baustelle/Bauprozess
  • 5.2.3 Systematische Inbetriebnahme

Vor dem Hintergrund des knapp bemessenen Zeitrahmens und deutlicher Vorbehalte der Gutachter und Zuwendungsgeber zur Notwendigkeit eines Nachhaltigkeitsbewertungssystems für Überbetriebliche Berufsbildungsstätten steht eine finale Abstimmung des vorliegenden Entwurfs noch aus. Die Forschungsnehmer empfehlen deshalb, das Forschungsprojekt um weitere Begleitkreissitzungen zu erweitern, mit dem Ziel einer gemeinsamen Abstimmung und Konsensfindung.

Die Bereitschaft der Zuwendungsgeber und Gutachter zur Unterstützung der Systementwicklung mit konkreten Daten und Erfahrungswerten ist eine notwendige Voraussetzung für die qualifizierte Durchführung der Systemerprobung.

Empfehlungen

In Vorbereitung der Systemerprobung wird empfohlen, die Auswahl und Bildung eines repräsentativen Querschnitts von Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten mit drei Objekten pro Typ vorzunehmen. Die Objektauswahl ist von der Bereitstellung von Unterlagen, deren Vollständigkeit und terminliche Verfügbarkeit abhängig und soll bereits im Auswahlprozess als Entscheidungskriterium zur Sicherstellung einer breiten und verfügbaren Datengrundlage dienen. Die Objektauswahl sollte zusammen mit dem Begleitkreis erfolgen. Parallel zum Auswahlverfahren sollten die spezifischen Anforderungen der Förderrichtlinien der Zuwendungsgeber vertiefend analysiert werden.

Veröffentlichungen

Entwicklung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen für Überbetriebliche Berufsbildungsstätten (BNB_ÜN) - Endbericht
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Bewertungssystem, Nachhaltiges Bauen, Berufsbildungsstätten, BNB
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2012/BNBBerufsbildung/01_start