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Energetische Anforderungen und flankierende Maßnahmen für den Gebäudebestand in den mitteleuropäischen Nachbarländern

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Energetische Anforderungen und flankierende Maßnahmen für den Gebäudebestand in den mitteleuropäischen Nachbarländern

Energetische Anforderungen und flankierende Maßnahmen für den Gebäudebestand in den mitteleuropäischen Nachbarländern


Projektnummer
Projektbeginn
12.2008
Projektende
08.2011
Projektstatus
abgeschlossen ohne Bericht

Ziel des Projektes war es, detaillierte und aktuelle Informationen zur Umsetzung des Artikels 6 der europäischen Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden sowie der flankierenden Maßnahmen in verschiedenen Ländern der EU zu erarbeiten und übersichtlich darzustellen.Projektlaufzeit: Dezember 2008 - April 2010

Die europäische Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD) wurde von der EU-Kommission überarbeitet. Ein wesentliches Thema war die Gebäudesanierung: Die CO2-Vermeidungspotenziale in diesem Bereich sind zwar unbestritten, die Vorgaben der bisherigen EPBD erschienen bisher jedoch nicht weitgehend genug und sollten in ihrer Umsetzung gestützt werden. Dies betraf vor allem die Themen Wirkungsbereich (z.B. 1.000 m² Grenze bei Sanierung), Anforderungsniveau (Festlegung von ambitionierten Mindeststandards, gegebenenfalls über einen Benchmarking-Mechanismus) und Stärkung der Direktive im Bereich Energieausweis für Gebäude.

Das Projekt erarbeitete die Grundlagen zur informellen Unterstützung der deutschen Ratsdelegation bei den EU-Ratsverhandlungen. Außerdem diente sie der öffentlich geführten Diskussion bezüglich der bestmöglichen Strategie zur Erschließung des Energieeinsparpotenzials im Gebäudebestand. Eine wichtige Voraussetzung hierbei war ebenfalls eine vergleichende Darstellung der aktuellen Anforderungen und unterschiedlichen Ansätze zur Umsetzung des Artikels 6 der EPBD sowie der jeweiligen flankierenden Maßnahmen in den europäischen Nachbarländern.

Ziel war es dabei, detaillierte und aktuelle Informationen zur Umsetzung des Artikels 6 der EPBD sowie der flankierenden Maßnahmen (Förderprogramme, steuerliche Anreize, andere rechtliche Instrumente etc.) in den Ländern der EU zu erarbeiten und übersichtlich darzustellen. Untersucht wurden dabei die folgenden Länder: Deutschland, Frankreich, Belgien (Flandern), Niederlande, Dänemark, Schweden, Österreich, England, Polen, Luxemburg und Tschechien.

Auftragnehmer des Forschungsvorhabens war die Ecofys Germany GmbH, Büro Köln.

Konzept

Betrachtet wurden die Länder Deutschland, Frankreich, Belgien (Flandern), Niederlande, Dänemark, Schweden, Österreich, Großbritannien, Polen, Luxemburg und Tschechien.

Das Forschungsvorhaben untersuchte für jedes der betrachteten Länder folgende nationale Rahmenbedingungen:

  • Chronologie der relevanten Baugesetze
  • Anforderungen an die Sanierung von Bestandsgebäuden
  • Anforderungen an die Anlagentechnik
  • Rechtliche Instrumente
  • Motivation zur energetischen Sanierung bei Bestandsgebäuden
  • Energetische Förderprogramme für Bestandsgebäude
  • Akzeptanz der Förderprogramme in der Bevölkerung

Wie in der folgenden Abbildung dargestellt, hatten die nationalen Experten des Forschungsnehmers Kontakt mit den relevanten nationalen Akteuren und Informationsquellen. Zusätzlich wurden parallel zu den nationalen Untersuchungen auch Informationen aus übergeordneten (europäischen) Studien, Statistiken und Informationsplattformen analysiert. Die Kombination von internationalen Quellen und nationalen Experten sicherte dabei sowohl einen guten Überblick als auch Detailtiefe und Aktualität.

[Bild]

Ergebnisse

Vergleicht man die Ergebnisse für die verschiedenen Länder, so lassen sich sowohl große Unterschiede als auch zahlreiche Gemeinsamkeiten bei der Implementierung des Artikels 6 der EPBD in den einzelnen Ländern erkennen. Hervorzuheben sind dabei die folgenden Bereiche:

Auslöser für energetische Anforderungen bei der Sanierung

In den meisten Ländern wurde der aktuelle Ansatz der EPBD bezüglich des Auslösers für energetische Anforderungen bei der Sanierung (Änderungen von mehr als 25% der Außenfläche eines Gebäudes oder Sanierungsumfang von mehr als 25% des Gebäudewertes) umgesetzt. Verbreitet ist aber auch die Vorgehensweise auf Komponentenebene. Hierbei wird der Auslöser der Verpflichtung zur energetischen Sanierung und die damit verbundenen Vorgaben auf Komponentenebene (z.B. Fassade, Fenster etc.) geregelt.

Eine Regelung auf Komponentenebene greift dabei die Möglichkeiten für die kosteneffiziente Kopplung von Energiesparmaßnahmen mit ohnehin anfallenden Instandhaltungsmaßnahmen (gekoppelte Sanierung) besser auf, als eine Definition auf Gebäudeebene. Entsprechende Anforderungen auf Komponentenebene vermeiden zudem Situationen, in denen der Bauherr aus Sorge vor einer verpflichtenden Gesamtmaßnahme auf Teilsanierungen verzichtet und eine Regelung somit zum Hemmnis wird.

Eine Ausweitung der energetischen Sanierung auf mehrere oder alle Gebäudeteile und –systeme ist dabei wünschenswert und wegen verschiedener Synergieeffekte in der Regel auch wirtschaftlich sinnvoll. Dies sollte durch entsprechende Förderinstrumente und Beratungsangebote unterstützt werden.

Anforderungsniveau bei energetischer Sanierung

In einigen Ländern sind die energetischen Anforderungen an die Renovierung von Bestandsgebäuden höher als in anderen. Dabei sind nicht immer nur klimatische Unterschiede ausschlaggebend. Es lässt sich erkennen, dass insbesondere die Länder, in denen es schon seit vielen Jahren energetische Anforderungen für Gebäude gibt, bereits höhere Mindeststandards gesetzt haben.

Teilweise wurden bei den Anforderungen an die Sanierung nur sehr hohe zu erreichende Maximal-Energieverbräuche als Verpflichtung gesetzt, die bei einer Sanierung große und voraussichtlich wirtschaftlich erschließbare Energieeinsparpotentiale ungenutzt lassen.

Generell zeigt sich in verschiedenen Ländern Optimierungspotenzial bei der Entwicklung ambitionierterer und wirtschaftlich tragfähiger Standards.

Förderanreize und Informationsbereitstellung zur energetischen Sanierung

Bezüglich der Fördersituation lassen sich enorme Unterschiede in den betrachteten Ländern erkennen. Hier reicht die Bandbreite von verstetigten und gut dimensionierten Förderprogrammen mit verschiedenen Bausteinen, bis zu Ländern, in denen überhaupt kein energetisches Förderprogramm existiert. Dies ist einer der Gründe für die teilweise stark abweichenden Sanierungsraten in Bezug auf die energetische Aufwertung der Gebäudebestände in den mitteleuropäischen Ländern.

Bewährt hat sich hierbei insbesondere die Vergabe von zinsgünstigen Krediten, die eine finanzielle Hebelwirkung mit einem Faktor >10 auslösen können. Insbesondere in Osteuropa könnten hierfür auch Mittel aus Strukturfonds (z.B. über revolvierende Fonds) genutzt werden.

Zusätzlich zu Förderanreizen ist die Informationsbereitstellung für Investoren und ausführende Firmen ein wichtiges Element. In den meisten Ländern gibt es daher Informationskampagnen. Ein wichtiges Element zur Vermeidung von Qualitätsmängeln oder Engpässen bei der Ausführung ist zudem ein geeignetes Capacity building (Fortbildungen für Handwerker, Architekten, Ingenieure etc.).

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Deutschland im europäischen Vergleich mit der Verzahnung aus rechtlichen Vorgaben (EnEV 2009 und geplanter Fortentwicklung), Förderung (KfW-Förderprogramme zur energetischen Sanierung) und Informationskampagnen (wie z.B. das Internetportal des BMVBS zur Gebäudesanierung) über ein abgestimmtes Paket zur Energieeffizienz im Gebäudebestand verfügt und damit auch Vorbildwirkung entfalten kann.

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : EPBD, Europa, Gesamtenergieeffizienz, Gebäude, Gebäudesanierung
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2011/AnforderungenGebaeudebestand/01_start