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Compliance-Management und Unternehmensethik in der Bauwirtschaft

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Compliance-Management und Unternehmensethik in der Bauwirtschaft


Projektnummer
Projektbeginn
11.2016
Projektende
06.2018
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

In der Bauwirtschaft sollten neben externen Kontrollmaßnahmen auch unternehmensinterne Präventionsmaßnahmen bzw. Regelungen dazu beitragen, unlautere Methoden wie Korruption, Preisabsprachen und illegale Beschäftigung zu vermeiden. Zu diesen Präventivmaßnahmen zählen insbesondere Compliance-Management-Systeme und Wertemanagement-Systeme. Hauptfrage des Projektes war, welche Durchdringung solche formalisierten Systeme in der Bauwirtschaft tatsächlich haben und welche Lösungen sich als Best-Practice-Modelle eignen.Projektlaufzeit: November 2016 – April 2018

Ausgangslage

In der Baubranche besteht genau wie in allen anderen Wirtschaftsbereichen mit komplexen Organisationsstrukturen stets die Gefahr des Auftretens von unlauteren Methoden wie beispielsweise Korruption, Preisabsprachen und illegale Beschäftigung – teilweise ohne Kenntnis der jeweiligen Unternehmensleitungen. Daher sollten neben externen Kontrollmaßnahmen (wie z.B. der Finanzkontrolle Schwarzarbeit) auch unternehmensinterne Präventionsmaßnahmen bzw. unternehmensinterne Regelungen dazu beitragen, solche Praktiken zu vermeiden. Zu diesen Präventivmaßnahmen zählen insbesondere Compliance-Management-Systeme (kurz CMS) und Wertemanagement-Systeme (kurz WMS).

Ziel

Eine zentrale Aufgabe des Forschungsvorhabens war es, eine Bestandsaufnahme im Sinne der Durchdringung und Umsetzung des Themas bei den Unternehmen des Baugewerbes durchzuführen und unter anderem die Implementierung des EMB Wertemanagement Bau zu überprüfen. Dabei war zu untersuchen, welche Ausstrahlungseffekte – auch auf kleine und mittelständische Unternehmen – von diesem und anderen Ethik- und Compliance-Management-Systemen ausgehen. Basierend auf den Ergebnissen der Bestandsaufnahme sollten in einem zweiten Schritt mögliche Best-Practice-Modelle identifiziert bzw. erarbeitet werden.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war die BWI-Bau GmbH - Institut der Bauwirtschaft, Düsseldorf.

Konzept

Das Forschungsprojekt gliederte sich in vier zentrale Arbeitsschritte:

  1. Bestandsaufnahme zur Einführung und Umsetzung von Compliance-Management-Systemen (CMS) und Wertemanagement-Systemen (WMS) in den Unternehmen des Bauhauptgewerbes mittels Online-Umfrage
  2. Kritische Auseinandersetzung im Hinblick auf das "gelebt werden" von CMS und WMS in der Unternehmenswirklichkeit durch Einzelinterviews
  3. Analyse und Bewertung der in der Bauwirtschaft eingesetzten CMS und WMS mit gleichzeitiger Blick in benachbarte Branchen
  4. Entwicklung von Best-Practice-Lösungen im Hinblick auf bauspezifische Besonderheiten

Das Forschungsvorhaben behandelte die Anwendbarkeit von Wertemanagement- und Compliance-Management-Systemen und ihre Verbreitung in Bauunternehmen. Eine zentral zu behandelnde Frage des Forschungsauftrages war, wie tief Compliance verankert ist bzw. inwieweit das Thema Unternehmensethik die Unternehmen der Bauwirtschaft durchdringt.

Zur Beantwortung dieser Frage wurde für unterschiedliche Größenklassen von Unternehmen betrachtet, ob WMS bzw. CMS-Lösungen neue Leitlinien schaffen und Unternehmensentwicklungen positiv beeinflussen können. Auch wurde untersucht, welche Chancen sich aus der Anwendung solcher Systeme ergeben können, ob z.B. WMS/CMS-Lösungen geeignet sind, Schwarzarbeit, Korruption etc. zu minimieren bzw. zu verhindern.

Die Studie hat die verschiedenen WMS/CMS-Systeme verglichen, ohne diese im Sinne eines "besser oder schlechter" zu bewerten. Kein Anbieter sollte hervorgehoben werden, denn ein Wettbewerb der Systeme kann unter Umständen dem Ziel einer regelkonformen und ethikorientierten Unternehmensführung entgegenstehen und für die Unternehmen die Herangehensweise an Compliance und Unternehmensethik gegebenenfalls erschweren. So legt jede CMS/WMS-Lösung unterschiedliche Schwerpunkte, während insgesamt alle Systeme auch Inhalte des jeweils anderen Systems aufweisen.

Um die Fragen zum Thema Unternehmensethik und Compliance zielgerichtet analysieren zu können, erfolgte eine verbandsübergreifende Internetumfrage in der Bauwirtschaft, ergänzt um eine Umfrage im Anlagenbau und der Immobilienwirtschaft. Zur besonderen Überprüfung einzelner Aspekte wurden seitens des Forschungsnehmers eine Reihe von Telefoninterviews geführt. Ziel dieser Interviews war es, ein möglichst praxisnahes Bild der aktuellen Situation zu erhalten.

Ergebnisse

Nahezu 260 Unternehmen haben an der Online-Umfrage teilgenommen, was ein recht genaues Bild von den Bedarfen und Nöten in der Bauwirtschaft ermöglicht. Eine wichtige Erkenntnis hierbei war, dass den Unternehmen die Bedeutung von Compliance- und Werte-Management-Systemen bewusst ist. Allerdings gab es innerhalb der Betriebe häufig keine formalisierte Annäherung an das Thema. Dabei ist die Größe der Unternehmen entscheidend dafür, wie den Themen Unternehmensethik und Compliance begegnet wurde. Verschiedene bekannte Systeme wie z.B. das EMB-Wertemanagement sowie die Zertifizierung durch die ZertBau fanden sich in kleineren Unternehmen eher nicht.

Hieraus kann geschlussfolgert werden, dass es wichtig ist, dass Compliance- und Wertemanagementsysteme in der Lage sind, die Themen Compliance und Unternehmensethik sachgerecht und unternehmensindividuell wiederzugeben. Im Zuge der Umfragen erfolgte zwar keine Abfrage von Funktionstest und Wirksamkeitsanalysen. Es konnte aber festgestellt werden, dass dort, wo ein CMS/WMS installiert wurde, im Grundsatz Zufriedenheit mit der Lösung besteht.

Die tatsächlichen Kosten der Einführung bzw. laufenden Pflege eines CMS/WMS-Systems konnten nicht abschließend geklärt werden. Es bleibt aber festzuhalten, dass neben den Audit- oder Zertifizierungskosten die mittelbaren Kosten (Schulung, Mitarbeiterzeiten etc.) bei einer Kostenbetrachtung nicht vernachlässigt werden dürfen.

Unternehmensethik und Compliance müssen durch die Geschäftsleitung vorgelebt werden. Die Verletzung von Regeln und Unternehmensstandards muss sanktioniert werden. Dies erfordert eine permanente, gleichwohl angemessene Kontrolle der Unternehmensanforderungen. Ein Code of Conduct wird von den meisten Unternehmen begrüßt. Eine externe Whistle-Blower-Institution wird von den meisten Unternehmen nicht gewünscht. Als Wichtig empfunden werden unter anderem das Schulen von Compliance und die Nutzenstiftung; die Anwender legen gesteigerten Wert auf den Aspekt eines nachweislichen "Organisationsnutzens" durch Compliance.

Unternehmen der Immobilienwirtschaft und des Anlagenbaus haben teilweise eine abweichende Auffassung von Compliance und Unternehmensethik. Zum einen liegt das daran, dass Compliance bereits seit Jahren Einzug in die stationäre Industrie gehalten hat. Zum anderen hat man in diesen Branchen bereits den Mehrwert von Compliance im Zuge der Kommunikation mit Stake- und Shareholdern erkannt. Transparenz hat dort einen hohen Stellenwert und wird als Wert an sich angesehen.

Im Baugewerbe schafft die Vielfalt an Möglichkeiten Raum für unternehmensindividuelle CMS/WMS-Lösungen. Die Implantierung kompletter, standardisierter Systeme wird vom Forschungsnehmer kritisch gesehen.

Veröffentlichungen

Compliance-Management und Unternehmensethik in der Bauwirtschaft, April 2018
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Baugewerbe, Bauwirtschaft, Compliance Management, Unternehmensethik
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/1Wertschoepfung/2016/compliance-management/01_start