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Entwicklung eines Handlungsinstruments für die Bewertung des BNB-Kriteriums "Risiken für die lokale Umwelt"

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Entwicklung eines Handlungsinstruments für die Bewertung des BNB-Kriteriums "Risiken für die lokale Umwelt"


Projektnummer
Projektbeginn
06.2011
Projektende
05.2012
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) steht ein ganzheitliches und quantitatives Bewertungsverfahren für neu erstellte Büro- und Verwaltungsgebäude zur Verfügung. Innerhalb des Forschungsprojektes wurde ein Handlungsinstrument für die Einschätzung und Dokumentation von Baustoffen und Bauprodukten hinsichtlich ihres Risikopotenzials auf Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Außenluft entwickelt, das die Anwendung des BNB-Kriteriums "Risiken für die lokale Umwelt" vereinheitlicht und erleichtert.Projektlaufzeit: Juni 2011 - März 2012

Das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) ergänzt seit Ende 2009 den Leitfaden Nachhaltiges Bauen. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde ein Handlungsinstrument für die Unterstützung bei der Bearbeitung des BNB-Kriteriums 1.1.6 "Risiken für die lokale Umwelt" in Form eines einfach anwendbaren Softwaretools entwickelt. Das Instrument schafft eine einheitliche und vergleichbare Grundlage für die Beurteilung von Baustoffen und Bauprodukten hinsichtlich ihres Risikopotenzials auf Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Außenluft.

Derzeit stellen die verfügbaren produktbezogenen Umweltinformationen eine unübersichtliche und im Sinne der Kriterienanforderungen ungenügende Quelle zur Beurteilung der Risikopotenziale dar. Deshalb muss in Ausnahmefällen die Bewertung von Bauprodukten, deren Beschreibung keine ausreichenden Angaben zu den Risikopotenzialen liefern, durch Ersatzannahmen erfolgen.

Das entwickelte Handlungsinstrument kann sowohl als Planungshilfe für die Vorabschätzung in der Planungsphase als auch als Anwendungshilfe für die Bewertung von Baustoffen und Bauprodukten in der Realisierungsphase des Gebäudes eingesetzt werden. Weiterhin wurde das Datenangebot von externen Informationssystemen überprüft und die Möglichkeit der Einbindung beschrieben. Das Handlungsinstrument ist ausbaufähig.

Auftragnehmer des Forschungsprojekts war die Bayerische Architektenkammer unter der Projektleitung von Dipl.-Ing. Rudolf Scherzer (vertreten durch Dipl.-Ing. Thomas Maria Lenzen). Unterauftragnehmer waren die Architekten Dipl.-Ing. Holger König, Gröbenzell, Dipl.-Ing. (FH) Petra Wurmer-Weiß, München und Dr.-Ing. Martina Klingele, Rosenheim.

Konzept

Das Forschungsprojekt war in vier Arbeitsschritte unterteilt:

Teil 1: Umsetzungskonzept für die Entwicklung des Handlungsinstruments

  • Programmkonfiguration
  • Struktur der Datenbank
  • Dateneingabe
  • Datenbewertung
  • Datenaustausch


Teil 2: Untersuchung der Bauprodukte/Bauproduktgruppen nach belastbaren Umweltdeklarationen

Da nicht für alle Bauprodukte Umweltdeklarationen im Sinne des BNB-Kriteriums zur Verfügung stehen, sollten auch darüber hinaus verfügbare produktbezogene Schadstoffdeklarationen auf die Verwendbarkeit überprüft werden. Dafür war zu ermitteln, welche produktbezogenen Umweltinformationen belastbare Aussagen liefern (z.B. EPDs, EU-Sicherheitsdatenblätter und andere Produkt-Labels), und in welchen Ausnahmefällen ersatzweise produktunabhängige Umweltinformationen herangezogen werden müssen.


Teil 3: Analyse der Bauproduktgruppen, für die eine produktunabhängige Umweltdeklaration erforderlich ist

Aus dem vorgenannten Ergebnis (Teil 2) sollten die Bauproduktgruppen analysiert werden, für die eine produktunabhängige Umweltinformation erforderlich ist, um diese ersatzweise zur Bewertung von Bauprodukten zu verwenden. Dies gilt für die Fälle, bei denen keine verwendbare, produktbezogene Umweltdeklaration gemäß Teil 1 zur Verfügung steht. Des Weiteren sollte untersucht werden, inwieweit vorhandene produktunabhängige Informationssysteme (insbesondere WECOBIS) herangezogen werden können, um diese Ersatzannahme treffen zu können.


Teil 4: Umsetzung des Handlungsinstruments für die Bewertung des BNB-Kriteriums "Risiken für die lokale Umwelt"

Die Programmierung der Software mit den oben beschriebenen Funktionalitäten erfolgte in C++ unter Nutzung des Datenbanksystems Microsoft Access. Es wurden folgende Funktionalitäten bereitgestellt:

  • Einfache Projektverwaltung
  • Erfassung der Bauteile der Projekte
  • Auswertung
  • Export/Import

Ergebnisse

Für die Bewertung des BNB-Kriteriums 1.1.6 "Risiken für die lokale Umwelt" wurde ein Handlungsinstrument für die Einschätzung und Dokumentation von Baustoffen und Bauprodukten hinsichtlich ihres Risikopotenzials auf Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Außenluft in Form eines einfach anwendbaren Datenbankmanagementsystems entwickelt.

Das vollständige Programm mit Installationsroutine, Projektbearbeitung und Import/Export-Funktionen wurde vereinbarungsgemäß fertiggestellt und in ersten Projekteinsätzen evaluiert. Es erfüllt die Anforderungen im Hinblick auf die Unterstützung der Planer während der Planungs- und Realisierungsphase des Gebäudes. Die Eingaben und Bewertungen werden übersichtlich und für Dritte nachvollziehbar dokumentiert.

Für die Informationsbeschaffung ist eine Abfragestruktur vorgesehen, die es in Zukunft ermöglicht, digital verfügbare Daten aus entsprechenden Angeboten im Netz (z.B. WECOBIS) zu erhalten.

Untersuchung der Bauprodukte/Bauproduktgruppen nach belastbaren Umweltdeklarationen

Durch REACh (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals, die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) wird die problematische Informationslage im Bauwesen aufgelöst. Bisher mussten nur für Stoffe und Zubereitungen Sicherheitsdatenblätter vorgelegt werden. REACh fordert dies nun zumindest für die SVHC (substances of very high concern, besonders besorgniserregende Stoffe) auch für Erzeugnisse ein. Da die Kandidatenstoffliste nur langsam gefüllt wird, kann es aber noch Jahre dauern, bis eine Herstellerantwort bezogen auf die SVHC tatsächlich eine gewisse Garantie im Hinblick auf die Inhalte der Risikostoffe bietet.

Der Bericht liefert an dieser Stelle neben Informationen zu REACh eine Übersicht über die relevanten Regulierungen in der EU und in Deutschland zu Stoffen und Gemischen sowie zu Erzeugnissen.

Informationsquellen zur Erfassung von Inhaltsstoffen

Zur Identifizierung von Risikostoffen für die Umwelt in Bauprodukten können verschiedene Informationsquellen eingesetzt werden. Der Bericht liefert Informationen zu Sicherheitsdatenblättern, R- und S-Sätzen (Risiko- und Sicherheitssätze), dem global harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS-System), der Kennzeichnung nach REACh und zu den verschiedenen Umweltdeklarationssystemen.

Die Vorreiterrolle, die verbraucherorientierte Zeichen im Baubereich lange Zeit erfüllt haben, kann heute nicht mehr erkannt werden. Sowohl die Transparenz der Bewertungsverfahren als auch die Überprüfung durch unabhängige Dritte ist bei vielen Zeichen nicht gewährleistet. Eine Ausnahme bildet der "Blaue Engel". Die Auswahlkriterien werden transparent und nachvollziehbar in den entsprechenden Dokumenten der Gütegemeinschaft formuliert. In Bezug auf die Aufstellung von Regellisten zeigen die Selbstverpflichtungsregeln der Lack- oder Automobilindustrie ebenfalls ein klares Profil. Leider stehen diese für Planer und Handwerker nicht zu Verfügung.

Die Konzentration einiger Vergabesysteme auf die Messanalytik und die Aussagen zur Emissionsbelastung berücksichtigen nicht die Gefahren im Lebenszyklus, die bei Havariefällen (z.B. Brand oder bei Überschwemmungen) entstehen können.

Unterstützung des Handlungsinstruments für die Bewertung des BNB-Kriteriums durch das Baustoffinformationssystem WECOBIS

Die differierende Qualität der Informationslage und die Möglichkeit des Einsatzes für die Vorabschätzung in der Planungsphase war Anlass, zu untersuchen, inwieweit das Informationssystem WECOBIS in Zukunft grundsätzlich für relevante Bauproduktgruppen produktunabhängige Informationen für das Handlungsinstrument zur Bewertung des BNB-Kriteriums 1.1.6 zur Verfügung stellen kann.

Auf Basis einer xml-Abfrageliste, die den Anforderungen von Kriterium 1.1.6 folgt, soll in Kombination mit der jeweiligen Relevanz für die Hauptgruppen in WECOBIS eine Datenbank erstellt werden, die das Handlungsinstrument direkt mit Daten bedient.

Da WECOBIS ein produktneutrales Baustoffinformationssystem ist, liegen alle Informationen auf der Ebene von Bauproduktgruppen vor. Dies bewirkt zwangsläufig, dass in den meisten Fällen Produkte, die zur gleichen Bauproduktgruppe gehören, im Detail unterschiedliche ökologische Kennwerte aufweisen (z.B. VOC-Gehalt). In der Regel werden von Produkten innerhalb der gleichen Bauproduktgruppe damit unterschiedliche Qualitätsniveaus erreicht werden können. Für jedes potenziell mögliche Qualitätsniveau einer Bauproduktgruppe wird daher ein eigener Datensatz mit entsprechenden Werten generiert werden.

Neben der Generierung von Datensätzen für das Handlungsinstrument besteht zudem die Möglichkeit, Fachbegriffe aus dem Umfeld des Kriteriums 1.1.6 im WECOBIS-Lexikon zu erklären und aus dem Handlungsinstrument direkt darauf zu verlinken.

Auch für die WECOBIS-Nutzer, die keine Gebäudebewertung vornehmen möchten, könnte die Information über das "Abschneiden" einer Produktgruppe im Kriterium 1.1.6 eine interessante Information darstellen. Die Datenbank sollte also auch für die Darstellung in WECOBIS optisch aufbereitet werden. Für die Bedienung des Handlungsinstruments spielt diese Darstellung keine Rolle.

Ausblick

Es wird empfohlen, das Handlungsinstrument einer breiter angelegten Evaluierung zu unterziehen und die aus diesen Arbeiten gewonnen Ergebnisse zur Verbesserung des Handlungsinstruments einzusetzen.

Veröffentlichungen

Entwicklung eines Handlungsinstruments für die Bewertung des BNB-Kriteriums "Risiken für die lokale Umwelt" - Endbericht
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : BNB, lokale Umwelt, Risiken, Kriterium
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2011/BNBUmwelt/01_start