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Auswirkungen der Planungsmethode Building Information Modelling (BIM) auf die Leistungsbilder und Vergütungsstruktur für Architekten und Ingenieure sowie auf die Vertragsgestaltung

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Auswirkungen der Planungsmethode Building Information Modelling (BIM) auf die Leistungsbilder und Vergütungsstruktur für Architekten und Ingenieure sowie auf die Vertragsgestaltung


Projektnummer
Projektbeginn
09.2010
Projektende
07.2011
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Innerhalb des Projektes wurde eine Analyse der Methodik und deren Auswirkungen auf die Organisation des Planungsteams sowie eine rechtliche Bewertung der aktuellen Vertragssysteme erstellt.Projektlaufzeit: September 2010 - Juni 2011

Im Mai 2010 wurde vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) im Rahmen des Forschungsprogramms "Zukunft Bau" das Forschungsprojekt "Die Auswirkungen von Building Information Modelling (BIM) auf die Leistungsbilder und Vergütungsstruktur für Architekten und Ingenieure sowie auf die Vertragsgestaltung" ausgeschrieben.

Anlass

Ein besonderer Aspekt der modellorientierten Planungsmethoden wie BIM liegt in der Möglichkeit, alle Daten des Objektes in einem einzigen 3-dimensionalen Datenmodell zu entwickeln und zu verwalten. Hiermit liegen sowohl die geometrischen Informationen des Objektes (Zeichnungen) als auch die alphanumerischen Informationen (Maße, Mengen, Qualitäten und Kosten) in einem gemeinsamen konsistenten Objektmodell vor. Allerdings kann die konsequente Anwendung solcher Methoden zu deutlichen Abweichungen gegenüber den in der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) beschriebenen Leistungsbildern und Vergütungsstrukturen führen. Noch weiter verändert werden diese Strukturen, wenn die konsequente Anwendung der modellorientierten Planungsmethoden auf alle Planungs- und Baubeteiligten ausgedehnt werden soll, was letztlich eine unvermeidliche Konsequenz für das Ziel einer effizienten und konsistenten Planung ist.

Das könnte weiter dazu führen, dass die in der HOAI angelegte und in den bisherigen Planungsmethoden im Prinzip praktizierte Trennung der einzelnen Leistungsphasen mit einem solchen Systemen wie BIM verwischt werden. Insofern ist einerseits eine deutliche Verschiebung der Leistungsgewichtung systemimmanent, anderseits verändert sich der Aufgabenumfang deutlich. Um insbesondere das gemeinsame Arbeiten der einzelnen Akteure im Planungsteam zu gewährleisten, ist es gegebenenfalls erforderlich, neue Aufgabenbereiche und auch neue Verantwortungsstrukturen zu definieren.

Zielsetzung

Es ist zu untersuchen, ob und wie es zu einer Verschiebung des Aufwandes innerhalb der Leistungsphasen kommt. Das Gutachten dient dazu, mögliche Veränderungen der Rahmenbedingungen bei der Anwendung der Planungsmethode BIM umfassend zu untersuchen sowie die Schnittstellen zur HOAI darzustellen.

Darüber hinaus sind die Auswirkungen auf die Leistungsbilder (Grundleistungen oder Besondere Leistungen) und Vergütungsstruktur der HOAI zu beschreiben und Vorschläge für eine Anpassung der HOAI und der Vertragsgestaltung zu unterbreiten.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren:

Thomas Liebich, AEC3 Deutschland GmbH
Carl-Stephan Schweer, RAUE LLP
Siegfried Wernik, Léon Wohlhage Wernik, Architekten

Konzept

Das Gutachten bezieht sich ausdrücklich auf das Leitbild Bau. Darin werden Durchgängigkeit der Wertschöpfungskette Bau, Partnerschaftliches Bauen, Betrachtung des Lebenszyklus, Bildung und Innovation als die Leitlinien des zukünftigen Bauens in Deutschland genannt. Eine wesentliche Komponente der Umsetzung des Leitbildes ist nach Auffassung der Gutachter ein verbesserter Einsatz von Informationstechnik im Sinne des Building Information Modelling.

Nach Erkenntnis der Gutachter werden BIM-Methoden im europäischen und außereuropäischen Ausland bereits mit Erfolg eingesetzt. Es ist absehbar, dass Planungsmethoden mit virtuellen Objektmodellen sich auch im Bauplanungsbereich durchsetzen werden, wie dies bereits in anderen Industriebereichen der Fall ist. Es ist allerdings deutlich erkennbar, dass diese Methoden in Deutschland keine mit dem Ausland vergleichbare Akzeptanz finden.

Das Gutachten untersucht dieses Phänomen und macht Vorschläge zu dessen Überwindung. 

Das Projekt wurde in folgende Arbeitspakete gegliedert:

  1. Grundlagenermittlung
    Status quo der Anwendung und Akzeptanz von BIM in der deutschen Bauwirtschaft, vergleichende Betrachtung der internationalen Entwicklung.

  2. Analyse des nationalen Status quo in Deutschland Analyse der verfügbaren Technologien
    Rechtlicher Rahmen für Vertrags- und Vergütungsgestaltung
    Darstellung der Aufwandsverschiebung durch BIM
    Darstellung der veränderten Aufgaben- und Aufwandsverteilung
    Analyse der Akzeptanz bei den am Baugeschehen Beteiligten

  3. Kernthesen
    Erörterung der vertraglichen Leistungsbeschreibung
    Analyse der Auftragnehmerstruktur bei BIM-Projekten
    Integration der Bauleistungen in den Planungsprozess im Hinblick auf Lebenszyklus der Immobilie
    Darstellung der Notwendigkeit von geänderten Vergütungsregelungen

  4. Empfehlungen zum Einsatz vom BIM in Deutschland
    Erörterung von Mindestvoraussetzungen für eine Akzeptanz von BIM
    Empfehlungen zu einer Leistungsbeschreibung BIM
    Rechtliche Hinweise für die Implementierung von BIM-Leistungen
    Anmerkungen zur Verteilung des Planungshonorars

Das Gutachten wurde durch den neu gegründeten Beirat "BIM-Bau – openBIM für Deutschland" begleitet.

Ergebnisse

  1. Building Information Modelling ist eine Methode und keine Software. Die Einführung, Umsetzung und Förderung von BIM ist daher keine IT Aufgabe, sondern eine Managementaufgabe.

  2. Die BIM Methode lässt sich auf Projekte unabhängig ihres Projektvolumens anwenden. Sie ist daher in absehbarer Zeit für die meisten am Planungsgeschehen beteiligten Architekten und Ingenieure relevant.

  3. Die Anwendung von BIM Methoden bei der Umsetzung originärer Planungsleistung der Architekten und Ingenieure ist keine Zusatzleistung, sondern ist eine Grundsatzentscheidung für eine bestimmte Planungsmethode, mit weitreichenden Folgen.

  4. Die BIM Methode enthält neue, zusätzliche Leistungen (wie die BIM Koordination des Planungsteams u. a. zur kollisionsfreien Planung) die von den geltenden, traditionellen Leistungsbildern abweichen. Diese zusätzlichen Leistungen schaffen einen erheblichen Mehrwert innerhalb des Projektes.

  5. Die BIM Methode erzwingt eine neue Bewertung der Aufwandsverteilung zwischen den Fachdisziplinen im Planungsteam und zwischen den Leistungsphasen im Projektverlauf.

  6. Die BIM Methode kann umso effizienter eingesetzt werden, je stärker gemeinschaftliches Handeln (gemeinsame Vorteile und Risiken) vertraglich verankert ist, und je tiefer BIM in der Wertschöpfungskette genutzt wird.

  7. Die Anwendung von BIM Methoden erfordert neue Vertrags- und Vergütungsregelungen. Planungsleistungen nach der BIM-Methode können im starren Gerüst der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) nicht abgebildet werden.

Die Effizienz der BIM Methode, und die damit verbundenen Vorteile des Bauherrn bezüglich Termin-, Kosten- und Qualitätssicherheit, ist ursächlich von den in den Thesen genannten Rahmenbedingungen abhängig. Die konsequente  Anwendung gewährleistet die umfassendste Methode der BIM Anwendung; im Bericht als "big open BIM" dargelegt.

Folgende wesentliche Defizite wurden in den derzeitigen Rahmenbedingungen des deutschen Bauwesen für die umfassende Anwendung von BIM erkannt:

  1. fehlende Regularien auf die sich BIM Vertragsvereinbarungen beziehen können (anerkannte BIM Richtlinien und Vertragsmuster, die gemeinschaftliches Handeln gemäß der BIM Methode fördern),

  2. fehlende Rechtssicherheit bei der Preisgestaltung für BIM-Leistungen, der entstehende Mehrwert wird nicht adäquat gewürdigt,

  3. fehlender Bezug der neuen Leistungsbilder in der HOAI. Die Leistungsbilder erfordern weitreichende Flexibilität bei den Vergütungsmodellen für das BIM-Team.

Dazu beschreiben die Autoren im Gutachten neue Rollen und Leistungsbilder, eine rechtliche Bewertung des BIM Einsatzes, die zu erwartenden neuen Vertragsbeziehungen und die darin zu verankernden Aufgaben und Aufwandsverschiebungen. Ein Vertragsanhang für "BIM Vereinbarungen" wurde ausgearbeitet und dem Auftraggeber als Muster übergeben. Es wird auf die Bedeutung von BIM Richtlinien hingewiesen, die für die BIM Vereinbarungen ein entscheidender Grundstein sind. Deren Ausarbeitung wird dem Auftraggeber empfohlen.

BIM gewährleistet, dass alle Beiträge der Planungsbeteiligten in einem einheitlichen Modell zusammengefasst werden. Eine Separierung der Leistungsbeiträge auf der vertraglichen Ebene soll und muss überwunden werden. Kerngedanke von BIM ist das gemeinschaftliche Handeln (als ARGE,  Generalplaner oder Generalübernehmer) im Verhältnis zum Auftraggeber. Da aber die zu erwartenden Aufwandsverschiebungen innerhalb des Teams sich nicht im bestehenden Rahmen der HOAI abbilden lassen, müssen im Binnenverhältnis des BIM-Teams neuen Zusammenarbeits- und Vergütungsmodelle entwickelt werden.

Bis auf weiteres werden auf Anbieterseite als Marktteilnehmer ausschließlich Planer zu finden sein, die mit BIM bereits Erfahrungen gesammelt haben oder diese aus Überzeugung mit Kompetenz entwickeln. Projekte, die mit konsequenten BIM-Methoden durchgeführt werden, liegen insofern bis auf Weiteres außerhalb des allgemeinen Marktes (ähnlich wie die Bauvorhaben über 25 Mio EUR). Es ist zu erwarten, dass hier fast ausschließlich erfahrene Marktteilnehmer tätig sind. Darüber hinaus werden BIM-Leistungen während einer erforderlichen "Erprobungsphase" vereinzelte Leistungen bleiben. Daher wird das grundsätzliche Anliegen des Gesetzgebers, Architekten- und Ingenieurhonorare preisrechtlich zu regulieren, nicht erheblich tangiert.

Die Autoren empfehlen insofern bis auf Weiteres eine Freistellung von BIM-Leistungen im Preisrecht zu verankern.

Veröffentlichungen

Die Auswirkungen von Building Information Modelling (BIM) auf die Leistungsbilder und Vergütungsstruktur für Architekten und Ingenieure sowie auf die Vertragsgestaltung - Endbericht
Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Building Information Modeling, BIM, dreidimensionales Datenmodell
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/3Rahmenbedingungen/2010/BIM/01_start