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Berücksichtigung des Nutzerverhaltens bei energetischen Verbesserungen

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Berücksichtigung des Nutzerverhaltens bei energetischen Verbesserungen


Projektnummer
Projektbeginn
12.2016
Projektende
02.2019
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Derzeit vorliegende Erkenntnisse zum Energieverbrauch von Wohngebäuden, zu den durch Modernisierung erzielbaren Effekten und zum Einfluss der Nutzer wurden zusammengetragen. Daraus wurden Vorschläge zur Ergänzung des Energieausweises abgeleitet, die eine realistische Einschätzung des Verbrauchs vor und nach Modernisierung erlauben und die Verbesserung des thermischen Komforts herausstellen.Projektlaufzeit: Dezember 2016 – Juli 2018

Ausgangslage

Die Bundesregierung strebt eine umfassende Transformation des deutschen Gebäudebestands an, die zu einer drastischen Reduktion des Verbrauchs an fossilen Energieträgern und damit zu einer Minimierung des Ausstoßes klimaschädlicher CO2-Emissionen in diesem Sektor führen soll. Viele Wohnungsunternehmen und private Gebäudeeigentümer investieren bereits erhebliche Mittel in die energetische Modernisierung ihrer Gebäude, wobei als Motivation neben dem Klimaschutz auch die Verbesserung des thermischen Wohnkomforts und die Verringerung von Verbrauchskosten eine wichtige Rolle spielen. Jedoch müssen die Anstrengungen angesichts der Gefahren des durch die CO2-Emissionen bedingten Treibhauseffekts noch deutlich verstärkt werden.

Derzeit herrscht jedoch bei Gebäudeeigentümern, Planern und Energieberatern eine gewisse Unsicherheit, ob die Verbrauchsziele nach Modernisierung in der Praxis tatsächlich erreicht werden. Dabei ist bereits unklar, wie das eigentliche "Verbrauchsziel" definiert ist. Der Energieausweis liefert in dieser Hinsicht keine aussagekräftigen Informationen, da er als Nachweisinstrument konzipiert ist und die zugrundeliegende Normberechnung nicht auf eine realistische Bilanzierung abzielt. Andererseits sind neben der reinen Energieeinsparung weitere positive Effekte energetischer Modernsierungen bekannt, die im Energieausweis bisher jedoch nicht herausgestellt werden.

Ziel

Die Ziele der Studie waren

  • eine systematische Zusammenfassung der vorliegenden Erkenntnisse zum Verhalten von Bewohnern und zu ihrem Einfluss auf den Energieverbrauch in Gebäuden vor und nach energetischen Modernisierungen;
  • eine systematische Darstellung empirischer Informationen zum Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser von Wohngebäuden unterschiedlicher energetischer Zustände;
  • die Erarbeitung von Vorschlägen zur Integration realistischer, empirisch abgesicherter Aussagen zum Energieverbrauch vor und nach Modernisierung im Energiebedarfsausweis;
  • eine systematische Herausarbeitung der möglichen positiven Effekte energetischer Modernisierungen jenseits der reinen Energieeinsparung;
  • die Erarbeitung von Vorschlägen zur Kommunikation und Bewertung dieser Effekte als Ergänzung zum Energieausweis.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war das Institut Wohnen und Umwelt (IWU), Darmstadt.

Konzept

1. Nutzerverhalten und -einfluss auf den Energieverbrauch

Der Stand des Wissens zum Nutzerverhalten und zum Einfluss des Nutzers auf den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser wurde dargestellt. Ziel war es, die unterschiedlichen Einflussgrößen auf den Energieverbrauch herauszuarbeiten, die in der Praxis auftretenden Effekte hinsichtlich ihrer Ursachen differenziert zu interpretieren und eine wissenschaftlich fundierte Basis für eine realistische Energiebilanzberechnung zu schaffen.

2. Nicht-energetischer Nutzen von energetischen Modernisierungen und Nutzerzufriedenheit

Es wurden die derzeit verfügbaren Erkenntnisse zu dem über die reine Energieeinsparung hinausgehenden Nutzen der energetischen Modernisierung dargestellt. Dabei wurden die aus Befragungen verschiedener Zielgruppen verfügbaren Erkenntnisse zur Zufriedenheit und zum Wohnkomfort sowie zur Motivation für die Durchführung energetischer Modernisierungen präsentiert und diskutiert.

3. Methodik für die Bestimmung des erwarteten Energieverbrauchs und der typischen Streuung

Es wurden Vorschläge für die Kalibrierung der Norm-Energiebilanzberechnung mit Hilfe von empirisch abgeleiteten Vergleichswerten entwickelt. Diese können als Ergänzung zum herkömmlichen Energiebedarfsausweis für Beratungsaufgaben verwendet werden und stellen eine Brücke zwischen den Kennwerten im Energiebedarfs- und -verbrauchsausweis her.

4. Operationalisierung und Bewertung der Effekte energetischer Modernisierungen

Es wurden Vorschläge für eine Bewertungssystematik erarbeitet, mit der neben der Energieeinsparung auch unterschiedliche Aspekte des nicht-energetischen Nutzens erfassbar gemacht und in Modernisierungsentscheidungen berücksichtigt werden können.

5. Illustration durch Fallbeispiele

Für zwei fiktive Beispielgebäude wurden die Erwartungswerte des Energieverbrauchs auf der Basis der EnEV-Berechnung entsprechend der vorgeschlagenen Methodik ermittelt. Hierbei wurde die Abhängigkeit des zu erwartenden Energieverbrauchs vom Haushaltstyp verdeutlicht. Es wurde auch ein Vorschlag entwickelt, wie die erwarteten Werte und Spannen des Energieverbrauchs Verbrauchern als Ergänzung zum Energieausweis präsentiert werden könnten. Ferner wurden beispielhaft die zusätzlichen positiven Effekte der energetischen Modernisierungen entsprechend dem oben genannten Methodik-Vorschlag herausgestellt.

6. Weiterer Handlungs- und Forschungsbedarf

Zur praktischen Umsetzung der entwickelten Konzepte wurden verschiedene Vorschläge formuliert. Hierzu gehört zum Beispiel die Einführung eines standardisierten Basis-Satzes von Monitoring-Indikatoren für den energetischen Zustand und den Energieverbrauch, der zunächst bei der Energieverbrauchsausweis-Erstellung und dann in verschiedenen weiteren Feldern immobilien- und energiewirtschaftlicher Prozesse zum Einsatz kommen würde. Auch der Bedarf nach weiterer Forschung zur Verbesserung des Grundlagenwissens wurde dargestellt.

Ergebnisse

Die Studie gibt zunächst einen Überblick über die in Deutschland vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse inklusive empirischer Informationen zum Energieverbrauch, zum Nutzerverhalten sowie zu den unterschiedlichen positiven Effekten, die durch energetische Modernisierungen erreicht werden können.

Auf dieser Basis wird ein Konzept zur realistischen Beurteilung des Energieverbrauchs vorgeschlagen, welches aus drei Bausteinen besteht:

  • Veröffentlichung von Vergleichswerten für den Energieverbrauch (inklusive regelmäßiger Updates)
  • Ergänzung des Norm-Kennwertes im Energiebedarfsausweis durch eine Schätzung des realen Energieverbrauchs und der zugehörigen Unsicherheit (Spanne des erwarteten Verbrauchs)
  • Definition eines über die Normberechnung hinausgehenden zusätzlichen Satzes von Randbedingungen und Gebäudedaten, bestehend aus Mittelwerten und Unsicherheiten für die realistische Energiebedarfsberechnung und für die Energieberatung

Aufbauend auf den zusammengetragenen empirischen Daten werden hierfür erste Anhaltswerte geliefert: Diese bestehen aus tabellierten Werten des Energieverbrauchs differenziert nach Gebäudealter (unsanierte Gebäude) bzw. nach Normenergiebedarf, Funktionsgleichungen für den Kalibrierungsfaktor und die zugehörige Unsicherheit (siehe Bild 1) sowie aus Ansätzen für typische Werte und zugehörige Spannen der Nutzungsdaten.

Die in der Praxis beobachtete starke Streuung der Verbrauchskennwerte bei gleichen Bedarfskennwerten konnte durch plausible Annahmen über die Variationsbreite der Daten zur Nutzung, zum Gebäude und zur Anlagentechnik erklärt werden.

[Bild]

Neben der Energieeinsparung konnten weitere positive Effekte energetisch modernisierter Gebäude herausgestellt werden: Am bedeutsamsten ist die durch wirksamen Wärmeschutz erreichbare Verbesserung des thermischen Komforts im Winter und im Sommer sowie die dauerhaft gute Luftqualität durch Lüftungsanlagen. Es wird ein Vorschlag gemacht, wie diese Vorzüge in einem ergänzenden Dokument zum Energieausweis herausgestellt werden können (Bild 2). Diese Bewertung baut auf dem Farbschema des "individuellen Sanierungsfahrplans" der Bundesregierung auf.

[Bild]

Veröffentlichungen

Berücksichtigung des Nutzerverhaltens bei energetischen Verbesserungen
Hrsg.: BBSR, BBSR-Online Publikation 04/2019, Bonn, März 2019
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Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Energieeinsparverhalten, Nutzerverhalten, Büro- und Verwaltungsgebäude, öffentliche Gebäude, Energieverbrauch
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2016/nutzerverhalten-modernisierung/01-start