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Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen – Anwendung des Zertifizierungssystems und der Kriteriensteckbriefe

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen – Anwendung des Zertifizierungssystems und der Kriteriensteckbriefe


Projektnummer
Projektbeginn
07.2009
Projektende
08.2010
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Der Kriterienkatalog und die Bewertungsregeln zur Zertifizierung der nachhaltigen Gebäudequalität von Büro- und Verwaltungsbauten wurden vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) entwickelt. Ziel des Forschungsprojektes war es, die Version 2008 des Deutschen Gütesiegels Nachhaltiges Bauen in einer zweiten Pilotphase im Hinblick auf die Bauaufgaben des Bundes zu erproben.Projektlaufzeit: Juli 2009 - März 2010

Ende letzten Jahres die erste Pilotzertifizierung von 16 Büro- und Verwaltungsbauten mit der Version 2008 durchgeführt werden.

Die Erkenntnisse dieser Ersterprobung, bei der 49 der 63 Kriterien bewertet wurden, werden derzeit ausgewertet. Vorschläge für eine Systemanpassung und -fortschreibung sollen aus dieser Evaluierung abgeleitet werden. Zur weiteren Konsolidierung des Systems und zur Ergänzung der Version 2009 ist eine zweite Erprobungsphase notwendig. Diese dient als Beratungswerkzeug und als fachliche Unterstützung für die Lenkungsgruppe "Nachhaltiges Bauen" sowie dem Runden Tisch "Nachhaltiges Bauen".

Auftragnehmer des Forschungsvorhabens war die Technische Universität München, Lehrstuhl für Bauphysik, Natalie Eßig (Projektleitung) in Kooperation mit Intep, Integrale Planung GmbH, Thomas Rühle und Fraunhofer Institut für Bauphysik, Bastian Wittstock.

Konzept

Im ersten Teil des Forschungsprojekts wurden folgende Gebäude gemäß den Kriterien des Deutschen Gütesiegels Nachhaltiges Bauen mit der Version 2008 bewertet:

Erstellung eines Vorzertifikats:
Neubau des BfS Verwaltungs- und Laborgebäudes K10V
Standort: Köpenicker Allee 120-130, 10318 Berlin
Bauherr: Bundesamt für Strahlenschutz

Erstellung eines Zertifikats:
Neubau des Bundesministeriums für Gesundheit
Standort: Rochusstraße 1, 53123 Bonn
Bauherr: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Grundlagen zur Erstellung des Vorzertifikats und Zertifikats waren die Steckbriefe aus der Pilotphase des Deutschen Gütesiegels Nachhaltiges Bauen, Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude Version 2008, Bearbeitungsstand Dezember 2008, sowie die zur Verfügung gestellten Unterlagen zu den jeweiligen Bauprojekten.

Die bereitgestellten Unterlagen, mit besonderer Beachtung der Entwurfsunterlage-Bau (EW-Bau), wurden von den Forschungsnehmern ausgewertet und auf Lücken hinsichtlich der Zertifizierung überprüft. Fehlende Dokumente, Daten und Angaben zum Gebäude konnten in einem Workshop bei den jeweiligen Objekten vor Ort mit den Planungsbeteiligten, wie dem Bauherrn, Nutzer, Architekten und Fachplanern gewonnen werden.

Im zweiten Teil des Forschungsprojekts wurden die Erfahrungen aus den Pilotzertifizierungen erläutert. Zusätzlich wurden Handlungsempfehlungen für nachhaltiges Bauen bei öffentlichen Gebäuden erstellt und Empfehlungen zu den Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes (RBBau) gegeben.

Ein besonderes Augenmerk lag hier auf der Kommentierung der Entwurfsunterlage-Bau. Hierbei werden für zukünftige Projekte der öffentlichen Hand Hinweise gegeben, welche planungsrelevanten Angaben für eine nachhaltige Gebäudebewertung hier notwendig sind und in der Planung beachtet werden sollten.

Ergebnisse

1. Erstellung eines Vorzertifikats für das Bundesamt für Strahlenschutz

Das Gebäude war zum Zeitpunkt der Vorzertifizierung bereits fertiggestellt und in Betrieb. Grundlage für die Bewertung waren die zur Verfügung gestellten Unterlagen: ES-Bau, EW-Bau, Architektenpläne, Leistungsverzeichnisse, eine nachträglich erstellte Berechnung nach DIN V 18599 sowie weitere Gutachten und Angaben von Seiten der Projektleitung.

Die Daten wurden von der Arbeitsgemeinschaft ausgewertet, an den Kriterien des DGNB-Zertifikats gemessen und fehlende Informationen, die für eine Bewertung notwendig sind, ermittelt. Mit den vorhandenen Daten konnten somit zirka 59% der Indikatoren des Deutschen Gütesiegels Nachhaltiges Bauen bewertet werden.

Bei einer Begehung des Gebäudes konnten weitere Punkte für die Zertifizierung geklärt werden. Beispielsweise konnten beim Kriterium 23, "Einflussnahme des Nutzers", zu dem keine Datengrundlage zur Bewertung vorlag, alle nötigen Angaben zu den Indikatoren ermittelt und durch Fotos dokumentiert werden.

Die restlichen Daten wurden im Rahmen eines Zertifizierungsworkshops vor Ort ermittelt. Wichtige Informationen konnten beispielsweise zum Planungsprozess gewonnen werden. Ebenso wurde geklärt, ob geforderte Simulationen und Berechnungen vorliegen.

Nach Fertigstellung der Projektdokumentation ließen sich folgende Erfüllungsgrade für die einzelnen Kategorien bestimmen:

Endergebnis
KategorieErfüllungsgrad
Ökologische Qualität87%
Ökonomische Qualität84%
Soziokulturelle und funktionale Qualität40%
Technische Qualität77%
Prozessqualität62%
Standortqualität (gesonderte Bewertung)79%
Gesamt71%

Insgesamt wurde ein Erfüllungsgrad von 71% erreicht, was einem DGNB-Vorzertifikat in Silber entspricht.

2. Erstellung eines Zertifikats für das Bundesministerium für Gesundheit

Das Gebäude war zum Zeitpunkt der Zertifizierung bereits fertiggestellt und in Betrieb. Die Grundlage für die Bewertung bildeten die zur Verfügung gestellten Unterlagen: EW-Bau (Auszüge), Architektenpläne, Generalunternehmervertrag, digitale Dokumentation, eine nachträglich erstellte Berechnung nach DIN V 18599 sowie weitere Gutachten und Angaben.

Die Daten wurden von der Arbeitsgemeinschaft ausgewertet, an den Kriterien des DGNB-Systems gemessen und fehlende Informationen, die für eine Bewertung notwendig sind, ermittelt.

Mit den vorhandenen Daten konnten somit ca. 65% der Indikatoren des Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen bewertet werden.

Schwierigkeiten bei der Datenaufnahme und Zertifizierung:

  • Die Projektdokumentation auf CD-ROM hatte eine mangelhafte Suchfunktion.
  • Es lagen keine Ausschreibungsunterlagen vor; es gab lediglich einen Generalunternehmervertrag.
  • Nachweise, die im GU-Vertrag vereinbart waren, wurden zum Teil nicht erstellt und lagen somit nicht vor.
  • Die EW-Bau lag nur in Papierform vor. Aufgrund des großen Umfangs konnten nur Teile daraus kopiert werden.

Durch Telefonate mit der Projektleitung des BBR und den Erstellern des Energieausweises konnten weitere Dokumente und Angaben ermittelt werden, beispielsweise Auszüge aus der ES-Bau oder die mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten für Steckbrief 35. Weitere Daten konnten bei einem Zertifizierungsworkshop vor Ort im Bundesministerium für Gesundheit geklärt werden. Insbesondere wurden hier Informationen und Dokumente zur Prozessqualität gewonnen.

Eine abschließende Gebäudebegehung lieferte die Belege für die letzten offenen Punkte. Es wurden beispielsweise der Außenraum, die Beleuchtung in den Büroräumen oder die Qualität der Fahrradstellplätze dokumentiert.

Nach Fertigstellung der Projektdokumentation konnten folgende Erfüllungsgrade für die einzelnen Kategorien ermittelt werden:

Endergebnis
KategorieErfüllungsgrad
Ökologische Qualität72%
Ökonomische Qualität93%
Soziokulturelle und funktionale Qualität49%
Technische Qualität65%
Prozessqualität68%
Standortqualität (gesonderte Bewertung)81%
Gesamt69,7%

Insgesamt wurde ein Erfüllungsgrad von 69,7% und somit das Gütesiegel in Silber erreicht. Dieses Ergebnis wurde im Rahmen der Konformitätsprüfung durch das BBSR auf 66,8% korrigiert.

3. Handlungsempfehlungen für nachhaltiges Bauen bei öffentlichen Gebäuden

Aus den Erfahrungen der Pilotzertifizierung wurden Handlungsempfehlungen für öffentliche Gebäude zu folgenden Punkten entwickelt:

  • Projektvorbereitung und Planung
  • Ausschreibungen
  • Verbesserungsvorschläge für die Dokumentation im Planungsprozess
  • Empfehlungen zu den Richtlinien für die Bauaufgaben des Bundes (RBBau)
  • Empfehlungen zur Entscheidungsunterlage-Bau (ES-Bau)
  • Empfehlungen zur Entwurfsunterlage-Bau (EW-Bau)

Veröffentlichungen

BMVBS (Hrsg.): Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen - Anwendung des Zertifizierungssystems und der Kriteriensteckbriefe.
BMVBS-Online-Publikation 18/2010, Bonn 2010.
>> weitere Informationen

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Deutsches Gütesiegel, Kriterienkatalog, Zertifizierung, Gebäudequalität, Büro- und Verwaltungsgebäude, Runder Tisch, Nachhaltiges Bauen
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2010/GuetesiegelNachhBauen/01_start