Newsletter 01 - Rückblick zum Fachsymposium auf der Bautec 2018

Liebe Leserin, lieber Leser.
Schön, dass Sie dabei sind: wir begrüßen Sie heute zur ersten Ausgabe unseres Newsletters, den wir im Rahmen des Förderprogramms „Modellvorhaben zum nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen“ von nun an vier Mal jährlich veröffentlichen. Ein wenig anders als üblich, werden wir in unseren Newslettern auf die Zusammenstellung von Terminen, Veranstaltungshinweisen und Kurznachrichten verzichten, denn die finden Sie auf der Webseite www.zukunftbau.de. Damit Sie rund um das große Thema Variowohnungen gut informiert sind, wird sich jede Ausgabe einem aktuellen Schwerpunkt widmen. Daher kann es auch sein, dass die Newsletter nicht in einem regelmäßigen Turnus erscheinen – oder dass Sie sogar ein weiterer Newsletter erreicht – je nachdem auf was für Themen wir stoßen. Der erste Newsletter wirft einen Rückblick auf das Fachsymposium der Modellvorhaben im Rahmen der bautec2018 am 23. Februar.
Wir hoffen wir haben Sie neugierig gemacht. Wir freuen uns auf Ihr Feedback – und auch auf Ihre Anregungen. E-Mail senden.
Viele Grüße
Ihr Team der Begleitforschung

Nachlese zum Fachsymposium bautec2018 Variowohnungen im Mittelpunkt

Am 23. Februar trafen sich Akteurinnen und Akteure des BMUB, des BBSR, der 20 Modellvorhaben und der Begleitforschung zum Fachsymposium des Förderprogrammes Variowohnungen auf der bautec Berlin. Die Veranstaltung gab Einblicke in das Förderprogramm, die Modellvorhaben und die Begleitforschung. Neben der Verleihung der Förderurkunden informierten Prof. Matthias Sauerbruch und Achim Nagel zu ihrem Projekt WOODIE in Hamburg-Wilhelmsburg, einer Studierenden-Wohnanlage in modularer Holzbauweise. Ihr Bericht leitete über in eine Podiumsdiskussion, die mit den Statements verschiedener Akteure die Veranstaltung abrundete.

Der heutige Newsletter widmet sich dieser Podiumsdiskussion und dem Marktplatz der Projekte, der den Anwesenden Raum für Diskussionen mit den Vertretern der Modellvorhaben gab.

Marktplatz der Projekte

Alle 20 Projekte des Förderprogrammes Variowohnungen stellten sich auf dem Marktplatz in Form von jeweils einem Poster vor. Die Bandbreite der Modellvorhaben reichte dabei von kleineren innerstädtischen Baulückenschließungen mit rund 20 Wohneinheiten bis hin zur Komplettsanierung einer Hochhausscheibe mit mehr als 300 Wohnungen. Die unterschiedlichen Akteure tauschten sich unter anderem über Themen wie Vorfertigung, flexible Nachnutzung und Hybridbauweise aus.

Podiumsdiskussion

Moderation:
Helga Kühnhenrich, BBSR
Dr.-Ing. Günther Löhnert, sol·id·ar planungswerkstatt
Diskussion:
Monika Thomas, Leiterin der Abteilung Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten (BMUB)
Prof. Dr.-Ing. Michael Eisfeld, Eisfeld Ingenieure AG, privater Bauherr im Projekt Kassel
Bernd Landgraf, wissenschaftliche Begleitung an der Steinbeis Hochschule Berlin für das Projekt Brühl 65 in Chemnitz
Sieghard Lückehe, öffentlicher Bauherr/STÄWOG im Projekt Bremerhaven Achim Nagel, Investor im Projekt WOODIE, Primus Projektentwicklungen
Prof. Matthias Sauerbruch, Architekt im Projekt WOODIE, Sauerbruch Hutton

Das Konzept von Variowohnungen wirft zentrale Fragestellungen auf. Sind die Modellvorhaben übertragbar? Was sind die ersten Projekt-Erfahrungen? Solche Fragen umkreisten die sechs Diskutierenden auf dem Podium.
Die erste Frage nach der Motivation zu dem Förderprogramm richtete sich an Monika Thomas. Für sie stehe im Vordergrund, dass beim Bauen umgedacht werden müsse, denn die CO2-Bilanz dürfe im Bau und Betrieb eines Gebäudes nicht vernachlässigt werden. Es ginge um den Dreiklang „Kosten - Ökologie - Qualität“. Der Fokus des Förderprogramms - die Umnutzbarkeit - müsse langfristig gedacht werden, so Monika Thomas. Dass die Projekte im Neubau und Bestand deutschlandweit mit solch unterschiedlichen, innovativen Ansätzen vertreten sind, erfordere Mut - ermögliche es aber auch gleichzeitig den Akteuren, vielfältige Erfahrungen zu sammeln.
 
  Auf die Frage hin, ob das Förderprogramm die Erwartungen erfüllt habe, meinte Monika Thomas, die Modellvorhaben hätten die Qualität und das Potential, neue Aspekte besonders für die Bestandsentwicklung und Verbesserung städtebaulicher Situationen aufzuzeigen. In Zukunft sollte jedoch den Projekten noch etwas mehr Vorlaufzeit für eine Teilnahme an einem solchen Programm eingeräumt werden.
Was war der Grund, am Förderprogramm als Bauherr oder Forscher teilzunehmen? Wie konnten Sie den Vario-Aspekt im Projekt umsetzen? Diese Fragen zur Intention von Bauherren richteten sich an Michael Eisfeld, der die Vorteile einer Finanzierungsmöglichkeit in einer Marktlücke während der aktuellen Niedrigzinsphase betonte. Im Modellvorhaben sehe er auch mit den Innovationen das Potential Know-How zu generieren, mit der Einbindung von BIM die potentielle Wertschöpfung von der Planung zur Nutzung.
Die Sicht eines kommunalen Wohnungsbauunternehmens kommentierte Sieghard Lückehe: Die STÄWOG stelle sich mit dem Modellvorhaben den Herausforderungen eines „schwierigen Quartiers“, zusätzlich setze die Lückenbebauung Grenzen. Doch Wohngemeinschaften seien gefragt in Bremerhaven und die baulichen Innovationen könnten eine Strahlkraft für die Quartiersentwicklung entfalten.
Den Mehrwert, die wissenschaftliche, forschende Begleitung zu gestalten, begründete Bernd Landgraf. Die Forschung setze Schwerpunkte, die dem Projekt Profil verliehen, so Landgraf. Die Herausforderung bestehe darin, allen Anforderungen und Parteien gerecht zu werden – doch das fördere auch die Teamfähigkeit. Mit einem kleinen Wermutstropfen versah er den Umstand, als Forscher erst deutlich später als Projektbeginn vertraglich eingebunden worden zu sein.

War beim Projekt WOODIE das variable Bauen auch eine Planungsaufgabe? Wo lagen die Herausforderungen? Die erste Frage konnte Achim Nagel mit einem klaren „Ja“ beantworten, denn das sogenannte Universal Design von WOODIE ließe sich als serielle, modulare Bauweise weiterentwickeln. Eine Veränderbarkeit sei vorgesehen, indem mehrere Wohnmodule zusammengeschaltet werden können. Als Herausforderung betrachtete er als Investor, den Zeitaufwand und die Kosten zu optimieren. Modulares Bauen sei nicht unbedingt „billig“, dafür seien jedoch die Qualität und Präzision im Projekt gelungen, so dass er das Projekt prozesshaft betrachtete: als Prototypenentwicklung und als Designprozess. Matthias Sauerbruch ergänzte, man müsse sich die Zeit nehmen und auf die Herausforderungen einlassen, um in die Zukunft blicken zu können. Als Architekt sah er die Herausforderungen in den Wünschen aber auch Erfahrungen der Betreiber, sowie im Kostenrahmen. Die modulare Bauweise erfordere zum Teil Doppel- Konstruktionen und setze enge Maß-Toleranzen voraus. Dies bedeute gleichzeitig auch eine Alternative zum üblichen Bauprozess.
Der Frage nach der Vereinbarkeit von Vorfertigung und Ästhetik stellte sich Matthias Sauerbruch: die Wiederholung von Gestaltungselementen könne schnell zu Monotonie führen und die Fassade müsse immer zunächst zum städtebaulichen Umfeld passen, denn das Wohnumfeld brauche und verdiene Aufmerksamkeit. Eine Nachhaltigkeitszertifizierung sei deshalb nicht in Frage gekommen, weil der Planungs- und Bauprozess schneller als eine Zertifizierung nach NaWoh oder DGNB und diese zu aufwendig gewesen seien.
Die Chancen für den Holzbau im Geschoßwohnungsbau sah Monika Thomas darin, dass diese Bauweise bisher vor allem im urbanen Bereich nicht „salonfähig“ sei – die Projekte könnten dieses Image aufbrechen und zudem Erfahrungen zum Brandschutz generieren.
„Was erhoffen Sie sich vom Forschungsprojekt?“ Diese Frage läutete die letzte Runde ein. Für alle Diskutierenden stand fest:
Austausch und Zusammenarbeit zwischen den Modellvorhaben sind gefragt;
die Bauaufgabe Variowohnungen birgt hohe Anforderungen an alle Beteiligten, kann aber auch eine hohe Planungs- und Bau-Qualität zum Ergebnis haben; von den Ergebnissen erwartet man eine Übertragbarkeit auf aktuelle Aufgaben im Wohnungsbau. Gleichzeitig können auch Erkenntnisse und Informationen aus anderen Projekten, beispielsweise dem Hybridbau, die Modellvorhaben bereichern.

Impressum
Verantwortlicher Herausgeber des Newsletters ist das Team der Begleitforschung Variowohnungen.