Newsletter 06 - Energiekonzepte

Liebe Leserin, lieber Leser,

Im Rahmen einer Masterarbeit an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und der Begleitforschung Variowohnungen wurden die Energiekonzepte der Modellvorhaben untersucht und miteinander verglichen. Die Ergebnisse stellen wir Ihnen in diesem Newsletter vor.

Die Energiekonzepte der Modellvorhaben

Über die Abfragebögen t0, t1 und t2 und die Zwischenberichte, die die Forschenden der Modellvorhaben der Begleitforschung regelmäßig zukommen lassen, sowie über die Baustellenbesichtigungen zeichnen sich die Konzepte der Energieversorgung für die Modellvorhaben bereits ab. Gründe für die angestrebten Konzepte und aufgekommene Problematiken wurden bei den Netzwerktreffen diskutiert.

Zukunftsfähige Energieversorgungskonzepte werden durchaus umgesetzt und erneuerbare Energien genutzt. Dennoch werden kaum ganzheitlich innovative Ansätze mit dem Fokus auf der Gebäudehülle und einer regenerativen, dezentralen Energieversorgung verfolgt. Die vorrangige Nutzung von Fernwärme ist besonders auffällig.

Passivhaus-Standard:   4 von 19 Modellvorhaben
KfW-40 (Plus): 4 von 19 Modellvorhaben
Fernwärme: 13 von 19 Modellvorhaben
Blockheizkraftwerk: 5 von 19 Modellvorhaben
Wärmepumpe:   2 von 19 Modellvorhaben
Solarthermie-Anlage: 3 von 19 Modellvorhaben
Photovoltaik-Anlage: 7 von 19 Modellvorhaben
Flächenheizung: 6 von 19 Modellvorhaben

 

Diskussionen beim zweiten Netzwerktreffen im September 2018 im Format des World-Cafés ergaben, dass der Einfluss der Fachplaner_innen auf die Qualität und den Innovationsgrad des Energieversorgungskonzeptes groß ist. In mindestens zwei Modellvorhaben kam Unzufriedenheit mit der Arbeit der TGA-Planer_innen auf. Die Vielfalt und scheinbare Komplexität von angebotenen Lösungen mache die Entscheidung nicht einfacher, so die Erfahrung vieler Forscher_innen.

Vor allem der gute Primärenergiefaktor, die günstigen Investitionskosten und die simple und platzsparende Ausführung wurden als Vorteile der Fernwärme genannt. Fernwärme ist außerdem als Ersatzmaßnahme nach EEWärmeG zugelassen.

Als Grund für die vereinzelte Nutzung von erneuerbaren Energien zur Wärmeversorgung wurden rechtliche Restriktionen wie eine Fernwärmesatzung, der B-Plan oder der Denkmalschutz genannt. Außerdem konkurrieren manche Technologien den Platzbedarf betreffend miteinander, zum Beispiel bei der Dachfläche.

Dennoch sind innovative Lösungsansätze bei den Modellvorhaben zu finden. Die Entscheidung für diese scheint häufig mit den Ambitionen der Bauherren und Architekt_innen zusammenzuhängen. Dies ist beim Modellvorhaben in Meschede zu erkennen, bei dem keine Fernwärme, dafür aber Wärmepumpentechnik und Wärmerückgewinnung zum Einsatz kommen. 

Bei den Modellvorhaben Wuppertal-Fuhlrottstraße und Bochum, die beide durch ACMS Architekten begleitet werden, liegt der Fokus vor allem auf der Senkung des Heizwärmebedarfes durch Umsetzung des Passivhaus-Standards. Die Wärmeversorgung erfolgt jedoch über Fernwärme.

Auch in den Bauwerkskosten spiegelt sich unter anderem der umgesetzte Standard in Gebäudehülle und technischer Ausstattung wieder. Die obere Abbildung zeigt die Bauwerkskosten (Kostengruppe 300 und 400) der Modellvorhaben. Da sich nicht alle Modellvorhaben auf dem gleichen Ausführungsstand befinden, müssen allerdings Kostenangaben aus unterschiedlichen Planungsphasen verwendet werden, was zu Unschärfen führen kann. Die Kosten sind die jeweils aktuellsten, die der Begleitforschung vorliegen. Sie wurden regional bereinigt, das heißt mit den entsprechenden Faktoren des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern (BKI) verrechnet. Deutlich wird, dass in Jena und Berlin-Marzahn bezüglich der Baukonstruktion und der technischen Anlagen kostensparend gebaut wird. Hier werden allerdings weder der Passivhausstandard noch ein KfW-Standard angestrebt. In Wuppertal Fuhlrottstraße und Bochum hingegen wird der Passivhausstandard umgesetzt – ein Faktor, der möglicherweise kostentreibend wirkt.

Die Betrachtung der Bauwerkskosten zeigt außerdem, dass sich die Nutzung von Bestandsbauten kostensenkend auswirkt. Alle Modellvorhaben, die sich dem Umbau im Bestand widmen, liegen mit den Bauwerkskosten unter dem Durchschnitt der Modellvorhaben. Die mittleren Bauwerkskosten aller Modellvorhaben liegen momentan bei 1.271 €/m² BGF.

Im Laufe der Begleitforschung und in Vorbereitung der Ergebnispublikation und der Handlungsempfehlungen sollen verschiedene Aspekte (Bauzeit, Nachnutzung, Gemeinschaftsbereiche) der Modellvorhaben über ein Punktesystem bewertet und diese Bewertung im Rosendiagramm dargestellt werden. Auch das energetische Konzept soll bewertet werden. Ein solches Bewertungssystem wird momentan durch die Begleitforschung erarbeitet. Ein konkreter Indikator könnte u.a. der Primärenergiebedarf sein. 

Viele Grüße 
Ihr Team der Begleitforschung

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Verantwortlicher Herausgeber des Newsletters ist das Team der Begleitforschung Variowohnungen.