Newsletter 11 - Querauswertung

Liebe Leserin, lieber Leser,

Heute erreicht Sie unser vorletzter Newsletter – so schnell vergeht die Zeit. Auch für die Modellvorhaben, denn von denen sind inzwischen 13 fertiggestellt und ihre Begleitforschung arbeitet bereits an der Dokumentation der Ergebnisse. Läuft alles nach Plan, so wird zur BAU 2021 in München die Ergebnisbroschüre vorgestellt. Die 18 Wohnheime für Studierende und Auszubildende, die gefördert und untersucht wurden, zeigen auf unterschiedliche Weise, wie sich bezahlbarer, qualitätsvoller und flexibel anpassbarer urbaner Wohnraum generieren lässt, der später auch einem Wechsel der Nutzergruppe nicht im Wege steht.


Um die 18 Modellvorhaben des Forschungsprogrammes in den Markt der Studierendenwohnheime einordnen zu können, wurden Benchmark-Projekte ausgewählt und ausgewertet. Heute stellen wir Ihnen die Modellvorhaben in einem ersten Vergleich mit den nationalen Benchmark-Projekten vor. Für den Vergleich wurden sowohl Studierendenwerke, die mit einem oder mehreren Modellvorhaben im Forschungsprogramm vertreten sind, als auch unbeteiligte Studierendenwerke angefragt. Die Daten von deren Wohnheimen wurden ergänzt durch Daten von passenden Objekten aus dem Baukosteninformationszentrum Deutscher Architekten (BKI). Noch mehr dazu werden Sie in der Ergebnisbroschüre erfahren, dort werden Sie dann auch auf internationale Benchmark-Projekte stoßen. In dem vorliegenden Newsletter liegt der Fokus auf den Baukosten und den Energieversorgungskonzepten. Die Ergebnisse basieren auf der Masterthesis von Svenja Gutt aus 2019 an der HTW Berlin im Studiengang Regenerative Energien.
Je ein Studierendenwohnheim in Berlin, Bremen, Hamburg, Frankfurt a. M., Jena, Würzburg und zwei in Wuppertal wurden herangezogen, ein weiteres wird hier anonymisiert dargestellt. Die Bildung von (regional und zeitlich bereinigten) Kennwerten wie die spezifischen Energiebedarfe oder die Kosten je Wohnplatz macht einen Vergleich möglich.

Die Nutzung von erneuerbaren Energien ist vor allem hilfreich, um die gesetzlichen Mindestanforderungen aus EnEV und EEWärmeG zu erfüllen.
Die Benchmark-Projekte mögen nicht den Standard oder Durchschnitt deutscher Studierendenwohnheime abbilden. Sie verdeutlichen aber, dass auch ohne den Einfluss eines Forschungsvorhabens innovative Energieversorgungskonzepte bei Studierendenwohnheimen umgesetzt werden. Gleichzeitig zeigt der Vergleich der Modellvorhaben und der Benchmark-Projekte, dass bei den Modellvorhaben durchaus Versorgungskonzepte umgesetzt werden, die die Mindeststandards nicht überschreiten.
Die Bauwerkkosten nach DIN 276 eignen sich als zentrale Bewertungsgröße für die Kosten je Wohnplatz. Sie bilden die Kosten für die Baukonstruktion (KG 300) und die technischen Anlagen (KG 400) ab. Die Kostenangaben sind mit dem aktuellen BKI verrechnet.

Der Mittelwert der Modellvorhaben überschreitet den der Benchmark-Projekte zwar um rund 10.000 Euro, doch lagen laut BKI 2019 die Bauwerkskosten für Wohnheime und Internate im Mittelwert pro Wohnplatz bei 89.150,00 Euro. Insofern lassen sich die Modellvorhaben durchaus mit den gängigen Kostenkennwerten messen.

Bezogen auf den Quadratmeter Bruttogrundfläche lagen die Bauwerkskosten bei 1.580,00 Euro

Auch diesen Mittelwert unterschreiten die Modellvorhaben mit rund 100 Euro. Weshalb die Kosten pro Wohnplatz bei den Modellvorhaben so deutlich erhöht sind, lässt sich damit erklären, dass die Bruttogrundfläche pro Wohnplatz größer als bei den Benchmark-Projekten ausfällt.

Fazit

Betrachtet man die Kosten pro BGF, so liegen die Mittelwerte beider Gruppen nahe beieinander. Bei der Betrachtung bezogen auf die BGF stellt sich heraus, dass Gebäude mit hohen Qualitäten wie zum Beispiel Passivhausstandard in Bochum und Wuppertal auch höhere Kosten aufweisen, demgegenüber verbuchen konventionelle Bauten wie in Jena auch geringere Kosten. Die Nutzung von Bestand kann zu geringeren Bauwerkskosten führen – wie beispielsweise in Erfurt. Die eher „kleinen“ Modellvorhaben in Heiligenhaus und Meschede weisen besonders viel BGF pro Wohnplatz auf.
Welchen Einfluss Maßnahmen wie Vorfertigung und Standardisierung auf die Kosten der Baukonstruktion nehmen, wird augenblicklich ausgewertet. Wie sich höhere Kosten bei den technischen Anlagen, bedingt durch eine hohe Installationsdichte, kompensieren lassen – beispielsweise durch einen vereinfachten Ausbaustandard – ist ebenso Gegenstand der Auswertung. Im Detail werden die Resultate in der Ergebnisbroschüre vorgestellt.

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Verantwortlicher Herausgeber des Newsletters ist das Team der Begleitforschung Variowohnungen.