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Konzeptionelle Entwicklung eines Netzwerks für nachhaltige Unterrichtsgebäude

Projektbeschreibung

Projektbeteiligte

Eckdaten

Konzeptionelle Entwicklung eines Netzwerks für nachhaltige Unterrichtsgebäude


Projektnummer
Projektbeginn
09.2018
Projektende
03.2020
Projektstatus
abgeschlossen mit Bericht

Seit 2013 ist die Umsetzung des Leitfadens Nachhaltiges Bauen und die Anwendung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) für Unterrichtsgebäude auf Bundesebene verpflichtend. Doch der größere Teil der Bildungsbauten wird in den Bundesländern und Kommunen realisiert. Eine breitenwirksame Realisierung nachhaltiger Unterrichtsgebäude ist daher nur möglich, wenn viele Akteure auf allen Ebenen mit eingebunden werden. Für den Informations- und Erfahrungsaustausch dieser Akteure wurden in diesem Projekt die Grundlagen für den Aufbau und Betrieb eines digitalen Netzwerkes für nachhaltige Unterrichtsgebäude erarbeitet.

Ausgangslage

Das Nachhaltige Bauen von Unterrichtsgebäuden ist mit der verpflichtenden Anwendung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) für diesen Gebäudetyp auf Bundesebene seit 2013 selbstverständlicher Teil der Planung und Ausführung geworden. Hiermit können sowohl allgemeinbildende Schulen und Schulen für Weiterbildungen als auch universitäre Einrichtungen und Hochschulen geplant und bewertet werden. Ebenso ist es möglich, das BNB bei Sonderanwendungen als sinngemäße Anwendung mit und ohne Zertifizierung abzubilden.

Erklärtes Ziel des Bundes ist es, die Anwendung des BNB über die Bundesebene hinaus voranzubringen. Um die Bereitschaft zur BNB-Anwendung auf Landesebene und auf Ebene der Kommunen für die wichtigen Aufgaben des Schul- und Hochschulbaus zu fördern, soll ein bundesweites Netzwerk für nachhaltige Unterrichtsgebäude eingerichtet werden. Aufgabe des Forschungsprojektes war es, hierfür in einem ersten Schritt ein umsetzbares und bedarfsorientiertes Konzept zu entwickeln.

Das Netzwerk soll dem Informations- und Erfahrungsaustausch in allen Fragen der Anwendung des BNB für Unterrichtsgebäude zwischen Kommunen, Ländern und Bund dienen und dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsprozesse und -strategien zu stärken. Dies betrifft die baufachlichen Fragestellungen im Zuge der Nachhaltigkeitsanforderungen, deren planerische Umsetzung, die Unterstützung gebäudebezogener, pädagogischer Anliegen und Organisationsfragen bezüglich der Nachhaltigkeitsbewertung. In die Weiterentwicklung der BNB-Anwendung sollen die Erfahrungen aus dem Netzwerk einfließen. Weitere Ziele des Netzwerkes sind:

  • Stärkung der Fachkompetenz der Akteure
  • Nutzung von Synergien im Bereich der BNB-Kompetenzen durch Schulungen und die themenbezogene Zusammenarbeit der Akteure
  • Aufbau einer Datenbank mit einer Projektdokumentation nachhaltiger Unterrichtsgebäude
  • Betreiben einer Internetplattform für die Kommunikation und die Bereitstellung von Fachinformationen und Veranstaltungshinweisen

Ziel

Ziel des Forschungsprojektes war die Erarbeitung von Grundlagen und Konzepten, um ein entsprechendes digitales Netzwerk bilden und betreiben zu können. Dafür wurden mögliche Strukturen, Organisationsformen sowie Themencluster erarbeitet und Empfehlungen für die Umsetzung einer benutzerfreundlichen Internetplattform entwickelt.

Bei der Konzeptentwicklung wurden dynamische Prozesse wie z. B. sich ändernde Aufgaben, Ziele, Koordinierungsinstrumente und eine mögliche Mitglieder- und Zielgruppenerweiterung berücksichtigt. Schließlich sollte am Projektende ein Musterpflichtenheft vorliegen, das als realisierungsfähige Grundlage für die Ausschreibung und Umsetzung des Netzwerkes nach Projektende verwendet werden kann. Dazu gehört ein umsetzungsfähiges Finanzierungskonzept für die Entwicklung und den Betrieb des Netzwerks, auf das sich die Kooperationspartner verständigen können.

Konzept

Am Projektbeginn stand eine Grundlagenermittlung mit Recherchen zu den Akteuren und deren Wechselbeziehungen untereinander. Eine Bedarfsanalyse mit den identifizierten Akteuren ermittelte den gewünschten Informations- und Erfahrungsaustausch. Dazu gehörte die präzise Definition der Inhalte und Arbeitsprozesse für das Netzwerk. Relevante baufachliche, organisationsbezogene und pädagogische Themen wurden für die Konzeption identifiziert und integriert. Berücksichtigt wurden hierbei auch die unterschiedlichen Typologien von Unterrichtsgebäuden, die verschiedenen Zielgruppen und die zu behandelnden Sachthemen.

Durch Workshops wurden interessierte Akteure in den Prozess der Konzeptentwicklung einbezogen. Um eine optimale Organisationsform für das Netzwerk zu entwickeln, wurden bestehende Netzwerkstrukturen und -organisationen analysiert.

Die erarbeitete Organisationsstruktur und das Netzwerkkonzept wurden in einem Workshop ausgewählten potenziellen Akteuren vorgestellt. Die Ergebnisse des Workshops bildeten die Basis für die Festlegung der beteiligten Akteure, der Organisationsform und der Steuerung des Netzwerkes sowie für den inhaltlichen und strukturellen Aufbau der Internetplattform. Zum Ergebnis gehörte daher auch die Konzeption einer webbasierten Datenbank mit Informationen zu Neubau- und Bestandsmaßahmen von nachhaltig geplanten Unterrichtsgebäuden. Die Datenbank wird in eine Internetplattform integriert sein, die dem kommunikativen Austausch dienen und neben Fachinformationen auch konstruktive Beiträge und Veranstaltungshinweise rund um das Thema Nachhaltiges Bauen und BNB-Zertifizierung bereitstellen soll.

In einem weiteren Workshop wurden die erarbeiteten Ergebnisse und das finale Netzwerkkonzept vorgestellt. Im Anschluss wurde ein Musterpflichtenheft mit dem finalen Netzwerkkonzept und den für die Umsetzung erforderlichen Schritte erstellt. In einem finalen Workshop wurde das Netzwerkkonzept präsentiert und die Schritte zur Realisierung diskutiert und festgelegt. Hierzu gehörte auch ein abgestimmtes Finanzierungskonzept für die Entwicklung und den Betrieb des Netzwerkes.

Es wurde geprüft, ob im Netzwerk auch solche Themen integriert werden, die über die Anforderungen und Anwendung des BNB hinausgehen. Dies könnte die breitenwirksame Anwendung des Nachhaltigen Bauens unterstützen und weitere relevante Zielgruppen im Bereich nachhaltiger Unterrichtsgebäude ansprechen. Für das Netzwerk bedeutsame Aktivitäten und Organisationen in diesen Bereichen würden somit berücksichtigt werden.

Ergebnisse

Die Systemvariante BNB Unterrichtsgebäude bildete die inhaltliche Basis für die konzeptionelle Entwicklung eines Netzwerkes für nachhaltige Unterrichtsgebäude. Um die Bereitschaft zur BNB-Anwendung auf Landesebene und auf der Ebene der Kommunen für die Aufgaben des Schul- und Hochschulbaus zu fördern, wurden Gestaltungsspielräume in der Konzeption des Netzwerks definiert mit dem Ziel, eine nachhaltige Motivation der Netzwerkakteure zu erreichen und die Breitenwirksamkeit zu erhöhen.

Das Netzwerk strebt an, die Handlungskompetenz im nachhaltigen Bauen von Unterrichtsgebäuden in der Planungs- und Baupraxis zu unterstützen und zu optimieren. Neben dieser auf die internen Netzwerkakteure gerichteten internen Angebotsstruktur informiert das Netzwerk durch ein nach außen gerichtetes Angebot zum Nachhaltigen Bauen und fördert die Partizipation der Zielgruppen.

Als Endergebnis liegt ein Lösungskonzept vor, das jedoch flexibel auf sich ändernde Bedürfnisse reagieren kann. Dafür wurde ein Implementierungsprozess als "Roadmap" definiert, der aus drei Umsetzungsphasen besteht.

Die praktische Umsetzung der BNB-Systemvariante Unterrichtsgebäude soll durch das Netzwerk für Nachhaltige Unterrichtsgebäude durch folgende Agenda mit den nachstehend genannten Aktivitäten unterstützt werden:

Informieren und Erfahrungswissen bündeln

  • Informationen in Übersichten und mit aufgabenspezifischen Details sollen allen Zielgruppen einen guten Zugang zum Nachhaltigen Bauen ermöglichen und Partizipation anzustoßen.
  • Objektdatenbank: Objekte, die im Rahmen von BNB-Zertifizierung geplant und gebaut wurden, werden mit Ansprechpartnern/-innen und Besonderheiten (z.B. zur Materiawahl oder zum Energiekonzept) erfasst.

Vorhandene Arbeitsgrundlagen auswerten und im Netzwerk teilen bzw. bekannt machen; ggf. innerhalb des Netzwerks auch eigene Entwicklungen anregen und umsetzen

  • Informations- und Arbeitsblätter erstellen, um vorhandene Arbeitsgrundlagen effizient zu einem Katalog der Möglichkeiten zu verknüpfen und einsetzen zu können.
  • Die gegenseitige Information und Auswertung der Ergebnisse anderer Arbeitsgruppen wird ebenso verfolgt wie die Anregung für neue Impulse zum nachhaltigen Bauen.

Prozesse und Kontakte begleiten

  • Veranstaltungen und Weiterbildung
  • Schaffung einer "Netzwerk-Community" und von Initiativen für den Dialog

Die Nutzungstypologien und Gebäudearten, die bei dieser Netzwerkarbeit berücksichtigt werden sollen, betreffen verschiedene Situationen zur Bildung: Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen. Sporthallen werden, wenn sie zu diesen Typologien gehören, einbezogen.

Die Aktivitäten des Netzwerkes sollen innerhalb seiner Struktur in einer nach innen und einer nach außen gerichteten Angebotsstrategie umgesetzt werden. Die nach innen gerichtete Angebotsstrategie hat einen Werkstattcharakter und spricht Netzwerkakteure mit Erfahrung und umfassendem Wissen an. Die operative Netzwerkarbeit beinhaltet unter anderem die Pflege des Internetportals "Nachhaltige Unterrichtsgebäude". Ergänzend wird eine Wissensbasis aufgebaut und gepflegt. Hierzu gehören sowohl Informations-/Arbeitsblätter (als sogenannter Katalog der Möglichkeiten) wie auch Kompetenzprofile von Akteuren und Objekten/Projekten mit BNB-Anwendung.

Diese Wissensbasis dient auch in der nach außen gerichteten Angebotsstrategie, die als "Schaufenster" wirkt, als Quelle für eine nutzerangepasste Aufbereitung von Grundlagen und Projektbeispielen. Dies soll auch Akteure ansprechen, die mit den Themen des Nachhaltigen Bauens wenig oder noch keinen Kontakt hatten.

Der Aufbau des Netzwerks wurde als agiler Prozess formuliert, der einem strukturierten Ablauf gemäß dem vorliegenden Konzept folgt, gleichzeitig aber flexibel auf Veränderungen reagieren kann ("Roadmap"). Dafür definieren die Akteure, was für sie relevant ist und fokussieren ihre Aktionen auf Themen, von denen sie einen unmittelbaren Nutzen haben. Dafür muss eine Infrastruktur für die Datenverarbeitung und Organisation zur Verfügung stehen, für die eine Geschäftsstelle für das Netzwerk einzurichten ist. Über diese Geschäftsstelle wird das Netzwerk aufgebaut und organisiert.

Zielgruppen und Akteure
Die Mitwirkung im Netzwerk Nachhaltige Unterrichtsgebäude soll offen für alle Interessierte mit Fachkompetenz im nachhaltigen Bauen sein. Diese werden erfahrungsgemäß aus den folgenden Bereichen stammen:

  • Freiberufler (Architekten und andere Planer, Nachhaltigkeitskoordinatoren)
  • Vertreter aus den Ressorts Bauen, Bildung und Finanzen von Kommunen, Ländern, Bund
  • Wissenschaftliche Experten im nachhaltigen Bauen (Forschung, Gutachten)

Weiterhin ist eine themenbezogene Mitwirkung von Personen ohne baulichen Sachverstand beabsichtigt, wie z.B. Schul- oder Hochschulverwaltungen und Gebäudenutzer wie Schüler, Studenten und Lehrkörper.

Netzwerkstruktur und -organisation
Die in der Agenda beschriebenen Ziele des Netzwerkes führen zu den differenzierten Aktivitäten, die sich sowohl nach außen wie auch nach innen richten. Die Aktivitäten entwickeln sich auf der Basis von Angebotsstrategien, die für die verschiedenen Netzwerkakteure entwickelt wurden. Die Verantwortlichkeiten und das damit zusammenhängenden Management für die Angebotsstrategie sind insgesamt und für jeden Angebotsbereich im Netzwerkkonzept ausformuliert. Eine zentrale Bedeutung hat hierbei die Geschäftsstelle mit folgenden wesentlichen Aufgaben:

  • Umsetzung des langfristigen Projektmanagements zur Sicherung des mehrjährigen Entwicklungsprozesses anhand der "Roadmap" inklusive zwischenzeitlicher Evaluationen und ggf. Umsetzung von Anpassungen
  • Verwaltung und Betreuung der Netzwerkmitglieder und der dazu gehörenden Gremien
  • Inhaltliche und redaktionelle Betreuung der Informationen, die im Netzwerk entstehen und vom Netzwerk verbreitet werden – inkl. der Internetplattform

Rechtsform
Es empfiehlt sich für die Organisation der Netzwerkarbeit zunächst eine Orientierung an den Reglungen und Vorgaben eines Vereins. So sollten die Aufgaben des Netzwerkes, seiner Geschäftsstelle und anderer Gremien sowie die Verwendung der finanziellen Beiträge in einer Geschäftsordnung festgelegt werden.

Netzwerkkonzept
Das Netzwerkkonzept setzt sich aus drei zeitlich aufeinander folgenden Umsetzungsphasen zusammen:

Umsetzungsphase 1: Es werden die Grundlagen gelegt, die einen aktiven oder passiven Erfahrungsaustausch ermöglichen. Hierzu gehört u.a. die Einrichtung einer Geschäftsstelle und einer Internetplattform mit Forum (intern und extern). Diese soll sowohl nach innen gerichtete Informationen wie auch nach außen gerichtete Basisinformationen und Grundlagen zur Verfügung stellen.

Umsetzungsphase 2: Basierend auf den in Phase 1 erstellten (technischen) Grundlagen können in dieser Phase Informations-/Arbeitsblätter erstellt werden. Der Austausch der Akteure erfolgt im Rahmen von Netzwerktreffen und der Internetplattform.

Umsetzungsphase 3: In dieser Phase steht die strukturierte Aufbereitung der Ergebnisse im Vordergrund. Diese können als Dokumente veröffentlicht werden (online oder offline) oder die Inhalte für die Entwicklung von Veranstaltungsangeboten genutzt werden.
Für jeder der Umsetzungsphasen werden ca. 1,5 Jahre angesetzt.

Finanzierung
In der Umsetzungsphase 1 und 2 muss der Aufbau und Betrieb einer Geschäftsstelle ermöglicht werden. Eine Finanzierungsbeteiligung in dieser frühen Phase durch Beiträge oder externe Zuwendungen (öffentlich oder privat) ist nicht zu erwarten, da in dieser Phase die Akzeptanz bzw. der Erfolg des Netzwerkes noch nicht sichergestellt ist. Die Unabhängigkeit des Netzwerkes muss auch bei der Annahme privater Zuwendungen sichergestellt sein. Daher ist es empfehlenswert, die Finanzierung für eine erste Aufbauphase durch ein öffentlich gefördertes Anschubprojekt zu ermöglichen, um in dieser Zeit die erforderlichen Kooperationen für Beteiligungen zu finden. Für eine Verstetigung des Netzwerkes nach der Aufbauphase ist eine unabhängige, eigenständige Finanzierung in einer Umsetzungsphase 3 zu entwickeln.

In einem Projektvorschlag wurden Arbeitspakete für ein Anschubprojekt definiert, mit denen die Umsetzungsphasen 1 und 2 realisiert werden können.

Veröffentlichungen


Konzeptionelle Entwicklung eines Netzwerks für nachhaltige Unterrichtsgebäude - Endbericht

Download auf https://www.bbsr.bund.de/

Projektbeteiligte
Eckdaten
Schlagworte zum Projekt : Nachhaltiges Bauen, Unterricht, Netzwerk
Projekt auf der Webseite des BBSR : https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/zb/Auftragsforschung/2NachhaltigesBauenBauqualitaet/2018/bnb-unterricht-netzwerk/01-start